August 2009  

Ästige Graslilie / Anthericum ramosum

Bild 1: Anthericum ramosum_Schlaglichtung nach Schwarzföhrenwald_Grenzgraben_27. Juli 2008
Viele lilienähnliche weiße Blüten scheinen auf schlanken Ästen über den Gräsern auf einer Schlaglichtung zu schweben. Die Ästige Graslilie ist wohl eine der zartesten und dennoch besonders robusten Blütenpflanzen in den heißen Sommermonaten.

Graslilien auf einer Schlagfläche

Bild 02: Anthericum ramosum_ Rosskopfwiese 22.Juli.2004 & OissnerBerg 10.Juli.2004 & Harzberg 13.Juli.2008
Der mit Lilien übereinstimmende Blütenbau veranlasste früher die Botaniker, die Graslilie unter die Liliengewächse einzureihen. Wie die Lilien (Lilium) und Tulpen (Tulipa) haben auch die Graslilien (Anthericum) je Blüte 6 Perigonblätter, 6 Staubgefäße und einen oberständigen Fruchtknoten, aus dem sich eine Kapsel entwickelt.

Text Bild 2:Einige Nahaufnahmen der Blütenstände und eEinzelblüten der Graslilie: sechs weiße Perigonblätter, sechs Staubgefäße und ein oberständiger Fruchtknoten mit einem langen Griffel sind zu erkennen.

Diese übereinstimmenden Blütenbaumerkmale waren Begründung für die Versammlung aller Arten mit diesen  Merkmalen in der Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Forschungsergebnisse aus verschiedenen botanischen Disziplinen ( unter anderem über Inhaltsstoffe und DNA) haben aber gezeigt, dass die Arten mit dem lilienähnlichen Blütenaufbau oft gar nicht nahe miteinander verwandt sind. Die Arten aus der „alten" Familie der Liliengewächse wurde auf mehrere Familien aufgeteilt. So zählt die Tulpe (Tulipa) weiterhin zu der Familie der Liliengewächse im engeren Sinne (Liliaceae s.str.), unsere Graslilie (Anthericum) zur Familie der Grasliliengewächse (Anthericaceae). Details siehe: Exkursionsflora 2008, S 1032ff und 176

 

Bild 03: Anthericum ramosum_Sonnenweg_17. Juli 2002
Zahlreiche Graslilien mit weißen Blüten, im Vordergrund ein Blütenstand vom Gelb-Lauch  /Allium flavum, im Hintergrund einige purpurrote Blütenstände vom Kugelkopf-Lauch Allium / sphaerocephalon.

Graslilien

 

Bild 4: Anthericum ramosum_Sonnenweg_25. August 2009
Eine Gruppe von Graslilien im Trockenrasen vor der Waldrandkulisse aus Schwarzföhren
Die Graslilie ist eine lichtbedürftige Pflanze. Sie ist der sommerliche Schmuck der Trocken- und Halbtrockenrasen, ...

Graslilien

Bild 5 : Anthericum ramosum_Riesleiten_13.Juli.2008
... gedeiht auch prächtig in trockensten, oberflächlich humusfreien Dolomitschuttböden wie auf der Riesleiten unterhalb des Jubiläumskreuzes, ...

Graslilien in Schuttflur

Bild 6: Anthericum ramosum_Zwischen Kreuzerlföhre und Zwei Föhren_13. Juli 2008
... besetzt aber auch lichte Stellen in aufgelockerten Schwarzföhren - und Flaumeichenwäldern.

Graslilien im Schwarzföhrenwald

Dichter Unterwuchs oder intensive Verbuschung wirken sich aber negativ auf die Graslilie aus. In unserem Gebiet wird sie als gefährdet (nach der Roten Liste) bezeichnet, eine Einstufung, die wir bei der Massenblüte auf manchen Flächen nicht recht nachvollziehen können. Wenn wir aber bedenken, dass Trocken- und Halbtrockenrasen vielfach schon im Schatten von Sträuchern und jungen Wäldern untergegangen sind und dass in  vielen noch vor wenigen Jahren sehr lichten Föhrenwäldern  Sträucher und junge Bäume allmählich den Stammraum ausfüllen, müssen wir die Prognose zur Kenntnis nehmen, dass diese Art tatsächlich in Vöslau langsam aber sicher seltener werden wird. Die Maßnahmen zur Bestandessicherung der Trocken- und Halbtrockenrasen im Bereich des Sonnenweges und Hüterriegels werden aber bewirken, dass auch in den nächsten Jahren diese hübschen Blüten in großer Zahl den Sommeraspekt der Trocken- und Halbtrockenrasen bestimmen werden.

Bild 07: Anthericum ramosum & Melica ciliata & Allium sphaerocephalon_Oissner Berg_10. Juli 2004
Dichter Bestand der Graslilie im Trockenrasen auf dem OissnerBerg, dazwischen fruchtende Halme des Wimpern-Pergrases / Melica ciliata und ein Blütenstand des Kugelkopf-Lauches  / Allium sphaerocephalon mit rötlich-grünen Blütenknospen.

Graslilien und Kugelkopf-Lauch