Februar 2018

Fortsetzung von Jänner 2018:

Bild 01: Pinus nigra_Riesleiten_17. März .2013
schütterer Schwarzföhrenwald

Bild 02: Pinus nigra_H = 3m, BHD = 30cm_Hauerberg, Westhang _2. Oktober 2011.
niederwüchsige schwarzföhre

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Natürliche oder autochthone Schwarzföhrenwälder,
Standorte, auf denen die Schwarz-Föhren immer schon ohne Förderung durch den forstlich tätigen Menschen wachsen konnten, wurden im Jänner 2018  vorgestellt. Es sind dies relativ (d.h. im Verhältnis zur gesamten mit Schwarzföhren bestandenen Fläche) kleine Bereiche auf dem Hauerberg, der Riesleiten, dem Manhartsberg, dem Kaiserstein, der Schöpfeben, dem Hochrain, dem Scheiterboden, dem Augustinerwald, dem Mariazeller Zwickel und dem Steinkamperl
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Bild 03:Pinus nigra_Dolomitgrube Manhartstal/Hauerberg_14. Jänner 2018
Auch in den stillgelegten Stein- und Sandbrüchen konnten sich Schwarz-Föhren auf natürliche Weise ohne menschliches Zutun ansiedeln. Sie werden sich auf diesen Felsen und Dolomitgrusböden auch durch die folgenden Baumgenerationen behaupten können,  ohne auf Unterstützung angewiesen zu sein. (Außer der Götterbaum /Ailanthus macht ihnen den Platz streitig.)
Verjüngung durch samenanflug
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Bild 04: Pinus nigra_Dolomitgrube Strauß_25. März 2012
Diese Pionierbesiedelung wird dadurch begünstigt, dass die Schwarzföhre in offenen humusarmen Mineralböden keinem kann: Sie ist ein Mineralbodenkeimer. Verjüngungshemmend wirken aber starke Vergrasung und Moderauflagen . [FRANK 2006: 71]
einjährige Schwarzföhre
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Alle anderen Schwarzföhrenwälder sind sekundär,
d.h. dass ursprünglich andere Waldgesellschaften hier präsent waren. [ ]
Mit den Bildern 05 bis ###Ende werden einige Situationen mit geforsteten Schwarzföhren dargestellt:

Bild 05: Pinus nigra_oberhalb der Riede Oberkirchen_15. Jänner 2018
Zur Förderung der Pecherei hat man vor etwa 250 Jahren begonnen, Waldflächen, die ursprünglich von Laubwäldern, vor allem aus Flaum-Eichen, Linden und/oder Rotbuchen, bedeckt waren, in Schwarzföhrenforste umzuwandeln oder baumlose Flächen mit Schwarzföhren aufzuforsten.
Was auf diesen Flächen ursprünglich war, natürliche (autochthone) Schwarzföhrenwälder oder Laubwälder, kann oft nicht geklärt werden. Wenn die Bäume eines alten Schwarzföhrenbestandes [1] gleiche Wuchshöhen (von deutlich über 10 m) haben, die untere Baumschicht und die Strauchschicht sehr dicht ist und aus Eichen, Elsbeere, Speierling, Linden, Hasel und/ oder Gelbem Hartriegel und nicht vorwiegend aus Felsenbirne zusammengesetzt ist, kann als Vorläufer des aktuellen Waldes eine laubholzbetonte Waldgesellschaft angenommen werden. [2]
[1] WILLNER & GRABHERR 1: 175     [2] „Hinweise auf sekundäre Natur geben die Wüchsigkeit der Schwarzföhre – auf primären Standorten ist sie gering – und das Auftreten anspruchsvoller Laubbaum- und Straucharten in Nebenbestand oder Strauchschicht (Buche, Hainbuche, Eichen, Linden, Esche, Elsbeere, Hasel) […][ZUKRIGL  2006: 59f]
Schwarzföhrenwald mit dichtem Unterwuchs

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Bild 06: Pinus nigra_oberhalb der Helenenhöhe_28. Mai 2008
Dieser Bestand oberhalb der Helenenhöhe ist einheitlich, was Alter, Stammdurchmesser und Höhe der Bäume anbelangt [1].   Auf der Reproduktion eines Gemäldes aus 1848 erkennen wir, dass dieser Bereich vor etwa 160 Jahren baumlos war [2] . Jahrringauszählungen datieren die Begründung dieses Forstes mit etwa 1870. Die für autochthone Schwarzföhrenwälder charakteristische Felsen-Wolfsmilch fehlt hier, wie am übrigen Harzberg auch, vollkommen. Das Fehlen einer für sekundäre Schwarzföhrenwälder üppigen Strauchschicht könnte darauf zurückgeführt werden, dass hier schon lange Zeit vor der Begründung dieses Bestandes die Fläche durch Weidetiere offen gehalten wurde (?)
[1] Operat 2004: 8 a3 135 Jahre, siehe auch  Februar 2014: Bild 14    [2] Februar 2014: Bild 15]
lichter schwarzföhrenforst

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Bild 07: Pinus nigra_am Weg vom Lusthausboden zur Kreuzerlföhre ( Kamerstandpunkt N47 58.462 E16 10.524; Foto: Blickrichtung etwa N)_ 26. November 2011
In diesem Bestand sind alle Bäume gleich alt und haben etwa gleiche Durchmesser und Höhen (von ca. 11m) [1]. Die Strauchschicht besteht ausschließlich aus Felsenbirnsträuchern, die zu etwa 10% decken, im östlichsten Bereich, wo das Gelände eben wird, einzelne niedrigwüchsige Flaumeichen, Mehlbeeren und Dirndlsträucher. Diese Sträucher nehmen dann nach O zu sehr schnell an Höhe und Deckungsgrad zu.
Einige wenige Pflanzen der Felsen-Wolfsmilch [2] (die auf einer Fläche von nur wenigen Quadratmetern wachsen) würden auf einen natürlichen Schwarzföhrenwald hinweisen, die Gleichmäßigkeit des Bestandes charakterisieren ihn aber als Forst, was auch durch die Eintragungen im Operat zu dieser Unterabteilung bestätigt wird. Es ist aber möglich, dass hier vor diesem um etwa 1850 begründeten Forst auf einem durch Waldweide und/oder Streunutzung degradierten [3] Boden ein Schwarzföhrenwald bestanden hat. Die gering deckende Strauchschicht aus ausschließlich Felsenbirne wäre dafür ein Argument [4]. Zur Vorgeschichte der heute bestehenden Wälder und Forste, in denen (fast) ausschließlich alte Schwarz-Föhren die obere Baumschicht bilden, können oft nur Vermutungen angestellt werden.
[1]  Operat  Merkenstein  1960, Breiter Anger  10k:  seichtgründig, trocken, dürr, Alter 110 (1960), also etwa 1850 begründet, H = 11m    (Revier Merkenstein Karte1960 und  Überprüfung der Wuchshöhe an gefallenen toten Bäumen Jänner 2018, d.h. die Bäume haben in den    letzten 57 Jahren an Höhe nicht zugenommen),[2] Mai 2013: Bilder 1 bis 15!
[3]  Bodendegradation (Bodendegradierung) ist die dauerhafte oder irreversible Veränderung der Strukturen und Funktionen von Böden  oder deren Verlust [ Bodendegradation ]
[4] Kennzeichen sekundärer Bestände […]   [ZUKRIGL 1999d: 14]
Schwarzföhrenforst
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Bild 08: Pinus nigra_wie Bild 07, Aufnahmepunkt etwas weiter westlich (Kamerastandpunkt N47 58.481 E16 10.405; Foto: Blickrichtung etwa S_21. Dezember 2003
Werden am Saum eines alten Schwarzföhrenforstes in einem schmalen Streifen die alten Bäume gefällt, kann in kurzer Zeit ein dichter Jungwald heranwachsen, der fast ausschließlich wieder aus Schwarzföhren besteht. Einzelne Überhälter lieferten zusätzliche Samen.
Altholz und Jungwuchs der schwarzföhre
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Bild 09: Pinus nigra & Quercus pubescens_westlich des Kaisersteinfelsens_22. April 2007
Oft treten im Schwarzföhrenwald zahlreiche junge Flaum-Eichen auf. Es handelt sich hier wohl um „einen sekundären Schwarzföhrenbestand auf einem potentiellen Standort für wärmeliebende Eichenwälder“[1]. Einen derartigen niederwüchsigen Flaumeichenwald (ohne Schwarz-Föhren) sieht man unmittelbar östlich des Kaisersteins (Bild 09 in Jänner 2011].
[1] ZUKRIGL 2006: 59 – Seslerium pinetum nigrae  quercetosum pubescenstis (Vorschlag WILLNER]
junge Flaumeichen im Föhrenwald
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Bild 10: Pinus nigra & Quercus pubescens_oberhalb der Helenenhöhe_26. November 2006
Am Weg von der Helenenhöhe zur Sandgrube fallen neben jungen Schwarz-Föhren zahlreiche junge Flaum-Eichen auf, ein Zeichen dafür, dass die natürliche Waldgesellschaft hier ein Flaumeichenwald wäre, wenn nicht vor etwa 150 Jahren hier Schwarzföhren gesetzt worden wären.
junge Schwarzföhren und Flaumeichen

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Bild 11: Pinus nigra & Quercus pubescens_Kahler Berg [1]_29. Februar 2004
Auch in diesem etwa 35 Jahre alten, auf natürliche Samenverbreitung begründeten und vor einigen Jahren zum ersten Mal durchforsteten Waldstück wachsen zwischen 9/10 Schwarzföhren etwa 1/10 Flaum-Eichen.
[1] Operat 2004: Unterabt. 8 a 9, wenige Minuten oberhalb der Helenenhöhe
9/10 Schwarzföhre und 1/10 Flaumeiche

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Bild 12: Pinus nigra & Quercus pubescens_Harzberg_5. Jänner 2003
In manchen Schlaglichtungen nehmen vor allem Flaumeichen den Platz der entnommenen Bäume ein. Das ist ein augenfälliger Hinweis, dass es sich hier um einen potentiellen Flaumeichenstandort handelt. Vermutlich bestand hier ursprünglich ein Flaumeichenwald, im 18. Jahrhundert war der Berg weitgehend [1], im 19. Jahrhundert völlig kahl [2]. Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden hier Schwarz-Föhren gesetzt [3]. Heute können sich an solchen Stellen Mischbestände aus Schwarz-Föhre und Flaum-Eiche bilden. Langfristig werden sich bei ungestörter Entwicklung die Flaum-Eichen wegen des hier mittelgründigen Bodens, der ihr Wachstum begünstigt, gegenüber der Schwarz-Föhre behaupten.
[1] Bild 15 in Februar 2014        [2] So schreibt Schmidl 1831 in einem ´Reiseführer“ zum und auf den Schneeberg´:  „Hat man von Vöslau das ungeheure Dorf Gainfahrn, vor  Alters ein Marktflecken, erreicht, entweder auf dem Fahrwege oder dem näheren Fußpfade durch die Weinberge, so ist man in einer öden Thalebene, von nackten Kalkfelsen umgeben.  [SCHMIDL:  83]        [3] Bild 14 in Februar 2014
Verjüngung aus Flaumeichen und schwarzföhren
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Bild 13: Pinus nigra & Quercus pubescens_unterhalb der Strauß-Sandgrube_26. Dezember 2005
Verjüngung vorwiegend aus Flaumeiche

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Bild 14: Pinus nigra & Quercus pubescens_Kahler Berg (47°57'58.62"N 16°11'48.87"E)_13. Jänner 2013
Auch hier [1], am Rande einer Verjüngungsfläche sind unter die heranwachsenden Schwarz-Föhren Flaum-Eichen gemischt. Die Start- und Entwicklungsbedingungen erlauben hier offensichtlich in diesem etwa 35 Jahre alten Jungwald [2] ein gleich schnelles Höhenwachstum der beiden Baumarten.
[1] Fitnesspfad Station 5
[2] Operat 2004:  8 a3, seit etwa1980;  Operat 2004:  8 a9, Altbestand  etwa 150 Jahre alt.
Jungwald aus Schwarzföhren und Flaumeichen
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Bild 15: Pinus nigra_Hauerberg_13. März 2003
Aus solchen Trupps, die nur ein bisschen mehr Licht bekommen als die anschließenden Flächen, können, ….
ein Trupp sehr kleiner schwarzföhren

Bild 16: Pinus nigra_ oberhalb der Helenhöhe_21. Dezember 2003
…können , wenn einige Altbäume entnommen werden oder absterben, auch auf Eichenwaldstandorten dichte Schwarzföhrenjungwälder heranwachsen.
Gruppe dicht stehender etwas älterer Jungföhren
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Bild 17: Pinus nigra_Haselweg_22. Jänner 2006
An dieser Stelle hat sich unter den letzten Föhren des Altbestandes durch die verbesserte Beleuchtung des Standortes die Nachkommenschaft gut entwickelt. Hier überwiegen die jungen Schwarzföhren, junge Rotbuchen haben sich aber auch darunter gemischt. Nicht weit von diesem Ort beginnen reine Buchenwälder.
Junge Schwarzföhren unter Altbäumen

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Bild 18: Pinus nigra_ Harzberg vom Goldeck gesehen_4. Mai 2005
Der Harzberg war im 18. Jahrhundert mit Laubwäldern bedeckt [1]. 1816 wird in der ersten angeordneten Waldabschätzung für die Vöslauer Wälder als einzige Baumart die „Schwarzfehre“ angegeben [2]. Die Pecherei wurde in den Gemeindewäldern 1972 beendet [3]. In der folgenden Zeit konnten die unter den alten Schwarzföhren nachwachsenden Laubgehölze, die die Pecher bei ihrer Arbeit behindert hatten und daher immer wieder ausgehackt wurden, unbehelligt wachsen und haben heute meist schon die Höhen der Schwarzföhrenkronen erreicht.
[1] Februar 2014, Bild 08
[2] Erste Waldabschätzung für die Vöslauer Herrschaftswälder (Herrschafts-Archiv Vöslau- Stadtmuseum: 15/260; 19. Februar 1816.
[3] Protokoll über die 2. Ord. Gemeinderatssitzung Bad Vöslau vom 3.März 1972, Rathaus Bad Vöslau ( voller Wortlaut  in:  STINGL 2006: 225)
Alter Schwarzföhrenbestand mit hohem und dichtem Unterwuchs

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Bild 19: Pinus nigra_ Harzberg vom Goldeck gesehen_14. Oktober 2013
Wo die Föhren entfernt wurden, wuchsen sehr schnell Laubwälder aus Eichen, Linden und Buchen heran, die sich im Herbst durch ihr buntes Laub von dem dunklen Grün der Schwarzföhren deutlich abheben. Im Schatten der Laubbäume gibt es für Föhrenkeimlinge kein Fortkommen. Auf einigen Flächen (etwa entlang der Harzbergstraße) hat man aber junge Föhren durch Auslichtungen gefördert.
Mosaik aus laub- und schwarzföhrenwald

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Bild 20 & 21Pinus nigra & Fagus sylvatica_Hochrainstraße, 550 m.s.m. _17. März 2013
Autochthoner Schwarzföhrenwald oder Schwarzföhrenforst, d.h. von Buchen befreite Föhren? Im Graben und an den Unterhängen stockt hier ausschließlich die Buche, an den Oberhängen die Schwarz-Föhre. Ist an der Straße ein Bereich, in dem natürliche Buchen- und Schwarzöhrenwälder ineinander übergehen,  oder wird die Buche allmählich die Schwarzföhren verdrängen? Hier, in der Kernzone des Biospärenparks Wienerwald, wird nicht forstlich interveniert. Wohin sich dieser Bereich entwickeln wird, kann man erst in Jahrzehnten sehen.
Kontaktzone Buchenwald / Schwarzföhrendwald

Kontaktzone Buchenwald / Schwarzföhrendwald

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Bild 22: Pinus nigra & Fagus sylvatica_Scheiterboden_12. Dezember 2004. _17. März 2013
Auf dem Scheiterboden sehen wir Mischbestände aus gleich starken (und gleich alten?) Buchen und Schwarzföhren. Es könnten hier von beiden Arten gezielt einzelne Stämme gefördert worden sein.
alte Buche und Schwarzföhre im Raureif

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Bild 23: Pinus nigra_oberhalb der Helenenhöhe (47°58'2.83"N 16°11'51.35"E)_22. Dezember 2012
Kopieren Sie die Positionskoordinaten in das Suchfeld von Google earth, wählen Sie weiter über > Ansicht > Historische Bilder !
Verjüngungslichtung im Schwarzföhrenforst
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Die meisten Schwarzföhrenforste auf dem Harzberg sind heute in der höchsten Altersklasse,  meist etwa 150 Jahre alt. [1].
Seit etwa 1980 (und auch schon früher?) hat man die Verjüngung des Vöslauer Waldes durch Anlagen kleiner Schläge in Kreis- oder Streifenform eingeleitet. Die Blößen waren nach der Entnahme der Bäume gute Keimbeete für die von den unmittelbar anschließenden Altbäumen entlassenen Samen. Vielfach konnte sich in wenigen Jahren ein dichter Jungwald, vorwiegend aus Schwarzföhren, entwickeln.
[1] Operat 2004 (einzelne Bäume deutlich älter >siehe November 2013, Dezember 2013, Jänner 2014, Februar 2014,

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.Bild 24: Pinus nigra_Harzberg, Lusthausboden_8. Jänner 2018
Kopieren Sie die Positionskoordinaten in das Suchfeld von Google earth, wählen Sie weiter über > Ansicht > Historische Bilder !
a Jungwald nach Saumschlag [47°58'20.82"N 16°11'12.73"E] : überwiegend Schwarz-Föhre, dazu einzelne Birken, Eichen, Berg-Ahorne, Zitter-Pappeln, Hainbuchen und Haselsträucher, am Rand gelber und Blutroter Hartriegel und Berberitze)
b Pflanzungen auf junger Blöße [47°58'20.53"N 16°11'10.63"E]
Einige Laubbäume (v.a. Mehlbeerbäume) aus dem Altbestand wurden beibehalten)
c Altbestand [47°58'21.18"N 16°11'8.92"E]
Aufforstung mit Schwarzföhre in einem Streifenschlag

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Bild 25: Pinus nigra_Harzberg, Lusthausboden_15. Jänner 2006
Der aus Samenanflug hervorgegangene Jungwald von Bild 24 (a) vor 11 Jahren, damals etwa 12 Jahre alt.
[Operat 2004:  5c9 mit je 1 Eiche, 1Berg-Ah, 1Esche, 1sonstige LH, 6 SFö; Alter 10 J.]
zwölfjähriger Jungwald aus samenanflug
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Bild 26: Pinus nigra_Gradental_25. Dezember 2013
Im letzten Jahrzehnt ist man vermehrt dazu übergegangen, in die Blößen Forstpflanzen auszusetzen.
Schwarzföhrensetzlinge

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Bild 27: Pinus nigra_Harzberg, Nordhang_13. Jänner 2013_8. Jänner 2018
Schwarzföhrensetzlinge

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Bild 27a: Pinus nigra_der gleiche Ort wie bei Bild 27_21. Jänner 2018
Auf diesem tiefgründigen Buchenstandort haben sich die jungen Schwarz-Föhren gut entwickelt.
etwa 8 Jahre alte Setzlinge

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Bild 28: Pinus nigra_Gradental, bei der Pecherhütte_15. März 2012
Am Grund von Tälern und Gräben und an Unterhängen sind die Bedingungen für alle Baumarten günstig. Die Laubbäume nehmen aber den Föhren das Licht, so dass diese nur dann überleben können, wenn ihre Kronen nach dem Entfernen der laubtragenden Konkurrenten ausreichend mit Licht versorgt werden. Das ist hier geschehen. „Naturdenkmal“ ist für diese Föhren ein wenig zutreffender Begriff, weil nur durch Eingriffe des Menschen diese imposanten Bäume heranwachsen konnten und weiter leben können. Dieser Schutzstatus sichert jedoch diesen prachtvollen Bäumen die Existenz. Voraussetzung ist aber weiterhin in den nächsten Jahrzehnten die Kontrolle der nachwachsenden Laubbäume.
(vgl dazu auch März 2011 &: Februar 2014 Bild 28, 27 bis 28a & November 2014: Bild 1 bis 16)
hochstämmige schwarzföhren

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Bild 29: Pinus nigra_Totenkopf_3. August 2009
Auch auf den Lehm-Schotterböden des Totenkopfes ist die Schwarzföhre den Laubholzarten unterlegen und kann nur mit Hilfe des Menschen überleben.
Schwarzföhre in einem Laubwald

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Bild 30: Pinus nigra_Krainerwald_11. Dezember 2005
Die natürliche Waldgesellschaft des Krainerwaldes ist ein Eichenwald, vorwiegend aus Trauben-Eichen. Die Schwarzföhren sind hier gepflanzt
[OPERAT 1960: 8n = 70 J >> zum Zeitpunkt der Aufnahme etwa 115 Jahre alt.]
hochgewachsene schwarzföhre

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Bild 31: Pinus nigra_ bei Hofstätten_10. Juni 2012
Auf tiefgründigen frischen Böden kann die Schwarzföhre massereiche Stämme ausbilden, wenn die Bedrängung durch die Buche hintangehalten wird.
gefällte Schwarzföhren

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Bild 32Pinus nigra_bei Hofstätten, Waldrand nahe beim Trenkerkreuz_2005_20. April 2008
Im Saum eines Laubwaldes an der Wiese beim Trenkerkreuz können sich Föhren nur behaupten, weil sie wenigstens von einer Seite ausreichend Licht bekommen und die Buchen noch nicht ihre Kronenhöhe erreicht haben.
Waldrand mit Buchen und schwarzföhren

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Ein kleiner Exkurs über die Grenzen unseres Gemeindgebietes hinaus beschäftigt sich mit dem Föhrenwald zwischen Wiener Neustadt und Neunkirchen.


Sind die Schwarzföhren im südlichen Steinfeld autochthon? 

BECK-MANNAGETTA nahm an, dass die Schwarzföhre „wild […] über das südliche Steinfeld "   vorkommt [1]. SAUBERER & BIERINGER haben 2001 [2] Argumente zur Frage der natürlichen Vegetation des Steinfeldes, „ Wald oder Steppe? “, kompiliert, gewichtet und mit eigenen Beobachtungen ergänzt. Die Autoren kamen nach Analyse der Erkenntnisse zur Tierwelt seit der letzten Eiszeit (große Pflanzenfresser, Schneckenarten ), zu den Trockengrenzen des Waldes, zur klimatischen und edaphischen Voraussetzungen, besonders der Bildung ganz spezieller Kalkkrusten im Boden des Steinfeldes, zur Vegetationsökologie und zur Siedlungsgeschichte zur begründeten Ansicht, dass zumindest große Teile (an die 100 km2) der von Schwarza und Piesting abgelagerten Schotterfächer von Natur aus weitgehend waldfrei und großflächig von Steppenvegetation bedeckt waren.
[1] BECK 1890 NADELHÖLZER NÖ: 35
[2] SAUBERER N. & BIERINGER G. (2001): Wald oder Steppe? Die Frage der natürlichen Vegetation des Steinfeldes.— Stapfia 77 (2001): 75-92. © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Bild 33: Aus SECKENDORFF 1881 (Tafel01.Feld 06)
Ausschnitt aus Landkarte von 1881

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Nach landläufiger Meinung sind die  Föhrenwälder im Steinfeld zwischen Wiener Neustadt und Neunkirchen in der Regierungszeit der Kaiserin Maria Theresia und auf ihr Betreiben gepflanzt worden. Als Quelle ihres historischen Wissens geben alle Befragten den Heimatkundeunterricht aus ihrer Volksschulzeit an. So ist es auch in einer „Heimatkunde“ aus 1958 [1] zu lesen, aber auch aktuell im www.:
  „Die Monokultur wurde zu Maria Theresias Zeiten künstlich aufgeforstet und soll nun nach und nach in einen Mischwald umgewandelt werden.“ ( neunkirchen 05.12.2017: 17:24):
  „Im Steinfeld findet man auf den Braunerdeböden weitläufige Föhrenwälder, die unter Kaiserin Maria Theresia angelegt wurden, um eine Versteppung der trockenen Landschaft zu verhindern.“ ( industrieviertel 05.12.2017: 17:25)
  „Das Heidegebiet wurde im 18. Jahrhundert unter Kaiserin Maria Theresia zum Teil mit Schwarzföhren aufgeforstet, die vor allem die Versteppung der Landschaft verhindern sollten.“  ( steinfeld 05.12.2017: 17:41)
  „Der grüne Föhrenast im Schildeshaupt weist auf die im Gemeindegebiet zur Zeit Kaiserin Maria Theresias entstandenen Föhrenwälder hin.“ ( weikersdorf 05.12.2017: 17:28)
[1] MADER 1958


Bild 34: VISCHER 1697 (1670): Archiducatus Austriae inferioris geographica et noviter emendata accuratissima descriptio (Topographische Sammlung der Landesbibliothek Niederösterreich: K I 227 /1697)
Diese Darstellung wurde 1697 publiziert, also 20 Jahre bevor Maria Theresia geboren wurde!
Deutlich sind zwischen Neustadt und Neunkirchen zwei Abteilungen des Föhrenwaldes zu erkennen.
Katze FöWald 1670

Zahlreiche Dokumente belegen, dass nicht Maria Theresia den Föhrenwald hat begründen lassen, sondern dass der  Föhrenwald  schon seit den Zeiten Maximilians I. existiert. Dieser Regent gab 1497 dem Jägermeister Ulrich Ochs folgenden Auftrag:

Item Er soll dem Wolffenreiter, dem verweser der haubtmannschaft in der Neuenstadt sagen, das Er auf dem Stainfeld Robaten und Akhern laß, unnd darein den samen so von Nürnberg gebracht wirdet säen. Geben zu Ynnsprug am Suntag Oculy anno im Sibenundfünffzigsten.[1]

 Es gibt zwei Dokumente zu dieser Instruction, ein Original und eine wortgleiche  Abschrift aus 1571 mit scheinbar widersprüchlichen Angaben  zum Jahr  der  Ausstellung.   KOHLROSS konnte durch Recherchen in den Regesta imperii und im Wiener Neustädter Stadtarchiv überzeugend darstellen, dass der Befehl von Maximilian I. im Jahre 1497 ausging. [2]
[1] Quellenangabe in KOHLROSS 2011: 18 - 21:

[2] KOHLROSS 2011: 94 -100

Bild 35: ZAHLBRUCKNER 1832: 246
In etlichen Publikationen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die den Föhrenwald des Steinfeldes zum Thema haben, werden als Datum der Anweisung zur Aufforstung des Steinfeldes die Jahre 1457 oder 1497 genannt und  daher Friedrich III. oder Maximilian I. als Auftraggeber angenommen.
Textausschnitt 1826

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Welche Bewandtnis hat es mit Samen aus Nürnberg?
     Im 14. Jahrhundert wurde der durch Übernutzung verödete Wald um Nürnberg durch Aussaat von Fichten-, Tannen- und Weißföhrensamen, die man aus geernteten Zapfen gewonnen hatte, wieder aufgeforstet. Der Erfolg war so überzeugend, dass im 15. und 16. Jahrhundert diese revolutionäre forstliche Maßnahme in zahlreichen europäischen Bergbaugebieten, wo ein besonders hoher Holzbedarf bestand, angewandt wurde. [1]
      Die Weißföhrensaaten haben sich bei den Bodenverhältnissen in Steinfeld nicht so bewährt wie auf den Sandböden um Nürnberg [2] und sind zum Großteil eingegangen. „Die kaiserlichen Waldbereiter setzten dann mit Schwarzföhrensaaten, die man aus dem autochthonen Verbreitungsgebiet vom nah gelegenen Alpenostrand herbeigeholt hatte, fort. Nach anfänglichen Fehlschlägen gelang es in der Folgezeit doch einige Bestände hochzubringen und einen Föhrenwald heranzuziehen.“[3]

Es konnte aber trotz der zahlreichen Dokumente nicht geklärt werden, wann und von wem Schwarzföhrensamen gesät wurden [4], sicherlich spätestens im 17. Jahrhundert: Die Schwarz-Föhre im Waldort Luderhüttenboden erblickte etwa um 1640, also 100 Jahre vor Regierungsantritt von Maria Theresia, das Licht der Welt [4].
[1] KOHLROSS 2011: 101-104ff.     [2] nürnberg
[3] LEISS (1965: 02) Der Autor gab leider dafür keine Quelle an, reihte aber diese Anmerkungen  zwischen Kaiser Maximilian  und 1560 ein     [4] KOHLROSS 2011: 158   
[4] SECKENDORFF 1881: 45 >> Bild 36

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.Bild 36: Pinus nigra_Wurzelsystem [SECKENDORFF 1881: 45]
Wurzelbereich einer schwarzföhre

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Die vermutlich erste urkundliche Nennung des Föhrenwaldes als „farcha“ stammt aus dem Jahr 1570 [1]. Bis zum Regierungsantritt von Maria Theresia (1740) gab es zahlreiche Probleme und Differenzen zwischen der Stadt Wiener Neustadt und dem Oberstjägermeisteramt um die Nutzungsberechtigungen und um die Besitzansprüche bezüglich des Föhrenwaldes, die durch etwa 130 Schriftstücke, die heute im Österreichischen Staatsarchiv und im Wiener Neustädter Stadtarchiv aufbewahrt werden, dokumentiert sind.[2]

"Am 10.03.1712 erklärt Karl VI. an Neustadt, dass der Große Föhrenwald im Besitz der Stadt sei, außer der Jagdbarkeit." Maria Theresia bestätigt 1748 (?) diesen Beschluss ihres Vaters. [3]
Sonst dürfte sie kaum mit dem Föhrenwald befasst gewesen sein.
Es ist nur ein Bericht des Forstmeisters an Maria Theresia über die Aufteilung von Dürr-, Prügel-, Bürdel-, Wipfel- und Windwurfholz zwischen ihm und den Wiener Neustädtern überliefert. [4]

[1] KOHLROSS 2011: 106 
[2] Von H. KOHLROSS [2011: 105 – 147] erhoben, ihr Inhalt beschrieben, etliche im originalen Wortlaut wiedergegeben

[3] LEISS (1965: 02)
[4] KOHLROSS 2011: 146

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Bild 37: Excerpt aus der Abschrift der Waldordnung 1766 [1]
In der Waldordnung vom 15. September 1766 werden Anweisungen gegeben, wie auf - für andere Zwecke ungenutzten Flächen - Wälder zu begründen seien. Diese Waldordnung galt aber nicht nur für den Bereich des Großen Föhrenwaldes, sondern sie bezog sich auf alle „öden Plätze“ in den „Erherzogthümer Oesterreich unter- und ober der Enns“. Eine besondere „landesmütterlich tragende Vorsoge“ für den Föhrenwald im Steinfeld ist aus dem Text der Waldordnung nicht zu erkennen. [1] KILLIAN &PANOVSKY: 140, 144, 151fExcerpt aus der waldordnung 1766

Für den nördlichen Teil des Steinfeldes hat Maria Theresia allerdings durch eine Hofresolution vom 15.01.1763 angeordnet, dass eine Ackerbaukolonie gegründet werden soll, heute die Gemeinde Theresienfeld [1]. Von einem Wald war darin keine Rede.
Es ist erstaunlich, dass Maria Theresia (Regierungszeit 1740-1780) hartnäckig für die Begründerin des Föhrenwaldes im Steinfeld angesehen wurde, obwohl in etlichen Publikationen die Urkunden aus dem 15. Jahrhundert genannt wurden [2] . Möglicherweise waren Teile des Steinfeldes bei Wiener Neustadt sogar schon früher bewaldet [3].

[1] Wiener Z. 2.2.2017] und Homapage der Gemeinde Theresienfeld und wikipedia: Tirolerbach]
[2] u.a. GÜTTENBERGER & BODO 1929 : 224-227
[3] BOEHEIM berichtet 1830 in der „Chronik von Wiener Neustadt“ über eine Jagd, die 1515 stattgefunden hat: „Nach aufgehobener Tafel war abermals Hirschgejaid im Föhrenwalde, an dem der Kaiser und die beiden Könige theilnahmen,“ [Band I: 174] und „ Schon Friedrich III. gab Neustadt das Recht, im großen Föhrenwalde zur Wehrhaftmachung der Stadt Holz zu fällen (Band II.:80] [Abschrift in KOHLROSS 2011: 79]

Bild 37 : aus HOESS 1826: 220
Hoess (1826) und WESSELY (1853) berichten über Initiativen nach Maria Theresia: Etwa um 1780 haben mehrere Bauern begonnen Schwarzföhren auf besonders ertragsarmen Feldern durch Saat zu kultivieren, vor allem um abgefallene Nadeln zu sammeln und als Einstreu im Stall zu verwenden und den dadurch produzierten Mist als Dünger auf die übrigen Felder auszubringen.
Bericht Philipp Grabner

Bild 38 aus WESSELY 1853: 373
Bericht Ortsrichter Berger

Bild 39:  Josephinische Landaufnahme1763-1787    &    Josephinische LA NÖ 17773-1781
Auf der Karte der Josephinischen Landesaufnahme, die in den Jahren 1773 bis 1781 entstanden ist, ist zu erkennen, dass in dieser Zeit neben dem Großen Föhrenwald einige kleinere Föhrenwälder und westlich der Landesstraße eine Fläche mit „Anflug“ existierten.

Weitere Beiträge zur Schwarz-Föhre sind für Dezember 2018 und Jänner 2019 geplant