Jänner 2017

Farne 2. Teil

Anmerkung: In der Ökologischen Flora von NÖ stellen die Autoren die Frage: "Blätter (Wedel) gefiedert?  Und wenn ja, wie oft?" und geben zur Antwort: "Die Architektur der Farnblätter ist eigentlich ganz einfach und logisch aufgebaut. Trotzdem ist es oft schwierig und verwirrend, in der Natur die Zahl der Fiederung festzustellen." [HOLZNER & al. NÖ 4: 139]    Aus diesem Grund wird hier  (und im Dezember 2016) mehrfach der Grad der Fiederung im Bild (19,23,30) skizziert und auf den Unterschied von gefiedert zu fiederteilig wird hingewiesen.  

Gewöhnlicher Dornfarn / Dryopteris carthusiana

Bild 01: Dryopteris carthusiana_Haidlhoferwald_20. November 2016 & 30. Mai 2010
Beim Dornfarn / Dryopteris carthusiana stehen die Blätter nicht wie beim Wurmfarn und beim Frauenfarn eng beisammen, deren Wedel dadurch mehr oder weniger einen Trichter bilden, sondern sie entspringen dem Rhizom in einer lockeren Reihe.  [HOLZNER NÖ 4:158; BENL & ESCHELMÜLLER: 100]

Kleiner Dornfarn von oben und von der seite

Bild 02A:_li: Athyrium filix-femina_24. Mai 2010__re: Dryopteris carthusiana_31. Mai 2009
In der Form der Blätter (Umrisse) unterscheiden sich die in Vöslau heimischen  Dornfarne  von den Wurm-und Frauenfarnen: Die Wedel von Wurm- und Frauenfarnen / Dryopteris filix-mas & Athyrium filix-femina sind länglich-lanzettlich (also in der Mitte am breitesten und nach oben wie nach unten schmal zusammenlaufend), die der Dornfarne [1] am Grund mindestens (fast) so breit wie in der Mitte. Die innersten nach unten weisenden Fiederchen sind beim Dornfarns länger als die nach oben gerichteten, beim Frauenfarn etwa gleich lang.
[1] Dryopteris carthusiana, D. dilatata; ob Dryopteris expansa in Vöslau vorkommt, muss noch geklärt werden.
Herbarbögen Frauenfarn und Kleiner Dornfarn

Bild 2B_ li = Athyrium filix-femina_31. Mai 2009_re = Dryopteris carthusiana_20. November 2016

Frauenfarn und Kleiner Dornfarn am Standort

Bild 03: Dryopteris carthusiana [2]_Haidlhoferwald_11. Juli 2010
Der Dornfarn / Dryopteris carthusina hat seinen Namen von den Spitzen seiner Zipfel. Seine Fiedern 1. Ordnung sind wieder gefiedert [1]  (zur Spitze hin zunehmend fiederteilig [1]), die Fiedern 2. Ordnung tief fiederschnittig [1] mit stachelspitzigen Kerbzähnen. (Beim Wurmfarn und beim Frauenfarn sind die letzten Zipfel spitz, aber nicht zu einer langen dünnen Spitze in die Länge gezogen)

[1] Bei fiederschnittigen Spreiten reichen die Einschnitte von etwa 2/3 bis fast zur Mitte, bei fiederspaltigen von etwa 2/3 bis 1/3, bei fiederlappigen von etwa 1/3 bis ¼ der Spreitenhälfte [Xflora: 79, 81]. Eine Spreite ist gefiedert, wenn völlig voneinander getrennte Blättchen (Fiedern) an der Blattspindel angeordnet sind. Bei nicht völliger Trennung liegen doppelt-fiederteilige Blätter vor. [Xflora 2008: 81].
[2]carthusiana: Der Farn war schon 1786 unter der Bezeichnung Polypodium carthusianum, benannt nach dem Fundbezirk Grande Chartreuse (Carthusia) bei Grenoble, dem Stammsitz des Karthäuser-Ordens, von Villars beschrieben worden. [
BENL & ESCHELMÜLLER : 78]

Unterseite vom Kleinen Dornfarn                             

Bild 04:  Dryopteris carthusiana_Haidlhoferwald_31.Mai 2009
Li: (ei-) lanzettlich mit gerundetem Grund; re: die untere Spreitenhälfte länglich mit gerundetem Grund)
Die Umrisslinien der Blätter des Gewöhnlich-Dornfarns / Dryopteris carthusiana zeigen die Spreitenform an: „eilanzettlich bis länglich mit gestutztem Grund“ [1]. Die untersten Hauptfiedern sind etwas länger (oder geringfügig kürzer)  als oder gleich lang wie die benachbarten Fiedern.
[1] länglich: die Umrisslinien sind annähernd parallel; eilanzettlich >lanzettlich = in der Mitte am breitesten, nach beiden Enden verschmälert, 4-6x so lang wie breit; eilanzettlich: wie lanzettlich, aber unterhalb der Mitte am breitesten; gestutzt: die Umrisslinie der Spreitenränder trifft ± normal auf den Blattstiel [Xflora: 82, 84]

Blattformen beim Kleinen Dornfarn

Bild 05: Dryopteris carthusiana_alle im Haidlhoferwald am 20. November 2016
Sechs verschiedene Individuen vom Gewöhnlich-Dornfarn / Dryopteris carthusiana in einem Mischwald mit wechselnder Beteiligung von Trauben-Eichen, Buchen, Hainbuchen, Edelkastanien, Birken, Fichten, Tannen, Rot-Föhren & Lärchen.

Sechs Individuen vom Kleinen Dornfarn am Standort

Bild 06: Dryopteris carthusiana_ die selben Pflanzen wie im Bild 05 in der gleichen Reihenfolge
Die untersten Fiedern sind etwas länger oder etwas kürzer als die benachbarten oder etwa gleichlang wie diese. Die zum Blattgrund gerichteten Fiederchen sind zumindest an den unteren und mittleren Hauptfiedern wenigstens in deren untersten Hälften länger als die ihnen gegenüberstehenden, wodurch sich eine asymmetrische Form der Hauptfiedern ergibt.[1]
Manchmal ist dieser Längenunterschied der untersten Fiederchen nicht so auffallend deutlich ausgeprägt. (Beachte Farn 2 und 4 im Vergleich mit Farn1, 3 und 5)
[1] Xflora: 243;  HOLZNER & al: 154.
Sechs Individuen vom Kleinen Dornfarn am Standort

Bild 07: Dryopteris carthusiana_Haidlhoferwald_30. Mai 2010 (wie Bild 01; foto. 07.12.2016)
Ein weiteres Merkmale des Gewöhnlich- oder Klein-Dornfarns / D. carthusiana ist der Besatz mit locker angeordneten, einfärbig blassbraunen Spreuschuppen an Blattstielen und Blattspindeln.

Spreuschuppen am Stängel von einem Kleinen Dornfarn

Bild 08: Dryopteris dilatata_Haidlhoferwald_31. Mai 2009
Eine weitere Dornfarnart ist der Groß-Dornfarn (Österreichischer D.) / Dryopteris dilatata (D. austriaca subsp. austriaca [1] ).  Bei dieser Art sitzen die Spreuschuppen am Blattstiel dicht gedrängt, sind hellbraun, mit einem langen, meist bis zur Spitze durchgehenden dunkelbraunen Mittelstreifen und dadurch auffallend zweifärbig.
[1] kommt nicht nur in Österreich vor > MEUSEL I. K:18a Dryopteris austriaca 

Großer Dornfarn am Standort, Stängelschuppen

Großer Dornfarn / Dryopteris dilatata

Bild 09: Dryopteris dilatata_Totenkopfwald_22. März 2009
Die Blattspreiten sind beim Groß-Dornfarn / Dryopteris dilatata unterseits meist zerstreut bis locker drüsenhaarig [1] und oberseits dunkelgrün. Die Blätter stehen in dichten Büscheln und bilden einen Trichter [2]. Das Verhältnis zwischen Stiel- und Spreitenlänge soll 1:2 betragen [3]. Der nicht zur Spitze durchgehende dunkle Mittelstreifen der Stängelschuppen und das Verhältnis des innersten Fiederchens der Hauptfieder zu deren Gesamtlange (0,6x) sind Merkmale einer weiteren Art, des Gebirgs-Dornfarns / Dryopteris expansa (allerdings nicht die dunkelgrüne Farbe der Spreite und die überwinternden Blätter [4].) Dass das „innerste basiskope [5] Fiederchen des untersten Fiederpaares nicht oder nicht wesentlich länger als das benachbarte“ ist, wird für D. dilatata angegeben [6]. Möglicherweise handelt es sich hier auch um einen Bastard [7].(Siehe Anmerkung bei Bild 10!)
[1] Xflora: 244 : Meist bedeutet, dass Drüsenhaare auch fehlen können, wie bei dieser Pflanze.
[2] HOLZNER & al NÖ 4: 154; BENL & ESCHELMÜLLER: 100 (Schlüssel Punkt 4) Ob das bei dieser Pflanze so war, ist aus dem Foto nicht ableitbar. (Aufnahme nach dem Winter)
[3] BENL & ESCHELMÜLLER: 100 (Schlüssel Punkt 6) : trifft zu
[4] Xflora: 244

[5] „nach untenschauendes“
[6] BENL & ESCHELMÜLLER: 100
[7] BENL & ESCHELMÜLLER: berichten über die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zu den Hybriden und bieten einen Bestimmungsschlüssel für die Dornfarnarten und ihre Hybriden an. Aus diesem ist zu entnehmen, dass diese Pflanze aus dem Haidlhoferwald doch eher kein Hybride ist, weil die Sporen nicht „überwiegend fehlgeschlagen, die Sporangien leer oder die nichtkeimfähigen Sporen zu krümeligen, schwärzlichen Massen unterschiedlicher Größe verklumpt“ sind, sondern „normalgestaltet“ sind, soweit dies mit schwacher mikroskopischer Vergrößerung erkennbar ist, jedenfalls sind die ausgefallenen Sporen auf dem Herbarbogen als feines Sporenpulver verteilt.

Gebirgs(?)-Dornfarn am Standort, Stängelschuppe

Bild 10: Dryopteris dilatata cf!_Lusthausboden auf dem Harzberg_26. Mai 2013
Bei diesem Dornfarn sind die Spreuschuppen am Stängel zum Teil einfärbig blass, was für den Klein-Dornfarn / Dryopteris carthusiana, zum Teil in ihrem unteren Teil dünkler, was für den Gebirgs-Dornfarn / Dryopteris expansa, spricht. Eine Zuordnung zu einer dieser beiden Arten ist schwer möglich. Der dichte Besatz mit Spreuschuppen ist ein Merkmal für D. digitata und D. expansa. Die Ränder der letzten Abschnitte haben lang stachelspitzige (nicht kurz zugespitzte) Kerbzähne, was für D. carthusiana spricht. Die bei dieser Pflanze fehlende Drüsenbehaarung ist ein Merkmal von Dryopteris carthusiana.

Anmerkung: Die Widersprüche erschweren eine eindeutige Bestimmung erheblich. Das ist aber ein alt bekanntes Problem:
Schon NEILREICH [1] unterscheidet bei Nephrodium spinulosum (= der damals verwendete Namen für Dryopteris carthusiana) zwei Sippen, die den beiden Arten entsprechen ( = genuinum = D. carthusiana und = dilatatum = D. dilataum) und bemerkt dazu: „Zwei höchst schwankend begrenzte überall ineinander übergehende Varietäten, obschon die äussersten Endglieder in der Tracht sehr abweichen.“ Dazu auch zwei Feststellungen aus unseren Tagen: „[…] Dryopteris carthusiana und D. dilatata sind makromorphologisch nicht immer einfach zu unterscheiden. Aber auch die mikromorphologischen Merkmalsbereiche wie Feinbau der Haare […] oder Perisporstruktur sind nicht sehr stark differenziert. Diese Ähnlichkeit beruht auf genetischer Verwandtschaft.“ [2] Auch HOLZNER & al. bemerken 2015, dass zwar die Dornfarne (Dryopteris carthusiana, D. dilatata, D. expansa) an den zugespitzten bis stachelspitzigen Kerbzähnen der kleinsten Blattelemente erkannt werden können, dass das Auseinanderhalten der einzelnen Arten nicht einfach ist („Hier widersprechen sich auch die Fachleute bzw.-bücher".) [3]
[1] NEILREICH :11     [2]LEONHARDS & al 1990:20   [3] HOLZNER & al: 158

Grüßer Dornfarnam Standort, Details

Wurmfarn, Frauenfarn, Dornfarn

Bild 11: Von oben nach unten bzw. von li nach re:
Fiedern 1. Ordnung von Wurmfarn / Dryopteris filix-mas, Frauenfarn / Athyrium filix-femina und Gewöhnlichem Dornfarn / Dryopteris carthusiana

Fiedern 2. Ordnung von Wurmfarn, Frauenfarn und Dornfarn

Bild 12: Von li nach re 3x Dryopteris filix-mas, 2x Athyrium filix-femina, 2x Dryopteris carthusiana
Fiedern 2. Ordnung (bzw. Fiedern 1. Ordnung mit fiederschnittigen Abschnitten) im Vergleich:
Die Abschnitte der Wurmfarnblätter sind am wenigsten zerteilt, die der Frauenfarnblätter und der Dornfarnblätter deutlich bis in die Nähe der Mittelader geschnitten. Die Spitzen der Abschnitte sind beim Wurmfarn und beim Frauenfarn spitz, beim Dornfarn zusätzlich mit dornig aussehender (aber nicht stechender) Spitze. Durch diese „stachelspitzigen Kerbzähne“ lasst sich der Frauenfarn vom Dornfarn schnell unterscheiden (abgesehen von den unterschiedlichen Schleiern und der Umrissform – vgl. Bild 2A, 2B & 06)

Fiedern 2. Ordnung von Wurmfarn, Frauenfarn und Dornfarn

Bild 14: Dryopteris filix-mas_1, 2 & 3_Haidlhoferwald_20. November 2016___Dryopteris carthusiana_4 & 5 wie 1,2,3; 6_Hanifland_11. Dezember 2016
Zum Vergleich: Beim Wurmfarn (1, 2, 3) sind die beiden untersten Abschnitte [1] (die nach oben und die nach unten zeigenden) etwa gleich groß, beim Dornfarn (4, 5, 6) an der untersten Hauptfieder das zum Blattgrund gerichtete Fiederchen (2. Ordnung)[1] meist größer als das ihm gegenüberstehende nach oben gerichtete. Dieser Größenunterschied wird, je weiter oben eine Hauptfieder sitzt, immer kleiner und ist bei den oberen Hauptfiedern vollständig ausgeglichen (6)
[1] Die Hauptfiedern (Fiedern 1. Ordnung) sind beim Wurmfarn 1x fiederschnittig, d.h., dass die Abschnitte zwar durch tiefe Einschnitte voneinander, am Grund aber nicht getrennt sind. Beim Dornfarn sind die Abschnitte völlig getrennt und werden Fiederchen genannt:  Die Hauptfiedern sind gefiedert. (Siehe auch Bild 23 und 30)

Vergelich von Wurmfarn und Kleinen Dornfarn

Gewöhnlicher (Gelappter) Schildfarn /Polystichum aculeatum


Bild 15: Polystichum aculeatum_Waldort Weisser Weg, an der Forststraße zum Brunntal [> Mai 2012: Bild 25: Basiskarte für das Operat aus dem Jahr 1924]_20. März 2005
Der Gewöhnlich-Schildfarn (Gelappte Sch., Dornige Sch.) / Polystichum aculeatum kommt in tieferen Lagen sehr selten vor. Mir ist auf dem Boden der Stadtgemeinde Bad Vöslau nur diese und eine weitere Pflanze bekannt.
Diese Art wächst vor allem in der montanen, selten auch darunter in der submontanen Stufe und darüber in subalpinen Höhenstufe [1], vor allem in den Kalkalpen und Kalkvoralpen [2] . Als Standorte werden Felsschuttfluren, steinige Wald- und Gebüschstandorte, Fels- und Mauerfluren angegeben [3]. Hier, an der Grenze gegen Sooss, wächst der Gelappte Schildfarn in einem Föhrenforst mit dichtem Laubholzunterwuchs [4].
[1] montan: 400 bis 1600 (Fichten-Tannen-Buchen-Wälder), subalpin 1600 bis 1800 (Fichtenwälder, Legföhren- und Grünerlengebüsche) , submontan 200-400 (Eichen-Hainbuchenwälder) [Xflora: 134]
[2] JANCHEN: 30; HOLZNER & al: 148
[3] Xflora: 241; HOLZNER & al: 148

[4] Standortnotizen vom 13.10.2016: B1: PInus nigra  B2&Str: Cornus mas, Sambucus nigra, Prunus mahleb, Sorbus aria, Acer psseudoplatanus, Quercus pubescens, Ligustrum vulgare, Juglans regia;  K: Dryopteris filix-mas, Glechoma hederacea, Geranium robertianum, Urtica dioica, Carex alba, Fragaria vesca, Chaerophyllum temulum

ein Gelappter Schildfarn

Bild 16: Polystichum aculeatum_wie Bild 15_13. Oktober 2016
Ich habe diese Pflanze 2005 entdeckt. Bei weiteren Besuchen, zuletzt im November 2016, konnte ich beobachten, dass der Farn mit den Jahren immer kürzere Blätter entwickelte, ein Zeichen dafür, dass der Standort nicht optimal ist.

der selbe Schildfarn 2016

Bild 17: Polystichum aculeatum_Merkenstein_13. Dezember 2016
Der zweite  Gelappte Schildfarn / Polystichum aculeatum auf Vöslauer Boden: eine kräftige Pflanze zwischen den großen Breccienblöcken unterhalb der Ruine Merkenstein.

ein gut entwickelter Gelappter Schildfarn

Bild 18:  Polystichum aculeatum_wie Bild 17
Die Blätter des Lappen-Schildfarns sind zweifach gefiedert bis doppelt fiederteilig. Die zur Spitze des Wedels gerichteten ersten Fiedern der Hauptfiedern sind vergrößert (Diese Blätter hängen hangabwärts, die Spitze ist daher unten; vgl mit dem vorigen Bild)

Detail vom Blatt eines Gelappten Schildfarns

Bild 19: Polystichum aculeatum: 1 = nicht aus Bad Vöslau, sondern aus der Johannisbachklamm bei Ternitz_28.06.2014 __2 = Merkenstein_13.12.2016__3 = an der Brunntalstraße_01.12.2016
Alle Ausschnitte etwa aus der Mitte der Wedel:
Die Wedel des Lappen-Schildfarns sind zweifach gefiedert bis doppelt fiederteilig [1]:
Bei Blatt 1 sind die Abschnitte der Hauptfiedern völlig von ihren Nachbarn getrennt, das Blatt ist daher zweifach gefiedert. In der oberen (äußeren, proximalen) Hauptfiederhälfte sind sie allerdings an der Basis miteinander verwachsen, anfangs tief fiederschnittig [1], zur Spitze hin fiederspaltig [1] und fiederlappig [1]. Diese unvollständige Trennung der Abschnitte beginnt bei Blatt 2 schon nach dem untersten Fiederpaar, bei Blatt 3 ist auch dieses nicht völlig getrennt von den übrigen Abschnitten, aber durch einen tieferen Einschnitt als diese untereinander. Blatt 1 ist zweifach gefiedert bis fiederschnittig, Blatt 2 doppelt fiederteilig. Die Tiefe der Einschnitte zwischen den Abschnitten der Fiedern 1. Ordnung scheint variabel zu sein, sogar bei ein und derselben Pflanze (vgl Bild 14 und 15, dieselbe  Pflanze 2016 und 2005)
In allen drei Fällen fällt aber auf, dass das erste nach oben weisende Fiederchen (bzw der nach oben weisende Abschnitt) deutlich größer ist als alle anderen Fiederchen (bzw. Abschnitte).
[1] Bei fiederschnittigen Spreiten reichen die Einschnitte fast bis zur Mitte, bei fiederspaltigen von etwa 2/3 bis 1/3, bei fiederlappigen von etwa 1/3 bis ¼ der Spreitenhälfte [Xflora: 79, 81]. Eine Spreite ist gefiedert, wenn völlig voneinander getrennte Blättchen (Fiedern) an der Blattspindel angeordnet sind. Bei nicht völliger Trennung der liegen doppelt-fiederteilige Blätter vor. [Xflora 2008: 81].

Details von Blättern von drei verschiedenen Individuen des Gelappten Schildfarns

Bild 20: Polystichum aculeatum__1 bis 4 an der Straße zum Brunntal, 5 & 6 bei Merkenstein__
5 =  Hauptfieder von etwa der Mitte der Spreite_6 =  Hauptfiedern aus dem obersten Viertel der Blattspreite
Die Wedel des Gelappten Schildfarns ähneln im Umriss denen des Gewöhnlichen Wurmfarns / Dryopteris filix-mas. Die Blätter sind  nicht immer 2x-gefiedert [Xflora: 241], sondern auch einfach gefiedert mit teilweise gefiederten und teilweise fiederteiligen, oder auch mit nur fiederteiligen Fiedern 1. Ordnung.

Die der Blattspindel am nächsten sitzende und zur Spitze des Blattes weisende Fieder 2. Ordnung (oder der entsprechende  Abschnitt an der Hauptfieder)  ist aber deutlich größer als alle anderen Fiedern bzw. Abschnitte (Zipfel) der Hauptfieder.

Merkmale vom Gelappten Schildfarn

Ruprechtsfarn / Gymnocarpium robertianum


Bild 21: Gymnocarpium robertianum_Steile Forststraßenböschung im Manhartstal_10. September 2010
Der Ruprechtsfarn / Gymnocarpium robertianum ist ein kleinerer und  zarterer Farn, der in der Spreitenform dem Gewöhnlich-Dornfarn / Dryopteris carthusiana ähnelt. Er ist auf Vöslauer Boden nicht oft zu finden.

Ruprechtsfarn am Standort

Bild 22: li: Gymnocarpium robertianum_Manhartstal_10.09.2010_re: Dryopteris carthusiana_Haidlhoferwald_20.11.2016
Die Spreite ist etwa so lang wie breit, die untersten Hauptfiedern sind deutlich länger als die oberhalb folgenden, die nach oben an Länge abnehmen, wodurch sich ein ± gleichseitiges bis (schmal) gleichschenkeliges Dreieck als Umrisslinie der Spreite ergibt. (Beim Dornfarn ist die Länge der Spreite weitaus größer als ihre Breite, die untersten Fiedern höchstens geringfügig länger als die oberhalb angeordneten.)
Der Stiel ist etwa 1 ½ mal so lang wie die Spreitenfläche (beim Dornfarn etwa so lang wie oder etwas kürzer als die Spreitenlänge) [1]
[1] HEGI I : 22 (Phegopteris Robertiana)

Vergleich Ruprechtsfarn und Kleiner Dornfarn

Bild 23: Gymnocarpium robertianum_Manhartstal_10.09.2010
Die Fiedern sind zweifach bis dreifach gefiedert, die Fiedern 2. Ordnung sind fiederschnittig bis gefiedert (Die Abschnitte an der Basis der Fiedern 2. Ordnung können vereinzelt auch völlig abgetrennt von ihren Nachbarn sein. )
Linien: schwarz = Spindel des Blattes __ gelb = Spindel der Hauptfieder (Fieder 1. Ordnung)__rot = Spindel der Fiedern 2. Ordnung
Flächen rot umrahmt: gefiederter Teil der Fiedern 2. Ordnung
Flächen rot gefärbt: fiederschnittiger Teil der Fiedern 2. Ordnung
Diese Anordnung ist auch beim Dornfarn zu beobachten. Dort sind aber die Abschnitte etwas breiter und näher aneinander gerückt.

Blattteilung beim Ruprechtsfarn

Bild 24: Gymnocarpium robertianum_Manhartstal_10. Septzember 2010
Die Abschnitte letzter Ordnung enden beim Ruprechtsfarn mit stumpfer Spitze, niemals stachelspitzig (wie beim Dornfarn).
Ein auffallendes Merkmal ist die dichte Drüsenbehaarung.

Unterseite vom Blatt eines Ruprechtsfarns
'

Bild 25: Gymnocarpium robertianum_Manhartstal_10. September 2010
Der Name Gymnocarpium setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern gymnos (= nackt, frei) und karpos (= Frucht) [1]. Da Farne sich nicht über Früchte sondern über Sporen, die in Sporenkapseln gebildet werden, vermehren, ist mit gymnokarpos gemeint, dass die Sporenkapseln nackt, frei liegen. Das Fehlen eines Schleiers, der die Sporenkapseln bedeckt, ist ein Merkmal der Gattung Gymnocarpium. Der deutsche Name Ruprechtsfarn ist auf die Ähnlichkeit mit den Blättern des Ruprechtskrautes / Geranium robertianum und der Drüsenhaare an diesem Storchenschnabel zurückzuführen [2] [3] [4]
[1] GENAUST: 276    [2] HEGI I: 22    [3] Siehe >  Mai 2010, Bild 09:; Juni 2010: Bild 5   
[4] Für das Ruprechtskraut werden zahlreiche Erklärungen angeführt [MARZELL: 660], u.a. dass sich robertianum an das ahd. rotprecht für „in roter Farbe glänzend“ anlehnt oder an den Schutzpatron Bayerns, Robert oder Ruprecht, ahd Hrodbert, erinnert, der den medizinischen Gebrauch dieses Storchenschnabels gelehrt haben soll. [GENAUST: 340
]

Sori vom Ruprechtsfarn

Bild 26: Gymnocarpium robertianum _Steilhang am Fuße eines Felsens im Kalkgraben_11. & 14. Juni 2009

Ruprechtsfarn am Standort

Bruch-Blasenfarn / Cystopteris fragilis

Bild 27: Cystopteris fragilis_Brunntal beim Schelmenloch_13. Oktober 2016
Ein zarter Farn mit doppelt gefiederten Blättern ist der auf Bad Vöslauer Boden seltene (oder oft übersehene?) Bruch-Blasenfarn / Cytopteris fragilis. Er bildet wenige, in einer lockeren Rosette angeordnete Blätter, die oft aus Felsspalten heraushängen.

Blasenfarn am Standort

Bild 28: Cystopteris fragilis_Brunntal beim Schelmenloch_13. Oktober 2016
Die Stängel der Blätter sind zart, kaum 1 mm dick, und brechen leicht ab. Ein Schnitt durch den Stängelgrund zeigt zwei Leitbündel.  Die Schleier der Sori sind anfangs (im Juni) blasig gewölbt, im Herbst zurückgeschlagen und verschwinden dann vollständig.

Blasenfarn: gepresste Blätter & Details

Adlerfarn / Pteridium aquilinum


Bild 29: Pteridium aquilinum_Kalkgraben_04. Dezember 2016
Die Blätter des Adlerfarns sterben im Herbst ab.

Adlerfarn im Winter

Bild 30: Pteridium aquilinum_Kalkgraben_04. Dezember 201
Auch an den toten Blättern kann man erkennen, dass sie drei- bis vierfach gefiedert sind: gelb markiert sind die Spindeln der Fiedern 1. Ordnung (Hauptspindeln), rot die der 2. Ordnung und blau die der 3. Ordnung (letzter Ordnung). Die Fiedern 3. Ordnung sind an den untersten Hauptfiedern in weitere Fiederchen 4. Ordnung aufgelöst (die breit aufsitzen aber an ihrer Basis keine Verbindung zu ihren Nachbarn haben = lila), an den weiter oben abzweigenden Hauptfiedern fiederschnittig (da ihre Abschnitte an der Basis miteinander verbunden sind). (Vergleiche die beiden weiß eingekreisten Bereiche!). Die Blätter dieses Adlerfarns sind also 3- bis 4fach gefiedert.

Teilung des Blattes beim Adlerfarn

Bild 31: Pteridium aquilinum_Kalkgraben_01. Juli 2009
Der Adlerfarn bildet meist dichte Bestände, weil er unterirdisch kriechende Ausläufer ausbildet, aus denen die einzelnen Farnwedel sprießen. Der Adlerfarn ist kalkempfindlich und kommt daher auf unseren Kalk- und Dolomitbergen nur an wenigen Stellen vor, vermutlich nur dort, wo der Boden (etwa durch reichlich Nadelstreuhumus) oberflächlich versauert ist. Aber auch auf dem Höhenzug südlich des Rohrbaches ist er nur selten anzutreffen. Das pannonische Klima sagt ihm scheinbar überhaupt nicht zu [1], so dass der weltweit vorkommende [2], für Österreich als häufig bis sehr häufig beschriebene Farn [3] bei uns im sommertrockenen Klima recht selten ist [4].
Als Magerkeitszeiger wächst er vor allem auf sauren Böden, benötigt aber ausreichend Bodenfeuchtigkeit und Lichteinfall.[5]
[1] HOLZNER & al 4: 144, 12 ;    [2]  Fehlt nur in den sehr kalten und sehr trockenen Gebieten der Erde [MEUSEL I K: 12a ]    [3] Xflora : 236   [4] Was viellleicht mit seiner Trockenempfindlichkeit zu erklären ist? MEUSEL II T: 2, 20 ; ELLENBERG: 58, 133: F 5 = Frischezeiger, Schwergewicht auf mittelfeuchten Böden, auf nassen sowie auf öfter austrocknenden Böden fehlend [Lexikon der Biologie; spectrum.de ]

Eine große Gruppe von Adlerfarnwedeln im Sommer

Bild 32: Pteridium aquilinum_Kalkghraben_16. Oktober 2016
Die Wedel können zwei- (obere Hauptfiedern) - bis vierfach (unterer Hauptfiedern) gefiedert sein. Der Blattumriss ist breit dreieckig. Die großen Hauptfiedern vermitteln den Eindruck, als handelte es sich hier um einen Spross mit mehreren paarig angeordneten Wedeln. Was wir hier sehen, ist aber ein fein gefiedertes grundständiges Blatt, ein Wedel.
ein großer Wedel vom Adlerfarn

Bild 33: Pteridium aquilinum_Kalkgraben_16. Oktober 2106
Die Sori sind entlang des Blattrandes angeordnet und werden von dessen nach unten gerollten, durchscheinenden und bewimperten Saum verdeckt. Das Bild zeigt ein Fiederchen letzter Ordnung von einem sterilen (keine Sporen ausbildenden) Wedel..

Adlerfarn: Unterseite der Fiederchen

Bild 34: Pteridium aquilinum_Kalkgraben_04. Dezember 2016
Der schräge Querschnitt durch den Stiel in Bodennähe zeigt eine Figur aus Gefäßbündelsträngen, die vielfach interpretriert wurden, u. a. als auffliegender Adler. Der Name Adlerfarn ist seit dem 16. Jahrhundert durch Hieronymus Bock im New Kreutterbuch, einem der ersten Kräuterbücher, das wirkliche Volksnamen brachte, überliefert [1]. Auch verschiedene Buchstabenkombinationen wurden in diesem Querschnittsbild gesehen und gedeutet. Als Flohkraut und Wanzenkraut hat man Pteridium aquilinum als Mittel gegen für Menschen und Tiere lästigen Insekten genutzt, als "Stráfarn" (Streufarn) war er Einstreu in Ställen [2] 
[1] MARZELL 3: 1168; 1: 9]      [2] MARZELL 3: 1172;  HÖFER & KRONFELD:16

Schnitt durch den Stängel eines Adlerfarns