Juli 2012 Germer  & Ausgleichsfläche 2

Schwarz-Germer / Veratrum nigrum & Weiß-Germer / Veratrum album  2


Schwarz-Germer / Veratrum nigrum

Weitaus häufiger als der Weiß-Germer (Juni 2012 ) tritt auf dem Vöslauer Gemeindegebiet der Schwarz-Germer  auf.

Bild 01: Veratrum nigrum_14. Juni 2005_Am Weg von Sooss auf den Soosser Lindkogel

Veratrum nigrum_14. Juni 2005_Am Weg von Sooss auf den Sooser Lindkogel

Diese Art hat entlang der Thermalalpen (zwischen Wien und Gutenstein) und im Weinviertel (zwischen Stockerau und Hollabrunn) die Westgrenze ihres Vorkommens. In Deutschland fehlt die Art vollkommen. Die weiteren europäischen Fundorte liegen im südlichen Alpengebiet (westlich bis Tessin), in Böhmen, in SW-Ungarn und auf der Balkanhalbinsel. Das stark zerstückelte Areal reicht bis Sibirien und endet erst auf der Halbinsel Kamtschatka. In Österreich ist der Schwarz-Germer eine Art der trockenen Wälder und eingelagerter Waldschläge im pannonischen Klimabereich.


Bild 02: Veratrum nigrum_11.August.2004_Lichtung im Buchenwald auf dem Scheiterboden.
(Der Scheiterboden ist die Plateaufläche zwischen Kalkgraben und Merkensteiner Graben.)

Veratrum nigrum 11.August.2004-06_Lichtung im Buchenwald auf dem Scheiterboden

 

Bild 03: Veratrum nigrum_ 10.April 2001_Eichenwald auf dem Harzberg

eratrum nigrum_ 10.April 2001_Eichenwald auf dem Hartzberg zahlreiche Schwarz-Germer haben die Grundblätter entwickelt

Bild 04: Veratrum nigrum_12.April 2009_Hoher Lindkogel, im Buchenwald unterhalb des Brennersteiges

Veratrum nigrum_12.April 2009_Hoher Lindkogel, unterhalb des Brennersteiges

Bild 05: Veratrum nigrum_27.Juli.2008_Schlagfläche im Grenzgraben
(Daneben die Echt-Betonie / Betonica officinalis)

Veratrum nigrum_Schlagfläche im Grenzgraben_27. Juli 2009 (Daneben Gemeine Betonie / Betonica officinalis)

Bild 06: 14. Juli 2005 & 03. August 2008 & 11. August 2004
Schwarz erscheinen die Blüten des Schwarz-Germers nur bei schwachem Licht. Im hellen Sonnenschein, besonders im Gegenlicht, zeigen sie ihre wahre Farbe: ein prächtiges, dunkles Purpurrot. Diese Farbe ist in Verbindung mit einem Geruch nach faulendem Obst  für Fliegen äußerst anziehend.

Schwarz erscheinen die Blüten des Schwarz-Germers nur bei schwachem Licht. Im hellen Sonnenschein, besonders im Gegenlicht, zeigen sie ihre wahre Farbe, ein prächtiges, dunkles Purpurrot. Diese Farbe in Verbindung mit einem Geruch nach faulendem Obst ist für Fliegen äußerst anziehend.

 

Bild 07: Veratrum nigrum:
Verspätete Wintereinbrüche schaden den kräftigen Blättern des Schwarz-Germers nicht.Veratrum nigrum_Harzberg Verspätete Wintereinbrüche schaden den kräftigen Blättern des Schwarz-Germers nicht.

 


 

Wie lassen sich nicht blühende Pflanzen der beiden Germer-Arten voneinander unterscheiden?

Bild 08: Veratrum nigrum & V. album: Abgebildet sind die Unterseiten der Laubblätter, oben die von Schwarz-Germer, unten die von Weiß-Germer.
Die Blätter des Schwarz-Germers sind auf beiden Seiten kahl, beim Weiß-Germer sind sie an der Unterseite weiß flaum-filzig.
Die Blätter des Schwarz-Germers / Veratrum nigrum sind auf beiden Seiten kahl, beim Weiß-Germer / Veratrum album sind sie an der Unterseite weiß flaum-filzig

 

 


 

Wie gefährdet ist der Bestand der beiden Arten in unserer Region?

Bild 09: Veratrum album_08. Juni 2011_Wiese bei Schönau.
   1866 war der Weiß-Germer (nach NEILREICH) " ...  in sumpfigen Wiesen niedriger...Gegenden...überall in der südöstlichen Niederung Wiens, gemein". Diese Streuwiesen wurden, vorwiegend in den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts durch Drainagen ausgetrocknet und in weiterer Folge meist in Ackerflächen umgewandelt, wie im Gainfarner Becken und im Bereich östlich der Bahn.   Selten sind sie noch erhalten, wie hier bei Schönau (mit Harzberg, Hohem, Soosser- und Badener Lindkogel im Hintergrund). Diese letzten noch intakten Feuchtwiesen in der freien Agrarlandschaft des Wiener Beckens können nur durch geeignete Bewirtschaftung erhalten werden.

Wiese mit Wei-Germer bei Schönau (mit Harzberg, Hoher, Soosser- und Badener Lindkogel im Hintregrund).

 

Auch die Vöslauer Rohrwiese war ein letzter Rest eines großflächigen Nasswiesenkomplexes. Wo Umwidmungen innerhalb des verbauten Gebietes das Ende dieser Pflanzengesellschaften bedeuten, ist es außerordentlich zu begrüßen, wenn versucht wird, durch „Rettungsübersiedlungen" auf geeignete Standorte das Überleben von Weiß-Germer , Wiesen-Iris , Pracht-Nelke  und vieler weiterer einst häufiger und heute durchwegs gefährdeter Arten zu sichern.

Bild 10: Rohrwiese: Im Juni 2012 wurden zuerst mit einem Kleinbagger starke Stöcke der Wiesen-Iris / Iris sibirica sorgfältig ausgegraben und mit dem LKW-Kran auf die Ladefläche gehoben, anschließend mit einem großen Schaufellader 2 bis 3 dm dicke Wiesensoden abgehoben und ebenfalls auf LKW verladen.

Abtragen der Wiesensoden von der Rohrwiese 2012

Bild 11: Schweizerwiesen: Nach dem Transport auf die Schweizerwiesen wurden die Irisstöcke in ausgehobene Gruben gesetzt und die Wiesensoden schonend von den Ladeflächen gehoben und sorgfältig auf abgeschobene Flächenstreifen gelegt. Anschließend wurde gründlich bewässert.

Verlegen der Wiesensoden von der Rohrwiese in die Schweizeräcker


 

 Bild 12: Veratrum album_07. Juni 2012_Waldsumpf im „Grottenfeld"
Es ist zu hoffen, dass die wasserzügigen Bereiche in der Waldlandschaft niederer Lagen, die die Existenz von Schwarzerlenwäldern mit Weiß-Germer zulassen, nicht durch Drainagegräben verändert werden.

Waldsumpf mit Veratrum album

 

Bild 13: Veratrum nigrum_22 April 2012_Buchenwald  auf dem Scheiterboden (oben) & 10. April 2011_Eichen-Linden-Wald auf dem Harzberg (unten)
Der Schwarz-Germer ist eine Halblicht- bis Halbschattenpflanze mit mittlerem Anspruch an die Bodenfeuchtigkeit und daher eine Art der trockeneren Eichen-und Buchenwälder (nicht aber der frischen Buchen-Eschen- und Buchen-Tannen-Wälder und der sehr trockenen Schwarzföhrenwälder). Nur zu starke Beschattung in dichten Verjüngungsbereichen kann zu vorübergehenden Ausfällen führen. So ist seine Existenz nicht gefährdet und er wird weiter eine für unsere Wälder charakteristische Art bleiben.

Schwarz_Germer in Buchen- und Eichenwäldern

 

Bild 14: Veratrum nigrum 15.08.2004_Schlagfläche im Grenzgraben
Auch im fruchtenden Zustand ist der Schwarz-Germer eine stattliche und attraktive Pflanze.

Auch im fruchtenden Zustand ist der Schwarz-Germer eine stattliche und attraktive Pflanze.

 



Bild 15: Germer-Fundorte auf dem Gemeindegbeiet von Bad Vöslau.
In der Österreichischen Karte (1:50 000, Jarte 76 Wiener Neustadt, Bundesamt für Eich-und Vermessungswesen, 1999) sind mit einer lila-punktierten Linie die Grenzen des Gemeindegebietes gekennzeichnet)

Die Fundorte vom Weiß-Germer sind als grüne Punkte eingetragen: 1 = Rohrwiese; 2 = Ersatzwiese bei Grossau seit 2003 (siehe Mai 2008); 3 = Schweizerwiese; 4 = Aubachböschung nahe der Lindenberghalle; 5 = Waldort ´Grottenfeld´; 6 = Hofstättenwiese.  
Einige Fundpunkte vom Schwarz-Germer sind als rote Punkte markiert, man findet ihn aber viel häufiger, die Punkteverteilung zeigt aber recht gut die Verbreitung im Bereich von Harzberg und Lindkogel. Im Bereich des  "Triestingschotters" (Nr. 18 in der Geologischen Karte der Republik Österreich, 76 Wiener Neustadt, 1: 50 000; Geologische Bundesanstalt) von Vogelsang über Totenkopf bis Gibisbühel scheint der Schwarz-Germer zu fehlen. Der Fundpunkt am westlichen Rand der Karte "Am Himmel" liegt über Kössener Schichten.

Karte mit eingetragenen Fundorten der beiden Germer-Arten