Juni 2006

Adria-Riemenzunge / Himantoglossum adriaticum

Bild 01: Himantoglossum adriaticum_Rosskopfwiese_22. Juni 2004
Eine der seltsamsten Pflanzengestalten unserer Region ist die Adria_Riemenzunge. Vor 50 Jahren soll sie an den Waldrändern am Harzberg geblüht haben, doch konnte sie in den letzten Jahrzehnten dort nicht mehr gefunden werden. 2004 wurde östlich von Vöslau auf einer kleinen blumereichen Magerwiese ein einziges blühendes Exemplar entdeckt, vor einem Jahr eine individuenreiche Population unweit davon in einem Trespenrasen zwischen jungen Schwarz-Föhren.

Himantoglossum adriaticum-Rosskopfwiese-Juni

Bild 02: Himantoglossum adriaticum_am Rand der Remise_20. Juni 2005

Himantoglossum adriaticum-Remise-Juni

 

Die Adria-Riemenzunge ist ein Kind des Mittelmeerraumes, das sich darüber hinaus nur im Bereich des pannonischen Klimas wohl fühlt. Die mediterrane Herkunft ist auch aus dem Entwicklungsablauf über das Jahr zu erkennen. Die trockenen Sommer im Mittelmeerraum geben nur jenen krautigen Pflanzen eine Chance, die schon im Herbst austreiben, die Feuchtigkeit des Mittelmeerwinters nutzen, früh im Jahr blühen, fruchten und ihre unterirdischen Speicherorgane auffüllen und danach verwelken. Diesen Entwicklungszyklus zeigen die Riemenzungen auch in Vöslau, wie die folgenden Bilder mit ihren Aufnahmedaten zeigen.


Bild 03: Rosetten von Himantoglossum_Rosskopfwiese_03. April 2004 (li) & 05. Oktober 2004 (re)

HimantoglossumRosetten-Rosskopfwiese- li April 03.2004 und re Oktober 2004

Während für den ersten Fundort Veränderungen der Lebensbedingungen für diese prächtige Orchidee nicht zu befürchten sind, ist der Bestand am zweiten Fundort mit großer Wahrscheinlichkeit von begrenzter Dauer. Noch sind die Verhältnisse optimal: Zwischen den jungen Föhren gibt es noch reichlich Licht, und vorübergehender lichter Schatten scheint diesen Orchideen sogar zu behagen.

Bild 04: Himantoglossum adriaticum_am Rand der Remise_30. Juni 2005

Himantoglossum adriaticum-Remise-Juni

Wenn aber in einigen Jahren aus dem lockeren Baumbestand ein dichter Jungwald geworden sein wird, ist das Erlöschen dieser Population zu erwarten. Der Erhaltung der günstigen Biotopeigenschaften durch Entnahme der jeweils ältesten Bäume steht das Forstgesetz im Wege. Für die Umwidmung dieser Fläche zu einer "Nichtwaldfläche" gäbe es noch weitere Argumente:

Hummel-Ragwurz / Ophrys holoserica

Bild 05: Ophrys holoserica_Trespenrasen_am Rande der Remise_31. Mai 2006
Hier können, wenn auch nicht jedes Jahr, immer wieder einige Exemplare der Hummel-Ragwurz  beobachtet werden.

Ophrys holoserica-Trespenrasen-Remise

Schopf-Traubenhyazinthe / Muscari comosum

Bild 06: Muscari comosum_Trespenrasen am Rande der Remise_20. Juni 2005
Weiters dürfte es auf dem Vöslauer Gemeindegebiet die einzige Stelle sein, an der die Schopf-Traubenhyazinthe (Muscari comosum) blüht, und einer der wenigen Plätze, auf denen noch der Pontische Beifuß (Artemisia pontica) überlebt hat. Beide Arten sind (im Sinne der Roten Liste) gefährdete, die beiden Orchideen sogar stark gefährdete Arten.

Muscari comosum-Remise-Juni 2005

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Bild 07: Himantoglossum adriaticum_Rosskopfwiese_22. Juni 2004

Himantoglossum adriaticum-Rosskopfwiese-Juli 2004