März 2008
Frühjahrs-Einjährige in den Trockenrasen
Wo im Bereich der Trockenrasen und Felssteppen die Humusschicht nur sehr dünn ist, bleiben kleine Flächen von dauerhaftem Bewuchs frei. Hier können im Frühjahr, solange die Frühjahrsfeuchtigkeit anhält, schnelllebige Arten ihren Lebenszyklus in wenigen Wochen abschließen: Sie keimen,entwickeln Blüten und Früchte , bringen die Samen zur Reife und sterben ab. Nur die Samen überdauern für den Start einer neuen Generation die Trockenheit des Sommers. Wegen ihres Entwicklungsablaufes werden diese Arten Frühjahrs-Einjährige oder Frühlings-Annuelle genannt.
Bild 01: Annuellenflur_OissnerBerg_26. März 2008
Diese Blümchen sind meist sehr klein, als Einzelpflanze wenig eindrucksvoll, fallen aber oft durch die hohe Individuenzahl auf. Ein Teil dieser Arten besiedelt auch Bereiche mit gleichen Bedingungen wie in den Trockenrasen, z.B. Mauerkronen, mit Asphalt oder Beton befestigte Flächen mit dünnen Erdauflagen, gestörte Stellen, die von anderen Arten noch nicht besiedelt wurden, sommertrockene Lücken in Parkrasen, Ränder von Sandwegen und Böschungen, also Stellen, wo die Konkurrenz durch wüchsigere Arten wegfällt. Es sind dies durchwegs Böden mit geringem Gehalt an Stickstoffdünger. (In stickstoffreichen offenen Acker- und Weingartenböden wurzelt eine andere Garnitur einjähriger Arten)
Bild 02: Annuellenflur_OissnerBerg_31. März 2008
Frühlingsannuellenflur mit Früh-Ehrenpreis / Veronica praecox (Blüte blau), Durchwachs-Kleintäschelkraut / Microthlapsi perfoliatum (Blüte weiß) und Finger-Steinbrech / Saxifraga tridactylites (Stängel und Laubblätter rot)
Bild 03: Hornungia petraea_Sonnenweg_28. März 2008
Die seltenste dieser Arten ist die Felskresse / Hornungia petraea. Sie kommt im Gemeindegebiet nur in lückigen, etwas sandigen Bereichen der Trockenrasen vor, dort aber oft in dichten Herden.
Bild 04: Hornungia petraea_Details_Sonnenweg_23. März 2008
Die sehr kleinen (nur etwa 2mm ausladenden) Kreuzblüten sind kurzlebig und werden wohl meist nach Selbstbestäubung Samen entwickeln. Die Ameise auf dem Bild lässt aber auch gelegentliche Fremdbestäubung durch Insekten als möglich erscheinen.
Die Art ist in Österreich "Gefährdet", in Deutschland stark gefährdet.
Bild 5: Micothlaspi perfoliatum_Sonnenweg_31. März 2008
Etwas auffälliger sind die oft dichten Bestände des Durchwachs-Kleintäschelkrautes / Microthlaspi perfoliatum
In der 2. Auflage der Exkursionsflora(2005) noch Thlaspi perfoliatum. Anatomische Merkmale und vergleichende Untersuchungen des Genoms (DNA) liefern Argumente für die Aufteilung der Arten der ehemaligen Gattung Thlaspi auf die drei Gattungen Thlaspi (=Hellerkraut), Microthlaspi (=Kleintäschelkraut) und Noccaea ( = Täschelkraut). Diese Namen werden in der 3. Auflage der Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol verwendet.
Bild 06: Micothlaspi perfoliatum_Sonnenweg_31. März 2008
Die Blätter umfassen die Stängel so eng, dass bei flüchtiger Betrachtung der Eindruck entsteht, der Stängel würde die Blätter durchstoßen.
Bild 07: Microthlaspi perfoliatum & Draba boerhaavii_BillaParkplatz_29. März 2008
Das Durchwachs-Kleintäschelkraut finden wir nicht nur in Trockenrasen, sondern auch auf manchen anderen Plätzen mit gestörter Oberfläche, soweit diese infolge von Stickstoffarmut schnellwachsenden Arten keine günstigen Lebensbedingungen bieten und nur im Frühjahr mit ausreichender Bodenfeuchte versorgt sind. Die Rabatten mit lückigem Rasen oder Strauchbestand am Billa-Parkplatz sind dafür ein Beispiel. Im Sommer verhindern Schatten und Trockenheit das Fortkommen jeglichen krautigen Pflanzenbewuchses.
Bild 08: Draba beoerhaavii (Erophila spathulata)_Oberkirchengasse-Panitzergassl_10. März 2008
Ähnliche Ansprüche stellt auch das Rundfrucht-Hungerblümchen / Draba boerhaavii [= Erophila spathulata] an seinen Standort. Meist tritt es infolge seiner reichlichen Samenproduktion in großen Massen auf.
Bild 09: Draba boerhaavii_ Behaarung der Blattrosette_Sonnenweg_25. März 2002
Die Grundblätter bilden eine Rosette und sind mit Gabelhaaren (Lupe!) besetzt.
Bild 10: Draba boerhaavii_Schötchen_13. März 2008 und 5. Mai 2003
Aus den Blüten an den Ästen des Stängels entwickeln sich Schötchen, die bei dieser Art höchstens 4,5mm und maximal 2x (meist nur etwa 1 ½ mal ) so lang wie breit sind.
Fortsetzung im April 2008