Mai 2005

Heide-Günsel /Ajuga genevensis

Bild 01: Ajuga genevensis_Harzberg_07. Mai 2000

Der Heide-Günsel (Ajuga genevensis) trat im Jahre 2000 auf der Brachfläche unterhalb der Marschgrube am Harzberg in mehreren Trupps aus dicht stehenden Blütenstängeln auf. Als Vorbereitung für den Bau des Hochwasserbehälters hatte man im Jahr davor die Erde zu einem großen Haufen zusammengeschoben, auf dem sich in diesem Jahr eine bunte Schar von Arten, die die konkurrenzlos günstige Situation schnell nutzen konnten, auszubreiten begannen. Licht stand reichlich zur Verfügung, der Platz wurde durch keine etablierten Pflanzen streitig gemacht. Wenn eine Art zur schnellen Ausbreitung fähig ist, kann sie diesen Rohboden erfolgreich besiedeln.

Bild 02: Ajuga genevensis_wie Bild 01_13. Mai 2003
Der Heide-Günsel  schafft das dadurch, dass eine Pflanze nach allen Richtungen zahlreiche Wurzelsprosse vorschiebt, aus welchen sich nach Absterben der Mutterpflanze eine Schar von Kindern entwickelt. Jede Einzelpflanze ist vom Boden weg in mehrere gleich kräftig entwickelte Blühsprosse verzweigt. Diese Eigenschaften und eine reichliche Samenproduktion bewirken, dass einer Günselpflanze in wenigen Jahren ein Teppich aus dichten Trupps von Nachkommen folgt.
(Weitere Arten dieses Standortes werden auf den Seiten 78 und 95 der "Kleinen botanischen Heimatkunde von Bad Vöslau, Gainfarn und Grossau" genannt)

Ajuga genevensis wird wortwörtlich mit Genfer Günsel übersetzt; dies deshalb, weil diese Art vor etwa 400 Jahren vom Schweizer Botaniker Johann Bauhin mit diesem Artbeinamen bedacht wurde. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich aber über weite Gebiete West-, Mittel-, Süd- und Osteuropas, allerdings wird sein Vorkommen als zerstreut angegeben. Auch in unserem Gemeindegebiet finden wir ihn nur an wenigen Plätzen, dort aber, wie beschrieben, in größerer Individuenzahl.
Für unser Gemeindegebiet trifft der in den meisten Büchern gebrauchte Namen Heide-Günsel auch nicht zu: Auf der Gainfarner Kuhheide findet man keinen Heide-Günsel (mehr?).

Bild 03: Ajuga reptans_
Der Heide-Günsel könnte mit dem Kriech-Günsel / Ajuga reptans verwechselt werden. Der wächst allerdings auf etwas feuchterem Boden und breitet sich nicht durch unterirdische Wurzelsprosse, sondern durch grüne oberirdische Ausläufer aus.

Bild 04: Ajuga reptans_29. April 2005
 Auch ein weiterer deutscher Buch-Name für Ajuga genevensis, Zottiger Günsel, könnte zur Verwechslung verleiten, da auch der Kriech-Günsel, wie das  zeigt, zottig behaart sein kann, allerdings nicht rundum, wie beim Heide-Günsel, sondern nur an zwei gegenüberliegenden Flächen des vierkantigen Stängels. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass es sich bei dieser Pflanze um eine Hybride aus den beiden Günselarten handelt: Ajuga  genevensis x A. reptans [JANCHEN: 424] 

Bild 05: Lamium maculatum_29. April 2005
Musterbeispiel dafür ist die Gefleckte Taubnessel / Lamium maculatum
Den Günsel-Arten (und den Gamander-Arten) fehlen die Oberlippen (siehe Bild 04!).

Bild 06: Hellblaue Form des Zottigen Günsels / Ajuga genevensis)_ Beim Wasserbehälter am Harzberg_02. Mai 2004
Die Tragblätter der mittleren und unteren Knäuel sind bei Ajuga genevensis dreilappig, bei A. reptans ungeteilt
Nach dem Bau des neuen Hochwasserbehälters am Harzberg wurde die vorher zusammengeschobene Erde unterhalb des neuen Rast- und Aussichtsplatzes gleichmäßig verteilt. Diese Fläche hat man nicht aufgeforstet, sondern sich selbst überlassen. Das wird uns Menschen für einige Jahre einen ungestörten Panoramablick ermöglichen, dem Günsel und vielen weiteren Pflanzenarten geeignete Lebensmöglichkeiten bieten.