Mai 2010

Storchenschnabel-Arten 1 /  Geranium spp. 1

Bild 01: Reife Frucht von Geranium pusillum_17. Juni 2008
Die Fruchtklappen bilden eine einem Storchenschnabel ähnliche Spaltfrucht. Am Grunde jeder Klappe umschließen löffelartige Aufwölbungen die Samen.

Bildtext 01: Die Fruchtklappen bilden eine einem Storchenschnabel ähnliche Spaltfrucht. Am Grunde jeder Klappe umschließen löffelartige Aufwölbungen, die Fruchtklappen, die Samen.

Die eigenartig geformte Frucht war namengebend für die Familie der Storchenschnabelgewächse / Geraniaceae, zu der der Reiherschnabel / Erodium cicutarium   und die Storchenschnabel-Arten / Geranium spp.  gezählt werden.

Bild 02: Geranium dissectum_Riegeläcker_04. Juli 2009
Bei der Reife lösen sich die unter elastischer Spannung stehenden Fruchtklappen plötzlich voneinander und schleudern dadurch die Samen weit weg. Hier sehen wir die Frucht nach der Samenabsonderung: Die Mittelsäule der Frucht bleibt mit dem Blütenboden, der von 5 ebenfalls erhaltenen Kelchblättern umgeben ist, verbunden. Die löffelartigen Ausbuchtungen der Fruchtklappen bleiben, nachdem sie die Samen weggeschleudert haben, in gekrümmtem Zustand weiter an der Miittelsäule haften.

Bildtext 02: Frucht nach der Samenabsonderung: Die Mittelsäule der Frucht bleibt mit dem Blütenboden, der von 5 ebenfalls erhaltenen Kelchblättern umgeben ist, verbunden. Die löffelartigen Ausbuchtungen der Fruchtklappen bleiben, nachdem sie die Samen weggeschleudert haben, in gekrümmtem Zustand weiter an der Miittelsäule haften.


Blutroter Storchenschnabel / Geranium sanguineum

Bild 03: Geranium sanguineum_Oberkirchen_22. Mai 2008
Der Blut-Storchenschnabel oder Blutrote Storchenschnabel beeindruckt durch große, leuchtend purpurrote Blüten. Die Kronblätter können bis 25 mm lang sein, der Blütendurchmesser daher bis zu 5 cm betragen.
Zuerst entwickeln sich die Staubgefässe (oberes Bild). Wenn die Staubbeutel leer sind, fallen sie ab. Nun entfalten sich die Narben des Fruchtknotens (unten). So wird Selbstbestäubung vermieden.

Bildtext 03: Zuerst entwickeln sich die Staubgefässe (oberes Bild). Wenn die Staubbeutel leer sind, fallen sie ab und nun entfalten sich die Narben des Fruchtknotens (unten). So wird Selbstbestäubung vermieden.


Bild 04: Geranium sanguineum_Rastplatz Soosserblick_27. Mai 2010
Der Blut-Storchenschnabel besiedelt vor allem Säume von Eichenwäldern und kann bisweilen in dichten Beständen Flächen von einigen Quadratmetern bedecken.

Bildtext 4: Blick vom Waldsaum bei Sooss nach Vöslau. Im Saum ein dichter Bestand aus Blut-Storchenschnabel


Bild 05: Geranium sanguineum_Waldrand Kaiserstein_14. November 2004 & 19. November 2003
Während des Sommers und im Herbst verfärben sich die Blätter leuchtend hell-rot bis dunkel-purpurn. Dieser attraktive Farbwechsel ist auch für den Artbeinamen verantwortlich.

Bildtext 05: Das Laub vom Blut-Storchenschnabel kann von hellrot bis dunkel-purpurrot verfärben


Klein-Storchenschnabel / Geranium pusillum


Bild 06: Geranium pusillum_07. Juni 2008_Weingarten Oberkirchen & 28. Mai 2010_Garten Oberkirchengasse
Die Kronblätter sind meist nicht viel länger als 2 - 3 mm, die runden eingeschnittenen Laubblätter messen höchstens 4cm im Durchmesser.

Bildtext 06: Die Kronblätter sind meist nicht viel länger als 2 - 3mm , die runden eingeschnittenen Laubblätter messen höchstens 4cm im Durchmesser.

Die kleinsten Blüten unter den heimischen Storchenschnabelarten hat der Klein-Storchenschnabel / Geranium pusillum, der auf etwas gestörten Flächen, wenig betretenen Wegen, auf Äckern und in Weingärten zu finden ist. Allerdings wird er wohl oft übersehen, da er meist nur wenige cm hoch wird und da die ohnehin schon sehr kleinen Kronblätter zum guten Teil noch in den grünen Kelchblättern verborgen sind.

 


Pyrenäen-Storchenschnabel / Geranium pyrenaicum

Bild 07: Geranium pyrenaicum_Florastraße_28. Mai 2010
Bildtext 07: Im Grünstreifen am Rande der Florastraße hat sich ein schöner Bestand an Pyrenäen-Storchenschnabel entwickelt. Die Blüten werden gerne von Hummeln und Wildbienen besucht.

Auffälliger ist da schon der Pyrenäen-Storchenschnabel / Geranium pyrenaicum, der meist etwa einen halben Meter hoch wird und dessen 7 bis 10 mm langen Kronblätter weit ausgebreitet ein gut sichtbares Signal für nektarsuchende Insekten bilden. Diese Art besiedelt gerne Weg- und Straßenränder, Raine und nährstoffreiche Störflächen und tritt auch in Fettwiesen auf. Wie der Name sagt stammt der Pyrenäen-Storchenschnabel aus den Gebirgen Südeuropas und kam im Jahre 1800 nach Mitteleuropa. Er hat sich hier gut etabliert und zählt in Vöslau zu den sehr häufig anzutreffen Arten.


Stink-Storchenschnabel, Ruprchtskraut  / Geranium robertianum

Bild 08: Geranium robertianum_Hauerberg_28. November 2009
Ein Stink-Storchenschnabel wurzelt in einer dünnen Moderauflage auf einem beschatteten Felsen.
Bildtext 08:  Ein Stink-Storchenschnbael wurzelt in einer dünnen Moderauflage auf einem beschatteten Felsen

     Immer schon heimisch ist der Stink-Storchenschnbabel / Geranium robertianum, der zu diesem Namen durch seinen tatsächlich etwas strengen Geruch kam. Ein weiterer volkstümlicher Name ist Ruprechtskraut. Der Hl. Robert = Ruprecht = Rupert - ahd Hrodbert- soll um 700 den medizinischen Gebrauch dieser Pflanze empfohlen haben. Es könnte sich der Volksname aber auch auf die rosarote Blütenkrone und die rötlichen Stängel beziehen: althochdeutsch rotprecht = in roter Farbe glänzend, rötlich.[1] 
     Er ist, im Gegensatz zu den vorher genannten Arten, sehr genügsam, was seinen Lichtbedarf betrifft, daher eine Pflanze von nährstoffreichen halb- und vollschattigen Standorten. Wir finden ihn in Wäldern und schattigen Gärten und Parks mit nährstoffreichen Humusauflagen, auch auf Felsen und Mauern, bevorzugt in schattiger Lage, bisweilen aber auch auf extremen Plätzen wie im Gleisschotter (dort auch die sehr ähnliche Art Purpur-Storchenschnabel /Geranium purpureum). Das andere Standortextrem kann eine Halbhöhle sein, wo er, wie auch an anderen schattigen Standorten, die Blattflächen dem intensivsten Lichteinfall zuwendet.

[1]  nach GENAUST]

Bild 09: Geranium robertianum_Garten_28. Mai 2010
An Stellen mit Wanderschatten blüht das Ruprechtskraut auch in Gärten jedes Jahr. Das Ruprechtskraut ist einjährig, stirbt also nach der Samenreife ab. Wenn es unansehnlich wird, kann man es getrost entfernen, wenn man ihm vorher ausreichend Zeit gelassen hat, Samen für das nächste Jahr auszustreuen.

Bildtext 09: An Stellen mit Wanderschatten blüht das Ruprechtskraut auch in Gärten jedes Jahr- wenn man es nicht als Unkraut ansieht- streut Samen aus und stirbt dann ab. Wenn es unansehnlich wird, kann man es getrost entfernen, wenn man ihm vorher ausreichend Zeit gelassen hat, Samen für das nächste Jahr auszustreuen.

 


Purpur-Storchenschnabel / Geranium purpureum

Bild 10: Geranium purpureum_Bahnhof Bad Vöslau_26.Mai 2011
Der Purpur-Storchenschnabel ist eine Art mit mediterraner Verbreitung. Er kommt in Österreich selten im Gleisschotter von Bahntrassen, so auch auf dem Bahnhofsgelände von Bad Vöslau vor.

Purpur-Storchenschnabel im Gleisschotter

 

Bild 11: Geranium purpureum  & G. robertianum (oben und unten: 26. Mai 2011, Mitte 21.11.2008). Alle Aufnahmen von G. purpureum  stammen vom Bahnhofsgelände, von G. robertianum aus dem Garten. Auf jedem Teilbild ist Geranium purpureum links, Geranium robertianum rechts
Die beiden Arten sind im Erscheinungsbild sehr ähnlich. Der Purpur-Storchenschnabel unterscheidet sich vom Stink-Storchenschnabel durch kleinere, meist kräftiger gefärbte Kronblätter und die Behaarung der Kelchblätter. Beide haben auf den Kellchblättern sehr kurze, der Stink-Storchenschnabel zusätzlich längere drüsenlose Haare, die dem Purpur-Storchschnabel fehlen.

Merkmale von Purpur- und Stink-Storchenschnabel


Weitere Storchenschnabel-Arten werden im Juni 2010 vorgestellt.

Bild 12: Geranium pyrenaicum_Florastraße_28. Mai 2010

Bildtext 10: Noch ein Blick auf die Pyrenäen-Storchenschnäbel an der Florastraße