Mai 2015

Die auf Vöslauer Boden vorkommenden Arten von

Veilchen

mit blattlosen Stängeln wurden im März 2015 und  im März 2013 vorgestellt.

 

Bild 01: Viola riviniana_20. April 2010_Kuahoadl
Viola riviniana im Durchlicht

Hier (Mai 2015) werden präsentiert:

1. Wald-Veilchen / Viola reichenbachiana (Bild 2, 3, 4, 6, 8, 9, 13),
2. Hain- Veilchen (= Großblüten-V.) / V. rivinana (Bild 1 und  5 bis 9)  und
3. Sand-Veilchen (= Felsen-V) / V. rupestris (Bild 10 bis 13, siehe auch Bild 47 in März 2013)
Diese drei  Arten haben keine Ausläufer, haben neben  Grundblättern auch Stängelblätter, in deren Achseln die Blüten sitzen (="Stängelveilchen"),
4. Wunder-Veilchen / Viola mirabilis (Bild 14 bis 19)
haben sowohl beblätterte Stängel mit Blüten als auch grundständige Blüten

 

Als weitere Unterscheidungsmerkmale dienen die Ausformungen folgender Pflanzenteile:

1 NebenB (Form) ..................................................................blauer Pfeil
2 VorB (Position am Blütenstängel)...........................................roter Pfeil
3 Laubblätter (Form [1], Grundblätter, Stängelblätter)..................weißer Pfeil
4 Ausläufer (Lage, Blühtriebe im 1. Jahr treibend oder nicht) . ...brauner Pfeil
5 Blüte: Kronblätter (Farbe, Sporn), Kelchblätter

Aussagen, die durch ein [?] gekennzeichnet sind, können möglicherweise auch auf genetischen Einfluss einer anderen Art hinweisen.
[1] Das Längen-Breiten-Verhältnis der Blattspreiten ist kein sehr verlässliches Merkmal, weil es sich von den jüngsten Frühjahrsblättern bis zu den voll entwickelten Sommerblättern verändert [KUNZ]

 

Wald-Veilchen / Viola reichenbachiana

Bild 02: Viola reichenbachiana_20. April 2003_Grenzgraben
1 blaue Pfeile : Nebenblätter schmal, glatt mit langen Fransen (in der unteren Hälfte meist länger als die Breite des Nebenblattes) oder mit tief zerschlitztem Spreitenrand
2 rote Pfeile : Vorblätter oberhalb der Mitte, meist nahe dem Stängelbogen;
3 weiße Pfeile : Grundblätter (voller Pfeilschaft) und Stängelblätter (strichlierter Pfeilschaft), Spreiten mit tief gebuchtem Grund und mit wenig spitzwinkeliger bis (meist) stumpfwinkeliger Spitze, Spreiten etwa so lang wie breit
4 braune Pfeile : keine Ausläufer
5 Blüten :
12-15 mm Längsdurchmesser (d.i. Abstand zwischen dem oberen Rand der oberen und dem äußersten Rand der unteren Kronblätter);
(meist hell) violett bis lila, das untere Kronblatt mit dunkelvioletten Linien und oft einem dünkleren Fleck;
Sporn in gleicher Farbe wie die übrigen Kronblätter, meist gerade, allmählich in eine dünne abgerundete Spitze verengt.
Kelchblätter spitz, Kelchblattanhängsel undeutlich und kurz (1/2 - 1mm)
Wald-Veilchen, Neben- und Vorblätter

 

Bild 03: Viola reichenbachiana_06. April 2008_Waldrand an der Stockwiese
Die Kelchblätter sind spitz und haben an der Basis ein höchstens 1 mm langes, etwas abstehendes Anhängsel.
Der Sporn ist meist gerade und verjüngt sich allmählich zu einer abgerundeten Spitze.
Die unteren Fransen der Nebenblätter sind meist kürzer als die Breite der angenzenden Nebenblattspreite.

Wald-Veilchen: Blüte und Nebenblatt

 

 

Bild 04: Viola reichenbachiana_06.April 2014_Haidelhoferwald
Selten findet man auch weiß blühende Wald-Veilchen / Viola reichenbachiana cf. forma leucantha [BECK: 521]_

weiß blühendes Wald-Veilchen

 

 

Hain-Veilchen / Viola riviniani

Bild 05: Viola riviniana_11. April 2008_Kuahoadl
1 blaue Pfeile : Nebenblätter schmal, glatt mit langen Fransen ( meist deutlich länger als die Breite des Nebenblattes) oder fast ohne Fransen
2 rote Pfeile : Vorblätter oberhalb der Mitte, oft nahe dem Stängelbogen;
3 weiße Pfeile : Grundblätter und Stängelblätter, Spreiten mit tief gebuchtem Grund und mit wenig spitzwinkeliger bis (meist) stumpfwinkeliger Spitze, Spreiten etwa so lang wie breit
4 braune Pfeile : keine Ausläufer
5 Blüten :
14-22 mm Längsdurchmesser (d.i. Abstand zwischen dem oberen Rand der oberen und dem äußersten Rand der unteren Kronblätter);
hell blau, lila oder violett, das untere Kronblatt mit dunkelvioletten Linien;
Sporn deutlich heller als die übrigen Kronblätter (hellblauviolett bis weiß), bis zum abgerundeten Ende von etwa gleicher Dicke, gerade oder etwas aufwärts gebogen, unten gefurcht.
Kelchblätter spitz, Kelchblattanhängsel (gelbe Pfeile) deutlich (2-3mm)

Hain-Veilchen mit großen Blüten mit weißem Zentrum

 

Bild 06:  Viola reichenbachiana (links oben) & Viola riviniana (alle übrigen)_27. April 2008_Scheiterboden

Merkmale von Viola riviniana und V. reichenbachiana


 

Bild 07: Viola riviniana_06. April 2014_Haidelhoferwald
Die Blüten vom Hain-Veilchen sind deutlich größer als die vom Wald-Veilchen. Viola riviniana hat daher als zweiten deutschen Büchernamen Großblüten-Veilchen.

Ganze Pflanze von Viola riviniana

 

 

Bild 08: Viola riviniana (li) & Viola reichenbachiana (re)_19. April 2015_Garten Oberkirchengasse
Der Sporn ist bei Viola riviniana hell und an der Unterseite und an der Spitze deutlich gefurcht, bei Viola reichenbachina violett und nicht (höchstens ganz wenig ?) gefurcht [HEGI-V-1634, 635, BECK 520, 521]

Blüten von Viola reichenbachiana und von V. riviniana von unten

 

# Alle Veilchen hybridisieren häufig. Die beiden Arten kommen gemeinsam vor, Viola reichenbachiana besiedelt gerne etwas feuchtere Standorte, Viola riviniana verträgt etwas mehr Trockenheit. Wo sie gemeinsam auftreten, findet man sehr häufig Hybriden, die sich mit den Elternarten erfolgreich rückkreuzen können. Mehr als die Hälfte dieser Veilchen können in diesen Bereichen, in denen beide Arten nebeneinander vorkommen, Hybriden sein. [Xflora 2008: 434]

Bild 09:
Viola reichenbachiana x riviniana:
li oben: 20. April 2008_ Am Weg vom Roten Kreuz zum Himmel
re oben: 27.April 2008_ Am Weg auf den Scheiterboden
unten: 06. April 2008_ Grenzgraben

Li und unten: Die Form des Sporns ist wie bei Viola riviniana ausgebildet, die Farbe wie bei Viola reichenbachiana.
Re: : Die Form des Sporns ist wie bei Viola reichenbachina ausgebildet, die Farbe wie bei Viola riviniana.

Hybriden aus Wald-Veilchen und Hain-Veilchen

 

 

 

Sand-Veilchen (Felsen-Veilchen) / Viola rupestris
(>> auch Mai 2013,: Bild 47)

 Bild 10: Viola rupestris_13. April 2008_Sandgrube am Harzberg

Felsen-veilchen, Stamdortfoto

 

 

Bild 11: Viola rupestris_12. April 2010_Sandgrube am Harzberg
1 blaue Pfeile : Nebenblätter m. o. w. eiförmig bis lanzettlich, Rand grob gezähnt oder mit kurzen Fransen [1]
2 rote Pfeile : Vorblätter sehr hoch gestellt, fast immer nahe dem Stängelbogen;
3 schwarze Pfeile : (mit vollem Pfeilschaft) Grundblätter und  (mit strichliertem Pfeilschaft) Stängelblätter (auf sehr trockenem Standort können die Stängelblätter auch zur Blütezeit so tief zwischen den Nebenblättern der Grundblätter sitzen, dass sie nur schwer als Stängelblätter zu erkennen sind; man meint auf den ersten Blick ein stängelblattloses Veilchen vor sich zu haben. (Dennoch ist das Felsen-Veilchen nicht schwer zu erkennen: wenn man in Trockenrasen oder auf offenen Dolomitböden ein nur wenige Zentimeter hohes Veilchen mit sehr hoch angesetzten Vorblättern findet, lohnt es sich, die Beblätterungsverhältnisse genauer anzusehen (Bild 12).
4 braune Pfeile : keine Ausläufer
5 Blüten:
10-20 mm Längsdurchmesser (d.i. Abstand zwischen dem oberen Rand der oberen und dem äußersten Rand der unteren Kronblätter);
blauviolett ( bis weiß- in Vöslau? )[2], Sporn gleich oder heller oder etwas mehr rötlich [3];
Kelchblätter spitz, Kelchblattanhängsel undeutlich
6 Behaarung: dicht kurzflaumig oder kahl [4]
___ [1] HEGI V 1: 637 „ Nebenblätter eiförmig [...] mit groben, in oft sehr feine Spitzen auslaufenden Zähnen (mehr gezähnt als gefranst) ____[2] Bei NEILREICH [:771]  violett, rötlichblau, lila oder weiss _____[3] Die  gegenüber den übrigen Kronblättern deutlich rötlichere Färbung des Sporns kann in Vöslau immer wieder einmal  beobachtet werden (Bild 11 oben). Über diesen Farbunterschied wird in der Literatur nicht berichtet [ Xflora: 433, HEGI: 636 ,  BECK: 519, NEILREICH:771]. Vielleicht genetischer Einfluss von Viola hirta?. In der selben Population gibt es aber auch Pflanzen, bei denen die Farbe des Sporns mit den übrigen Kronblattteilen übereinstimmt (Bild 10)___ [4] In der Exkursionsflora wird als diakritisches Merkmal  genannt [Xflora: 433]: „LB, Stg u. BlüStiele oben meist dicht sehr kurzhaarig (0,1 mm lg, Lupe!), slt fast kahl > V. rupestris....LB u. Stg  meist kahl (wenn  behaart, dann nie sehr kurzflaumig) >> V. reichenbachiana & V. riviniana __Es fällt auf, dass die Vöslauer Felsen-Veilchen oft kahl sind.    Dazu BECK[: 519]: „Viola rupestris [...] Ändert ab: a arenaria [...] Die vegetativen Theile reichlich kurzhaarig-flaumig [...] b subarenaria [...] kahl [...] c) typica. In allen Theilen sehr spärlich behaart, fast kahl [...] b um Wien, im Wienerwalde, bei Wr. Neustadt und wohl auch anderwärts. c einzeln unter a bei Grinzing [...]"

Felsen-veilchen, Standortfoto, Neben- und Vorblätter

 

 

Bild 12: Viola rupestris_12. April 2010_Harzberg, Sandgrube
Die Nebenblätter der Stängelblätter (volle Pfeile) vom Felsen-Veilchen / Viola rupestris werden als (halb)eiförmig beschrieben. Die Grundblätter (strichlierte Pfeile) können aber, wie die Stängelblätter beim Wald-Veilchen und beim Hain-Veilchen, die Form eines schmalen Dreiecks mit lang ausgezogener Spitze haben. Man beachte also nur die Nebenblätter der Stängelblätter; die Unterscheidung fällt oft nicht ganz leicht, wenn das Nebenblatt wenige Millimeter oberhalb des Stängelgrundes entspringt.)

Nebenblätter an Grund- und Stängelblättern bei Viola rupestris

 

Bild 13: Viola rupestris (am Rande der Sandgrube auf dem Harzberg) & Violareichenbachiana (auf dem Wege dorthin)_13. April 2015
Größenverhältnis zwischen Wald-Veilchen / Viola reichenbachiana und Felsen-Veilchen / Viola rupestris und Unterschied in der Form der Nebenblätter der Stängelblätter

Vergleich zwischen Wald- und Felsen-Veilchen

 

 

Wunder-Veilchen / Viola mirabilis

Bild 14 : Viola mirabilis_03. April 2012_Krainerwald
Linné nannte dieses Veilchen Viola mirabilis. Das lateinische Wort mirabilis bedeutet ´wunderbar, sonderbar´, ist abgeleitet von miror = sich (ver)wundern [1]. Worüber hat sich Linné gewundert, was kam ihm sonderbar vor? Diese Art benimmt sich zu Beginn der Blütezeit wie ein Rosettenveilchen, anschließend bildet es einen Stängel mit Stängelblättern aus, aus deren Achseln Blüten entspringen. Diese Blüten können, wie die grundständigen, voll ausgebildet (chasmogam) sein; oder sie sind unscheinbar und bilden nach Selbstbefruchtung Samenkapseln aus (kleistogam). Viola mirabilis nimmt eine Mittelstellung zwischen „Stängelveilchen" und „Rosettenveilchen" ein [2]. „Sonderbares Veilchen" wäre vielleicht die treffendere Übersetzung, Wunder-Veilchen klingt aber doch hübscher und geheimnisvoller.
[1] Stowasser: 317.    [2) FISCHER&FALLY: 266.

Wunder-Veilchen , Standortfoto


 Bild 15: Viola mirabilis_25.April 2011_Gradental, in der Nähe der Pecherhütte
1 blaue Pfeile : Nebenblätter breitlanzettlich, ganzrandig, manchmal sehr kurz bewimpert, anfangs bleich, dann rotbraun verfärbend und als Kälteschutz für die überwinternden Knospen bleibend
2 rote Pfeile : Vorblätter in oder über der Mitte
3 weiße Pfeile : Laubblattstiele nur unterseits behaart
Grundblätter anfangs meist auffallend trichterförmig eingerollt, etwa so breit wie lang oder etwas breiter, breit herzförmig bis nierenförmig
Stängelblätter meist 3, die obersten zwei entspringen fast am gleichen Punkt; in der Form wie die Grundblätter, auffallend groß
4 braune Pfeile : keine Ausläufer
5 Blüte :
Kronblätter hell graublau bis lila mit weißem Sporn; an den grundständigen Blüten meist gut ausgebildet, an den stängelständigen kleiner, unvollständig oder meist fehlend.

Wunder-Veilchen, Merkmale


 

Bild 16: Viola mirabilis_25.04.2011_N-Abhang des Harzberges, nahe bei der Pecherhütte
Der gelbe Pfeil weist auf den beblätterten Stängel

Wunder-Veilchen, beblätterter Stängel

 

Bild 17: Viola mirabilis_25. April 2011__Gradental
li: an ein und der selben Pflanze eine Stängelblüte mit wenig entwickelten Kroblättern, eine bei der die Kronblätter fehlen
re: schmutzig-violette Blüte am beblätterten Stängel

Blüten am beblätterten Stängel

 

Bild 18:  Viola mirabils
  Li oben: 25. April 2011_Gradental
Auch die Nebenblätter der Stängelblätter haben glatte Ränder und sind meist bewimpert
  Re oben: 25. April 2011_Manhartstal
Dieser Stängelblüte fehlen die bunten Kronblätter, Staubgefäße und Fruchtknoten werden nur von den Kelchblättern umschlossen.
Die Narben werden durch den Pollen aus derselben Blüte bestäubt, die Folge ist Selbstbefruchtung.
  Li unten: 13. Juni 2011_bei Zweiföhren
Nach der Selbstbefruchtung beginnt sich hier der Fruchtknoten zu einer Kapsel zu entwickeln.
Die Selbstbestäubung ist unabhängig von Insektenbesuch. Daher bringen diese Blüten meist zuverlässig Kapselfrüchte mit Samen her vor, während bei den
auffallenden grundständigen Blüten der Erfolg von der Witterung und dem Insektenbesuch abhängt.
  Re unten: 29.Juni 2003_bei Zweiföhren
Die reife Kapsel ist aufgeplatzt und gibt Samen frei.

Entwicklungh kleistogamer Blüten

 

Bild 19: Polygonatum latifolium & Viola mirabilis_10. Juni 2005_Remise
Wunder-Veilchen in einer dichten Herde von Breitblatt-Weißwurz (B.-Salomonssiegel) / Polygonatum latifolium

Wunder-Veilchen zwischen Breitblatt-Weißwurz