Oktober 2005

Speierling oder A(r)schitzenbaum /Sorbus domestica

Bild 01: Sorbus domestica_links: Lusthausboden_26. Oktober 2003_Mitte: Harzberg, Osthang_11. September 2009_rechts: Schwabengrabe: 19. November 2003

Markierte Speierlinge

  Im Gemeindewald auf dem Harzberg sind einzelnen Bäume mit roten oder gelben Bändern markiert. Die meisten sind Speierlinge oder Arschitzenbäume (auch Aschitzn) / Sorbus domestica.

Noch vor wenigen Jahren wurde der Speierling als W a l d baumart kaum (oder gar nicht) wahrgenommen. Bekannt waren k u l t i v i e r t e Arschitzenbäume, aus deren Früchten ein besonderer Schnaps gebrannt wurde.

Bild 04: Sorbus domestica Früchte_Flurgasse_ 24. September 2005

Speierlingfrüchte

Bild 05: Sorbus domestica_im Obstgarten von Familie Grabner in Grossau_28. Oktober 2004

Speierling in einem Garten im Herbstlaub


Bild 06: Sorbus domestica_an der Flurgasse in Grossau_28. Oktober 2004

alter Speierling

Diese beiden Bäume sind sehr alt und sicherlich gepflanzt. Die Herkunft der Waldspeierlinge ist nicht geklärt. Der Speierling ist eine wärmebedürftige Baumart, deren geschlossenes Areal sich über den gesamten Balkan, über Italien und einige Regionen Spaniens bis in das Rhone- und Loiretal, den französischen Jura und die Vogesen erstreckt. In Deutschland und Tschechien kommt der Speierling nur kleinflächig bis punktuell in klimatisch begünstigten Regionen vor. Vom Balkan reicht das Verbreitungsgebiet über Ungarn bis an den Alpenostrand.

In einer wärmeren Periode der Nacheiszeit sind viele wärmebedürftige Pflanzenarten aus dem Süden Europas nach Norden vorgerückt und haben auch nach einer leichteren Abkühlung in Gebieten mit mildem Klima überleben können. Möglicherweise stammen unsere heutigen Waldspeierlinge von frühen Einwanderern ab. Es könnte aber auch sein, dass die Römer den ´sorbus´, wie sie ihn nannten, aus dem Mittelmeerraum als Obstgehölz mitbrachten und kultivierten und die Waldspeierlinge Nachkommen dieser Kulturobstbäume sind. Oder beide Ereignisse sind Grundlage des heutigen Speierlingbestandes.

Jedenfalls zählt der Speierling zu den seltensten Baumarten, der Bestand auf dem Gemeindegebiet gehört aber sicherlich zu den individuenreichsten in Österreich. Auf dem Harzberg und seinen Abhängen, im Bereich Kaiserstein, Weißer Weg und Haselweg konnten insgesamt etwa 120 Bäume (mit Stammdurchmessern 5cm bis  22cm) kartiert werden, im Revier Merkenstein waren 165 Speierlinge Gegenstand einer langjährigen und profunden Untersuchung.[1]
[1] M. Steiner mündlich & SpeirlingWienerwald ;    Ergänzung:  2007 KIRISITS2007: Folien 22-24November 2009

Nachtrag Dezember 2019:: Karten (Stand 2009) und Text (Stand 2018)  über die Vorkommen des Speierlings auf dem Gemeindegebiet von Bad Vöslau


Bild 07: Sorbus domestica_ob Helenehöhe_4. November 2003

junger Speierling mit Herbstfärbung

Am leichtesten findet man die Speierlinge im Spätherbst: Sie behalten das Laub meist etwas länger als die übrigen Laubbäume und fallen durch ihre prächtige Färbung schon von weitem auf. (Nachtrag 2012: Das war der Eindruck bis 2005. Stimmt so nicht: in manchen Jahren hatten die Speierlinge zuallererst ihre Blätter verloren)

Bild 08: Sorbus aucuparia (li) & S. domestica (re)_ 27. September 2005
Viele Naturfreunde könnten den Speierling im Wald mit der Eberesche  / Sorbus aucuparia  verwechseln, da diese Baumart Blätter gleicher Form hat. Die Eberesche, gerne in Gärten und als Straßenbaum gepflanzt, kommt in weiten Teilen Europas und Österreichs häufig, in unseren Wäldern jedoch selten vor. Da die in Büchern beschriebenen Unterscheidungsmerkmale an den Blättern in der Praxis manchmal nicht überzeugen und die Speierlinge und Ebereschen im Wald nur selten Früchte tragen, bleiben als sichere Kennzeichen nur die Form der Knospen und die Ausbildung der Borke.

Speierling und Eberesche Zweige


Bild 08: Sorbus aucuparia (li) & S. domestica (re)_ 27. September 2005
Die Knospenschuppen der Eberesche sind braun und auf der Fläche stark behaart, die des Speierlings sind grün, nur am Rande schwach behaart, auf der Fläche aber kahl, und etwas klebrig.

Speierling und Eberesche Knospen


Bild 08: Sorbus aucuparia (li) & S. domestica (re)_ 30. September 2005
Die beiden abgebildeten Bäume stehen im Wald nahe der Helenenhöhe und sind gleich stark (ca. 10cm ). Die Borke der Eberesche bleibt lange glatt, erst im hohen Alter bekommt sie Risse. Die Borke der Speierlinge ist schon an jungen Bäumen mit wenigen cm Stärke stark zerfurcht und rau. Dadurch ist sie jener der Eichen zum Verwechseln ähnlich. Dies ist auch ein Grund, warum die Bäume mit roten oder gelben Kunsstoffbändern gekennzeichnet sind: Bei Eingriffen, die aus forstlichen oder jagdlich-hegerischen Gründen erforderlich sind, sollten diese seltenen Bäume nicht irrtümlich mit Eichen verwechselt werden. Die Markierungsbänder sollten so die Schonung der Waldspeierlinge sichern, aber auch die Besucher des Waldes von Vöslau auf diese Seltenheit der heimischen Flora aufmerksam machen.

Speierling und Eberesche Rinde

Eine fruchtende Eberesche / Sorbus aucuparia in der Sorbus-Allee beim ehemaligen Forsthaus Merkenstein und ein fruchtender Speierling / Sorbus domestica nahe dem ´Schneebergblick´(der höchstgelegene? Fundort eines Speierlings im Kartierungegebiet auf ca. 550 m ü.d.M ):


Bild 11: Sorbus aucuparia_Merkenstein_ 1.Oktober 2005

Eberesche mit FRüchten

Bild 12: Sorbus domestica_Haselweg_3. September 2000

Speierling mit FRüchten

Weitere Beiträge zum Speierling:   November 2009     Dezember 2019   Jänner 2020