Oktober 2013:

Arten in den Schwarzföhrenwäldern 9:
und zwei verwandte Arten in anderen Biotopen*

Berg-Aster (Kalk-A.) / Aster amellus  Bild: 17
Wiesen-Augentrost / Euphrasia officinalis subsp. rostkoviana *  Bild: 6,
Salzburg-Augentrost / Euphrasia salisburgensis  Bild: 8, 9, 10
Heide-Augentrost / Euphrasia stricta  Bild: 7
(Lungen-Enzian / Gentiana pneumonanthe)Bild: 14
Österreich-Kranzenzian / Gentianella austriaca  Bild:  10, 11
Fransenenzian / Gentianopsis ciliata   Bild: 12, 13
Gewöhnlich-Wachtelweizen / Melampyrum pratense  Bilder: 1, 2, 5
Voralpen-Wachtelweizen / Melampyrum subalpinum
Bilder: 3, 4, 5
Duft-Skabiose / Scabiosa canescens  Bild: 15, 16, 17
Ähren-Blauweiderich / Veronica spicata (Pseudolysimachon spicatum)
Bild: 18

Link zur Tabelle "Arten in Schwarzföhrenwäldern"  und Link zu Quellenangaben

 

Gewöhnlich-Wachtelweizen / Melampyrum pratense

siehe auch September 2010

 Bild 01: Melampyrum pratense_Steinkamperl_15. August 2012

Gewöhnlicher Wachtelweizen im Schwarzföhrenwald

Der Gewöhnlich-Wachtelweizen / Melampyrum pratense besiedelt auf Vöslauer Gemeindegebiet Wälder, deren Baumschicht gänzlich oder zumindest zum Teil aus Schwarz-Föhren besteht. In manchen Waldstücken kann er den Sommeraspekt der Krautschicht prägen, auf anderen tritt er zerstreut in kleinen Trupps oder einzeln auf, in anderen fehlt er völlig (siehe September 2010). Die Dichte und Größe der Vorkommen schwankt von Jahr zu Jahr erheblich. Heuer, 2013, ist ein „schwaches Wachtelweizenjahr", möglicherweise wegen der Dürreperiode im Sommer [1]. Es fällt auch auf, dass zwei weitere einjährige Arten, der Salzburger Augentrost und der Österreich-Kranzenzian heuer weitaus seltener blühen als in den vorangegangenen Jahren (siehe Bild 06 bis Bild 11).
[1] http://derstandard.at/1373514124969/Landwirtschaft-leidet-immer-staerker-unter-der-Duerre
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Bild 02: Melampyrum pratense_am Weg vom Sooßer zum Hohen Lindkogel_12. September 2010

Gewöhnlicher Wachtelweizen im Schwarzföhrenwald

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Alpenostrand-Wachtelweizen / Melampyrum subalpinum
siehe auch September 2010
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Bild 03: Melampyrum subalpinum_zwischen KreuzerlFöhre und Zweiföhren_9. August 2008

Voralpen-Wachtelweizen im Schwarzföhrenwald

 

 

 

Bild 04: Melampyrum subalpinum & M. pratense
Die beiden Wachtelweizenarten der Schwarzföhrenwälder gemeinsam mit der Schwarzföhrenbegleiterin Felsen-Wolfsmilch: oben: Voralpen-Wachtelweizen / Melampyrum subalpinum _Manhartsberg_28. August 2005__unten Gewöhnlich-Wachtelweizen / M. pratense_ zwischen KreuzerlFöhre und ZweiFöhren_15. August 2008 (ganz nahe beim Fundort von Voralpen-Wachtelweizen in Bild 03)

Gewöhnlicher und Voralpen-wachtelweizen gemeinsam mit Felsen-Wolfsmilch

 

 

Bild 05: Melampyrum pratense & Melampyrum subalpinum_Lusthausboden_4. August 2013_M. pratense = links (im Hintergrundbild 2x), M. subalpinum = rechts


Gewöhnlicher und Voralpen-Wachtelweizen , Merkmalsvergleich

Die beiden hier genannten Arten sind, wenn die  Violettfärbung der oberen Deckblätter beim Voralpen-Wachtelweizen nur sehr schwach ausgebildet ist (bei einzelnen Individuen kann sie sogar völlig fehlen!), im Erscheinungsbild recht ähnlich. Die Kelchbehaarung hilft im Zweifelsfall weiter: Beim Gewöhnlich-Wachtelweizen/ Melampyrum pratense ist der Kelch völlig kahl (oder mit höchstens ¼ mm langen Haaren, die mit freiem Auge nicht zu sehen sind, bedeckt, oft mit dunklen Flecken), beim Alpenostrand-Wachtelweizen / M. subalpinum ist er an den Kanten mit mindestens etwas mehr als  0,5 mm bis 2,5 mm langen Haaren (die mit freiem Auge zu sehen sind) besetzt. (siehe auch September 2010: Bild 5 & 9)

 Die Fundorte des Alpenostrand-Wachtelweizens / Melampyrum subalpinum (siehe September 2010: Bild 8 bis 12) sind weitaus seltener als jene des Gewöhnlich-Wachtelweizens / M. pratense. Auch das Gebiet, in dem die Art überhaupt vorkommt, ist klein. Der Alpenostrand-Wachtelweizen ist subendemisch, d.h. dass nur sehr kleine Arealteile außerhalb von Österreich, in Süd- und Ostböhmen und in Westmähren, liegen [1] . In Österreich finden wir diese Art nur in Niederösterreich auf den Bergen am Nördlichen Alpenostrand [2], und in der Steiermark nahe Kapellen im Mürztal und im Gebiet der Rax und des Semmering [3]. Der Gewöhnlich-Wachtelweizen hingegen ist in ganz Österreich [4] und darüber hinaus in weiten Teilen Europas und im mittleren Westsibirien verbreitet [5].

[1] ŠTECH: 233    [2] FISCHER: 768    [3] MAURER II/1: 54    [4] FISCHER: 769    [5] MEUSEL II T : 249.

 

 

 

Wiesen-Augentrost (Echter Au., Gewöhnlicher Au.)/ Euphrasia officinalis subsp. rostkoviana*

Bild 06: Euphrasia officinalis subsp. rostkoviana
oben: nahe Merkenstein_20. September 2010
li Mitte: nahe Merkenstein_2. Oktober 2013
unten: Rauhenbichl_ 5. Oktober 2010
Merkmale: Der Griffel ragt, nur wenig gekrümmt, deutlich aus der Krone heraus, die Deckblätter der Blüten (das sind die Blätter, in deren Achseln die Blüten sitzen) (1 bis 8) haben am Rand Drüsenhaare.

Echter Augentrost Merkmale


Der Echte Augentrost / Euphrasia officinalis subsp. rostkoviana ist keine Art der Schwarzföhrenwälder; als Standorte werden „frische (Mager-) Wiesen und Weiden" [1] angegeben.

Weil die Augentrostpflanzen das Wasser nicht direkt aus dem Boden nehmen, sondern aus den Wurzeln anderer Wirtspflanzen saugen, stellen diese Halbschmarotzer auch keine besonderen Wasseransprüche an den Boden selbst. Ganz trockene oder sehr nährstoffarme Böden meiden sie jedoch, da sie mit der Wirtspflanze mithungern müßten. Auch auf ausgesprochen nährstoffreichen Böden kommen sie höchstens vereinzelt vor, weil sie hier von üppig wachsenden Kräutern zu stark beschattet werden. Sie sind nämlich ausgesprochen lichtbedürftig. Daher findet man sie auch nur in offener Vegetation, vor allem auf Wiesen und Weiden." [2] Geeignete Standorte sind auf dem Gemeindegebiet selten: Wiesen wurden und werden zunehmend in Äcker oder Energieholzplantagen umgewandelt, wo sie erhalten geblieben sind, werden sie mit Nährstoffen angereichert. Aber auch in den wenigen kleinflächigen Magerweisen finden wir dieses Heilkraut nicht immer. Vom Wiesen-Augentrost /Euphrasia officinalis konnten bei Erkundungsgängen in der letzten September- und der ersten Oktoberwoche dieses Jahres nur an zwei Stellen, auf einem Waldweg durch eine Lichtung bei Merkenstein und in einer Böschung zwischen zwei Magerwiesen auf dem Rauenbichl, einige blühende Pflanzen gefunden werden.

[1] FISCHER: 765 [2] HOLZNER: 213

 

 In den Schwarzföhrenwäldern finden wir selten den Heide-Augentrost (Steifen Au.) / Euphrasia stricta und den Salzburg- Augentrost / Euphrasia salisburgensis.

Heide Augentrost / Euphrasia stricta

Bild 07: Euphrasia stricta_an der Sandbergstraße_18. September 2002
re oben: ehemaliger Steinbruch in der Steinbruchgasse, junger Schwarzföhrenwald_9.Oktober 2010

Heide-Augentrost

Beim Heide- oder Steifen Augentrost / Euphrasia stricta folgen wie beim Echt-Augentrost / Eu. officinalis die Deckblattzähne unmittelbar aufeinander. Beim Heide-Augentrost ist der Griffel schon vor und während der Anthese [1] gekrümmt und ragt kaum aus der Blütenkrone heraus, beim Echten Augentrost  ist er gerade oder nur schwach gekrümmt und ragt deutlich heraus. Die Deckblattzähne sind beim Echten Augentrost meist mit Drüsenhaaren besetzt, beim Heide-Augentrost kahl und zu einer meist dunklen Spitze ausgezogen. Den Heide-Augentrost findet man selten im Feinschutt an Wegen und Forststraßen durch den Schwarzföhrenwald.

[1] Anthese (griech. anthéein = blühen, hervorsprießen; ánthe und ánthos = die Blüte, das Blühen), Entwicklungsabschnitt der Blütenorgane vom Ende des Knospenzustandes bis zum Beginn des Verblühens."_ SCHUBERT & WAGNER: 91

 

 

Salzburg-Augentrost / Euphrasia salisburgensis

Bild 08: Euphrasia salisburgensis_Hauerberg, Schwarzföhrenwald, nach Brand vor etlichen Jahren unterholzfrei_17. September 2010

Salzburg-Augentrost im Schwarzföhrenwald

Der Salzburger Augentrost kommt in allen mittel- und den meisten südeuropäischen Gebirgen [1] in Kalkmagerrasen und Felsschuttfluren [2] und in lichten Wäldern [3] vor und steigt hin und wieder bis in die angrenzenden tieferen Lagen herab [4].

[1] MEUSEL II. K 408c [2] [FISCHER: 764; REISIGL & KELLER: 80] [3] JANCHEN: 411 [4] JANCHEN: 411; MEUSEL II, T 247_dealpin

Bild 09:  Euphrasia salisburgensis_besonnte Feinschotterfläche (Umkehrplatz) oberhalb der Ruine Merkenstein_3. August 2003Salzburg-Augentrost, Merkmale

Von den anderen beiden auf dem Gemeindegebiet vorkommenden Augentrostarten unterscheidet er sich durch die Ränder der Deckblätter: Die Zähne am Rand der Deckblätter folgen nicht unmittelbar aufeinander sondern sind durch ein Stück geraden Randes voneinander getrennt .

 

Österreich-Kranzenzian / Gentianella austriaca

Bild 10: Gentianella austriaca & Euphrasia salisburgensis_Hauerberg_15. September 2013
Gemeinsam mit dem Salzburger Augentrost blüht in den Schwarzföhrenwäldern hin und wieder der Österreich-Kranzenzian Salzburg-Augentrost und Österreich-Kranzenzian

 

„Enziane" sind nicht nur Alpenpflanzen. In unserer Region wachsen zwei Arten (aus zwei verschiedenen Gattungen), die wir an Wegen und in Lichtungen von Schwarzföhrenwäldern antreffen können: der Österreichische Kranzenzian / Gentianella austriaca und der Fransenenzian / Gentianopsis ciliata.

Bild 11: Getianella austriaca_unten und rechts: Schwarzföhrenwald an der Sandbergstraße_29. September 2005__ links oben: Schwarzföhrenwald am Westhang des Hauerberges_15. September 2013

Kranzenzian

Der Kranzenzian hat in der Blüte einen Kranz aus gefransten Schuppen, die am Grunde des Schlundes ansetzen, seine Kronblätter sind glattrandig. Der Fransenenzian hat diese Schlundschuppen nicht, aber die Ränder seiner Kronblätter sind in Fransen aufgelöst. Er wächst auch auf Wiesen und an Rändern von Forststraßen und breiteren Waldwegen, die durch Mischwälder führen.
Der Österreich-Kranzenzian /Gentianella austriaca kommt nur in den Niederösterreichisch-Steirischen Kalkalpen und in deren Vorland, vom Seewinkel und dem Wiener Becken (hier als gefährdete Art eingestuft) bis etwa zum Ötscher(?) und zur Schneealpe vor (Vorkommen in den Südalpen sind fraglich) [1].

[1] FISCHER: 709; GREIMLER: 225].

Fransenenzian / Gentianopsis ciliata

Bild 12: Gentianopsis ciliata_an der Forststraße über den Scheiterboden_21. September 2003

Fransenenzian am Forststraßenrand

Der Fransenenzian / Gentianopsis ciliata hat ein weitaus größeres Areal: Er ist in weiten Bereichen Mittel- und Südeuropas verbreitet [1] , gilt aber in den Vorländern der Gebirge als gefährdete Art [2] . Er besiedelt kalkreiche Standorte von niederen Lagen bis an die Waldgrenze, auf Vöslauer Gemeindegebiet Wegränder in Mischwäldern, steinige Straßenböschungen und trockene Magerwiesen.

[1] Meusel II K 355b; II T 209 [2] FISCHER: 707

Bild 13: Gentianopsis ciliata_Turmwiese Merkenstein_1. Oktober 2005

Kranzenzian

 

 

Lungen-Enzian / Gentiana pneumonanthe *

Bild 14:  Gentiana pneumonanthe_Feuchtwiese, nicht bei Vöslau sondern bei Moosbrunn_24. September 2011

Der in Vöslau ausgestorbene Lungen-Enzian
Nicht in Wäldern sondern in den sumpfigen Wiesen im Osten von Vöslau und zwischen Grossau und Gainfarn blühte in den 1950er Jahren noch ein prachtvoller hoher Enzian, der Lungen-Enzian / Gentiana pneumonanthe [1]. Er ist als Folge der Drainagierungen schon seit Jahrzehnten vom Boden unserer Heimatgemeinde verschwunden. Er hat nur in wenigen Sumpfwiesen des südlichen Wiener Beckens überlebt und wird in den Roten Listen als „Stark gefährdete Art" geführt.
[1] HÜBL: 70

Bis zum ersten Frost blühen in den Schwarzföhrenwäldern zwei Skabiosen: seltener die Gelb-Skabiose / Scabiosa ochroleuca, die sonst in Trockenrasen und häufig in trockenen Magerwiesen wächst (siehe Oktober 2010), und die Duft-Scabiose / Scabiosa canescens, die wir seltener in Trockenrasen, häufiger in natürlichen Lichtungen und an Waldwegrändern über steinigem Grund antreffen [Tabelle].

 

Duft-Skabiose / Scabiosa canescens

Bild 15: Scabiosa canescens Schwarzföhrenwald südlich vom Jubiläumskreuz_23. Auguist 2013
Der orchideenartige Duft der Duft-Scabiose kann nicht immer wahrgenommen werden; manche Testpersonen stellen an verschiedenen Pflanzen auch „unangenehmen Duft" oder Duftlosigkeit fest.

Duft-Scabiose im lichten Schwarzföhrenwald

Die mittleren und oberen Stängelblätter der Duft-Scabiose sind fiederschnittig zerteilt, die Zipfel nur 1 bis 2 mm breit. Die Grundblätter sind lanzettlich, mit glattem Rand und 1 bis 1,5 cm breit.

Oft sind die Grundblätter zur Blütezeit verdorrt und abgefallen, meist sind aber die Rhizome verzweigt und tragen an ihren Köpfen Rosetten aus glattrandigen Blättern:

Bild 16: Scabiosa canescens
li oben: Hinterer Sooßer Lindkogel_28.Juli 2002
li unten Sonnenweg_30. August 1983 (Herbar)
re oben: Harzberg_30. September 2002
re unten: Hauerberg_08. September 2013
(Siehe auch Oktober 2010, Bild 5: Rosetten der beiden Scabiosenarten im Vergleich)


Duft-Scabiose, Grundblätter

 

Bild 17: Duft-Skabiose / Scabiosa canescens, ein Kardengewächs & Kalkaster /Aster amellus, ein Korbblütler

Scabiosa und Aster, Blütenvergleich

Die hellblauen Blüten stehen in Köpfchen beisammen, die von gemeinsamen Hochblättern umgeben sind. Diese Beschreibung trifft auch für die Familie der Korbblütler / Asteraceae zu; die Skabiose zählt man aber zu den Kardengewächen / Dipsacaceae, bei denen die Staubbeutel (Pfeile) frei und nicht wie bei den Korbblütlern zu einer Röhre verwachsen sind.

 

 

Ähren- Blauweiderich / Veronica spicata ( Pseudolysimachion spicatum)

Bild 18: Veronica spicata_lichter Schwarzföhrenwald, oberhalb der Helenenhöhe_04. September 2013

Ähren-Blauweiderich

Die Blütezeit vom Ähren-Blauweiderich (Ähren-Ehrenpreis) / Veronica spicata (Pseudolysimachion spicatum) beginnt im Juli und endet erst im Oktober. Er wächst in Trockenrasen und im Schwarzföhrenwald an Wegrändern, wo er es als Halblichtpflanze [1] ausreichend hell hat.

[1] ELLENBERG: 151_ Lichtzahl 7 = Halblichtpflanze, meist bei vollem Licht, aber auch im Schatten bis etwa 30% relative Beleuchtungsstärke. Weitere Halblichtpflanzen, die im Schwarzföhrenwald wachsen, sind u.a. Scabiosa canescens, Gentianopsis ciliata, Gentianella austriaca (?), Euphrasia salisburgensis, Melampyrum pratense (L 6 d.h. bis 20% r.B.), Campanula glomerata, Cervaria rivini, Pimpinella saxifraga, Sanguisorba minor, Stachys recta, Laser trilobum, Laserpitium latifolium und Siler montanus.