April 2017

Wald-Bingelkraut / Mercurialis perennis
Eiblatt-Bingelkraut / Mercurialis ovata
Acker-Bingelkraut / Mercurialis annua (ab Bild 18)

Bild 01: Mercurialis perennis_Harzberg O-Hang_3. Juni 2007
Das Wald-Bingelkraut kann durch zahlreiche lang kriechende Rhizome an manchen Stellen in frischen Edellaubwäldern Bestände mit dichter Bedeckung des Bodens bilden.
Herde vom Wald-Bingelkraut

.

.

Bild 02: Mercurialis perennis_Schwabengraben_16. April 2017
Die Blüten sind unscheinbar. Das Bingelkraut ist eine zweihäusige Art: Es gibt Pflanzen, die nur Staubblüten, und andere, die nur Stempelblüten ausbilden. Die Übertragung des Pollens von den männlichen Pflanzen auf die Narben der weiblichen kann durch Insekten oder durch den Wind erfolgen. Die Pflanzen geben für Menschen unangenehm riechende Duftstoffe [1] ab, die möglicherweise als Lockstoffe für potentielle Bestäuber-Insekten dienen könnten.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Trimethylamin
mönnliche und weibliche Pflanzen vom Wald-Bingelkraut

.

.

Bild 03: Mercurialis perennis_Schwabengraben_18. April 2017
Alle Triebe eines Klons haben das gleiche Geschlecht. Daher sind oft einige Quadratmeter nur von weiblichen (wie hier) oder nur von männlichen Pflanzen bedeckt. Manchmal durchdringen sich auch mehrere Klone, sodass auch männliche und weibliche Pflanzen nebeneinander stehen können (wie im Bild 2].
Herde aus weiblichen Individuen vom Wald-Bingelkraut

.

.

Bild 04: Mercurialis perennis__oben: Harzberg, O-Hang_5. April 2017__unten: Schwabengraben_18. April 2017
Teile der Fruchtstände von weiblichen Individuen des Wald-Bingelkrautes.
Die Botaniker des 16. Jahrhunderts nahmen an, dass das äußere Erscheinungsbild die Funktion bestimmen würde und sahen in diesen Pflanzen die männlichen Individuen des Bingelkrautes: „Des wilden Bingelkrauts seind auch wie des zamen zwey geschlecht/mennle und weible. Haben keinen underscheyd dan´allein im samen/welcher am mennle ist zwey runder körnlin/ als zwey hödlin. Am weible aber ist er nach zůsamen getrungen/wie die kleinen treublin.“ [1] 
Das „Wild Bingelkraut“ /Mercurialis perennis und das „Zame Bingelkraut“ / Mercurialis annua [siehe ab Bild 18) wurde von alters her als Heilpflanze genutzt. Für beide Arten nennt Leonhard FUCHS die selben Heilwirkungen [1]. Der Name des Bingelkrauites könnte von der harntreibenden Wirkung des Krautes kommen (bingeln = harnen) [2].
LORENZ et. al. berichten über Geschichte der Anwendung, Etymologie, Inhaltsstoffe, Toxizität und aktuelle Untersuchungen [3]
[1] FUCHS 1543: Text Cap. CLXVIII & Bild CCXLIXFUCHS(waimann)    [2] GRIMM bingeln   [3]  LORENZ &al 2013


Blüten vom weiblichen Wald-Bingelkraut

.

.

Bild 05: Mercurialis perennis_Schwabengraben_ 5.(re unten) und 18. April 2017
Die einfache Blütenhülle ist aus drei kleinen grünen Perigonblättern (P) zusammengesetzt. Aus dem zweifächrigen Fruchtknoten entwickelt sich eine Kapsel, bei der an einer Mittelsäule (MS) zwei Kapselfächer sitzen, die je einen Samen ausbilden. Neben dem Fruchtknoten haben die Blüten der weiblichen Pflanzen noch je zwei Staminodien (St), das sind verkümmerte, rudimentäre, durch evolutionäre Reduktion unfruchtbar gewordene Staubblätter [wikipedia: Staminodien].

FRuchtknoten vom Wald-Bingelkraut

.

.

Bild 06: Mercurialis perennis_Grottenfeld_18. März 2007
Männliche Individuen vom Wald-Bingelkrautmehere Pflanzen vom männlichen Wald-Bingelkraut

.

.
Bild 07: Mercurialis perennis_großes Bild: Hangfuß am NO-Hang des Kaisersteins_16. April 2006__kleine Bilder: Harzberg SO-Hang_5. April 2014
Auch die Blüten der männlichen Individuen sind einfach gebaut: 9 bis 12 Staubblätter sind von 3 kleinen grünen Perigonblättern umgeben.
Blüten vom männlichen Wald-Bingelkraut

.

.

Bild 08: Mercurialis ovata_Eichenwald oberhalb der Strauß-Sandgrube_18. April 2011
Das Wald-Bingelkraut / Mercurialis perennis besiedelt frische Laubwälder mit guter Wasserversorgung, aber ohne Straunässe, besonders Buchenwälder.  An trocken-warmen Waldstandorten wird diese Bingelkrautart durch das Eiblatt-Bingelkraut / Mercurialis ovata vertreten. Diese Art bildet nicht so ausgedehnte Herden wie das Wald-Bingelkraut, meist tritt es einzeln oder in kleinen Gruppen auf.
Seine Blätter sind höchstens 1 bis 2 (3) mm gestielt, meist sitzen sie dicht am Stängel. Sie sind rundlich bis breiteiförmig und etwa ein bis zwei mal so lang wie breit.
Ein Eiblatt-Bingelkraut

.

.

Bild 09: Mercurialis perennis_O-Hang des Kaisersteins_11. April 2004
Im Gegensatz dazu sind die Blätter vom Wald-Bingelkraut / Mercurialis perennis stets deutlich (mehr als 5mm) gestielt.
vier Pflanzen vom Wald-Bingelkraut
.

.

Bild 10: Mercurialis ovata_Steinkamperl, N-Hang_10. & 18. April 2017
An der unteren Stängelhälfte gibt es beim Eiblatt-Bingelkraut fast immer ein Paar von Blättern, die in der Form den oberen Blättern ähnlich, aber meist deutlich kleiner sind. Dieses  unterste Blattpaar kann beim Eiblatt-BIngelkraut, selten aber doch, auch fehlen [1]. Das ist beim Wald-Bingelkraut die Regel, selten können aber auch bei diesem ein Paar kleinerer  Blätter ansetzen (z.B. Pflanze 2 in Bild 16  und Pflanze 2 in Bild 09!).
Bei diesen Pflanzen aus dem  Föhrenwald am Nordabhang des Steinkamperls zeigt sich, dass bei zwei Pflanzen in der unteren Stängelhälfte kein, bei den beiden anderen  jeweils ein sehr kleines Laubblattpaar (kein Spreublatt) sitzt.
Die violette Färbung am Grunde der Stängel [2] und an den Ausläufern tritt erst beim Trocknen der Pflanzen auf (vgl auch das folgende Bild)
[1] eine gewagte Schätzung: etwa  bei 5%       [2] Xflora: 457, Pkt 3
frische und getrocknete Pflanzen vom Eiblatt-Bingelkraut

.

Bild 10A: Mercurialis perennis_li: 05. April 2017 und re & unten: 22.08.2017
Diese Verfärbung ist keine Eigenheit des Eiblatt-Bingelkrautes, sie ist auch beim Wald-Bingelkraut zu beobachten. Verantwortlich dafür  ist das Oxidationsprodukt des Hermidins, das Cyonohermidin.[1]   Dass sich  die Wurzel des Krautes bei Verletzung oder Trocknung schwarzblau verfärbt, haben schon die Alchimisten des Mittelalters festgestellt.  Ähnliche Farbumschläge zeigen auch gewisse Quecksilberverbindungen unter Lichteinwirkung.  Der lateinische Name für Quecksilber ist Mercurius. In der Signaturenlehre des Mittelalters wurde Mercurialis manchmal auch bei Erkrankungen, die einer Quecksilbervergiftung ähnelten, verabreicht. [1]
[1] LORENZ & al.: 42, 43

frisches und getrocknetes wald-Bingelkraut

Bild 11: li: Mercurialis perennis_Tribuswinkler Graben: Buchenwald_re: Mercurialis ovata_Steinkamperlweg (nach O): Eichenwald__14. April 2017
Ein Wald-Bingelkraut mit schmal-eiförmigen und ein Eiblatt-Bingelkraut mit rundlichen Blättern.
Die Blätter des Wald-Bingelkrautes sind meist mehr als 2 mal so lang wie breit, (1,8 bis 3.2x), die des Eiblatt-Bingelkrautes weniger als das Doppelte der Breite lang (1,1 bis 1,9 x, selten bis 2,1x). Es gibt also Überlappungen im Bereich der Quotienten 1,8 bis 2,1x. [1]
Meist sind sie in der Mitte am breitesten (elliptisch bis breit lanzettlich), seltener auch etwas unterhalb der Mitte (schmal- bis breiteiförmig) [2].
Die Stiele beim Wald-Bingelkraut sind mindestens 5 mm lang, beim Eiblatt-Bingelkraut selten mehr als 2mm (sehr selten bis 4mm), meist sitzen die Blätter ohne Stiel am Stängel. Noch nicht ganz ausgeformte Blätter im Wipfelbereich können von diesen Angaben abweichen. Diese Werte sind das Ergebnis der Vermessung von 63 Individuen aus den Bad Vöslauer Wäldern.
[1] Xflora  2008: 457 und eigene Untersuchungen
[2] Definition der Spreitenformen in Xflora  2008: 82

Blätter vom Wald- und vom Eiblatt-Bingelkraut

.

.

Bild 12 : Längen/Breiten-Quotienten von Blättern vom Wald-Bingelkraut und vom Eiblatt-Bingelkraut
1a: Mercurialis perennis_ Harzberg, Waldlehrpfad_28. April 2017
1b: Alle Blätter dieser Pflanze abgetrennt
2 bis 5:  Mercurialis ovata_ Harzberg Nordhang, Wanderweg 2_23. April 2017: Blätter von vier verschiedenen Individuen
Vergleiche mit dem Text vom vorangehenden Bild!
Blattformen von Wald- und Eiblöat-Bingelkraut

.

Bild 13:  Mercurialis perennis_Soosser Lindkogel: Entlang einer Wegstrecke von etwa 220 m wurden an verschiedenen Stellen Triebe vom Wald-Bingelkraut entnommen_10. April 2017.
li: Die Anordnung der Blattpaare am Stängel ist sehr variabel. Ein Blattpaar ist oft innerhalb der oberen Stängelhälfte deutlich nach unten versetzt. Im untersten Drittel gibt es keine oder winzige farblose Schuppenblätter, selten kleine grüne Laubblätter (Pfeile ↖).
re: Drei Formen der rudimentären Blätter an dem unteren Teil der Pflanzen (Vergleiche auch > Bild 15)

Verschiedne Blattanordnungen an mehreren Individuen des Wald-Bingelkrautes
.

.

Bild 14: Mercurialis perennis_Harzberg SO-Hang_5. April 2017
(Nicht ganz typische*) Merkmalskombination für Mercurialis perennis:
Von 33 untersuchten Bad Vöslauer Pflanzen, die wegen der vorhandenen Blattstiele und der fehlenden Blätter im untersten Drittel des Stängels als Mercurialis perennis bestimmt wurden, hatte der größte Teil Längen/Breiten-Quotienten von 2-3, einige knapp darunter und einige knapp darüber, jüngere (= obere) Blätter mehr bei 3, untere mehr nahe 2.

* Xflora 2008: [ 457, 82]: meist schmal-eiförmig (= 2,5-3x so lang wie breit) und breit-lanzettlich (= 3 bis 4 x so lang wie breit); (meist bedeutet, dass es auch ein bisschen anders sein kann)
hier: Laubblätter meist breit-lanzettlich bis schmal-eiförmig, bei den abgebildeten Pflanzen 2,1 bis 2,5 x so lang wie breit, Blattstiele 1 bis 12 mm (1mm nur bei oberen noch nicht voll entwickelten Blättern, auf derselben Pflanze auch bis 12 mm!) im unteren Drittel nur Schuppenblätter.
3 fische Pflanzen vom Wald-Bingelkraut

.

.
Bild 15: Mercurialis perennis_oberer Tribuswinklergraben_10. April 2017
Das Merkmal „Stängel im unteren Drittel nur mit schuppenförmigem Niederblatt“ für Mercurialis perennis und „Stängel im unteren Drittel (meist) mit kleinen Laubblättern“ für Mercurialis ovata [1] trifft vielfach zu, kann aber auch Verwirrung stiften. In der 2. Auflage der Exkursionsflora  [2] wird diese Marke bei der halben Stängelhöhe angesetzt, bei HEGI [3]  heißt es für M. perennis „ nur oben beblättert, für M. ovata „am Grunde mit einem oder mehreren Laubblattpaaren (nicht nur mit schuppenförmigen Niederblättern).“
Das problematische Blattpaar an diesem Wald-Bingelkraut ist das mit 1 bezeichnete, das es nach allen drei Beschreibungen nicht geben dürfte: Die langen Blattstiele, die Formen der übrigen Laubblätter und der Fundort in einem alten hallenartigen Buchenwald weisen diese Pflanze eindeutig als Mercurialis perennis aus. Die weißen Pfeile markieren die Stängellänge, die unterbrochenen Linien die Hälfte und das untere Drittel.
[1] Xflora 2008: 457   [2] Xflora 2005     [3] HEGI V1: 130

Wald-Bingelkraut mit kleinem Laubblatt nahe dem Stängelgrund

.

.
Bild 16: Mercurialis perennis_Harzberg O-Hang_10. April 2017
Verwirrend ist bisweilen, wenn unmittelbar nebeneinander wachsende Pflanzen sich in einem von mehreren Merkmalen unterscheiden. Das Bingelkraut #1# hat im unteren Drittel des Stängels ein kleines aber wohl ausgebildetes Paar von grünen Blättern, bei Pflanze #2# sind in der unteren Hälfte nur bleiche, stark reduzierte Blätter entwickelt. (Die Blattspreite fehlt, Nebenblätter und ein rudimentärer Grund des Blattstiels sind vorhanden). Wenn man nur dieses Merkmal werten würde, wäre #1# ein Eiblatt-Bingelkraut und #2# Wald-Bingelkraut. Die Beobachtung, dass die Blattspreiten 1,8 bis 2,1 mal so lang wie breit sind und ohne Stiel am Stängel sitzen und der Standort, ein Schwarzföhrenforst mit Eichen, Mehlbeere, Elsbeere, Speierling und Dirndlstrauch, sprechen deutlich für Mercurialis ovata.Zwei Individuen vom Eiblatt-Bingelkraut mit unterschiedlicher Ausformung der Blätter im unteren Stängelbereich

.

.

Bild 17:  01. Mai 2017
li: Mercurialis perennis_Buchenwald, Brunntal, nahe dem Schelmenloch
re: Mercurialis ovata_Flaumeichenwald_nahe dem Schneckenstein an der Brunntalstraße
Für die Unterscheidung der beiden Arten ist die Länge der Blattstiele das wichtigste Merkmal.  Das Vorhandensein  oder die Abwesenheit der kleinen Laubblätter im unteren Bereich des Stängels trifft meist zu, was  impliziert, dass es manchmal auch gerade anders sein kann. Die Beachtung der Standorte, frischere, von Buchen dominierte oder  warm-trockene, durch Eichen geprägten Wälder, ist für die richtige Bestimmung hilfreich, doch gibt es in Übergangs- und Verzahnungsbereichen  zwischen diesen Waldtypen oft auch beide Arten in naher Nachbarschaft.
Wald-und Eiblatt-Bingelkraut

Mercurialis perennis  ist eine Art, die in allen bodenbasischen Buchenwäldern [1]  und in fast  allen Linden-Ahorn-Wäldern [2] regelmäßig vorkommt, in  den mitteleuropäischen wärmeliebenden Eichenwäldern nur mit geringer  Stetigkeit [3]. Mercurialis ovata  wird in den Tabellen zu den Waldgesellschaften Österreichs  nur für die Flaumeichenwälder,  öfter nur für den Alpenostrand-Flaumeichenbuschwald, angegeben [3]
[1]  W ILLNER & GRABHERR 1: 127ff; 2: 129          [2]  W ILLNER & GRABHERR 1: 127ff; 2: 129         [3]  WILLNER & GRABHERR 1: 105,   2: 79;  die Subassoziationen galanthetosum nivalis und  laseretosum trilobi  ds mesophilen Flaumeichenmischwaldes  mit höherer Stetigkeit, diese  auf Bad Vöslauer Boden aber  wohl nicht]         [4]  W ILLNER & GRABHERR 2: 77

Mercurialis annua


Bild 18: Mercurialis annua_Gainfarner Bucht_25. Juni 2009
Neben den beiden mehrjährigen Bingelkrautarten, dem Wald-Bingelkraut / Mercurialis perennis und dem Eiblatt –Bingelkraut / Mercurialis ovata, die im Frühjahr, von (März) April bis Mai (Juni) blühen, gibt es in Mitteleuropa eine bis in den späten Herbst hinein blühende einjährige Art, das Acker-Bingelkraut (Einjahres-B., Garten-B.) / Mercurialis annua. Diese Segetalart [a] liebt sommerwarmes, ozeanisch getöntes Klima [1], ihr Areal ist östlich durch die -3°C Januar-Isotherme begrenzt [2] [3].
[1 ] HOLZNER1981: 75    [a]  = nicht direkt landwirtschaftlich genutzte Arten auf ackerbaulich genutzten Standorten   Xflora2008: 1298 ; lat. seges, segetis = die Saat auf den feldern       [2] KAESTNER & al: 242     [3] MEUSEL Areal M. annua
einige männliche Pflanzen vom Acker-Bingelkraut

Bild 19:  Mercurialis annua_Gainfarner Bucht_25. JUni 2009
Durch reichliche Samenproduktion (100 bis 2000 Teilfrüchte pro Pflanze [1] )kann das Acker-Bingelkraut dichte Bestände bilden. [1] KAESTNER & al: 241]
dicht stehende Pflanzen vom Acker-Bingelkraut

Bild 20: Mercurialis annua_Riegeläcker_05. Oktober 2008
Einjahres-Bingelkraut in einem Acker

Es gibt auch hier männliche und weibliche Pflanzen („meist aber nicht rein diözisch“  = zweihäusig) [KAESTNER &al.:240]



Bild 21: Mercurialis annua_Oberkirchen_Erdaufschüttung_20. September 2002
Männliche Pflanzen vom Acker-Bingelkraut
männliches Acker-Bingelkraut


Bild 22: Mercurialis annua_Oberkirchen_Erdaufschüttung_20. September 2002
Weibliche Pflanzen vom Acker-Bingelkraut
weibliches Acker-Bingelkraut

Bild 23: Mercurialis annua_Sooß_7. August 2009
Bei den beiden mehrjährigen Bingelkrautarten sitzen die Blätter direkt am Stängel, das Acker-Bingelkraut ist meist durch die Ausbildung etlicher Äste deutlich verzweigt.
eine weibliche Pflanze vom Acker-Bingelkraut
.

.

Bild 24:  Mercurialis annua Gainfarn_2000
Das „zame Bingelkraut“ wurde einst auch als Heilpflanze genutzt. Leonhard FUCHS: “In wasser gesotten/ und dasselbig ghetruncken/purgiert und treibt auß durch den stůlgang die gallen/ und das wasser.“ Recht seltsam ist die angenommene Wirkung auf das Geschlecht der Nachkommen: „Man sagt wann das weible zerstossen/ und den weibern nach der reynigung in die můter [a] gethon werde/sollen sie töchterle empfangen. Und herwiderum das mennle dergestalt gebraucht/sollen sie knäble geberen.“[1](Man beachte die verkehrte Deutung von "mennle" und "weible"!)
LORENZ et. al. berichten über Geschichte der Anwendung, Etymologie, Inhaltsstoffe, Toxizität und aktuelle Untersuchungen [2].
[1] FUCHS 1453: zames Bingelkraut  Text Cap. CLXXX – 1   Text Cap. CLXXX – 2:
zames Bingelkraut weible = Bild CCLXVIII, zames Bingelkraut mennle = Bild CCLXVII;
vom zamen Bingelkraut
[a] Gebärmutter
[2] LORENZ & al.
weibliche und männliche Pflanze vom Acker-Binglekraut

.

Bild 25: Mercurialis annua_bei Gainfarn_16. Oktober 2003
Das Acker-Bingelkraut blüht bis zum ersten länger anhaltenden Frost und stirbt spätestens bei -5°C ab. [HOLZNER & GLAUNINGER: 254]
Männliche Pflanze vom Acker-Bingelkraut im Herbst