August 2016

Disteln aus den Gattungen Ringdistel (Haarschopfdistel) / Carduus und Kratzdistel (Federschopfdistel) / Cirsium_1. Teil

Bild 00: Carduus acanthoides (li) & Cirsium vulgare_Wegrand Oberkirchen_01. Mai 2008

Blattrosetten von Weg- und Lanzettdistel


Ich setze die deutschen Namen aus der Exkursionsflora 2008, die konsequent die Zugehörigkeit zu einer der beiden Gattungen Cirsium und Carduus im deutschen Büchernamen anzeigen, also stets Ringdistel (Haarschopfdistel, „Distel“ im engeren Sinne) für Carduus und Kratzdistel (Federschopfdistel) für Cirsium [1], erst als weitere Namen in Klammer, an erster Stelle die etwas einfacheren Namen, wie sie in der Ökologischen Flora Niederösterreichs [2] angeführt sind.
Kratzdistel und Ringdistel markiere ich durch Anführungszeichen als in die Irre führende Namen, wie ich weiter unten ausführe [3]. Ich meine, dass es,  wenn binäre deutsche Gattungsnamen verwendet werden sollen [4], weniger missverständlich wäre, statt Ringdistel nur Haarschopfdistel und statt Kratzdistel nur Federschopfdistel zu schreiben und zu sagen.
[1] Xflora   [2] Öko Flora NÖ 1: 270 - 277   [3]Bild 19 bis Text nach Bild 21  [4] vgl dazu Xflora 51 bis 58: 57]

Speerdistel, Lanzendistel (Lanzen-Federschopfdistel, Speer-F., "Lanzen-Kratzdistel", "Speer-K.") / Cirsium vulgare


Bild 01: Cirsium vulgare_Garten in Grossau_26. Juli 2016
Diese Lanzendistel ist rekordverdächtig: HEGI [VI-2: 874] schreibt: (5) 50 bis 150 (335) cm; für die österreichische Flora ist also hiermit zumindest 300 cm dokumentiert; die Exkursionsflora [: 945] gibt derzeit an: H = 30-150(200)cm.

Eine 3m hohe Speerdistel


Bild 02:  Cirsium vulgare_Garten in Grossau & am Güterweg von Grossau nach Gainfarn_26. Juli  & 3. August 2016
Diese Art ist eine der besonders wehrhaften Disteln. Die Blattspreiten sind in Lappen gespalten, die ihrerseits in mehrere speerförmige Abschnitte geteilt sind, deren Mittelnerven mit je einer starken und stechenden Spitze über den Rand hinausragen. Die Lappen sind zum Teil aus der Spreitenebene unter etwa 60° hochgekippt, wodurch die abwehrende Wirkung noch erhöht wird.

mit Dornen bewehrte Blätter der Lanzettdistel

Bild 03:  Cirsium vulgare_Garten in Grossau & am Güterweg von Grossau nach Gainfarn_26. Juli  & 3. August 2016
Die bedornten Blattränder sind, zum Teil unterbrochen, entlang des Stängels herabgezogen. (Der Stängel ist dadurch „geflügelt“). Im unteren Teil alter Stängel können diese Flügel fehlen.

dornige Flügel am Stängel von Lanzettdisteln

Bild 04: Cirsium vulgare_Am Güterweg von Grossau nach Gainfarn_03. August 2016
Die Dornen an Blattrandspitzen und Stängelflügeln sind ein wirksamer Schutz vor Wildtieren und Weidevieh.
Allerdings zitiert HEGI [1] einen Bericht aus dem Jahre 1899 [2]:  “Immerhin wird sie von Kleinvieh gern gefressen. Es ist sogar merkwürdig, dass aus schmackhaftem Heu von den Ziegen diese stachelige Distel immer zuerst ausgelesen wird, wobei die Blätter immer vom Blattstiel aus in´s Maul genommen werden.“
[1] HEGI VI 2- 875: >> [2] STEBLER F.G. Beiträge zur Kenntnis der Matten und Weiden der Schweiz. Landwirtschaftliches Jahrbuch der Schweiz. Bd.XIII, 1899 ]

räumliche Struktur der Blätter von der Lanzettdistel

Bild 05: Cirsium vulgare_Oben: Wildacker auf dem  Scheiterboden 11. August 2004_li unten: am Güterweg von Grossau nach Gainfarn_03. August 2016_re unten: Garten in Grossau_26. Juli 2016
Die Körbe sind groß, 3 bis 5 cm lang, ei- bis krugförmig, mit sehr spitz-stechenden Hüllblättern, dazwischen mit lockeren oder dichteren Spinnwebhaaren.

Blütenkörbe der Lanzettdistel

Bild 06:  Cirsium vulgare: oben: Grabenböschung am Aubach, nahe der Spitalgasse_15. August 2009_unten & Mitte: Garten in Grossau_03. August 2016
Bei der Fruchtreife entlassen die Körbe zahlreiche Früchte, die von ihren Flugapparaten aus feinen gefiederten Haaren weit vertragen werden können.
Pappushaare von Lanzettdisteln

Bild 07: Cirsium vulgare: Böschung einer  Forststraße, östlich des ehemaligen  Forstgartens Hanifland_02. August 2005
Die Lanzendistel hat die Feuchtezahl 5 zugeordnet bekommen, d.h. dass die Standorte vorwiegend auf mittelfeuchten Böden liegen, und die Distel auf nassen sowie auf öfter austrocknenden Böden fehlt. [ELLENBERG: 96, 68].

eine hochwüchsige Lanzettdistel

Bild 08: Cirsium vulgare_Feldrand an der Fasangasse_01. August 2009
eine Lanzettdistel am Feldrand

Bild 09: Cirsium vulgare_Langer Graben, nahe dem (einstigen) oberen Überstieg über den Tiergartenzaun_27. JUli 2008
Die blühenden Disteln werden gerne von Schmetterlingen (hier von einem Kaisermantel) und von Hummeln besucht.

Lanzettdistel an einer Forststraße

Wegdistel (Weg-Haarschopfdistel, Weg-Distel, "Weg-Ringdistel" ) / Carduus acanthoides

Bild 10: Carduus acanthoides_Feldrain, Rosskopfwiese_05. Juli 2004

Wegdistel am Wegsrand

Bild 11: Carduus acanthoides_Straßenrand, Energiestraße_06. August 2016
Die Hauptadern der Blätter überragen mit stechenden Spitzen die Blattränder.

dornen an einem Blatt von der Wegdistel


Bild 12: Carduus acanthoides_Holzschlag auf dem  Mondscheinkogel_15. August 2016
Die Stängel und Äste der Wegdistel sind mit dornbewehrten Längsleisten („Flügeln“) ausgestattet.

dornig geflügelter Stängel einer Wegdistel

Bild 13: Carduus acanthoides_Verlängerung der Fasangasse_22. Juni 2004
Den Namen Wegdistel trägt die Art zu recht: Sie wächst tatsächlich oft an Wegrändern,

Wegdistel am Wegrand

Bild 14: Carduus acanthoides_Riegeläcker, Erdhaufen_05. Oktober 2008
besiedelt aber auch gerne masssenhaft Ruderalflächen

dichte Herde von Wegdisteln

Bild 15: Carduus acanthoides & Falcaria vulgaris & Achillea millefolium agg._Feldrand nahe dem Flugplatzgebäude (schon Kottingbrunn)_09. Juli 2008
Raine und Feldränder, hier gemeinsam mit Sicheldolde und Schafgarbe

Wegdisteln und Sicheldolden

Bild 16: Carduus acanthoides_Ackerbrache an der  Kornblumengasse_12. Juni 2006
... und in  (jüngeren) Brachen (Hier auch weiß blühende Individuen).

dichte Herde von Wegdisteln mit violetten und weißen Blüten

Bild 17: Carduus acanthoides_an der Energiestraße_06. August 2016

Wegdisteln am Wegesrand beim Altstoffsammelzentrum

Bild 18: Carduus acanthoides_Brache nahe dem Bildstock am Ende des Gmöslweges_03. August 2016
oben:  Die Pappushaare sind einfach, nicht gefiedert, höchstens von winzigen Zähnchen rau. Dieses Merkmal wird als Grund für den deutschen Büchernamen „Haarschopfdistel“ angeführt.
unten: Am Grund sind die Pappushaare zu einem Ring verwachsen, ein Merkmal, das für einen weiteren Büchernamen verantwortlich gemacht wird: „Ringdistel“ [Xflora 2008: 876, Pkt. 53].

einfache Flughaare der Wegdistel

Bild 19: Carduus acanthoides_07. August 2016
Es könnten aber auch die ringförmigen Strukturen am oberen Ende der Früchte namensgebend gewesen sein (?). [HEGI VI-2:845]

Früchte von der Wegdistel

Bild 20: Cirsium vulgare & Carduus acanthoides_03. August 2016
Diese Ringkrägen haben aber auch die Früchte der Disteln aus der Gattung Cirsium.

Früchte von der Lanzettdistel und der Wegdistel

Bild 21: Cirsium vulgare_Grossau_03. August 2016
Die Pappushaare bei allen Arten aus der Gattung Cirsium sind (wie hier bei der Speerdistel) nicht einfach, sondern gefiedert und auch, wie bei den Carduus-Arten, am Grunde ringförmig verbunden.

Pappus der Lanzettdistel

Da bei beiden Gattungen die Pappushaare am Grunde einen Ring bilden und die Früchte (zumindest meist) von einem mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Ring gekrönt sind [1], ist es wohl irreführend, wenn der deutsche Büchernamen Ringdistel nur für Carduus gebraucht wird.
Daher ist es wohl angebracht, für Carduus nur den deutschen Namen Haarschopfdistel (zumindest vorrangig vor Ringdistel), für Cirsium nur Federschopfdistel (zumindest vorrangig vor Kratzdistel) mit dem jeweiligen Artbeinamen zu verwenden.
NEILREICH, BECK und HEGI verwenden für Cirsium den deutschen Namen Kratzdistel [2], eine Benennung, die auch Verwirrung stiftet, weil zumindest einige Arten aus der Gattung Carduus mit ihrer dornigen Bewehrung auch ganz schön kratzen können. Ringdistel finden wir nur bei BECK und HEGI, NEILREICH gibt für Carduus auch nur Distel an [3], MARZELL [4] hat unter den deutschen Namen für die häufigen Carduus-Arten keinen einzigen Beleg für den Namen Ringdistel notiert.
[1] BECK: 1236, 1229 ; HEGI: 845, 866 [2] NEILREICH: 357, BECK: 1236, HEGI VI-2: 866  ebenso OBERNDORFER und ROTHMALER  [3] NEILREICH: 383, BECK: 1229, HEGI VI-2: 845 [4] MARZELL 1: 821-825

Bild 22: Carduus acanthoides_Harzberg_13. Juli 2014
Die Blütenkörbe der Weg-Haarschopfdistel (Weg-Distel) werden gerne von Schmetterlingen und Hummeln besucht.

ein schachbrettfalter besucht den Blütenkorb einer Wegdistel

Bild 23: Carduus acanthoides_Schweizerwiesen, Brache_23. Juni 2012
Blattläuse zapfen die Leitungsbahnen der Disteln an.

eine Blattlauskolonie am Stängel einer Wegdistel

Es folgen drei Arten, die ihm Habitus einander ähneln: Die Blütenkörbe sitzen bei der Bergdistel der Ungarndistel und der Graudistel  einzeln auf langen dornenlosen, nicht oder kaum beblätterten Stielen.

Bild 23+1: Cirsium pannonicum_Harzberg_09. Juli 2013_Cirsium canum_an der Fasangasse_11. August 2016_Carduus defloratus subsp. glaucus_Nordhang des Harzberges_23. Juli 2013

drei im Erscheinungsbild ähnliche  Arten




Bergdistel (Berg-Haarschopfdistel, "Berg-Ringdistel") /  Carduus defloratus subsp. glaucus

Bild 24: Carduus defloratus_Soosser Lindkogel_02. JUli 2006
Die Bergdistel finden wir hin und wieder u.a. auch auf dem Harzberg, auf dem Hochrain, bei Merkenstein, im Manhartstal,..

Bergdisteln

Bild 25: Carduus defloratus subsp. glaucus_Haselweg_05. August 2013
Die Blätter sind glatt und kahl, etwas ledrig, blaugrün. Ihre Ränder sind glatt oder gesägt und mit dornigen Wimpern besetzt und laufen am Stängel meist bis zum nächsten darunterliegenden Knoten (Blattansatz) herab.

Blätter von der Bergdistel

Anmerkung: „Die Art ist sehr schwierig u. immer noch unzureichend erforscht; die UArten sind durch Übergangspopulationen miteinander verbunden; wahrsch. gibt es auch Hybridisierung mit anderen Arten.“ [XFlora 2008: 943]

siehe>>> Bild 10 in Juni 2013 


Pannonische Distel, Ungarndistel  (Pannonische Federschopfdistel, Ungarn-F., "Pannonische Kratzdistel", "Ungarn-K." ) / Cirsium pannonicum


Bild 26: Cirsium pannonicum_Rosskopfwiese_15. Juni 2004

zahlreiche Ungarndisteln in einer Wiese

Vor vier bis fünf Jahrzehnten war die Pannonien-Distel im Wiener Becken noch häufig [1]. Ihre Fundorte in der offenen Landschaft sind sehr selten geworden, weil die geeigneten Standorte, wechselfeuchte Magerwiesen [2], weitgehend vernichtet wurden. In den Wiesen unseres Gemeindegebietes kommt sie nur mehr auf wenigen Plätzen vor. Auf dem Gemeindegebiet von Traiskirchen wurde sie überhaupt nicht mehr gefunden [3]. Neben Magerwiesen besiedelt sie auch einige wenige Stellen an Wegrändern in unseren Schwarzföhren-Eichenwäldern.

[1] JANCHEN 1977: 541, HEGI-VI-2(1. Auflage 1929):  882.jpg
[2]  burgenlandflora
Zeigerwerte: Cirsium pannonicum L: 7 T: 5 K: 6 F: 4 R: 7 N: 3
[3] Norbert SAUBERER & Walter TILL: Die Flora der Stadtgemeinde Traiskirchen in Niederösterreich: Eine kommentierte Artenliste der Farn‐ und Blütenpflanzen   BCBEA_1-1_3-63_Sauberer_Till (10.08.2016)


Bild 27: Cirsium pannonicum_Rosskopfwiesen_05. Juni 2004
Die Pannonische Distel blüht schon im Juli, oft auch schon im Juni, selten auch im August.

Blütenkörbe von der Ungarndistel

Bild 28: Cirsium pannonicum_oben: ob. HelenenHöhe_11. August 2016_unten: Harzberg_30. Juni 2004
Die Blätter sind durch kurze, steife Haare rau, frischgrün, an der Unterseite etwas heller, ihre Ränder ohne Zähne oder fein bis etwas gröber gesägt und regelmäßig bewimpert.

Blätter der Ungarndistel

Bild 29: Cirsium pannonicum_oberhalb der Helenenhöhe_11. August 2016
Die vollen Pfeile weisen auf die Ansatzstelle der Blätter, die strichlierten zeigen an, wie weit die Blattränder am Stängel herangezogen sind, zum Teil etwa gleich weit, zum Teil auf den beiden Seiten unterschiedlich tief.
Die unteren Blätter sind zu einem kurzen Stiel verschmälert, die folgenden umfassen mit ihrem Grund den Stängel und reichen an ihm ein kurzes Stück abwärts, auf den beiden Seiten oft ungleich lange Flügel bildend. Die Länge der Blätter nimmt von unten (mit etwa 15cm) nach oben (mit etwa 5 cm) ab. Diese Beblätterung nimmt etwa ein Viertel bis die Hälfte der Wuchshöhe ein. Darüber verzweigt sich der Stängel. Die Äste, die bei Pflanzen in Vollblüte etwa die Hälfte der Pflanzenhöhe einnehmen, sind völlig blattlos oder von wenigen kleinen, nur etwa 1-2 cm langen und nur wenige Millimeter breiten Blättern besetzt. Daraus ergibt sich der typische Habitus:

Details der beblätterung der Ungarndistel

Bild 30: Cirsium pannonicum_Waldsaum, ob. Helenenhöhe_09. Juni 2010
… … Die meisten Blätter sitzen ± dicht gedrängt im unteren Teil der Pflanze, darüber schließen (beinahe) blattlos die langen Äste mit den Blütenkörben an, ein Erscheinungsbild, dass sich in ähnlicher Weise die Ungarndistel mit der Graudistel und der Bergdistel teilt.

Ungarndisteln treten oft in Trupps auf

Bild 31: Cirsium pannonicum_Böschung auf dem Rauhenbigl_19. Mai 2004
Obwohl eine „Kratzdistel“ / Cirsium lassen sich die steifen Blätter gut anfassen, weil sie kaum stechen. Diese Pflanze ist noch nicht voll entwickelt.

Details der beblätterung bei der Ungarndistel

Bild 32: Cirsium pannonicum_Böschung auf dem Rauhenbigl_19. Mai 2004
Über die gedrängten Grund- und Stängelblätter erheben sich schon im Mai oder Juni die langen, beinahe blattlosen Stängel mit ihren Ästen. Zur Blütezeit werden sie sich noch deutlich gestreckt haben.

Eine Gruppe von noch nicht blühenden Ungarndisteln

Bild 33: Cirsium pannonicum_oberhalb der helenenhöhe_20. Juni 2013
Zur Blütezeit sind auch die Äste und der oberste Stängelabschnitt verlängert.

wenig verzweigte Blütenstände bei der Ungarndistel

Bild 34: Cirsium pannonicum_Lichtung im Föhrenwald an der Harzbergstraße_23. Juni 2002
Die Körbe der Pannonischen Distel sind eiförmig und etwa 1 cm breit, ebenso hoch. Die Stachelspitzen an den Hüllblättern stechen nicht. Auf dem Rücken eines jeden Hüllblattes sitzt eine klebrige Ölstrieme (→) [BECK NOE_1243.jpg].

ein Blütenkorb einer Ungarndistel

Bild 35: Cirsium pannonicum_Rosskopfwiese_05. Juli 2004
Die Anthese nähert sich ihrem Ende, die ersten Früchte sind reif.

Blütenkopf einer Ungarndistel gegen Ende der Blütezeit

Bild 36: Cirsium pannonicum_oberhalb der Helenenhöhe_25. Juni 2014
Die Ungarn-Distel treten meist in Gruppen dicht stehender Pflanzen auf. Ein Teil der Körbe ist in voller Blüte, einige Körbe fruchten schon.
Die Ungarn-Distel treten meist in Gruppen dicht stehender Pflanzen auf

Bild 37: Cirsium pannonicum_ob. Helenenhöhe_26. Juni 2016 (fot: 08.08.2016)
Trotz des ausgeprägten Ringes auf den Früchten und an der Basis der Pappushaare ist die Pannonische Distel als eine Federschopfdistel / Cirsium erkennbar.

Früchte und Pappus aus gefiderten Haaren

Bild 38: Cirsium pannonicum_Turmwiese im Tiergarten Merkenstein_26. Juni 2005
Die Stängel der Körbe sind mit spinnwebigen Haaren bedeckt.

Ungarndistel auf der Wiese beim Tiergartenturm Merkenstein

Graue Distel (Grau-Federschopfdistel, Graue F., "Grau-Kratzdistel") / Cirsium canum
Im Habitus ähnlich: Pannonische Distel / Cirsium pannonicum (Bild 26 bis 38) & & Bergdistel / Carduus defloratus (Bild 24 & 25) >> Bild 23+1

Bild 39: Cirsium canum_Wiesenbrache an der Fasangasse_01. August 2009
Die Grau-Distel ist in ihrer Gesamterscheinung der Ungarn-Distel ähnlich: Etwa in der unteren Hälfte des Stängels sitzen gedrängt mehrere größere Stängelblätter, in der oberen Hälfte sind die Blätter abrupt deutlich kleiner, die Blütenkörbe sitzen einzeln an der Spitze des Stängels und an wenigen langen ± blattlosen Ästen. Die Grau-Distel ist aber in allen Teilen größer und kräftiger.

hochwüchsige Graudisteln östlich von Vöslau

Bild 40: Cirsium canum_Wiesenbrache an der Paitzriegelgasse_20. Juli 2002
Die Grau-Disteln erreichen Wuchshöhen von knapp 1, 5m.

Graudisteln in voller Blüte

Bild 41: Cirsium canum_Rohrwiese_02. Juli 2003
Namensgebend ist die graue Behaarung an der Unterseite der Laubblätter. Während des Sommers verkahlen die Blätter. Alle Teile der Pflanzen lassen sich angenehm anfassen, sie stechen nicht (sie kratzen kaum, obwohl eine „Kratzdistel“)

die Graudisteln sind von feinen Haaren bedeckt

Bild 42: Cirsium canum_Wiesenbrache an Fasangasse_11. August 2016
Die untersten Blätter sind lanzettlich, in einen Stiel verschmälert und (samt diesem) bis etwa 65 cm lang.

untere Blätter von  Graudisteln

Bild 43: Cirsium canum_Wiesenbrache an Fasangasse_11. August 2016
Die oberhalb folgenden Blätter sitzen mit breitem Grund, ihre Ränder sind, meist bis zum Ansatz des nächsten darunterliegenden Blattes, herabgezogen und bilden dadurch Flügel am Stängel. Unterhalb der Tragblätter der Äste sind Flügel am Stängel nur in Ansätzen oder gar nicht ausgebildet. Die Länge dieser sitzenden Blätter nimmt (bei gut entwickelten Pflanzen) von etwa 20 bis 30cm bei den unteren auf 5 bis 10 cm bei den oberen (den Tragblättern) ab.
Die Blätter an den korbtragenden Ästen sind deutlich kleiner, nur 1 bis 2 cm lang und nur 1 bis 4 mm breit, die Stängel sind hier nicht geflügelt. ...

Details der Beblätterung bei der Graudistel

Bild 44: Cirsium canum_Wiesenbrache an Fasangasse_11. August 2016
... Die Ränder der Blätter sind sehr schwach bis stärker gezähnt oder in unterschiedlicher Tiefe gebuchtet, zusätzlich mit Wimperhaaren unterschiedlicher Länge besetzt.

Variabilität der Blattränder von Graudisteln

Bild 45:  Cirsium canum_Rohrwiese_02. Juli 2003
Die Körbe sind anfangs beinahe kugelig, später eiförmig. Die Spitzen der Hüllblätter stechen nicht.

Körbe der Graudistel

Bild 46: Cirsium canum_oben: an der Fasangasse_11. August 2016_li. unten: Schweizerwiese_08. Juli 2014_re unten:  alte feuchte  Brache am Schmeckenden Bach_29. Juni 2008
An den Hüllblättern fallen helle Streifen auf, die zu Beginn weiß, später grau bis hellviolett werden und klebrig sind. Man nennt diese Gebilde "Harzstriemen".
[HEGI-VI-2: 883 und BECK NOE_1243.jpg]

Details der Korbhüllen bei der Graudistel

Bild 47: Cirsium canum_Schweizerwiesen_ oben:19. August 2013_unten: 25. Juli 2016
Fruchtende Körbe (roter Kreis > folgendes Bild)

fruchtende Körbe der Graudistel

Bild 48: Cirsium canum_Wiesenbrache an Fasangasse_11. August 2016
Obwohl ein Ring auf den Früchten: Die gefiederten Pappushaare weisen die Grau-Distel als Federschopfdistel / Cirsium aus.
Bei dieser Art sind die Enden der Pappushaare verdickt, nicht so bei der ähnlichen Ungarn-Distel / Cirsium pannonicum. (Vorsicht: Diese Keulen brechen leicht ab!)

Früchte und pappushaare von der Gfraudistel

Bild 49: Cirsium canum_am Gmöslweg_14. August 2005
Die Standorte der Grauen Distel sind gefährdet: wechselfeuchte Magerwiesen und deren Brachen wurden umgeackert (wie diese Wiese am Gmöslweg) oder sind von diesem Schicksal bedroht.

ehemals eine  schöne Graudistelwiese

Weitere Disteln und distelartige Pflanzen folgen im September 2016: Carduus crispus, C. acanthoides; Cirsium arvense, C. eriophorum, C. oleraceum, C. palustre, C. rivulare   und  im Oktober 2016