DEZEMBER 2014

Pinus nigra
Alte Schwarz-Föhren 6

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Wie alt sind die -vermutlich- ältesten Schwarz-Föhren auf unserem Gemeindegebiet?

Siehe November 2013, Dezember 2013, Jänner 2014, Februar 2014, November 2014!

Unter 1. werden Gründe für Ungenauigkeiten bei der Altersangabe besprochen,
unter 2. eine Übersicht über die Lebensjahre der beprobten Schwarz-Föhren in einem kommentierten Diagramm dargestellt.

 

1. Wie genau sind die Altersangaben?

Bild 01: Die Jahrringe in Bohrkerne enthalten Informationen zur Biografie eines Baumes.

Bohrkern aus einem Schwarzföhrenstamm

Bild 02 : durch die Bohrung erfasste und nicht erfasste Jahrringe
Das Alter von lebenden Bäumen kann durch die Untersuchung von Bohrkernen, die mit einem Zuwachsbohrer gewonnen werden, ermittelt werden. Üblicherweise werden die Bäume in einer Höhe von 1 bis 1,3m über dem Boden angebohrt. Bei sehr kleinen oder kurzstämmigen Föhren wurde der Bohrer auch tiefer angesetzt, wie auf einigen Fotos zu erkennen ist (> Jänner 2014). Nicht erfasst werden die Jahrringe, die der junge Baum angelegt hat, bis er die Höhe der Bohrung erreicht hat.

  schematischer Längsschnitt durch einen 15 Jahre alten Stamm


Es müssen also zu den Jahren, die durch die Anzahl der Jahrringe in einem Bohrkern gegeben sind, noch „Kindheitsjahre" addiert werden. Diese können durch Beobachtung und Untersuchung junger Bäume auf ähnlichem Standort abgeschätzt, aber nicht präzise bestimmt werden. Bei ungestört wachsenden jungen Föhren auf nicht zu schlechten Standorten ist die Zahl der Astquirle gleich der Zahl der Lebensjahre. Auf tiefgründigem Boden kann die "Kindheit" bis zum Hernawachsen von etwa 1,3m Höhe etwa 5 bis 10 Jahre dauern, auf felsigem Grund können es, wie die folgenden Bilder zeigen, Jahrzehnte „Kindheit" sein. (Die Jahrringe wurden unter der Stereolupe ausgezählt.)

 

Bild 03: Kindheit 25 Jahre (ausgezählt an Schnitten in Bodennähe)

Junge Föhren mit 12 und 25 Jahren

Bild 04: „Kindheit" (90-35=) 55 Jahre

 Kleine Föhre mit 55 Jahren Kindheit

Bild 05: Kindheit etwa 60 Jahre!

Kleiner Baum m it 90 Jahrringen

Die Jahrringbreiten sind bei der Schwarz-Föhre, vor allem wenn sie an für Bäume grenzwertigen Standorten wächst, von der Wasserversorgung von Mai bis August abhängig. Jahrringe unterschiedlicher Breite bilden ein unverwechselbares und eindeutiges Muster, das sich auch in langen Zeiträumen nicht wiederholt. Die Jahrringbreiten können als Kurve dargestellt werden, Kurven aus zahlreichen Proben aus einem Gebiet ergeben eine Mittelkurve. Mit dieser können nun die Kurven von neu zu untersuchenden Bäumen (oder Hölzern aus historischen Bauwerken) verglichen werden.
[http://www.wien.gv.at/archaeologie/pdf/vortrag-grabner.pdf; GRABNER&WIMMER:20-21]

Bild 06: Pinus nigra_Strunk_30.09.2012_Grenzgraben / Eisernes Tor
Daher ist es auch möglich das Alter von Stämmen zu bestimmen, die nur mehr teilweise erhalten geblieben sind. So konnte an einem alten Strunk vom Steinkamperl, der ähnlich ausgesehen hat wie dieser, der erste Jahrring mit 1614 datiert werden.alter Strunk von einer Schwarzföhre


Die Ergebnisse von Jahrringauszählungen können durch zwei Tatsachen verfälscht werden:
#1.# können Schwarz-Föhren in Jahren mit von Mai bis August anhaltender Trockenheit die Anlage von Jahrringen unterlassen
#2.# können beginnende Jahrringbildungen durch Bodentrockenheit unterbrochen, nach wieder einsetzenden Niederschlägen fortgesetzt werden. „Diese Schwankungen in der Wachstumsdynamik führen in den Jahresringen zur Ausbildung von sogenannten ‘Dichteschwankungen‘, die auch ‘falsche Jahrringe‘ genannt werden"
[GRABNER & WIMMER: 28].

In vielen Fällen können aus dem Vergleich der neu gewonnenen Jahrringbreitenkurve mit der Mittelkurve der innerste und der äußerste Jahrring eindeutig einem Datum zugeordnet werden:
[1 ] Der Bohrer trifft das Zentrum (Mark) des Stammes, alle Jahrringe können gezählt und ihr Muster einem bestimmten Zeitabschnitt zuordnen (Skizze 1:a.)
[2.] Wenn das Zentrum des Stammes nicht getroffen wurde, lassen die Krümmungen der sehnenartig angebohrten Jahrringe eine Schätzung der Anzahl der nicht erfassten Jahrringe bis zum Mark zu. Die Jahrringmuster lassen sich eindeutig zuordnen, das Jahr der Bildung des innersten Jahrringes kann durch diese Schätzung ermittelt werden (Skizze 1: b & c).

Bild 07: Jahrringe bohren_Skizze 1

schematische Skizze zum Bohren von Stämmen


[3.] In anderen Fällen ist eine eindeutige Datierung nicht möglich:
Der Bohrer hat wie bei [2.] das Zentrum verfehlt. Die Jahrringzahl im Bereich der Bohrung lässt sich genau angeben. Innerhalb des nur 5mm breiten Bohrkerns ist aber an den sehnenartig angeschnittenen Jahrringen (Skizze 2: Sehnen AB und CD) die Krümmung nicht mehr ausreichend deutlich zu erkennen, daher kann nicht abgeschätzt werden, wie viele Jahrringe zwischen dem letzten eindeutig datierbaren Jahrring und dem Mark im Zentrum liegen. Es sind jedenfalls (sehr) viele Jahre, um die ein Baum älter ist, als es die einwandfrei aus dem Bohrkern datierbaren Jahrringe dokumentieren. (In der Graphik „Alter und Durchmesser von Schwarz-Föhren" = Bild 09 sind die Datenpunkte dieser Bäume etwas größer und kräftiger eingefärbt)

Bild 08: Jahrringe bohren_Skizze 2

schematische Skizze zum Bohren von Stämmen


[4.] In anderen Fällen lassen sich die Jahrringe zwar zählen, ein Synchronistation mit der Mitterkurve ist aber nicht möglich. Dies liegt meist daran, dass  Jahrringe als Folge von Mikro-Standortunterschieden fehlen oder dass die Bäume in irgendeiner Weise gestört sind. Der Fehler liegt aber meist nur im Bereich weniger Jahre.

2. Wie wirkt sich der Standort auf Durchmesser und Alter der Schwarzföhren aus?

Bild 09: Diagramm Alter-Durchmesser.jpg

* Das Diagramm zeigt die Korrelationen zwischen Durchmesser und Alter von Schwarzföhren auf vier Standortengruppen:
Standortgruppe 1
: felsige Standorte auf Dolomit, Kalk, Vöslauer Konglomerat und Gainfarner Breccie / Nov. & Dez. 2013
Standortgruppe 2: steile Dolomithänge (Riesleiten) /Jänner 2014
Standortgruppe 3: flache Hänge auf Dolomit , Konglomerat oder Breccie = Laubwaldstandorte /Februar 2014
Standortgruppe 4: tiegfgründige Böden mit gutem Wasserhaltevermögen (Gräben, Hangfüße, Lehmböden = Laubwaldstandorte) / November 2014

* Jahrringe:
     In dieser Graphik ist das Alter der Bäume ab der Bohrlochhöhe angegeben (> Bild 02 und darauf folgender Text).
Es sind  jene Jahre, die ein Baum benötigte, um bis zur Höhe des Bohrlochs heranzuwachsen, nicht dargestellt. Das sind bei den Standortgruppen 3 und 4 einige Jahre, bei 1 und 2 können es etliche Jahrzehnte sein.
    Ist das Alter eines Baumes sicher höher anzusetzen (wie bei Punkt [3] beschrieben), wird ein etwas größeres und kräftiger gefärbtes Symbol an die Stelle gesetzt, die den ältesten eindeutig erfassten Jahrringen entspricht.

* Durchmesser:
Die Durchmesser wurden bei einigermaßen kreisförmigen Stammquerschnitten durch Divison des mit einem Maßband gemessenen Umfanges durch 3,14 ermittelt. Nur bei Stämmen, bei denen ein stark von einem Kreis abweichender Stammquerschnitt - meist als Folge der Reaktion des Baumes durch die Pechung - auffiel, wurde der breiteste Querschnitt mit Hilfe eines gespannten und tangential hingehaltenen Maßbandes geschätzt .
BHD = Brusthöhendurchmesser = Durchmesser in etwa 1,3m Höhe über dem Boden. Das ist die übliche Höhe, in der die Stammstärken gemessen werden. Bei etlichen Bäume musste aber der Durchmesser in geringerer Höhe ermittelt werden (siehe ersten Textabsatz).

Diagramm Durchmesser Alter 1

 Die roten Zahlen beziehen sich auf die Positionskarten .   

Es zeigt sich:

1.) etwa gleich alte Föhren haben standortbedingt sehr unterschiedliche Durchmesser
z.B. Altersgruppe 130 bis 160 Jahre von 14 bis 95 cm

2.) Föhren mit gleichem Durchmesser können standortbedingt sehr unterschiedliches Alter haben
z.B. Durchmesser 44 bis 48 cm: 66 bis 428 Jahre (jeweils + Kindheitsjahre)

3.) Bei den Föhren auf gleichartigen Standorten stimmt die Korrelationen von Alter zu Durchmesser manchmal überein, z.B.: 18 cm bei 122 Jahrringen bei den Föhren 55 und 57, 39 cm bei Föhre 74 mit 200 und bei Föhre 80 mit 213 Jahrringen

4.) Meist sind die Altersunterschiede bei gleich starken Föhren, bzw. Stärkenunterschiede bei etwa gleich alten Bäumen, deutlich ausgeprägt:
--z.B. Standortgruppe 3 (auf Gainfarner Breccie, Dolomit über Breccie und Hauptdolomit) bei etwa 150 Jahren von 32 bis 60cm (42a, 29, 13, 32, 30)
--z.B. mit etwa 350 Jahren auf Dolomitfelsen 34 cm (6) und 49 cm (77), auf Brecciefelsen 54 cm (85)
-- z.B. mit 132 Jahren auf dem Konglomeratfelsen des Kaisersteins 14cm Durchmesser (5), auf dem Breccienfelsen des Hexensteins mit 151 Jahren 30 cm Durchmesser (71)
--z.B. jede der Föhren 79 (216 Jahrringe), 82 (310 Jahrringe) und 83 (428 + viele Jahrringe) hat 48 cm Durchmesser, sie unterscheiden sich aber im Alter um jeweils etwa ein Jahrhundert (oder noch mehr). 79 steht auf einem Dolomitfelsen, 82 und 83 stehen auf Breccie und nur wenige Meter voneinander entfernt.
--z.B. am W-Hang des Mariazeller Zwickels stehen 47 und 48 unmittelbar nebeneinander (ohne erkennbaren Standortunterschied), haben 28 & 29 cm Durchmesser und sind 129 und 230 Jahre alt.


Bild10: Diagramm BHD-Alter im Naturwaldreservat Merkenstein-Schöpfeben
(nach ZUKRIGL 1999a: 219-220)
Auch im Schwarzföhren-Naturwaldreservat Merkenstein-Schöpfeben können gleichaltrige Bäume ähnliche (in einzelnen Fällen sogar gleiche), aber auch sehr verschiedene Durchmesserdimensionen haben.

 

Bild 11: Im Schwarzföhren-Naturwaldreservat Merkenstein-SchöpfebenSchwarzföhrenwald im Naturwaldreservat Merkenstein

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