Dezember 2018

Schwarz-Föhre und Rot-Föhre (Weiß-Föhre) / Pinus nigra & Pinus sylvestris

Bild 01: Pinus sylvestris_Hoher Lindkogel, Grenzgraben_06. April 2008
In den Schwarzföhrenforsten erregen an manchen Stellen einzelne Rotföhren durch ihre fuchsrote bis ockergelbe Farbe der Rinde an den oberen Stammabschnitten und Ästen unsere Aufmerksamkeit. Die Rot-Föhre ist in weiten Bereichen der kühl- und kaltgemäßigten Zonen Eurasiens [1][2] die häufigste Föhrenart. Sie ist die Waldföhre schlechthin und wurde und wird im deutschsprachigen Teile ihres Areals ohne weiteren Artbeinamen nur „Föhre“ genannt [3] .
Nur in einem kleinen Bereich am Alpenostrand, der auch das Vöslauer Gemeindegbiet umfasst [ → Jänner 2018], besiedelt die Schwarz-Föhre Standorte, auf denen sich sonst die Rot-Föhre gegen die Konkurrenz der Laubbäume behaupten kann.
So fällt uns die Rindenfärbung der Rotföhre auf, weil wir die dunklen Stämme und Äste der Schwarz-Föhre gewohnt sind. Nicht alle Botaniker erkannten, dass unsere Schwarz-Föhre sich in einigen Merkmalen deutlich von der weit verbreiteten Wald-Föhre unterscheidet. Bedeutende Wissenschafter wie Johann Nepomuk von Crantz und Nikolaus Josef von Jacquin, die im 18 Jahrhundert in Österreich lebten und forschten, und der Schwede Carl Linné [4] haben in ihren Aufzählungen und Beschreibungen der Pflanzenarten nur die Rot-Föhre [4] angeführt. Die Schwarz-Föhre kannten sie nicht. Und wohl auch nicht die Beschreibungen der Föhren, die Carolus Clusius 1583 und 1601 veröffentlicht hatte [?] [5].
[1]  MEUSEL P. sylv.       [2]Arealgrenzen etwa 69° -60° und 48 – 50° N; etwa 135° und 15° (?) E    SCHÜTT & STIMM (2006):
[3] Eine kleine Auswahl der überlieferten Namen aus MARZELL 3: 782f : for(a)ha (ahd); vorhe (mhd); foraha, forha (9./10. Jhdt); fornha (13. Jhdt): Feuren , Fewren (16. Jhft); Fer, Ferent, Fohren (18. Jhdt(; Füre, Fohre (19. Jhdt) und viele weitere ähnliche Bennnungen; Rothfere nur 1788 in Böhmen; Rothfehra in OÖ 1947; Roth Ferch´n und Weißfehrn in NÖ (19. Jhdt); in Kroatien wird die Weiß-Föhre / bjelobor / P. sylvestris von der Schwarz-Föhre / crnobor / Pinus nigra unterschieden] genannt. Auch der erst seit 1409 überlieferte Name Kiefer, eine Zusammenziehung von Kien mit „fohre“, nennt nicht ausdrücklich die Rot-Kiefer oder Weiß-Kiefer.
[4] Siehe Bild 04     [5] Siehe Bild 05: Linne 1753 vol 2: 1000.  Spec. p. 2: 1000     [6] Siehe Bild 02

Schwarzföhrenforst mit einer Rotföhre

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Bild 02: oben und links: aus CLUSIUS 1583: 16&17; re & unten: aus CLUSIUS 1601: 31
Universitätsbibliothek Wien, Fachbereichsbibliothek Botanik, J-Nr. 1671, Sign. 175a/22
Vor Beginn der Forstwirtschaft ab der Mitte des 17. Jahrhunderts, vor allem nach dem Einsetzen intensiver Holznutzung nach 1683 [1] , waren in unserer Region Föhren nur in geringem Ausmaß am Baumbestand unserer Wälder beteiligt [2]. Die größten Anteile an diesen natürlichen Wäldern hatten Buchen und Tannen, geringe Anteile im Bereich von wenigen Prozenten Eichen, Föhren, Fichten und Lärchen [3], Mit dem Beginn der Einflussnahme durch die Menschen vor etlichen Jahrtausenden wurde die Eiche für die Schweinewaldweide gefördert, auf trockeneren Flächen blieb Platz für die Föhre. Brandrodung auf größeren Flächen hatte sehr oft auch eine Zunahme der Föhre zur Folge. Im Mittelalter war der Waldbestand stark aufgelockert, der Kiefernanteil höher [4]. Die Menschen kannten also die Wald-Föhre; nur dort, wo beide Föhrenarten vorkamen, unterschieden sie die beiden Arten. Vor mehr als vier Jahrhunderten berichtet CLUSIUS [5] , dass es neben der „freundlichen“ Föhre mit schlankem Stamm und glatter Rinde, die die Österreicher WEISSE FERENT nennen, auch eine sehr ähnliche, aber “düster wirkende“ Föhre mit „verdrehtem“ Stamm und rauerer Rinde“ gibt, zu der sie SCHWARTZE FERENT sagen [6].Bei den Angaben zu den Zapfen unterlief CLUSIUS ein  „Datenübertragungsfehler“. HÖSS [7] machte aufmerksam, dass nach Vertauschung des majore cono  mit dem minore cono [8] „die Schwarzföhre aus seiner Beschreibung unwidersprechlich zu erkennen ist."  (Vergleiche Bild 11 bis 16)
[1] KRAL 1992:166
[2]Aus dieser Zeit ist aus Vöslau kein brauchbares Pollenprofil erhalten. Auswertbare Profile von weiter westlich gelegenen Orten zeigen, dass in diesen Proben keine oder nur ganz wenige Kiefernpollen nachzuweisen waren. [ KRAL 1994: 31; KRAL1992: 177.jpg ]
[3] Die Tabelle in KRAL 1994:31 gibt für „Baumartenanteile des österreichischen Waldes“ für ca. 1000 n. Chr. für Eichen 8%, für Kiefern 4% an. Die Eiche war bei uns ursprünglich wohl häufiger, weil es auch heute zahlreiche autochthone Eichenstandorte mit Beständen aus Trauben- und Flaum-Eiche gibt.
[4] KRAL 1988-89: 245       [5] siehe das folgende Bild:  CLUSIUS
[6] Weisse ferent = CLUSIUS 1583: 16 : Pinaster prior. & CLUSIUS 1601: 31 Pinaster I. Austriacus duor. gen. (= Pinus sylvestris)
  Schwartze ferent = CLUSIUS 1583: 17: Pinaster alter. = Pinaster latifolius  = Bild von Pinaster II. Austriac. in CLUSIUS 1601: 31 (= Pinus nigra)
[7] siehe Bild 7  HÖSS 1831:   [8] CLUSIUS 1601: 31 : größerer mit kleinerem Zapfen; hier Teilbild unten)

aus CLUSIUS  1583 & 1601

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Bild 03: Denkmal für Carolus  Clusius_Hortus botanicus in Leiden (NL)_19.April 2009
[1] Clusius war einer der großen Botaniker des 16. Jahrhunderts. Geboren 1526 in Arras (damals Atrecht in Holland) studierte er an sechs verschiedenen europäischen Schulen und Universitäten. 1563-64 begleitete er Jakob Fugger auf eine Reise durch Spanien und Portugal, von der er mit reicher botanischer Ausbeute in die Niederlande zurückkehrte. 1573 berief ihn Maximilian II. als Aufseher der kaiserlichen Gärten nach Wien. Als 1576 Rudolf II., der Sohn Maximilians II., alle Angestellten mit protestantischem Glauben entließ, blieb Clusius in Wien, fand in Balthasar Batthyány, dem Burgherrn von Güssing, einen Freund und Förderer. In Güssing sowie auf der Burg Schlaining, wo er sich bis 1579 aufhielt, verfasste Clusius eine Liste pannonischer Pflanzen in lateinischer und ungarischer Sprache [2]. 1588 ging Clusius, dem Landgraf Wilhelm IV. von Hessen ein jährliches Subsidium ausgesetzt hatte, nach Frankfurt, von wo er 1593 einem Ruf an die Universität Leiden folgte und dort die Leitung des botanischen Gartens übernahm.[3]. Er starb 1609 in Leiden.
Die Wiener Jahre nutzte Clusius zu zahlreichen Exkursionen in die Umgebung von Wien, nach Ungarn und in die Alpen ( u. a. bestieg er Schneeberg [4], Dürrenstein und Ötscher) wo er eine große Anzahl unbekannter Pflanzen entdeckte. 1583 stellte er in seinem 800 Seiten starken Buch „Erforschung seltener, in Ungarn, Österreich und einigen benachbarten Provinzen beobachteter Pflanzen“ [4] über 317 Pfanzenarten in lateinischer Sprache und mit zahlreichen Holzschnitten vor. [1]
[1] -Quellen für gesamten Text zu Bild 03 (alle Internetaufrufe 07.12.2018)
MÄGDEFRAU 1975: 38 – 41  /    AUMÜLLER    /        Wiki: Charles de l’Écluse     /     Clusius Wien     /      Clusius deutsche Bibliothek CLUSIUS Frankfurt     /  
Kurze Erforschungsgeschichte der Flora Österreichs     
[2] Darin auch die beiden (?)  Föhren: „Pinaster . Vad fenyo, koz fenyo“ Stirpium Nomenclator Pannonicus, 1584
[3] Als Leiter des Gartens konnte man 1592 Carolus Clusius gewinnen. Zu diesem Zweck führte man an der medizinischen Fakultät der Hochschule am 19. Oktober 1593 die Honorarprofessur der Botanik ein, mit welcher die Leitung des botanischen Gartens verbunden wurde.  Hortus botanicus
[4] Im August 1573 erreichte er den Gipfel, den er noch viermal besuchte. Eine grandiose Leistung, wenn man bedenkt, dass er ein Hüftgelenksleiden hatte und sich nicht bücken konnte  [ CLUSIUS Schneeberg ]
Büste Clusius


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Bild 04: Denkmal für Carolus  Linneus_Hortus botanicus in Leiden (NL)_19.April 2009
Diese Büste erinnert daran, dass auch der berühmte Carolus Linneus (Carl von Linné) drei Jahre lang [1] in den Niederlanden lebte. Er arbeitete in dieser Zeit an mehreren Publikationen [2] und ordnete den Botanischen Garten der Universität Leiden neu nach seinem Systema naturae [3].
Das von Linné entwickelte Systema naturae ist ein Ordnungsprinzip, „das die Pflanzen nur nach Verteilung, Zahl und Verwachsung der Staub- und Fruchtblätter in 24 Klassen einteilt und deshalb auch ´Sexualsystem´ genannt wurde. Da man jede neu entdeckte Pflanze leicht in eine der ´Schubladen´ des Systems einordnen kann und da mit seiner Hilfe das ´Bestimmen´ sehr erleichtert ist, blieb es anderthalb Jahrhunderte im Gebrauch, auch neben dem natürlichen System.“ [4]    „Linné war sich durchaus bewusst, ein "künstliches" System geschaffen zu haben. Er entschuldigt sich: ´Es ist keine Hoffnung, in unserer Zeit ein natürliches System zu finden, kaum unsere spätesten Enkel werden es können. Aber inzwischen will man ja die Pflanzen kennen, folglich müssen wir künstliche Klassen als Nothelfer annehmen.´“ [5]
[1] 1735-1737, unterbrochen durch eine Rreise nach England 1736
[2] in Amsterdam : Bibliotheca botanica;  In Hartekamp Hortus Cliffortianus, Fundamenta botanica, Flora lapponica, Genera planatrum, Critica botanica.
[3] Wikipedia Linne
[4] MÄGDEFRAU: 41
[5] deutsche nuseum systema naturae
Denkmal für Caolus Linneus in Leiden

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Bild 05:  Carolus Linneus (1753), Species plantarum vol.2: 1000
Copyright Status: Public domain. The BHL considers that this work is no longer under copyright protection
Linnes bedeutendster Beitrag zur Biologie war wohl die Auflistung und damit verbunden die konsequente Benennung aller ihm bekannten Arten mit binären Namen in dem in 13 Auflagen erschienen Werk „Species plantarum“ [1] [2] [3] .
„Die Einführung des Binomen ersetzte die zuvor gebräuchliche umständliche Methode, die Artdiagnose, als sogenannte Phrase, in den Namen zu legen. Dabei waren zwar Namen für die Gattungen schon üblich, die Art wurde aber durch eine Aneinanderreihung für charakteristisch erachteter Merkmale umschrieben […] Die von Linné eingeführte binäre Nomenklatur verkürzte und vereinheitlichte [..] die Form des Namens […] Der Name einer Art setzt sich zusammen aus dem Namen der Gattung, der stets als Substantiv mit einem Großbuchstaben beginnt, und einem heute immer kleingeschriebenen Art-Epitheton, häufig ein Adjektiv, welches in Kombination mit der Gattung die Art charakterisiert. “ [4]
[1] [Linne 1753 vol 2: 1000.  Spec. p. 2: 1000

Copyright & Usage: Copyright Status: Public domain. The BHL considers that this work is no longer under copyright protection
[2] LInne/Willdenow 1805 Tomus IV: 494    &    LInne/Willdenow 1805 Tomus IV: Titel
[3] Worin er unter den neuen binären Namen auch alle ihm bekannten „Artdiagnosen“ übernimmt: vgl Fußnote 7 zu Bild 02
[4] wikipedia:  Nomenklatur
Pinus aus Linne sp. p.

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Bild 06 Pinus nigra, "illuminirte Platte", letzte Seite  in ARNOLD: " Reise nach Mariazell in Steyermark"
Universitätsbibliothek Wien, Fachbereichsbibliothek Botanik, J-Nr. 3944, Sign. 451/5
Linne und Jacquin kannten (oder beachteten) die Beschreibungen von Clusius [BIld 03] nicht. Ihre Beschreibungen der Pinus sylvestris sind knapp und passen auf beide Arten [1] [2].
1785 unternahm ARNOLD eine „Reise nach Mariazell in Steyermark“ [3] . Er legte den Weg von Mödling über Gaaden , Altenmarkt, Kaumberg und Kleinzell zu Fuß zurück und notierte viele Beobachtungen über die Menschen und ihre Wirtschaftsweise und über die Schönheiten der Landschaft entlang diese Weges. Er berichtet unter anderem, dass die „Schwarzföre“ für den Lebensunterhalt der Menschen eine große Bedeutung hatte. Offensichtlich war er botanisch versiert, wenn er festhält: „Da dieser Baum bis nun als eine Abänderung der Weißföre ist angesehen worden; so hat man ihn genauer zu beschreiben unterlassen.“ Er vermutet, „ dass diese Schwarzföre von der Weißföre ganz unterschieden und eine eigene Art (Species) ausmache“. Dann beschreibt er genau, wie sich Blütenstände, Zapfen, Samen, Nadeln, Rinde und das Holz der beiden Arten unterscheiden, und ergänzt: „Es scheinet, dass diese Schwarzföre in anderen Gegenden von Deutschland unbekannt ist, denn alle Abbildungen sowohl als Beschreibungen zeigen die Weißföre an. Ich habe zum Unterschied die Schwarzföre auf beykommender Tafel nach der Natur abgebildet vorstellen lassen.“ Diese Abbildung ist beschriftet mit "Pinus nigra Schwarzföre", wobei er hinter nigra bescheidenerweise ein Fragezeichen setzen ließ.[4]
[1] Linneus C. (1759) Syst. Nat. [: 1273]  [ L 1759 Syst. Nat. tomus 2 ]: PINUS sylvestris, weiters 2. Pinea 3. Teda 4. Cembra 5. Strobus 6.Cedrus 7. Larix 8. Picea 9. Balsma. 10. Abies

L 1759 Syst. Nat. tomus 2 =
besser!!! >>> https://archive.org/stream/mobot31753000798873#page/1272/mode/2up/search/Pinus
LITLIST ?!!!
[2] Jacquin ( Enumeratio ..-1762: 170f) wählte für seine „Aufzählung vieler Pflanzen[arten], die im Land um Wien und in den benachbarten Bergen wild wachsen“ aus der Liste Linnes [ = Fußnote 1] aus: : Pinus sylvestris („in kiesigen Wäldern“) 7. P. Larix 8. Pinus picea 10. P. abies

[3] „Unter diesem Titel erschien 1785 das Büchlein des Schriftstellers, Lizentiaten der Rechte und Hofagenten Rautenstrauch (geb. Erlangen 1746, gest. Wien 1801), der sich hinter dem Pseudonym „Arnold“ verbirgt[…]“ [NÖ Kulturberichte, Juni 1984:14. Kopie auf Rückseite der Kopie der „Reise nach Mariazell in Steiermark“, NÖ Landesbiblothek.] Die Identität des Autors ist nicht geklärt, doch führen andere Bemühungen um die Aufklärung der Frage in diese Richtung, ohne dass ein eindeutiger Beweis gefunden werden konnte.[F. LAURIA, unveröffentlciht]
Illustration aus ARNOLD

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Bild 07: "Pinus austriaca"  aus HÖSS 1831
Universitätsbibliothek Wien, Fachbereichsbibliothek Botanik, J-Nr. 2293, Sign. 121a/24
ARNOLDs „Reise“ [Bild 06] blieb den Botanikern weitgehend unbekannt bis der Forstbotaniker F. HOESS eine Monografie der Schwarzföhre [1] erarbeitete und dabei auch auf diese Schrift stieß. HOESS beschrieb 1831 unsere Art “ zuerst ausführlich“ und benannte sie Pinus austriaca [2] , weil der Name Pinus nigra inzwischen schon für eine amerikanische Fichte (!) [3] verwendet wurde.
Später stellte sich heraus, dass diese Fichte aus Nordamerika schon vorher als Pinus mariana [4] beschrieben worden war; nun bekam sie diesen Namen wieder. Dadurch stand der Name Pinus nigra wieder zur Verfügung und wurde zum gültigen wissenschaftlichen Namen der Schwarz-Föhre, wie er von ARNOLD 1785 vorgeschlagen wurde. [5]
[1] HOESS 1831: Monographie
[2] HOESS 1831: p 2(?), 7. Absatz
[3] Linné verstand unter Pinus nicht nur Föhren. Er stellte in diese Gattung auch Fichten und Tannen, wobei bei ihm die Tanne Pinus Picea hieß  und umgekehrt die Fichte Pinus Abies (aktuell:  Gewöhnliche Fichte = Picea abies, Gewöhnliche Tanne = Abies alba). Auch Lärchen und Zedern gehörten bei ihm der Gattung Pinus an. (Aktuell: eigene Gattungen Larix und Cedrus)  In weiterer Folge ergab sich ein unübersichtliches Chaos in der Namensgebung, bis die Linnesche Gattung Pinus in mehrere Gattungen aufgeteilt wurde.
[4] thePlantList
[5] Für die Benennung von Arten gibt es Regeln, die wichtigste ist die Prioritätsregel: Es soll nur der Name gelten, den der Erstbeschreiber einer Art eingeführt hat, wobei Namen, die vor dem Erscheinen der ersten Auflage von Linnes Werk „Species plantarum“ am 1. Mai 1753 verwendet wurden, nicht zulässig sind. [wikipedia: Nomenklatur ]
Illustration aus HÖSS 1831

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Bild 08: Pinus sylvestris & P. nigra_Höllental_ 2. September 2009
Wenn die beiden Föhren unmittelbar nebeneinander stehen, sieht jeder, dass das zwei völlig verschiedene Föhren sind. Das haben die Menschen in Österreich schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts dem Carolus Clusius [Bild 2 & 3] mitgeteilt.
Dass das bedeutende Botaniker nicht wahrgenommen haben, ist erstaunlich, aber auch erklärbar: Carl LINNÉ [Bild 4 & 5] war in seiner Heimat mit der Rot-Föhre vertraut, kam aber nie in das Verbreitungsgebiet unserer Schwarz-Föhre und hat vermutlich nicht einmal einen Herbarbeleg gesehen [1] . In der Botanischen Zeitung aus 1828 lesen wir, dass Nikolaus JACQUIN die österreichische Schwarzföhre für Linnés Pinus sylvestris hielt [2]. Im Jahresbericht der Schwedischen Akadmie heißt es: . Er „hielt seine Pinus Mughus […] für die „Schwarze Forent“ Clusii „ [3]. Hat er im Land um Wien keine der beiden oder nur eine gesehen? In den Buchen- und Eichenwäldern um Wien wird es zu seiner Zeit kaum Föhren gegeben haben [4]. Einzelne freistehende Bäume auf Weideflächen werden wohl Schwarzföhren gewesen sein [5].
Auch später gab es zahlreiche Vorschläge zur Namensgebung. STERNBERG hat sie 1821 zusammengestellt und merkt dazu an: [6] „ Die österreichischen Botaniker lassen uns hierüber ebenfalls im Zweifel, Host in seiner Synopsis [7] hat weder eine Varietät, noch ein Synonym von Clusius aufgenommen  [7], Schultes in der österreichischen Flora die einzige Pinus rubra [8] als eigene Art, jedoch ebenfalls ohne Synonym von Clusius.   Kein Forstmann wird je an der schwarzen Kiefer vorübergehen, ohne sie im ersten Anblick sogleich von der gemeinen Kiefer zu unterscheiden, allein es bestehen die Unterschiede größtenteils in den Verhältnissen, längere, weit stärkere Nadeln, längere Fruchtzapfen, größere Saamen und Saamenflügel, eine schwarzgraue , rissige Rinde …etc“ [6]
[1]  linnean herbarium    /    [2] FloraBotZeit1828: 32 Flora Botanische Zeitung 
[4] KRAL1992-Waldgeschichte: 177, Abb 8_ wahrscheinliche Baumartenanteile im Wienerwald um 1700;
[5] Breite Föhre bei Mödling  /   [6] STERNBEG: 386f
[7] HOST N. Th. (1797): Synospsis : 523. Host bezieht sich hier nicht auf Clusius, obwohl er das auf der selben Seite bei Corylus colurna tut.
[8] Pinus rubra ist ein Synonym für P. sylvestris
Rot- und  Schwarz-Föhre unmittelbar nebeneinander

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Bild 09: oben: Pinus sylvestris_Krainerwald_1. Dezember 2002__unten: Pinus nigra_Harzberg_2. Dezember 2018 
Der obere Teil des Stammes und stärkere Äste sind bei der Rot-Föhre fuchsrot bis gelb, bei der Schwarz-Föhre von unten bis in die letzten Verzweigungen gleich grau.
Wipfelbereich einer Ror- und einer Schwarz-Föhre

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Bild 10: Pinus  nigra: 1: An der Schutzhausstraße nahe der "Kreuzerlföhre"_09.10.2005__2: Hofstätten_10.06.2012__3: an der Sandbergstraße11.12.2005_4: Hofmannrichterwald_04.04.2004____Pinus sylvestris5 & 6: Hanifland_15.01.2008
Dass Pinus sylvestris auch Weiß-Föhre genannt wird, ist zwar üblich, es ist aber nichts an ihr weißer als an der Pinus nigra. In forstwirtschaftlich orientierten Büchern wird Pinus sylvestris auch nur Gemeine Kiefer, Föhre, Forche oder Waldkiefer benannt. [1] Die Menschen in Niederösterreich haben offensichtlich schon vor 400 Jahren die Unterscheidung getroffen. Aber was haben sie weiß gesehen? Clusius hat darüber nichts notiert. [2] Möglicherweise ist "weiß" im Sprachgebrauch der Menschen dieser Zeit ein Synonym für "hell", schwarz für "dunkel". Das Holz der beiden Arten ist auf mikroskopischer Ebene nicht zu unterscheiden. Unterschiede sind nur im Verhältnis vom dünklerem Kernholz zum helleren Splintholz zu erkennen: Bei der Schwarz-Föhre ist der Splintanteil meist höher als der Kernholzanteil [3]
[1] SCHÜTT & al.1992: 383; AMANN: 112].   /   [2] Bild 02 CLUSIUS 1601.     /    [ 3] TEISCHINGER: 133-135
Stammholz von Rot- und Schwarz-Föhre

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Bild 11: Pinus nigra__1 & 2: Gradental_22.01.2006__3: Brunntal_26.01.2006__4; "Kreuzerlföhre"_27.10.2002_5 & 6: Rachel (Sooss)_8. 12.2011__7: Schubertplatz: 19.04.2010__8: Scheiterboden, Westkante_11.03.2012__9: Niederschlatten, östliche Buchwiese__10, 11, 12, 13: Harzberg
Die Borke der Schwarzföhre ist vom Stammfuß bis in die letzten Äste von gleicher, meist schwarzgrauer bis dunkelbrauner Farbe. Immer wieder sind auch rotbraune Farbtöne ausgebildet [1], nie aber besitzt der obere Teil des Baumes eine auffallend kontrastierende fuchsrote, gelbe oder orange dünne Rinde wie es bei der Rot-Föhre zu sehen ist. Die Borke älterer Bäume ist durch tiefe Risse in meist längliche Platten geteilt. Die einzelnen Platten der Borke sind  (zumindest einige Dezimeter) lang, ihre Ränder laufen meist an beiden Enden m. o. w. spitz zusammen. Die Furchen zwischen den Borkenplatten sind meist deutlich über mehrere Meter Länge durchlaufend ausgebildet [2]. Die Platten der Borke sind aus vielen dünnen Schichten zusammengesetzt, von denen die inneren hellbraun sein können, was zu Tage tritt, wenn sich die äußeren Schichten ablösen [3].  Bei sehr alten Bäumen bildet sich meist eine glatte Borke aus, die Furchen zwischen den Borkenplatten sind schmäler und nicht so tief [4] .
[1] Teilbid 6 & 7],        /      [3] Teilbild 2 6& 10].          /     [4] Teilbild Bild 8 = Bild 11 in Dezember 2013
[2]Teilbild 1,4 & 5; siehe auch Bild 2, 4 &16 in Nov. 2014; vergleiche damit Pinus sylvestris in Nov 2014, Bild 13)
Borkenbilder von  Schwarzföhren

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Bild 12:  Pinus sylvestris: 1: Buchwiese / Vogelsang_02.06.2007__2, 3, 4: ebendort_ 21.02.2012__5, 6, 7: Harzberg, an der Harzbergstraße (etwa N47 58.276 E16 12.176
Die Rinde der Wald-Föhre ist "glatt, jung graugelb, dann leuchtend rotgelb und in papierdünnen Streifen und Fetzen abschilfernd; später sich unten nach oben in dicke, außen graubraune, innen rotbraune  Tafelborke verwandeln.“  [1]
Die einzelnen Platten der Borke sind meist kaum mehr als dreimal so lang wie breit und werden  oft durch horizontal verlaufende Brüche am unteren Ende begrenzt. Die Risse zwischen den Borkenplatten sind nicht so tief und durchlaufend wie bei der Schwarz-Föhre. Die in Bestimmungsbüchern vorherrschende Beschreibung „Borke graubraun, rissig, in graue Platten oder schwarze bis dunkelrote Schuppen aufgeteilt“ erfasst die tatsächliche individuelle und herkunftsbedingte Varianz nur unzureichend."[2] Bei sehr alten Bäumen sind die Borkenbilder der beiden Arten sehr ähnlich.
[1] AMANN : 112           [2] SCHÜTT & STIMM 9/06: 10
Borkenbilder von Rotföhren

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Bild 13:  li_Pinus  sylvestris__ re:_ Pinus nigra (Nadeln ganz 29.11.2018; Nadelquerschnitte: 16.12.2017)
Außer in den Rinden  unterscheiden sich die beiden Arten in Größe und Form der Zapfen und der Nadeln.
Die Nadeln sind bei der Schwarz-Föhre  8 – 12 cm lang, manchmal auch länger, und liegen pinzettenartig aneinander an, die der Wald-Föhre sind kürzer (4-6 cm, selten etwas kürzer oder länger), und oft in der Längsachse verdreht. Sie unterscheiden sich weiters im Nadelquerschnitt. In den meisten Bestimmungsbüchern wird die Farbe der Nadeln der Wald-Föhre / Pinus sylvestris mit blau- oder graugrün beschrieben.  In Mitteleuropa gibt es aber auch nebeneinander  Bäume mit gelbgrünen, hellgrünen und dunkelgrünen Nadeln  [1]
[1]SCHÜTT & STIMM (2006): 6
 Nadeln von den beiden Föhrenarten

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Bild 14:    links: Pinus nigra_ oben: der Zapfen im oberen Bildteil hat an der Basis etwa 5 cm Durchmesser_unten: ein sehr kleiner Zapfen___rechts: Pinus sylvestris
Die Zapfen unterscheiden sich in ihrer Größe und der Form des oberen Zapfenschuppenrandes.
Die Zapfen der Schwarz-Föhre sind mit  (4) 6 - 8 cm  deutlich länger als jene der Wald-Föhre, die (2) 4 - 6 (7) cm lang werden. Man sieht, dass  Überlappungen möglich sind (Zahlen in Klammern sind seltene Extremwerte). Unter oder über 6 cm Länge ist meist ein gut brauchbares Merkmal.
Die Größe der  Rotföhrenzapfen unterliegt einer erheblichen  individuellen Streuung. Für Mitteleuropa werden Werte zwischen 2,5 und 7 cm  (Breite des geöffneten Zapfens: 3–3,5 cm), angegeben. [1]
Die oberen Kanten der Zapfenschuppen sind bei der Schwarz-Föhre meist gleichmäßig abgerundet, bei der Wald-Föhre m.o.w.  spitz. (Es gibt auch selten bei der Schwarz-Föhre Zapfenschuppen mit einem sehr stumpfwinkeligen oberen Rand und solche der Rot-Föhre mit einem m. o. w. runden Rand!)  [1] SCHÜTT & STIMM 2006: 7
Zapfen von den beiden Föhrenarten von unten

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Bild 15 : Pinus nigra__oben: Langegasse_08.01.2003__unten: Sandberg_28.11.2018
Die Zapfen der Schwarz-Föhre sitzen meist zu zweit bis zu viert beisammen, selten einzeln, was bei der Wald-Föhre eher die Regel ist (bei dieser manchmal auch zu zweit).
Die Zapfen der Schwarzföhre sitzen ungestielt oder mit einem sehr kurzen Stiel  und normal oder aufwärts abstehend an den Zweigen,...

 Schwarzföhrenzweige mit Zapfen

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Bild 16: Pinus sylvestrisoben: Vogelsang_16. Dezember 2017__unten: Haidlhof_02.10.2006__links: Sandberg_5.12.2018
...., die der Rotföhre mit einem deutlichen und meist nach unten gekrümmten Stiel.
 Zweige von Rotföhren mit Zapfen