Februar 2020 Schweizerwiese

Bild 01: Silaum silaus & Dianthus superbus subsp. superbus & Cirsium canum 28.07.2004

In einer wechselfeuchten Wiese östlich der Bahntrasse wachsen zahlreiche in der Roten Liste angeführte Arten: Groß-Wiesenknopf, Nord-Labkraut, Herbstzeitlose, Kiel-Lauch und Klein-Pfeifengras sind im pannonischen Gebiet Österreichs gefährdet; Grau-Distel, Klein-Mädesüß, Frühes Echt-Labkraut, Gelb-Spargelerbse, Weidenblatt-Alant, Strand-Wegerich, Groß-Flohkraut, Sumpf-Blaugras, Wiesensilge und Schachtelhalm gelten in ganz Österreich als gefährdete Arten, Feuchtwiesen-Prachtnelke, Pannonien-Platterbse und Kanten-Lauch als stark gefährdet. Gefährdet bedeutet, dass für die unmittelbare Zukunft ein hohes Risiko des Aussterbens in der Natur besteht, stark gefährdet, wenn dieses Risiko sehr hoch ist.

Bld 02:
Molinia caerulea_01.08.2003   Sesleria uliginosa_11.04.2003

Lotus maritimus_09.07.2009   Plantago maritima_19.08.2012

Bild 03:
Galium wirtgenii_03.10.2006                     Galium boreale_09.06.2003
Equisetum ramosissimum_11.09.2013   Allium carinatum_04.08.2010

Bild 04:
Allium angulosum_04.08.2010                 Lathyrus pannonicus subsp. pannonicus_08.05.2008
Inula salicina_03.07.2004                        Sanguisorba officinalis_02.07.2003

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Die "magere, früher feuchte, nun nur mehr wechselfeuchte Wiese (...) ist der aus naturschutzfachlicher Sicht wichtigste Wiesenrest“ in der ehemals ausgedehnten Feuchtwiesenlandschaft. Die aktuell trockeneren Bedingungen auf der Wiese sind wohl einerseits angrenzenden Entwässerungsgräben sowie dem deutlich trockeneren Klima der letzten Jahre zuzuschreiben. (Norbert  SAUBERER )

Bild 05: Franziszeischer Kataster 1819 (ehemals Montage im Rathaus)
Grün eingefärbt sind Wiesen und Weiden, weiß Äcker.
(Zur Orientierung: Die Rote Linie zeigt die Lage der seit 1841 bestehenden Bahntrasse zwischen den ehemaligen beschrankten Bahnübergängen Castelligasse und Tattendorferstraße.)

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Feuchtwiesen und wechselfeuchte Wiesen wurden durch die Jahrhunderte gemäht, das Mähgut wurde vor allem als Einstreu in den Ställen verwendet. Mit der Motorisierung der Landwirtschaft und dem Rückgang der Milchwirtschaft in der Feuchten Ebene verloren die Streuwiesen ihre Bedeutung für die bäuerlichen Betriebe. Meist wurden diese Wiesen entwässert und als Ackerfläche genutzt, nur auf kleinen Flächen wurde die Wiesenbewirtschaftung bis vor wenige Jahrzehnte weitergeführt .

Bild 06: Zunehmende Verbuschung dieser Parzelle in den Schweizerwiesen von ca. 2000 bis 2015

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Nach Beendigung der traditionellen Nutzung dieser Wiese vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten haben sich immer mehr Gehölze angesiedelt, vor allem in den letzten beiden Jahren so dicht, dass Teile der Wiese nun schon vollständig verbuscht sind. Da die Wiesenpflanzen durchwegs volles Sonnenlicht benötigen, besteht die Gefahr, dass die krautige Vegetation mit den auf Vöslauer Gemeindegebiet seltenen bis sehr seltenen Arten allmählich verkümmert.

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Vor 15 Jahren waren noch große Teile der Wiese weitgehend gehölzfrei. Der Weidenblatt-Alant trat in dichten Beständen auf, starke Stöcke der Feuchtwiesen-Pracht-Nelke und zahlreiche Pflanzen der Grau-Distel blühten ebenso wie alle weiteren oben genannten Arten.
Bild 07: Inula salicina, Dianthus superbus & Cirsium canum 28.07.2004

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Zehn Jahre später: Die Sträucher haben sich massiv ausgebreitet, die Dichte der blütenreichen Arten in  der krautigen Vegetation hat markant abgenommen.
Bild 08: 08.07.2014

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Nach weiteren fünf Jahren ist das Gebüsch beinahe undurchdringlich  geworden, die Dichte der Wiesenarten weiter gesunken.
Bild 09: 15.07.2019

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Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 06. Juni 2019 einstimmig beschlossen, dass die Stadtgemeinde diese aus naturschutzfachlicher Sicht wertvolle Wiese erwirbt. Nun können Maßnahmen ergriffen werden, die den Bestand der Wiese sichern bzw. wieder herstellen können:  Die Gehölze sollen nun bis auf einen rundherum schützenden Streifen mit Großgerät sowie Freiwilligen in Kooperation mit den beiden Pfadfindergruppen Gainfarn und Bad Vöslau weitgehend entfernt werden. Dann sollen die typischen und seltenen Arten der Wiese durch regelmäßigrd Mähen im Spätsommer oder Herbst wieder gefördert und vor Verbuschung bewahrt werden. Diese Arbeiten werden vom Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken im Zusammenwirken mit der Stadtgemeinde organisiert. So ist zu erwarten, dass der Bestand der für die wechselfeuchten Wiesen charakteristischen Arten erhalten bleibt.

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Bild 10: Inula salicina 05.06.2005
So sollte es in wenigen Jahren wieder sein.