Europa-Lärche  / Larix decidua

BILD 01: Larix decidua_Hoher Lindkogel_5. Februar 2005
Ein durch Auffforstung begründeter Reinbestand der heimischen Europa-Lärche / Larix decidua nach einem alten Buchen-Schwarzföhrenwald am Südabhang des Hohen Lindkogels in etwa 700 m.s. m.
Lärchen im Winter

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BILD 02: Larix decidua_Hanifland_1. April 2007
Die Lärchen sind getrenntgeschlechtlich einhäusig. Es werden im Frühjahr Pollenzapfen mit Staubblättern und Samenzapfen mit Fruchtknoten ausgebildet. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.
Blteen der Lärche

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BILD 03: Larix decidua_Hanifland_1. April 2007
Die Deckschuppen sind rot gefärbt und haben in der Mitte eine grüne über den Rand ragende Spitze. An der Basis jeder Deckschuppe liegt, von außen nicht erkennbar, eine kleinere Samenschuppe mit je zwei Samenanlagen. Die Samenschuppen sind von außen nicht zu erkennen.
[DÖRKEN, Abb. 11 &12!!]
Ameisen auf der Lärche

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BILD 04: Larix decidua: alle in den Waldorten Hanifland & Säuer:
1 bis 3 = 47°58'21.74"N 16° 7'7.52"E, 02.02.2021
4 = 47°58'24.64"N 16° 6'48.55"E, 27.01.2019
Bis zur Samenreife wachsen die Samenschuppen zu ihrer endgültigen Länge von etwa 10 mm heran. Die Deckschuppen strecken sich nicht und sind im Winter 3 bis 6 mm lang, sodass am Zapfen von außen nur Samenschuppen zu sehen sind [1](1). In der Ansicht von unten kann man einige vertrocknete Deckschuppen erkennen (2).
Im Winter fallen die Samen mit ihren Flügeln auf Schnee trotz ihrer geringen Größe auf (3, 4).
[1] DÖRKEN: 205f; SCHÜTT, SCHUCK, STIMM: 260 .
Zapfn und Samen der Lärche

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BILD 05: Larix decidua_Hanifland/Säuer 47°58'21.74"N 16° 7'7.52"E_02.02.2021
Die Zapfen bleiben, nachdem sie die Samen freigesetzt haben, lange Zeit, oft über Jahre (10 Jahre oder länger), mit den hängenden Zweigen verbunden.
Lärchenuapfen

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BILD 06: Larix decidua_Haidlhoferwald_28.11.2005-04.jpg
Lärchen verfärben sich meist sehr spät.
Die Lärche ist vor allem ein Baum des Gebirges, wurde aber durch Kultur in tiefer liegende Standorte eingebracht, hier in einen Saumschlag.
Mischwald mit herbstlich verfärbten Lärchen

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BILD 07: Verjüngung von_Abies alba, Picea abies, Pinus sylvestris & Larix decidua_ca 1, 6 km etwa westlich von der Kirche in Grossau_1. April 2012
Ein gemischter Kindergarten aus Tannen, Fichten und Weißföhren, mittendrin eine kleine Lärche. Die Lärche hat hier keine Zukunft. Junge Lärchen sind Lichtpflanzen [1].
Bei vollem Lichtgenuss und frischen, lockeren Böden können Lärchen in der Jugend schnell wachsen und mit anderen Baumarten mithalten, werden jedoch mit 20 bis  30 Jahren von den Fichten eingeholt und verdrängt [2]. Höheres Alter können sie nur erreichen, wenn ihnen durch forstliche Eingriffe zu vollem Lichtgenuss verholfen wird.
[1] ELLENBERG: Zeigerwert L 8 = nur ausnahmsweise bei weniger als 40% r. B.
[2] AMANN: 111;   FLORANÖ 4: 31;  wikipedia: Pionierbaumarten
Junge Bäumchen verschiedener Arten

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BILD 08: Larix decidua & Abies alba & Pinus sylvestris & Picea abies_Waldort Dreizipf-Hirschenstadel (= ca. 1,5km westl von Haidlhof)_22. März 2008
Eine Gruppe aus alten Lärchen, Fichten, Tannen und Weiß-Föhren wurde bei der Durchforstung geschont.
eine GRuppe aus verschiedenen Nadelbaumarten

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BILD 09: Larix decidua
unten: ca 2,3 km etwa WNW von Haidlhof_15. Jänner 2012
oben: Waldort Dreizipf (etwa 2 km NW von Haidlhof)_22.März 2009
In den Wäldern auf Gemeindegebiet wurden und werden an vielen Stellen Lärchenbestände, rein oder gemischt (mit Buche, Hainbuche, Fichte, Tanne, Weiß- und Schwarz-Föhre, Kastanie) durch Aussetzen von Forstpflanzen begründet oder durch forstliche Eingriffe gefördert, manche schon vor vielen Jahrzehnten, viele in den letzten Jahren.
alte und junge Lärchen im Winter

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Ist die Lärche in unserem Gebiet autochthon?

„Ob die bis 350 m herabreichende Wienerwaldlärche als echte Alpenlärche [a] gelten kann, ist umstritten“[1]
[a] DÖRKEN: 202
[1] SCHÜTT, SCHUCK & STIMM & al. (2002): 258

BILD 10: Larix decidua_Hanifland_01. April 2007

Lärchenzweige im Frühjahr

Über die Anwesenheit der Lärche am Alpenostrand geben uns für weit zurückliegende Zeiträume Pollenfunde und schriftliche Dokumente Auskunft:
      1# Während des Aushubes für das Kurzentrum (VIVEA) wurden aus etwa 35000 Jahre alten eiszeitlichen Sedimenten Proben entnommen. Darin konnten neben Pollen von Arten aus der Gattung Pinus auch wenige von Larix nachgewiesen werden. [WESSELY&DRAXLER : 430; Probe VKZ 13, Braunmoos-Cyperaceentorf]
     2# An 14 Stellen im Wienerwald wurden Pollenprofile untersucht, eines davon am Totenkopf bei Haidlhof. In den meisten Proben konnten  für die Jahre 1700 und 1850 Lärchenpollen nachgewiesen werden.  Das Profil vom Haidlhof reicht zwar nicht bis in den Naturwald [a] zurück [1], die Lärche ist aber auf vier benachbarten Lokalitäten nachgewiesen, allerdings stets mit einem sehr kleinen Anteil [2]
     [1] KRAL 1992: 165
      [a]  Im ausgehenden 17. Jahrhundert war der Naturwald vom Menschen noch kaum beeinflusst, der Waldaufbau zu dieser Zeit kann mit der potenziellen natürlichen Bewaldung der Gegenwart weitgehend gleichgesetzt werden [KRAL 1992: 163]. Erste Anweisungen zur Forstwirtschaft stammen aus den Jahren 1758 und 1766: Samenbäume stehen lassen; in Schlagflächen auf durch Pflug oder Krampen aufgelockerten Böden Holzsamen aussäen. Wir müssen daher, wenn wir die Ursprünglichkeit einer Holzart nachweisen wollen, auf Angaben aus der Zeit vor 1750 zurückgehen [TSCHERMAK 1935: 054]
      ] 2]  KRAL 1992: 177, Abb 6: 1 = Schöpfl; 5 = Klausenleopoldsdorf -hier erreicht das Profil zuunterst das hohe Alter von rund 7000 Jahren [KRAL 1992: 165,  171]; 6 = Purkersdorf; 7 =Wassergespreng
     3# In alten Grenzbeschreibungen ist der „Lehrbaum“ wiederholt als Grenzbaum genannt, so im „Kaiserlichen Wald- und Forstbuch des Wienerwaldes unter der Enns“, angefangen 1674, vollendet 1678, für St.Corona am Schöpfl [TSCHERMAK 1935: 57].
     4# Von CLUSIUS erfahren wir 1583, dass Weinpfähle um Wiener-Neustadt und „oberhalb der Thermen von Baden“ sowie auf jener ganzen Strecke aus der reichlich vorhandenen Lärche hergestellt wurden, ebenso Dachrinnen, die von dort in großer Menge nach Wien geführt wurden. [TSCHERMAK 1935 zitiert CLUSUS 1583:24]


Palynologische Befunde und historische Dokumente beweisen die Ursprünglichkeit der Lärche in niederen Lagen am Alpenostrand Niederösterreichs.
Palynologie (griech palynein = streuen; logos = Lehre): Zweig der Botanik, der sich mit der Untersuchung rezenter und fossiler Sporen und Pollen beschäftigt [SCHUBERT&WAGNER: 379]

BILD 11:
Karte: Moritz Ritter von Gutmann´sches Revier Vöslau- Bestandeskarte nach dem Stande vom Jahre 19(14?)[Herrschaftsarchiv Vöslau im Stadtmuseum]

Möglicherweise ist die Bezeichnung des Waldortes „Lerchen Wald“ auf einen Lärchenbestand vor der  Umwandlung der ursprünglichen natürlichen Bestände in Schwarzföhrenforste zurückzuführen. Die Aufzeichnungen zur Nutzung der “Pechstämme in der Lerchen“ [1] wurden 1850 angefangen. 1816 waren alle Wälder der Herrschaft Vöslau mit „Schwarzfehren“ bestockt.[2]
[1]Herrschaftsarchiv Vöslau-60-1028-1,2]
[2]Herrschaftsarchiv Vöslau-Stadtmuseum-15/260. 19.Februar 1816]