Jänner 2019

Fortsetzung von Dezember 2018

Die Angaben in roter Schrift beziehen sich auf die Karten Revier Grossau 1923-1 bis Revier Grossau 1923-5 
 Bei einigen Flächen stimmen die Benennungen in der Karte nicht mit jener in der Bestandesbeschreibung überein. Die hier getätigten Aussagen  stützen sich auf die  Angaben in der Bestandesbeschreibung.

Bild 01: Pinus sylvestris_Vogelsang/Buchwiese [*]_21.Februar 2012
[*] Karte Revier Grossau 1923-4 (Der Fundort liegt außerhalb des Reviers-nicht gefärbelte Fläche,  nahe November 2014, Bild 13 = nahe 93 in Schwarzföhren Karten , Bild 5)
Die Rotföhre (= Weiß-Föhre = Weiß-Kiefer) / Pinus sylvestris hat im oberen Stammabschnitt und an den Ästen eine helle rötliche Rinde. Sie wird im Bereich des „Triestingschotters“ [1] häufig als Forstbaum kultiviert.
[1] BRIX F. & PLÖCHINGER B. (1982): & (1988) Geologische Karte Nr. 18;
Höhenzug vom Veitinger Gebirge über den Vogelsang  und den Totenkopf bis zum Himmel.
Der Name der Lokalität Totenkopf [ http://www.austrianmap.at NÖ, 2. Totenkopf ] ist auf der Revierkarte von 1923 [HM1023GROSSAU] nicht eingetragen, in jener aus 1960 [MERKENSTEIN 1960-69] bezeichnet er das Gebiet zwischen Hanifland und Haidlhoferwald. Den Namen hat dieser Waldabschnitt schon seit dem 16. Jahrhundert [REDL: 138], mehrere Marksteine mit einem eingemeißelten Totenkopf und der Jahreszahl 1712 sind an den Grenzen des Totenkopfwaldes erhalten geblieben.

alte Rotföhre

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Bild 02: Pinus_sylvestris_Niederschlatten [*]_21. Dezember 2008
[*] Karte Revier Grossau 1923-4

Die Rot-Föhre dürfte bei uns zu den ursprünglich natürlichen Gehölzarten zählen [1]. Für das Gemeindegebiet ist aber ein natürlicher Standort, an dem die Weiß-Föhre ohne Konkurrenz durch Laubbaumarten hätte bestehen können, schwer vorstellbar. Die jungen Föhren (und wie hier auch Fichten) sind lichtbedürftig. Nur dort wo das Kronendach durch außerordentliche natürliche Ereignisse oder forstliche Eingriffe geöffnet oder lichter wird, können sich junge Föhren entwickeln, langfristig werden sie aber nur überleben, wenn bedrängendes Laubholz rechtzeitig entfernt wird.
[1] TSCHERMAKAlpenrand1931-24; KRAL1992: 167, 177
junge Rotföhrenbäumchen

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Bild 03: Pollen von vier Baumarten_ Zeichnung nach KRAL 1994: 13

Über die Baumartenzusammensetzung aus zurückliegenden Zeiten gibt die Analyse von in moorigen Plätzen erhalten gebliebenen Pollen Auskunft. An mehreren Orten im Wienerwald wurden Pollenprofile untersucht [1] , u.a. auch am Totenkopf bei Haidlhof. Allerdings konnten an dieser Lokalität für die Zeit vor Beginn der Forstwirtschaft, die ab dem Ende des 17. Jahrhunderts zu einer Verschiebung der Häufigkeiten der Baumarten geführt hat [2], kein gut erhaltener Pollen gewonnen werden. In den Pollenprofilen von den nächst benachbarten Untersuchungsorten (Klausenleopoldsdorf, Schöpfel, Vorderschöpfel) wurde für etwa 1700 ein geringer Anteil oder kein Kiefernpollen gefunden. 150 Jahre später wurde reichlich Kiefernpollen abgelagert, aus dem ermittelt wurde, dass Föhren beinahe zur Hälfte am Baumbestand im Bereich Haidlhof beteiligt waren [3]. Der Pollen wird sowohl von geforsteten Weiß-Föhren als auch von zur Harzgewinnung gepflanzten Schwarzföhren stammen. ( „Auf die Unterscheidung des Pollens von Weiß- und Schwarzkiefer musste leider verzichtet werden, da sie – wenn überhaupt – nur bei ausgezeichneten Erhaltungszustand möglich wäre.“ [4])

[1] KRAL1992      [2] KRAL1992: 169 ]      [3] Bild 10 in Dezember 2005        [4] KRAL 1992: 165;
Besuchen Sie dazu auch die Palynologische Datenbank (PalDat - Palynological Database )
https://www.paldat.org/search/genus
Zeichnung verschiedene Pollen

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Bild 04: aus dem Gedenkbuch der Pfarre Gainfarn 1836 bis ...
Im Gedenkbuch der Stift Melker Pfarr Gainfahrn [1] wird im Jahre 1838 über einen Jungwald und einen Rest eines Altbestandes berichtet:
„Relation [2]
den gegenwärtigen Zustand der zum löbl. Stift Melkerpfarre
Gainfarn gehörigen Waldungen u. deren künftige Bewirtschaftung
betreffend
Diese fraglichen Waldungen bestehen in drei Parzellen. und zwar:
Parz I liegt westlich, in geringer Entfernung von dem sogenannten Haidl-
Hof in der Steuergemeinde (?) Grossau, und enthält an Flächenmaß 7 Joch [3] .
In dieser Waldfläche kommt die Weißföhre dominierend mit Fichten
Tannen u etwas Schwarzföhren gemischt vor.
Das gegenwärtige Alter des Bestandes reicht von 1 bis 15 Jahren
Bis auf einen kleinen beiläufig ¼ Joch betragenden Theil,
welcher noch mit angepechten Schwarz.= und schlagbaren Weißföhren
besteht. [4]
Der Anflug dieses jungen Waldes ist zimlich vollkommen
und das jährliche Erträgnis zu 1 Joch auf 1 ¼ Klafter [5] zu 30“-
Schnittlänge [6] anzunehmen.“
[1] Gedenkbuch der Stift Melker Pfarr Gainfahrn 1836 bis zum Jahre [ 1944]
[2] Relaton, Bedeutung u.a.: (veraltet) [amtlicher] Bericht, Berichterstattung [duden relation ]
[3] 1 Joch = 57,55 Ar… 7 Joch = 4 ha; [ convert ]
[4] Die alten Bäume dürften aus den Anfangszeiten der Forstwirtschaft in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen.
[5] 1 Klafter = 1,896 483 840 m ..1 ¼ Klftr = 2,3m [*].
Ein Klafter Holz entsprach einem Holzstapel mit einer Länge und Höhe von je einem Klafter;[ https://de.wikipedia.org/wiki/Klafter] Klafter
[6] 1 Zoll = 1“ = 26,340053 mm ….30“ = 79 cm[*]
[*] https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ma%C3%9Fe_und_Gewichte_(%C3%96sterreich) Maße Gewichte Österreich

alte Aufzeichnungen

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Bild 05: Pinus_sylvestris_Bestandesbeschreibung und Karte Revier Grossau 1923
Rote Zahlen beziehen sich auf die Karten "Revier Grossau 1923-1" bis "...-4 "
Aus der Bestandesbeschreibung der Wälder im Revier Grossau (Bestand 1923 [1]) ist zu entnehmen, dass in beinahe allen Unterabteilungen der Waldorte Vogelsang (1), Niederschlatten (3) und Haidlhoferwald (2) die Weißkiefer dominierte, oft alleinige Hauptbaumart war [2]. Aus den Altersangaben ist zu entnehmen, dass einige Bestände zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch natürliche Samenverbreitung begründet wurden.
In diesen drei Waldorten sind die  Fichtenanteile gering, Buchen und Tannen selten. In Hofstätten (20-23) und Grottenfeld (13), in den meisten Unterabteilungen von Säuer und Gibisbühel (14, 15, 17, 18, 19) [2] stärker Fichte mit Buche und Tanne; ebenso in den Waldorten Beim Kaiser (24) und Himmel (25, 26), dort dazu mehr Schwarzkiefer.
Für 1931 wird für das Revier Grossau ein Bestockungsanteil der Weiß-Föhre mit 40% angegeben [3].


[1] HERRSCHAFT MERKENSTEIN 1923 (genehmigt 1928): Forstbetriebseinrichtung Stand 1923. Einzeloperate: Wirtschaftsbezirk Grossau: 1-56 (Karte = 55), Wirtschaftsbezirk Merkenstein: 57 ─ 121 (Karte = 121)
[2] Bei einigen Flächen stimmen die Benennungen in der Karte nicht mit jener in denr Bestandesbeschreibung überein. Die hier getätigten Aussagen  stütze sich auf die  Angaben in der Bestandesbeschreibung
[3] TSCHERMAK 1931: 24.  Das trifft aber für den westlichen Revierteil (Exkursion Bild 07 bis 12) nicht zu

Weitere Karten und Exkursionen im Februar 2019

Forstkarte

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Bild 06: Pinus sylvestris_Niederschlatten [*]_28. Dezember 2003
[*] Karte Revier Grossau 1923-4 
Im Wirtschaftsplan 1960-1969 [1] wird die Weißkiefer im Revier Merkenstein [2] auf einigen kleinen Flächen im Bereich des Grenzgrabens angegeben, mit bedeutenden Baumholzanteilen nur im Krainerwald am Fuße des Lindkogels [3]
Im Revier Grossau nimmt sie 1960 mit 31 […] % der Fläche ein beträchtliches Wuchsgebiet ein.[4]
Für die allermeisten Unterabteilungen und Flächen auf dem „Triestingshotter“ [5] – von Vogelsang über Niederschlatten, Totenkopf, bis Hofstätten Hanifland [6]  –  sind Anteile von 5 bis 10 Zehntel Weißkiefer ausgewiesen.[7]
[1] MERKENSTEIN, BUNDESLEHR- UND VERSUCHSFORST, Wirtschaftsplan 1960-1969 ─ Bestandesbeschreibungen Revier I Merkenstein, Revier II Grossau-Mettau

Technischer Bericht des Reviers Merkenstein: (Die Aufnahme wurde 1958 abgeschlossen.)
[2] Das Revier Merkenstein nimmt den gesamten Südabhang des Hohen Lindkogels ein
[3] Bestandesbeschreibung Revier Merkenstein, Krainerwald: in  Unterabteilung 8o: 2 Ei, 3 Wkie, 5 Skie; in Unteranteilung 8p: 10 Wkie; ei Bu, Mehlb, Edelkast, Ei, Skie: in Unterabteilung  8 q: 5 Ei, 2 Laubb, 2 Wkie, 1 Skie
[4] Technischer Bericht Revier Grossau-Mettau: 10
[5] siehe Fußnote bei Bild 01
[6] Karte Revier Grossau 1923-1 bis Karte Revier Grossau 1923-5
[7] → [1] : Bestandesbeschreibung Grossau

Mischwald mit Rotföhren

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Exkursion am 27.01.2019
Die Rot-Föhre ist im Bereich dieser Exkursion durch die Waldorte Grottenfeld, Säuer und Hanifland heute in unterschiedlicher Weise vorhanden:

[Die Nummern beziehen sich auf die Waldorte, die in der Revierkarte 1923 benannt sind.]



Bild 07: Pinus_sylvestris_Hanifland [*]_27. Jänner 2019
 [*] Karte Revier Grossau 1923-4 (9e )
Selten sind kleinräumige Reinbestände der Rot-Föhre erhalten. Dieser Forst ist etwa 140 Jahre alt.
[Bestandesbeschreibung: Merkenstein  1960-69: 93]
Reinbestand aus Rotföhren

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Bild 08: Pinus sylvestris_Melkerwald in Säuer [*]_27. Jänner 2019
 [*] Karte Revier Grossau 1923-3  (Abteilung nicht Teil des Reviers, daher ohne Nummer;
Aufnahme zwischen  den Grenzsteinen HM 8 und HM 10

Manchmal ist sie an Altbeständen (mit unterschiedlichen Anteilen aus Buche, Fichte, Tanne, Lärche und Edelkastanie) zu 20 bis 40% beteiligt. Mischwald mit Rotföhren

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Bild 09:  Pinus_sylvestris & Fagus sylvatica_Säuer  [*]_21. Jänner 2019
 [*] Karte Revier Grossau 1923-3 (14)
Einzelne Überhälter werden als Samenbäume belassen.
Buchendickung und Rotöhrenüberhälter

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Bild 10: Pinus sylvestris_beide 27. Jänner 2019
oben:   Grottenfeld   [Karte Revier Grossau 1923-2 (14) ]
unten:  Säuer  [Karte Revier Grossau 1923-2 (15) ]
An wenigen Stellen gibt es kleinräumige Horste aus jungen und ganz jungen Bäumen, die aus angeflogenen Samen entstanden sind. In geringem Ausmaß werden auch Forstpflanzen ausgesetzt.
Verjüngung durch Anflug

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Bild 11: Picea abies & Larix decidua__beide 27. Jänner 2019
li: Grottenfeld  Karte Revier Grossau 1923-2 (14
)
li: Säuer Karte Revier
Grossau 1923-2 (19)
Viel häufiger werden Fichte und Lärche eingebracht oder gefördert.

junge Lärchen und Fichten

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Bild 12: Fagus  sylvatica_Säuer [*]_27. Jänner 2019
[*] Karte Revier Grossau 1923-2 (15)
Über weite Strecken fehlt die Weiß-Föhre vollständig. Insgesamt dürfte sie auf dem Geländerücken westlich vom ehmaligen Forstgarten (nun Forstbetrieb) Hanifland bis zum Himmel [1] nur mit wenigen Prozenten am Baumbestand beteiligt sein. Das war 1958 nicht anders. [2]
[1] Karte Revier Grossau 1923-2 (15)
[2] Merkenstein 1960-1969: Bestandesbeschreibung und Karte; vgl Text zu Bild 05]

Buchen Stangenholz

Weitere Weißföhren-Exkursionen folgen im Februar 2019

Bild 13: Pinus_sylvestris_Gibisbühel [*]_20. Juli 2014
[*] Karte Revier Grossau 1923-2 (18)
Im geschlossenen Bestand haben diese Weiß-Föhren gerade Stämme von beachtlicher Höhe ausgebildet.
hohe Rotföhren

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Bild 1 4: Pinus_sylvestris_Hanifland [*] _9. September 2012
[*] Karte Revier Grossau 1923-3 (9g)
Eine astreiche Rot-Föhre an einer Forststraße im Waldort Hanifland
Krone einer alten Rotföhre

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Bild 15: Pinus nigra  &  P. sylvatica_Harzberg_28. November 2018
An die Geländekante zur Sandgrube auf dem Südabhang des Harzberges hat der Wind in den letzten beiden Jahrzehnten Föhrensamen herangetragen. Daraus haben sich kleine Bäume entwickelt, etwa hundert Schwarz-Föhren, aber auch zwei Rot-Föhren. Nach der Zahl der Astquirl sind die Bäume etwa zwischen 10 und 18 Jahre alt. Charakteristisch für die Rot-Föhren ist die papierartig abrollende rötliche Spiegelrinde. (Der Zapfen in Bild 16 links im Dezember 2018 ist auch von einer dieser Rot-Föhren.)
junge Schwerz- und Rotföhren

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Bild 16: Pinus sylvestris_Harzberg_28. November 2018
Ein etwa 50jähriger Weißföhrenforst  an der Straße auf den Harzberg.
Auf gemeindeeigenen Flächen [1] gibt es außer diesem Reinbestand weitere Abteilungen mit höherem Weißföhrenanteil beim Granerbründl und am Vogelsang.  In einigen Unterabteilungen (am Nordabhang des Harzberges, nahe der Pecherhütte, nahe dem Lausturm, im Brunntal und am Weißen Weg)  ist die Weißföhre mit geringem Anteil am Bestand beteiligt. Einzelne ältere Bäume stehen im Gradental, einer durch eine Tafel gekennzeichnet, östlich der Waldandacht.
[1] Stadtgemeinde Bad Vöslau: Forstkarte 2004
Rotföhrenforst

Bild 17: Pinus_sylvestris_Hoher Lindkogel_20. Februar 2011
Ein Überhälter am Höhenweg vom Soosser Lindkogel zum Eisernen Tor unterhalb vom BrennersteigRotföhre Überhälter

Weitere  Exkursionen im Februar 2019