Juli 2005

Wild-Karde und Schlitzblatt-Karde /
Dipsacus fullonum & Dipsacus laciniatus

 

Bild 01: Dipsacus laciniatus_Schweizer Wiesen_31. Juli 2003
Karden sind stattliche Pflanzen. Die steifen Stängel gut entwickelter Karden tragen zahlreiche Blütenköpfe, oft in Augenhöhe eines erwachsenen Menschen, bisweilen sogar so hoch, dass man sie kaum erreichen kann.
Dipsacus laciniatus Juli31.2003 - Schweizer Wiesen

Bild 02: lila = Dipsacus fullonum mit Spreublättern, weiß = D. laciniatus, die Spreublätter sind entfernt worden
Die einzelnen Blüten sind klein, etwa 1 cm oder etwas länger, und sitzen in großer Zahl wohlgeordnet in Köpfen an den Enden des Stängels und seiner Äste.
Jede Blüte entspringt aus der Achsel eines stechend-spitzen Spreublattes. Die etwa 1000 Spreublätter ragen mit ihren geraden Spitzen über die Blüten hinaus.

lila = Dipsacus fullonum mit Spreublättern, weiß = D. laciniatus, Spreublätter entferntlila = Dipsacus fullonum mit Spreublättern, weiß = D. laciniatus, Spreublätter entfernt

 
Bild 03Dipsacus fullonum_20. Juli 2003
Jeder Kopf wird am Grunde von einigen Hüllblättern abgeschlossen. Eigenartig ist die Abfolge, in der die vielen Einzelblüten aufblühen: Es beginnen die Blüten in der Mitte des Kopfes, ihnen folgen die oben und die unten benachbarten Blüten gleichzeitig, sodass von der Mitte des Kopfes eine Blühwelle zur Spitze und spiegelbildlich eine nach unten läuft.

Dipsacus fullonum Juli20.2003 .jpg

 

 

Bild 04: Dipsacus laciniatus_Fasangasse_29. Juli 2003
Die Schlitzblatt-Karde streckt ihre kurzen, geraden oder etwas gebogenen Hüllblätter waagrecht oder schräg aufwärts weg, die Spitzen erreichen den Scheitel der Köpfe nicht.

Dipsacus laciniatus Juli29.2003 - Fasangasse .jpg

 

Die beiden in Vöslau wild wachsenden Kardenarten unterscheiden sich außer in der Form ihrer Hüllblätter noch in einigen anderen Merkmalen:
* Die Blüten der Wilden Karde sind meist rosarot bis lila gefärbt (selten weiß),
die Schlitzblatt-Karden blühen meist weiß (selten blasslila).
* Die Blattränder der Wilden Karde sind unzerteilt, glatt oder etwas gesägt, kahl oder nur von einzelnen Borsten besetzt,
die der Schlitzblatt-Karde sind, wie der Name sagt, tief fiederspaltig in grobe, ungleichmäßige Zipfel zerschnitten (siehe auch Bild 7) und bewimpert.

Bild 05: Dipsacus laciniatus-Blattrand_30. Juli 2003
Die Stängelblätter sind fiederspaltig und borstig bewimpert

Dipsacus laciniatus-Blattrand Juli30.2003

 

Auch die Schlitzblatt-Karde ist eine wild wachsende, nicht kultivierte Staude wie die Wilde Karde.
Schon im Mittelalter unterschied man zwischen der "karta", womit die Weber-Karde gemeint war, und der "wilden karten".
Die Weber-Karde /Dipsacus sativus  ist eine Kulturpflanze, deren abgeblühte Köpfe zum Aufrauen des glatten Stoffes, der dadurch eine angenehmere Oberfläche erhielt, verwendet wurden. Diese Pflanze wurde dazu feldmäßig kultiviert. (siehe Weber-Karde: Einzelnachweise)
Die Vöslauer Kammgarnfabrik bezog einst von der ´Verkaufsgenossenschaft der oberösterreichischen Kardenbauern´ in Katsdorf und Lungitz die erforderlichen Kardenköpfe.
Die Weber-Karde wurde in Bad Vöslau nicht gefunden.

Dass es an Wegrändern und in Gräben zwei verschiedene wild wachsende Kardenarten gibt, fand in der volkstümlichen Namensgebung keinen Niederschlag. Die weitaus seltenere Schlitzblatt-Karde bekam wohl erst von den Botanikern des 18. Jahrhunderts ihren wissenschaftlichen Namen und in weiterer Folge den deutschen Büchernamen.

Bild 07: D. fullonum (links)& D. laciniatus (rechts) _Am Wiener Neustädter Kanal_30. Juli 2003
Gelegentlich kommen beide Arten sogar unmittelbar nebeneinander vor

Bild 7: D. fullonum-links-D. laciniatus-rechts Juli30.2003 - Am Wiener Neustädter Kanal