Juli 2010

Lang-Zypergras / Cyperus longus

Bild 01: Cyperus longus_Färberbach_05. Juli 2004
Der dichte Bestand aus Cyperus longus in voller Blüte

 Dichter Bestand vom Lang-Zypergras

 

Das Lang-Zypergras (Cyperus longus) gibt es als Wildpflanze in ganz Österreich nur mehr in Vöslau. Der berühmte Botaniker Nikolaus Joseph v. JACQUIN erwähnt 1789 die Vöslauer Pflanzen nicht. Er berichtet, dass das Zypergras reichlich in den Abflussbächen des Peregrinus-Bades in Baden wächst [1]. August NEILREICH [2] schreibt 1859: „An Bächen, in Wassergräben, Sümpfen, besonders aber an den Abflüssen warmer oder lauer Quellen, nur im südlichen Wiener Becken. An der Mündung der Schwefelbäder in die Schwechat, viel häufiger in den fliessenden und stehenden Wassern, die von dem Vöslauer Bade in den Heideteich abgeleitet werden." Auch weitere bedeutende Botaniker, die die Flora Niederösterreichs erforscht haben, nennen das Vöslauer Vorkommen. BECK 1893[3]: "An den Thermalwasserabflüssen im Schwechatbette bei Baden und im Heideteiche bei Vöslau."[3]  HALACSY 1896 [4]: „Bisher nur an der Mündung der Schwefelquellen von Baden in die Schwechat und an dem Heideteiche von Vöslau" und JANCHEN 1977 [5]:" Bei Vöslau, in den Abflüssen der Schwefelthermen nordöstlich des Bahnhofes (nach H. Melzer und A.L. Hübl 1964. Der „Heideteich" besteht nicht mehr)."
[1] JACQUIN 1789 http://bibdigital.rjb.csic.es/ing/Libro.php?Libro=2819   [2] NEILREICH: 135    [3] BECK : 121    [4]HALACSY: 526      [5] JANCHEN: 636 

Bild 02: Cyperus longus_Färberbach_03. Juli 2004
Die dicht stehenden Pflanzen des Lang-Zypergrases aus der Froschperspektive. Sie ragen bis zu einer Wuchshöhe von 1,20m auf.

Bildtext 01: Der dichte Bestand aus Cyperus longus in voller Blüte

Hier irrte JANCHEN: Auf der Karte „Baaden mit seinen Umgebungen. Wien 1812. Verlegt bey Ludwig Maisch" ist ein „Haide Teichel" eingezeichnet. Die Lage stimmt mit dem heutigen Teich am unteren Ende der Kanalgasse überein. Bis vor wenigen Jahre waren hier zehn Becken erkennbar, in welchen einst die Fabriksabwässer geklärt wurden. Daher wird der Bach, an dem im Bereich der Abzweigung der Kanalgasse von der Paitzriegelgasse der Zypergras-Fundort liegt, auch heute noch Färberbach genannt.
(Siehe auch: HAININGER R., FOSCHUM M.& STAUDINGER R.:1994: Historische Bilder. Vöslau: Stadtgemeinde. S49 ; und die Karten im Anhang des neuen Buches „Parks und öffentliche Grünflächen in Bad Vöslau, Gainfarn und Grossau, das im Rathaus, in der Stadtbibliothek und im Stadtmuseum sowie im Buchhandel erhältlich ist-ISBN 978-3-200-01876-1)


Bild 03:  Cyperus longus_Färberbach_03. Juli 2004
Der Blütenstand des Lang-Zypergrases setzt sich aus bis zu 10 Teilblütenständen auf langen Ästen zusammen. An seiner Basis entspringen lange Hochblätter, meist 3 (selten bis zu 5, meist 2 bis zu 1/2m lange und ein kürzeres). Die übrigen Stängelblätter sitzen unten, etwa im untersten Viertel des Stängels an. Im Hintergrund ein Schilfhalm.

Bildtext 3: Der Blütenstand des Lang-Zypergrases setzt sich aus bis zu 10 Teilblütenständen auf langen Ästen zusammen. An seiner Basis entspringen lange Hochblätter, meist 3 (selten bis zu 5, meist 2 bis zu 1/2m lange und ein kürzeres). Die übrigen Stängelblätter sitzen unten, etwa im untersten Viertel des Stängels an. Im Hintergrund ein Schilfhalm.

Der Autor erinnert sich, dass er dieses Riedgras bei einer Begehung des Gebietes nordöstlich des Vöslauer Bahnhofes mit A.L. Hübl etwa 1965 an einigen Stellen in Gräben gesehen hat. Die Nachsuche in den letzten Jahren war erfolglos. Vermutlich hat hier auch Verdrängung durch Grabenpflanzen, die auf erhöhtes Stickstoffangebot mit verstärktem Wachstum reagieren, zum Erlöschen dieser punktuellen Vorkommen geführt.


Bild 04: Hinweistafel am Färberach_29. Juli 2003
Die Tafel macht auf das Zypergras aufmerksam - nicht auf das Zyperngras. Der Name war schon im Altertum für diese (oder eine ähnliche Pflanze) üblich, wie wir vom lateinischen Schriftsteller PLINIUS wissen: cypérus, mit Betonung auf dem e. Und ohne n!

Bildtext 04: Die Tafel macht auf das Zypergras aufmerksam- nicht auf das Zyperngras. Der Name war schon im Altertum für diese (oder eine ähnliche Pflanze) üblich, wie wir vom lateinischen Schriftsteller PLINIUS wissen: cypérus, mit Betonung auf dem e. Und ohne n!

Es blieb von den verschiedenen Fundorten nur ein einziger übrig: Auf wenigen Quadratmetern konnte ein dichter Bestand des Lang-Zypergrases überleben. Vom Österreichischen Naturschutzbund wurde deshalb zur Bewahrung dieses Bestandes der Status dieser Fläche als Naturdenkmal bewirkt.

Bild 05: „Naturdenkmal Zyperngras" _30. Juni 2005
Schilf und Brennesseln beginnen im Zypergrasbestand zu wuchern

Bildtext: Schilf und Brennesseln beginnen im Zypergrasbestand zu wuchern

Leider zeigt sich -aus nicht geklärten Gründen- seit etwa fünf Jahren ein neues Problem: Schilf, Brennnesseln und Brombeeren wuchern sehr stark und bedrängen unsere Seltenheit. Der Versuch, die Schilfhalme und Brombeerschösslinge einzeln herauszuschneiden brachte nur vorübergehend Erfolg. Im folgenden Jahr war die Situation nicht besser als davor.


Bild 06: „Naturdenkmal Zyperngras" _09.Juli 2009
Schilf und Brombeeren wuchern im Zypergrasbestand, obwohl beide im Jahr zuvor selektiv reduziert worden waren.

Bildtext 05: Schilf und Brombeeren wuchern im Zypergrasbestand, obwohl beide im Jahr zuvor selektiv reduziert worden waren.

Da, wie NEILREICH 1859 berichtet hat, Cyperus longus einst in allen Abflüssen des Vöslauer Bades gewachsen ist, wurden im Frühjahr diese Jahres zwei kräftige Stöcke des Zypergrases, die aus Rhizomstücken vom Färberbach gezogen worden waren, wieder in den Hansybach gesetzt. (Siehe!) Sie haben sich in diesem Sommer prächtig entwickelt.

Bild 07: Cyperus longus_Hansybach_06. April 2010
Einer der beiden Zypergrasstöcke, die am 10. März 2010 in den Hansybach versetzt wurden

Bildtext: Einer der beiden Zypergrasstöcke , die am 10. März 2010 in den Hansybach versetzt wurden

Es ist zu hoffen, dass diese Aktion dazu beitragen wird, diesem besonderen Riedgras das Überleben in seinem angestammten Heimatgewässer zu sichern.

Eine Anregung: Das Ufer des Fischteiches, der zur Zeit durch die Skulptur der Seekuh LINDA eine besondere Note erhält, würde sich ausgezeichnet als Standort für weitere Pflanzen von Cyperus longus subsp. longus eignen.


Bild 08: Cyperus longus_Hansybach_30. Juni 2010
Das Zypergras im Hansybach hat sich gut entwickelt und kommt schon im ersten Jahr am neuen Standort zur Blüte.

Bildtext 08: Das Zypergras im Hansybach hat sich gut entwickelt und kommt schon im ersten Jahr am neuen Standort zur Blüte.

Als Zierpflanze wird meist eine andere Unterart gehandelt: Cyperus longus subsp. badius: 2-4 Äste im Blütenstand, diese 3 bis 6 cm lang, die einzelnen Ährchen 4 - 12 mm lang; die Deckblätter sind schwarzrot, fast ohne Hautrand, der Mittelnerv ist blassgrün und wird 30 - 70 cm hoch ( Xflora 2008: 1108  )


Bild 09: Cyperus longus_Färberbach_05. Juli 2004
Die Merkmale der in Vöslau heimischen Unterart Cyperus longus subsp. longus: 3 - 10 Äste, diese 5 - 10 cm lang, die Deckblätter sind hellrotbraun, haben einen hellen Hautrand und einen grünen Mittelnerv. Wuchshöhe bis 120 cm .

Bildtext 09: Die Merkmale der in Vöslau heimischen Unterart Cyperus longus subsp. longus: 3 - 10 Äste, diese 5 - 10 cm lang, die Deckblätter sind hellrotbraun, haben einen hellen Hautrand und einen grünen Mittelnerv. Wuchshöhe bis 120 cm .

Das Aussetzen von im Handel angebotenen Zypergräsern - sowohl der Unterart badius als auch der von anderen Fundorten stammenden Pflanzen der Unterart longus - wäre Florenverfälschung, diese Aktion mit verlässlich aus den vom letzten natürlichen Vöslauer Fundort entnommenen Pflanzen ist eine Repatriierung, die hiermit dokumentiert ist.

siehe >  C. longus & badius


Bild 10: Cyperus fuscus_Schweizerwiesen_04. September 1983
Herbarbogen mit einem Braun-Zypergras aus dem Jahre 1983. Diese Art ist einjährig und erreicht nur Wuchshöhen von 3 bis 25 Zentimetern, selten etwas mehr.

Bildtext 10: Herbarbogen mit einem Braun-Zypergras aus dem Jahre 1983. Diese Art ist einjährig und erreicht nur Wuchshöhen von wenigen bis 25, selten etwas mehr, Zentimetern.

Alle in Österreich vorkommenden Zypergras-Arten sind selten. In einem Tümpel östlich der Druckerei Grasl konnte einst eine weitere Art, das Braun-Zypergras (Cyperus fuscus) gesammelt werden. Heute ist diese Nassstelle überwuchert und diese seltene Art, die offene Schlammflächen verlangt, an diesem Ort und damit auf dem Vöslauer Gemeindgebiet ausgestorben. Nur ein Herbarbeleg aus dem Jahre 1983 zeugt von ihrer einstigen Präsenz.