Juli 2019
Goldschopf-Hahnenfuß AGr [1] / Ranunculus auricomus agg
Bild 01: Waldsaum an der Himmelwiese_4. Mai 2014.
Goldschopf-Hahnenfuß / Ranunculus auricomus mit Knollen-Beinwell /Symphytum bulbosum im Waldsaum auf frischem, humosem Lehmboden . (Der Artbeiname auricomus setzt sich zusammen aus aurum ( = Gold ) und coma (= Haar) und wurde bereits von den Botanikern des 16 . Jahrhunderts verwendet. Die Art wird in der Volksbenennung von ähnlichen gelb blühenden Arten (R. acris, R. bulbosus, R. repens) nicht unterschieden (Butterblume und ähnliche Namen). [2]
[1] Artengruppe [2] MARZELL 3: 1249
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Bild 01a: Ranunulus auricomus_Getreidefeld, vorher Wiese, bei Haidlhof_30. April 2008
(ähnlich wie der nahegelegene Fundort von Pflanzen auf Bild 04 und 05)
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Die Nüsschen der Pflanzen aus der Gold-Hahnenfuß-Gruppe sind behaart und haben kurze hakige Schnäbel. [1]
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Die Artengruppe des Goldschopf-Hahnenfußes / Ranunculus auricomus agg. umfasst zahlreiche Kleinarten. Die meisten haben eine pseudogame Fortpflanzungsweise [2], d.h. dass es ohne Befruchtung zur Samenbildung kommt [2], eine Bestäubung aber als Impuls dafür erforderlich ist [3]. Für Österreich gibt die Exkursionsflora 29 Kleinarten an, in Nö 14, drei davon ohne Präzisierung des Vorkommengebietes, für den Wienerwald drei Kleinarten. Alle Kleinarten sind „bestimmungskritisch“. Die Schwierigkeiten beginnen schon beim Sammeln und Präparieren der Pflanzen [4]. Erschwerend kommt dazu noch die Tatsache, dass am selben Fundort mehrere Arten durcheinander wachsen können.
[1] Xflora 2008: 285, Pkt 32] [2] HÖRANDL E. 1995: 58 [3] wie etwa auch bei den Bromberen [Xflora 2008: 513] Pseudogamie („Scheinbefruchtung“): Die Bestäubung liefert nur ein chemisches Signal, das die asexuelle Vermehrung in Gang setzt. https://www.biologie-seite.de/Biologie/Pseudogamie 09.07.2019 zu [3] https://www.zobodat.at/pdf/Bauhinia_23_0035-0055.pdf ; http://flora-emslandia.de/wildblumen/ranunculaceae/ranunculus/ranunculus_auricomus2.htm
[4] Xflora 2008: 288-299
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Bild 02: Ranunculus ausricomus_schattiger Waldweg nahe beim Roten Kreuz (Ochsenblutkreuz)_09. Mai 2013
So schwierig die Unterscheidung der einzelnen Arten der Artengruppe Gold-Hahnenfuß ist, so leicht ist festzustellen, welche dazu gehören:
Grundblätter und Stängelblätter sind in auffallender Weise verschieden. Die 4 bis 7 Grundblätter haben lange Stiele und sind untereinander verschieden, rundlich bis nierenförmig, mit unterschiedlich tiefen Einschnitten oder ungeteilt und mit gekerbten bis gesägten oder gezähnelten Rändern.
Die Stängelblätter sehen ganz anders aus: Sie sitzen fast stiellos am Blühtrieb, ihre Spreiten sind bis zum Grund in mehrere schmal-linealische Abschnitte geteilt.
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Bild 03: Ranunculus auricomus _wie Bild 02
Wenn mehrere Pflanzen beisammen stehen, erinnern die (oberen) Stängelblätter an die Blattquirle von Labkräutern. ( und nicht an Hahnentritte wie z.B. bei R. acris, lanuginosus oder R. polyanthemus)
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Bild 04: Ranunculus auricomus agg _Ackerbrache bei Haidlhof_1. Mai 2008
Diese Pflanze ist eine weitere aus der Population, von der einige Individuen präpariert im folgenden Bild 05 dargestellt sind . 2005 war der Standort noch eine Wiese, die dann umgebrochen wurde. Die Population des Goldschopf-Hahnenfußes hat offensichtlich diesen Umbruch des Standortes überlebt. Mit einer weiteren Bewirtschaftung diese Fläche als Acker war die Population aber trotz Brachliegens 2008 überfordert: Ich konnte in den Jahren nach 2008 an diesem Fundort den Gold-Hahnenfuß nicht mehr finden.
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Bild 05: Ranunculus auricomus agg._Aufsammlung vom Fundort bei Haidlhof wie bei Bild 04 beschrieben_ 1. Mai 2008
Probleme beim Bestimmen der Artzugehörigkeit sollen durch einige Zitate aus dem „Schlüssel für die Kleinarten der AGr Goldschopf-H. / R. auricomus agg.“ in der Exkursionsflora 2008 [288 – 299] beleuchtet werden:
. „ Methodische Schwierigkeiten bei der Sippenabgrenzung sind einerseits durch die ausgesprochene Heterophyllie [Verschiedenblättrigkeit] der GrundB u. eine große Merkmalsvielfalt gegeben, andrerseits durch eine große modifikative Variabilität innerhalb der einzelnen Arten. „[P 288] „Erschwerend kommt dazu noch die Tatsache, dass am selben Fundort mehrere Arten durcheinander wachsen.“ [p 289]
. Bevor mit der Bestimmung begonnen werden kann, ist es erforderlich, 10-12 vollständige blühende u ./ od. fruchtende Individuen zu sammeln (nach Möglichkeit mehrmals zu verschiedenen Anthesestadien) und sorgfältig zu präparieren, damit die morphologische Abfolge der Anfangs- Früh- und SchlussB festgestellt werden und eine Nummerierung der GrundB entsprechend ihrer Abfolge erfolgen kann. Dann kann nach Schlüsselmerkmalen die Bestimmung begonnen werden, wobei die Sicherung der exakten Artbestimmung mittels genauen Merkmalsvergleiches anhand ausführlicher Beschreibungen und Abbildungen und durch Vergleich mit revidiertem Herbarmaterial erfolgen muss. [P 289f]
Für die bisher in Österreich festgestellten Arten sind in der Exkursionsflora jeweils umfangreiche Beschreibungen der einzelnen Grundblätter und weiterer Merkmale festgehalten (jede Artbeschreibung umfasst etwa 10 bis 20 eng bedruckte Zeilen!) [p 291-299].
. Siehe dazu auch: HÖRANDL E. & GUTERMANN W. (1998)
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Bild 06: Ranunculus auricomus agg_Vom Gehölzsaum befreiter Waldrand an der Himmelwiese_4. Mai 2014
Für einen Teil der Kleinarten werden Wiesen als Standort angeben [1], für andere frische Laubmischwälder und ihre Säume.
[1] Ich habe außer auf den in Bild04 und 05 genannten Fundorten auf Gemeindegebiet keine weiteren Wiesenstandorte wahrgenommen.
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Bild 07: Ranunculus auricomus_nahe Haidlhof_30. April 2008
„Die Sammelart R. auricomus weist nicht nur an den vegetativen Organen, sondern auch an den Blüten eine große Variabilität auf. Sehr auffallend ist insbesodere die Variabilität der Kronblätter. Neben Populationen mit fünf normal ausgebildeten Kronblättern kommen auch solche ohne Kronblätter, bzw mit einer ungleichen Kronblattzahl vor (meistens weniger als fünf).“ [SLAVIKOVA 1965: 432]
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Brenn-Hahnenfuß / Ranunculus flammula
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Bild 08: Ranunculus flammula_nahe der Grossauer Höhe_9. Juli 2014
In einem Tümpel in einer Waldlichtung hat sich neben einer großen Segge / Carex cf. vesicaria, dem Ästigen Igelkolben / Sparganium erectum, dem Gemeinen Froschlöffel / Alisma cf! plantago aquatica, dem Wolfstrapp / Lycopus europaeus, der Winkel-Segge / Carex remota … ein dichter Bestand an Brenn-Hahnenfuß / Ranunculus flammula entwickelt.
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Bild 09: Ranunculus flammula_ Fundort wie Bild 08_20. Juli 2010
Die Stängel dieser Population sind zum Teil aufrecht, zum größeren (?) Teil kriechen sie. Die kriechenden Sprosse bewurzeln sich an den Knoten, von denen aufrechte Äste entspringen, die aus bis zu etwa einem Dutzend gerader Sprossabschnitte zusammengesetzt sind. Manche liegende Sprosse enden mit einem aufstrebenden Abschnitt.
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Bild 10: Ranunculus flammula_Fundort wie Bild 08_20. Juli 2010
Durch die niederliegenden Stängel kann sich der Brenn-Hahnenfuß dicht und großflächig ausbreiten.
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Bld 11: Ranunculus flammula_Fundort wie Bild 08_20. Juli 2010
Die Blüten haben Durchmesser von 7 bis 18 mm und werden von Käfern, Fliegen und Bienen bestäubt.
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Bild 12: Ranunculus flammula_Fundort wie Bild 08_20. Juli 2010
Die Nüsschensind 1,2 bis 1,5 mm lang, ihre Schnäbel sind sehr kurz und gerade. Die Obrflächen der reifen Nüsschen erscheinen beim Betrachtung mit dem freien Auge und einer etwa 8x vergrößerten Lupe glatt [1] , bei stärkerer Vergrößerung „unter der Lupe“ fein punktiert“ [2] wie fein grubig ziseliertes Metall.
[1] glatt: HESS & al 2010: 190, ROTTENSTEINER 2014: 794; HEGI-III-3: 255 (kahl)
[2] FRITSCH 1922: 132 (25]
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Bild 13: Ranunculus flammula_Waldtümpel nahe der Grossauer Höhe
Das Ende des Brenn-Hahnenfußes auf Vöslauer Boden? Bei Besuchen am 11. Mai , am 30. Juni und am 9. Juli 2019 konnte ich keine einzige Pflanze vom Brenn-Hahnenfuß finden.
01.04.2012 Der Tümpel im Frühling; vorne: Carex remota
09.07.2014: Massen von Ranunculus flammula
11.05.2019: ein Drittel der Fläche zugeschüttet; u.a. Carex vesicaria [Siehe Bild 08]….., kein Ranunculus flammula
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Gift-Hahnenfuß / Ranunculus sceleratus
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Bild 14: Ranunculus sceleratus_Entwässerungsgraben östlich von Bad Vöslau_3. Juni 2012
Die Blüten des Gift-Hahnenfußes sind klein, 4 bis 10 mm im Durchmesser, die (bald abfallenden Kelchblätter) und die Kronblätter älterer Blüten sind stark nach unten geschlagen. Der Blütenboden und dadurch auch der Fruchtstand sind walzenförmig.
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Bild 15: Ranunculus sceleratus_Entwässerungsgraben östlich von Bad Vöslau_3. Juni 2012
Alle Hahnenfußarten sind mehr oder weniger giftig, für den Gift-Hahnenfuß wird besondere Giftwirkung angegeben [1] [2]
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Gift-Hahnenfu%C3%9F (11.07.2019)
[2] stark giftig = Vergiftungssymptome nach Aufnahme kleiner Pflanzenmengen.
https://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?giftdb/pflanzen/0096_tox.htm?inhalt_c.htm (11.07.2019)
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Bild 16: Ranunculus sceleratus_Entwässerungsgraben östlich von Bad Vöslau_3. Juni 2012
Der Gift-Hahnenfuß besiedelt vegetationsarme Schlammböden an Tümpelrändern, in Gräben und in gestörten Bereichen an Bachufern.
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Bild 17: Ranunculus sceleratus_östlich von Bad Vöslau_17. Juni 2012
Am neu angelegten Bachbett des Hörmbaches entlang der Grazerstraße war der Gift-Hahnenfuß zu finden. Im Juli 2019 gab es nur mehr wenige Stellen mit offenen Schlammböden und keinen Gift-Hahnenfuß.
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Bild 18: Ranunculus sceleratus_Entwässerungsgraben östlich von Bad Vöslau_3. Juni 2012
In solchen hin und wieder ausgehobenen Gräben kann der konkurrenzschwache Gift-Hahnenfuß überleben….
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Bild 19: Ranunculus sceleratus_Entwässerungsgraben östlich von Bad Vöslau_7. Juli 2019
… Kameraposition etwa wie am 03.06.2012 (Bild 18): Im dichten Röhricht aus Schilf und großen Seggen war kein Gift-Hahnenfuß zu entdecken. Auch der Samolus [1] wuchs in diesem Graben und war 2019 nicht mehr zu finden.
[1] Juni 2011: Bild 04A: Samolus valerandi_östlich von Vöslau_17. Oktober 2011 & 24. Juni 2012)
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Acker-Hahnenfuß / Ranunculus arvensis
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Bild 20: Ranunculus arvensis_Riegeläcker_15. Juni 2010
Der Acker-Hahnenfuß ist ein recht seltenes, weil herbizid- und düngeempfindliches Ackerbeikraut vom Typ Steppenkräuter: Er ist konkurrenzschwach, aber stresstolerant, „angepasst an mediterranes Winterregen-Sommerdürre-Klima (wie unsere Getreidearten), wärmeliebend.“ [HOLZNER & GLAUNINGER: 84, 10]
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Bild 21: Ranunculus arvensis_Grossau, Rauenbigl_30.Mai 2008
Wenn, wie auf Brachen, der Herbizideinsatz unterbleibt, kann sich auch eine individuenreiche Population entwickeln.
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Bild 22: Ranunculus arvensis_lehmige Ackerbrache, östlich vom Schilfweg_15. Juni 2019
Zwei Pflanzen aus einer nur aus wenigen Individuen bestehenden Population in einer Brache.
Die untersten grundständigen Laublätter sind einfach, breit-spatelförmig bis verkehrt eiförmig, an der Spitze grob gezähnt, die folgenden wie die unteren Stängelblätter mehr oder weniger dreiteilig mit schmal keilförmigen zwei- bis fünfspitzigen Abschnitten. Die oberen Stängelblätter sind in schmal-lanzettliche Zipfel geschnitten.
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Bild 23:Ranunculus arvensis_wie Bild 21_30.05.2008
Ein besonderes Merkmal ist neben der spateligen Form der unteren Blätter die mit Stacheln besetzte Oberfläche der Früchte.
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Bild 24: Ranunculus arvensis_Riegeläcker_15. Juni 2010
Stachelige Früchtchen vom Acker-Hahnenfuß
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Bild 25: Ranunculus arvensis_steiniger Acker, Riegeläcker_15. Juni 2010
Neben Pflanzen mit bestachelten Nüsschen findet man selten auch solche, deren Nüsschen mit stumpfen Höckern besetzt sind. Beschrieben werden auch solche, bei denen am Rand Stacheln und auf der Fläche Höcker sitzen. [1]
In etlichen Exkursionsfloren wird nur die bestachelte Varietät genannt [2], obwohl schon BECK (1890) anmerkte: „ Ändert ab: ) typicus […] Frucht an den Seiten kürzere und längere pfriemliche Stacheln tragend. Oder ) tuberculatus […] nur mit stumpflichen, oft ineinander verfließenden Höckern versehen. Übergänge nicht selten.“[3]
Auch schon bei NEILREICH (1858), der aus Samen von = tuberculatus diesen, aber auch ein Mittelding zwischen =tuberculatus und =spinosus erhielt. „ Die Var. viel seltener und mehr auf sterilen steinigen und kalkigen Aeckern, wie in der Hinter-Brühl, bei Liesing, Mödling, Gaden, Giesshübel, Laxenburg, Vöslau, auf dem Steinfelde.“ [4] Standort der stachellosen Pflanzen in Vöslau: Diese Pflanzen auf steinigen Flächen der Riegeläcker (Bild 25), andere (Bild 22) auf einer lehmigen, im Juni schon ausgetrockneten Brache.
[1] HEGI-III-3: 260 [2] Xflora2008-wird in der 4. Auflage berücksichtigt M. Fischer, Mail 4.7.2019; OBERDORFER: 394; ROTHMALER: 121; HESS & al: 190
[3] BECK NOE: 420. [4] NEILREICH: 690
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Bild 26: Ranunculus arvensis_Grossau, Rauenbigl_08. Mai 2008
Schon zur Blütezeit ist an den Fruchtknoten die auffallende Bestachelung erkennbar.
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Sardinien-Hahnenfuß / Ranunculus sardous
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Bild 27: Ranunculus sardous 03. Juli 2004
Der Sardinien-Hahnenfuß / Ranunculus sardous kommt fast in ganz Europa vor und besiedelt nasse bis feuchte Äcker und Brachen, besonders auf offenen, schweren, stickstoffhaltigen und kalkarmen Ton- und Lehmböden [1], in Vöslau nur östlich des Schilfweges.
[1] HANF: 451]
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Bild 28: Ranunculus sardous_Feuchte Brache östlich vom Schilfweg_18. Mai 2019
Die Stängel wachsen (schräg) aufwärts oder fast liegend ausgebreitet, sind einfach oder haben (meist) schräg abstehende Seitenäste
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Bild 29: Ranunculus sardous_Schweizerwiese, Ausgleichsfläche_22. Juni 2012
Ein Individuum mit m.o.w. liegenden und bogig aufsteigenden Stängeln
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Bild 30: Ranunculus sardous_Feuchte Brache östlich vom Schilfweg_18. Mai 2019 (wie Bild 28)
Ein gutes Erkennungsmerkmal sind die zur Blütezeit herabgeschlagenen Kelchblätter.
(So außer beim Sardinien-Hahnenfuß nur beim Gift-Hahnenfuß [Bild 14-19] und beim Knollen-Hahnenfuß [Juni 2019 Bild 28-31])
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Bild 31: Ranunculus sardous_Schweizerwiese, Ausgleichsfläche_17. Juni 2012
Die unteren Stängelabschnitte und die Blätter sind m.o.w. abstehend behaart, verkahlen (oben mehr als unten). Die Blätter sind meist bis zum Grund dreiteilig, die drei Abschnitte gestielt (vor allem der Mittelabschnitt) oder breit ansetzend.