Juni 2017

Fortsetzung von Mai 2017

Kanten-Wolfsmilch / Euphorbia angulata
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Bild 01:  Euphorbia verrucosa & Eu. angulata_Grossau_15. Mai 2008
In der Böschung am Rauhenbigl  wuchs neben der Warzen-Wolfsmilch / Euphorbia verrucosa (Bilder 25 bis 29 im Mai 2017) in großer Menge eine weitere Art: die Kanten-Wolfsmilch / Euphorbia angulata. Seit einigen Jahren ist sie dort aus unbekannnten Gründen verschwunden.
Dicht nebeneinander: Warzen-Wolfsmilch und Kanten-Wolfsmilch

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Bild 02: Euphorbia angulata_Lindenberg_13. Mai 2014
Die Kanten-Wolfsmilch besiedelt Böschungen und Gebüschsäume und nicht zu schattige Wälder auf dem Harzberg, am Lindenberg und am Vogelsang, selten auch  schattige Buchenwälder auf dem Hohen Lindkogel [1].
[1] HEGI V1: 156 „ gesellig an steinigen, buschigen Stellen an Waldrändern, an Abhängen, in schattigen Wäldern, Schluchten.“__ Xflora 2008: „Mßg trockene , kalkreiche EL´Wälder u. FöWälder“___ÖKOfloraNÖ 3: 136: „Pflanze eher trockener, lichter Wälder.“
Dicht stehende SAtängel der Kanten-Wolfsmilch

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Bild 03:  Euphorbia angulata mit Carex flacca_21. September 201
Die Kanten-Wolfsmilch im lichten Buchenwald im Murggengartengraben (Merkensteinergarben)  ( 820 m.s.m)
Kanten-Wolfsmilch im Buchenwald

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Bild 04: Euphorbia angulata mit Galium glaucum und & Inula salicina_Harzberg, Lusthausboden_07. Mai 2017
Die Kanten-Wolfsmilch mit Blaugrün-Labkraut und Weidenblatt-Alant in einem Eichenwald mit Schwarz-Föhren.
Kanten-Wolfsmilch mit Blaugrünem Labkraut

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Bild 05: Euphorbia angulata_Harzberg, Lusthausboden_02. Mai 2016
Kanten-Wolfsmilch in einer Lichtung im Eichen-Schwarzföhrenwald
Kanten-Wolfsmilch

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Merkmale der Kanten-Wolfsmilch:
1. Der aufrechte oder aufsteigende, meist unverzweigte Stängel ist oben deutlich kantig [*](>Bild 06)
2. Das ausläuferartige Rhizom weist in unterschiedlichen Abständen knollenartige Verdickungen auf. [*] (Bild 07)
3. Alle Hüllchenblätter sind kaum länger als breit [*]; aber Fußnote  [1] und Bild 15
4. Die Dolde hat meist 5 Doldenstrahlen [2]

[*] v.a. im Gegensatz zur weiter unten folgenden Süß-Wolfsmilch.
[1]  Bei JACQUIN [Icones plantarum rariorum, vol. 3: t. 481 _1786-1793]  sind die Hüllchenblätter z.T.  nicht „kaum länger als breit“ sondern „ deutlich länger als breit.“ [Xflora: 460] dargestellt. Bei fast  allen Vöslauer Pflanzen waren alle Hüllchenblätter (in Übereinstimmung mit der Exkursionsflora) stets etwa so lang wie breit (Ausnmahmen bestätigen die Regel > Bild 15)
[2] 5 Doldenstrahlen können auch haben: Eu. helioscopia.Eu. platyphyllos, Eu. polychroma, Eu.verrucsoa, Eu. dulcis, Eu. amygdaloides, Eu. peplus, Eu. falcata, saxatilis.
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Bild 06:  Euphorbia angulata _Harzberg, Lusthausboden_17. Mai 2017
Die scharfen Längskanten am Stängel sind ein wichtiges oberirdisches Erkennungsmerkmal, das an frischen Pflanzen überprüft werden sollte (vgl. Bild 13). Der kantige Stängel verhalf der Art zum Artbeinamen: die Kantige / angulosa.
Der kantige Stängel der Kanten-Wolfsmilch
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Bild 07: Euphorbia angulata_Eichenwald auf dem Harzberg_15. Mai 2008
Das langgestreckte Rhizom ist nicht dicker als der Stängel und weist knollige („perlenschnurähnliche“) Verdickungen auf. (Vergleiche mit Bild 14: Euphorbia dulcis)
Das arttypische Rhizom der Kanten-Wolfsmilch

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Bild 08: Euphorbia angulata_Lindenberg:  Eichenwald mit Elsbeere_30. April 2011
Die Kanten-Wolfsmilch hat meist eine fünfstrahlige Wipfeldolde, die Hüllchenblätter sind meist kaum länger als breit. (Hin und wieder können sie aber auch deutlich länger als breit sein > Bild 15!)
Wipfeldolde der Kanten-Wolfsmilch von oben

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Bild 09:  Euphorbia angulata_Vogelsang: Mischwald aus Hainbuche, Trauben-Eiche, Elsbeere, Rot- und Schwarz-Föhre_28. Mai 2017
Immer wieder stehen neben blühenden Stängeln auch vegetative Triebe.
ausläuferartziges Rhizom mit zahlreichen vegetativen und einem mblühenden Stängel

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Bild 10: Euphorbia angulata_Harzberg, Lusthausboden_08. Mai 2017
Auch bei der Kanten-Wolfsmilch sind meist, wenn auch nicht so auffallend wie bei Eu. polychroma und Eu. verrucosa, die Hülllchenblätter zur Blütezeit gelb und verfärben sich erst nach der Befruchtung zu produktivem Grün.
Insaektenbesuch an den Blüten der Kanten-Wolfsmilch

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Bild 11: Euphorbia angulata_Rauhenbigl_oben: Saum einer Baumhecke_28. Mai 2017__Mitte: Böschung_15. Mai 2008__unten: ebenso_08. Mai 2008
Die Nektardrüsen sind anfangs gelbgrün und können - wie bei der Süß-Wolfsmilch – zu dunkelpurpurn umfärben.
In der Exkursionsflora [1] wird ein Farbwechsel der Nektardrüsen nur für Euphorbia dulcis (als Unterscheidungsmerkmal zu Eu. angulata) angeführt. Meine eigenen Beobachtungen (dieses Bild) werden durch die Abbildungen in den „Icones“ von JACQUIN [2] [3] und durch Angaben in der Ökoflora von Niederösterreich [4] bestätigt.
[1] [Xflora2008: 460]
[2] JACQUIN, N.J. von, Florae Austriaceae, vol. 3: t. 213 (1775)
[3] JACQUIN, N.J. von, Icones plantarum rariorum, vol. 3: t. 481 (1786-1793)
[4] Öko Flora NÖ 3: 136
Verfärbung der nektardrüsen bei der kanten-Wolfsmilch

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Süß-Wolfsmilch / Euphorbia dulcis

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Bild 12: Euphorbia dulcis_Im Kalkgraben, knapp unterhalb der Brezelbuche: breiter Krautstreifen an der Forststraße durch einen Buchenwald_02. Mai 2010
Im Gesamterscheinungsbild ist die Süß-Wolfsmilch / Euphorbia dulcis der Kanten-Wolfsmilch / Eu. angulata zum Verwechseln ähnlich.
Drei Pflanzen der Süß-Wolfsmilch

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Bild 13:  Euphorbia dulcis: wie bei Bild 12_oben und unten: 04. Juni 2017_Mitte: 9. Juni 2017
Der Stängelquerschnitt der Süß-Wolfsmilch ist rund (schrumpft aber beim Trocknen schon nach wenigen Tagen und wird dadurch stumpfkantig)
der Stängel der Süß-Wolfsmilch

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Bild 14 : Euphorbia dulcis_wie Bild 13
Die Merkmale an den oberirdischen Teilen der Pflanze sind oft wenig verlässlich [1], am ehesten noch der Stängelquerschnitt. Eine sichere Diagnose ist oft nur möglich, wenn die Merkmale der Rhizome berücksichtigt werden können. Bei der Süß-Wolfsmilch / Eu. dulcis ist das Rhizom dicker als der Stängel und aus knapp nebeneinander angeordneten, länglichen, beinahe flaschenförmigen Elementen zusammengesetzt.
[1] Siehe das folgende Bild
vollständige Pflanze der Süß-Wolfsmich

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Bild 15: li: Euphoprbia dulcis: wie Bild 13 und 14__re: Euphorbia angulata_Rauhenbigl_ 15. Mai 2008
Das Längen-Breitenverhältnis der Hüllblätter ist möglicherweise nicht immer hilfreich, da der Unterschied zwischen „kaum länger als breit“ für die Kanten-Wolfsmilch gegenüber „deutlich länger als breit“ für die Süß-Wolfsmilch Interpretationsspielraum zulässt.  So sind bei diesen beiden Pflanzen die Längen-Breiten-verhältnisse der Hüllchenblätter völlig gleich, nämlich etwas länger als breit.  Die unterirdischen Rhizommerkmale stellen klar, dass die rechte Pflanze eine Kanten-Wolfsmilch / Eu. angulata ist, die linke eine Süß-Wolfsmilch / Euphorbia dulcis. 

deutlich unterschiedliche Ausformung der Rhizome, weniger deutliche Unterschiede bei der Form der Hüllchenblätter bei Eu. dulcis und Eu. angulata