März 2014

Persien-Ehrenpreis, Vogelmiere & Purpur-Taubnessel
Veronica persica, Stellaria media & Lamium purpureum

 LitList

Bild 01: Lamium purpureum, Stellaria media & Veronica persica_Wasserleitungsweg_29.März 2008
Auf Äckern und in Weingärten treten diese drei Pflanzenarten oft gemeinsam und in Massen auf:
die Purpur-Taubnessel / Lamium purpureum, der Persien-Ehrenpreis / Veronica persica und die Vogel-Sternmiere (Vogelmiere, Hühnerdarm) / Stellaria media.

Ackerboden mit buntem Blütenteppich

 

In hoher Dichte können sie  nur auf Böden blühen, die gut mit Nährstoffen und Feuchtigkeit versorgt sind, aber nicht vernässt sein dürfen. Da die Wasserversorgung in unserer Region in den Sommermonaten oft unzureichend und die Wurzeltiefe bescheiden ist [1] , entfalten sich diese Arten bei uns vor allem im Frühjahr. Die Sternmiere kann bei uns  während des ganzen Jahres angetroffen werden, Frost schadet ihr nicht, Dürre und Bodenbearbeitung beenden das Leben dieses einjährigen Krautes [2]. Auch die Purpur-Taubnessel blüht bei uns im März und April, im Sommer meist nicht, im Oktober können wir wieder blühende Pflanzen antreffen. Den Persien-Ehrenpreis gibt es auch das ganze Jahr über, die Pflanzen blühen aber im trockenen Sommer nicht.
[1] KAESTNER et al. 2001: Wurzeltiefen etwa 10 - 20 cm       [2] HOLZNER&GLAUNINGER: 189

Der Persien-Ehrenpreis / Veronica persica

Bild 02: Veronica persica_Acker an der Kanalgasse_03. April 2004
Von den Ehrenpreisarten, die mit bis zu einigen Dezimeter langen liegenden Trieben den Boden in Äckern und Weingärten teppichartig bedecken können, hat der Persien-Ehrenpreis  die größten Blüten [1]. Die Art ist im Elburs-Gebirge im Nord-Iran beheimatet, wurde in Europa nur in botanischen Gärten kultiviert, ist 1805 aus dem Botanischen Garten in Karlsruhe entwichen, hat sich im 19. Jahrhundert über den größten Teil Europas verbreitet und kommt heute als „Weltunkraut" in 45 Ländern der gemäßigten Zonen weltweit vor [2]. Der deutsche Gattungsname Ehrenpreis erscheint in den Kräuterbüchern ab dem 16. Jahrhundert, bezieht sich aber auf eine andere Arte aus der Gattung, den Echt-Ehrenpreis / Veronica officinalis [3] (der im Juni 2014 vorgestellt wird).
[1] Weitere Arten werden im April 2014 vorgestellt      [2] FISCHER et. al.: 745;  KAESTNER et.al : 368; HOLZNER/GLAUNINGER : 208     [3] FUCHS 1543: Cap. LIX. und Abbildung XCIII

Blühender Persien-Ehrenpreis

 

Bild 03: Veronica persica_18. März 2007
Die Blumenkrone besteht aus vier Kronblättern, die am Grunde zu einer sehr kurzen Röhre verwachsen sind. An deren Basis sitzen zwei Staubfäden, die je zwei blaue Staubbeutel tragen. Nach der Bestäubung fallen die Staubblätter mit der Blumenkrone ab.

abgefallene Blumenkrone vom Persien-Ehrenpreis

Bild 04: Veronica persica_09. März 2008
Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich eine Kapsel mit zwei Fächern, die nach der Fruchtreife aufplatzen und etwa 50 - 100 Samen je Pflanze ausstreuen [1].
[1] HANF: 441

Junge Kapselfrüchte vom Persien-Ehrenpreis

Bild 05: Veronica persica _Ackerrand „Kuahoadl"_20. April 2010
Reichliche Samenproduktion ermöglicht bei günstigen Bedingungen (feuchter Boden) dichte Bestände vom Persien-Ehrenpreis.

Dichter Bestand von blühendem persien-Ehrenpreis

 

 Bild 06: Veronica persicaria_05. Juni 2005
Der Bodenformenkomplex zwischen Bahntrasse und Wiener Neustädter Kanal enthält auch Lehmböden [1], die auch in niederschlagsarmen Perioden eine gute Wasserversorgung ermöglichen. Hier kann der Persien-Ehrenpreis  noch im Frühsommer in Maisäckern in dichten Beständen blühen.
[1] Bodenkarte Österreich & http://www.bodenkarte.at/

hochwüchsiger Bestand von Persien-Ehrenpreis in einem Maisfeld

 

 

 Die Purpur-Taubnessel / Lamium purpureum

 Bild 07: Lamium purpureum_Weingartenbrache, Oberkirchen_02. April 2008
Die Purpur-Taubnessel ist ein kurzlebiges Kraut, das aber das ganze Jahr über blühen und fruchten und mehrere Generationen in einem Jahr hervorbringen kann. Die Pflanzen sind oft buschartig verzweigt und entwickeln dann mehrere Blühtriebe, die unten zusätzliche Wurzeln treiben können. Da jede Pflanze 50 bis 300 Früchte ausbilden kann [1], die meist in unmittelbarer Nähe der Mutterpflanze zu liegen kommen (ein Teil wird auch durch Ameisen vertragen), bildet die Purpur-Taubnessel oft großflächig geschlossene Bestände.
[1] KAESTNER et.al.: 397

dichter Bestand  von der Purpur-Taubnessel

 

Bild 08: Lamium purpureum_Weingarten am Merkensteinerweg_9. März 2014
Die Blüten sind deutlich in eine Ober- und eine Unterlippe gegliedert. Unter der Oberlippe sind vier behaarte Staubgefäße (zwei an längeren und zwei an etwas kürzeren Staubfäden) und die Narbe angeordnet. Die Narbe ist oft zwischen den Staubfäden verborgen. Die Purpur-Taubnessel kann von Honigbienen und Erdhummeln besucht werden. Schon mit einem nur 6 mm langen Rüssel können sie Nektar vom Blütengrund saugen und dabei die Narben bestäuben. Bleiben Insekten aus, weil die Witterung zu schlecht ist, kommt es spontan zur Selbstbestäubung [1]. Der Fruchtknoten ist vierteilig, die Frucht zerfällt bei der Reife in vier Teilfrüchte.
[1] HEGI V-4: 2452

einzelne Blüten der Purpur-Taubnessel

 

Bild 09: Lamium purpureum_Oberkirchen, Gebüschsaum_4. April 2002
Meist sind die Tragblätter (das sind die Blätter, in deren Achseln die Blüten sitzen ) purpurn - violett überlaufen.

Blütenstand einer Purpur-Taubnessel

 

 Die Gewöhnliche Vogel-Sternmiere (Gewöhnliche Vogelmiere) / Stellaria media

Bild 10: Stellaria media_Weingarten am Merkensteinerweg_09. März 2014
Die Vogelmiere ist den meisten Menschen, die Pflanzen beachten und unterscheiden, als „Hühnerdarm" („Heanadarm") bekannt. Im Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen wird auf mehr als fünf Seiten über die im deutschen Sprachraum verwendeten Namen berichtet [1]. Diese umfangreiche Sammlung von Bücher- und Dialektnamen zeigt, dass die Pflanze eine gewisse Bedeutung gehabt haben muss: Hildegard von Bingen nennt sie im 12. Jahrhundert als vorbeugendes Mittel gegen Blutergüsse nach Prellungen [2]. Leonhard Fuchs [3] empfiehlt 1543 die „Hünerdärm" als Heilmittel bei Augenentzündungen und als fiebersenkendes Kraut, auch Sebastian Kneipp gibt zahlreiche Anwendungen an [4]. Hühner und Gänse, aber auch Schafe, Rinder und Pferde fressen das Kraut gerne [5], Stubenvögeln wird es als Frischfutter gegeben. In der kalten Jahreszeit kann die Vogelmiere als Salatpflanze genutzt werden. Alle diese Anwendungen setzen voraus, dass man sie an Orten sammeln kann, die nicht durch Spritzmittel beeinträchtigt sind.(Und: "Vor unerwünschten Nebenwirkungen und Kontraindikationen ....oder Apotheker")
[1] MARZELL 4: Spalten 495 - 509
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Nelkengew%C3%A4chse#cite_note-.C3.96Apothekerzeitung-35
[3] FUCHS: Cap VII, Bild X
[4] zitiert in PAHLOW: 326: u.a. wirkt schleimauflösend, bei Bluthusten, bei Hämorrhoiden, äußerlich bei Ausschlägen und Geschwüren; http://www.hortipendium.de/Vogelmiere
[5] WREDOW 1811: 574

dichter Teppich aus Vogelmiere

 


Bild 11: Stellaria media_Schlosspark Gainfarn im Saum eines Gebüsches_10. März 2008

zahlreiche offene Blüten der Vogelmiere

 

Bild 12: Stellaria media_10. März 2014
Der Name „Hühnerdarm" leitet sich aus der Beobachtung ab, dass beim Auseinanderziehen des Stängels die äußeren Gewebeschichten leicht, die inneren aber als fester, darmähnlicher Strang erst bei zusätzlicher Zugbelastung reißen.

festes Gewebe des Zentralzylinders bei der VogelmiereZentral

 

Bild 13:  Stellaria media_10. März 2014
Die Vogel-Sternmieren [1] haben am Stängel ein auffallendes Merkmal: HOLZNER & GLAUNINGER bezeichnen die Vogelmiere scherzhaft als „ einen der ´Punks´ im Pflanzenreich: ein einziger, schmaler Streifen Haare zieht sich am Stängel entlang und ist bei jedem Blattpaar um 90° verschoben." [2]
[1] das sind : die Gewöhnliche Vogel-Sternmiere / Stellaria media, die Bleiche V. /St. pallida und die Auwald-St. / St. neglecta      [2] HOLZNER&GLAUNINGER: 190

Haarzeilen am Stängel der Vogelmiere

Bild 14: Stellaria media_Straßenrand Spitalgasse_09. April 2008
5 tief gespaltene, weiße Kronblätter sind sternartig um 3 bis 7 (manchmal 10) Staubblätter mit rot-violetten bis purpurnen Staubbeuteln und einen Fruchtknoten mit 3 Griffeln angeordnet und von 5 grünen Kelchblättern umgeben. Hier sind die Staubbeutel schon geöffnet und erscheinen durch den ausgetretenen Blütenstaub gelb.

Nahaufnahme von zwei Blüten der Vogelmiere

 

Bild 15:  Stellaria media_Weingarten nahe dem  Hüterriegel_10. März 2014
Aus den Fruchknoten entwickeln sich Kapselfrüchte, die je Pflanze bis zu 15 000 Samen enthalten können [1] . Dadurch kann die Vogelmiere bei feuchter Witterung auf gut gedüngten Böden durch Massenvermehrung zum Nahrungskonkurrenten für junge Kulturpflanzen werden. In Weingärten hingegen gilt die Vogelmiere als wertvoller Bodendecker [2].
[1] HANF: 188      [2] HOLZNER1981: 24; HOLZNER & GLAUNINGER: 189

Entwicklung des Fruchtknotens zur Kapselfrucht

  

Bild 16: Stellaria media,Lamium purpureum & Veronica persica_Weingarten Oberkirchen_22. März 2008Mischbestand aus Vogelmiere, Persien-Ehrenpreis und Purpur-Taubnessel


Weitere Arten aus den Gattungen Stellaria, Lamium und Veronica, die in Äckern und Weingärten vorkommen, werden im April 2014 vorgestellt.
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