Mai 2008 Iris sibirica & Ausgleichsfläche 1

 

Wiesen- oder Sibirien-Schwertlilie / Iris sibirica

Bild 01: Iris sibirica_Rohrwiese_4. Juni 2003

Ein Stock der Sibirein-Schwertlilie mit zahlreichen Blühstängeln in einer Wiese aus hohem Gras mit einzelnen Schilfhalmen

 Die Sibirien- oder Wiesen-Schwertlilie  ist eine Art, die für Pfeifengras-Streuwiesen charakteristisch ist.  Dieser Wiesentyp war durch Jahrhunderte auf Flächen etabliert, auf denen während des Jahresablaufes wenigstens vorübergehend  das Grundwasser bis in den Wurzelbereich der Wiesenpflanzen reichte.

Die Bearbeitung dieser Wiesen war wegen des hochanstehenden Grundwassers beeinträchtigt, meist wurden sie nur im Herbst gemäht und das gewonnenen Heu wurde nicht als Winterfutter für Haustiere sondern nur als Einstreu in den Ställen verwendet. Im Wiener Becken nahmen noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Pannonische Blaugras-Pfeifengraswiesen beachtliche Flächen ein. Die Meliorationen in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts entzogen diesen Wiesen durch Drainagierung weitgehend das anstehende Grundwasser, die typischen Arten wurden durch Arten der gedüngten Glatthaferwiesen verdrängt. So geschah es auch mit den Sauren Wiesen entlang des Aubaches.

 

Bild 02:  Rohrwiese 1930 und 2003
Auf der Rohrwiese zwischen Veilchengasse und Viertelgraben konnte sich dieser Wiesentyp bis in unsere Zeit halten.

Ansicht von Bad Vöslau aus dem Bereich der Rohrwiese gegen den Harzberg. Oben aus dem Jahre 1930, unten 2003

 

 

Bild 03: Iris sibirica_Rohrwiese_ 3. Mai 2003
Diese Fläche im Stadtgebiet ist allerdings als Bauland gewidmet, das Ablaufdatum dieser Pflanzengesellschaft ist absehbar.
Daher wurde ein Experiment gestartet, für dessen Erfolg es keine Vergleichswerte gibt:

 

Blütenstand der Iris sibirica, Samenkapseln vom Vorjahr sind auch noch erhalten. Die Rohrwiese ist schon seit Jahren als Bauland gewidmet, im Bild ist die angnezende Bebauung erkennbar (Viertelgraben, FRiesstraße)

 

Bild 04Iris sibirica_Verpflanzung_Rohrwiese und Sauerwiese_November 2003
Daher wurde ein Experiment gestartet, für dessen Erfolg es keine Vergleichswerte gibt:
Ausgewählte Wiesenstücke wurden mit Hilfe eines Baggers aus der Rohrwiese entnommen, auf LKW verladen und auf eine gemeindeeigene Wiese bei Grossau verpflanzt. Dieser Standort staut durch eine dicke Lehmschichte im Frühjahr das Schmelz- und Regenwasser in einem Ausmaß, das den Arten der Pfeifengraswiesen das Überleben sichern sollte.

Kleine Bildreportage: Wiesenstücke, die zuvor mit einem Bagger aus der Rohrwiese entnommen worden waren, werden  auf einen Gemeinde-LKW verladen, zur Sauerwiese in GRossau transportiert und in vorbereitete Wiesenbereiche gepflanzt.

 

 Bild 05: Iris sibirica_Sauerwies bei Grossaue_25. Mai 2006
Das Experiment scheint erfolgreich zu verlaufen, wie das Bild zeigt: Neben einzelnen Pflanzen der Sibirien-Schwertlilie, die sich zu prächtigen Horsten entwickelt haben, konnten auch fast alle Arten, deren Überleben als typische Pflanzengarnitur der Streuwiesen gesichert werden sollte, im vegetativen oder blühenden Zustand beobachtet werden.

Ein gut entwickelter Stock der Iris sibirica auf der Sauerwiese in voller Blüte.

 

Was in Staudengärtnereien als Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) angeboten wird, ist meist eine Hybride  mit der in SO-Russland, China, Korea und Japan heimischen Iris sanguinea. „ Solche Sorten werden gärtnerisch offiziell nicht als Sortengruppe  Iris Sibirica Grp. anerkannt, sondern zu I. sibirica gerechnet, was naturschutzfachlich problematisch ist, weil dadurch naiven und höchst verpönten Ansalbungen Vorschub geleistet werden könnte, sodass Einkreuzungen in autochthone Populationen - und damit Florenverfälschungen - zu befürchten sind." (Exkursionsflora 2008:1042-- http://www.xflora.info  )

Im Handel  als Iris ´sibirica´ angebotene Pflanzen sollen ausschließlich die Gärten bereichern, das Überleben der ureinheimischen Iris sibirica, deren Areal als Wildpflanze von Europa über das  gemäßigte Asien bis nach Japan reicht und die somit auch in Sibirien vorkommt,  kann nur durch Bewahrung von Restbiotopen bzw. deren Revitalisierung gesichert werden.  

 

Bild 06: Iris sibirica_Rohrwiese_19. Mai 2008
Noch blüht auf der Rohrwiese die Wiesen-Iris / Iris sibirica

Nahaufnahmen von Blüten der Iris sibirica