Mai 2012

Blumen-Esche / Fraxinus ornus

Dieser Beitrag basiert auf einer Arbeit, die in NEILREICHIA*, Zeitschrift für Pflanzensystematik und Floristik Österreichs 6, Seite 183-296 (2011) erschienen ist:
Thomas WALLMANN & Rupert STINGL: Die Blumen-Esche Fraxinus ornus am nördlichen Alpenostrand.

* Die Bände der Zeitschrift NEILREICHIA werden vom Verein zur Erforschung der Flora Österreichs herausgegeben: http://www.flora-austria.at/

Diese Publikation ist  als PDF  abrufbar.

  Bild 01: Fraxinus ornus_Graue Grube im Gradental_12. Mai 2006
Die Blumen-Eschen blühen nach dem Laubaustrieb, im Gradental in der ersten Maihälfte, zeigen diese Blütenpracht aber nicht jedes Jahr. Seit 2006 konnten an diesem Baum nur selten Blüten beobachtet werden, auch die Zahl der Blütenstände war in diesen Jahren weitaus geringer.

Bildtext 01: Fraxinus ornus_Graue Grube im Gradental_12. Mai 2006 Diese Blütenpracht zeigen die Blumen-Eschen im Gradental nicht jedes Jahr. Seit 2006 konnten an diesem Baum nur selten Blüten beobachtet werden, die Zahl der Blütenstände war in diesen Jahren auch weitaus geringer. Außerhalb dern Blütezeit ist die Blumen-Esche / Fraxinus ornus nicht ganz leicht von der Gewöhnlichen oder Edel-Esche / Fraxinus excelsior zu unterscheiden.

Bild 02: Fraxinus excelsior: re unten:Harzberg_10. April 2011; mitte: Grenzhecke gegen Baden 13. März 2008; links _Oberkirchengasse_22. März 2008; re oben: Oberkirchengase_11. April 2002
Die Blüten der Edel-Esche / Fraxinus excelsior öffnen sich vor dem Laubaustrieb.

Bildtext 02: : Die Blüten der Edel-Esche / Fraxinus excelsior öffnen sich vor dem Laubaustrieb. Fraxinus excelsior re unten:Harzberg_10. April 2011 mitte: Grenzhecke gegen Baden 13. März 2008 links _Oberkirchengasse_22.03.2008 re oben: Oberkirchengase_11. April 2002

Bild 03: Fraxinus ornus_Graue Grube im Gradental_großes Bild 09. Mai 2006, kleine Bilder unten 13. Mai 2001, oben 16. Mai 2006
Die Blumen-Esche blüht nach dem Laubausbruch. An bis zu 20 cm langen Rispen sitzen zahlreiche Einzelblüten. Jede Blüte hat einen kleinen, glockenförmigen und vierzähnigen Kelch, vier schmal-linealische, etwa 10mm lange weiße Kronblätter und zwei Staugbefäße. Bei Bäumen mit zwittrigen Blüten (li oben) befindet sich in der Mitte jeder Blüte ein Fruchtknoten, der den Blüten männlicher Bäume (re unten) fehlt.

Bildtext 03: Fraxinus ornus_Graue Grube im Gradental_großes Bild 09. Mai 2006-kleine Bilder 13. Mai 2001 Die Blumen-Esche blüht nach dem Laubausbruch. An bis zu 20 cm langen Rispen sitzen zahlreiche Einzelblüten. Jede Blüte hat einen kleinen, glockenförmigen und vierzähnigen Kelch, vier schmal-linealische, etwa 10mm lange Kronblätter und zwei Staugbefäße. Bei Bäumen mit zwittrigen Blüten (li oben) befindet sich in der Mitte jeder Blüte ein Fruchtknoten, der den Blüten männlicher Bäume (re unten) fehlt.

   Außerhalb der Blütezeit ist die Blumen-Esche / Fraxinus ornus nicht ganz leicht von der Gewöhnlichen oder Edel-Esche / Fraxinus excelsior zu unterscheiden.
   Die Ähnlichkeit der vegetativen, Merkmale ist wohl der Grund dafür, dass die Blumen-Esche lange Zeit in unserem Untersuchungsgebiet nicht erkannt wurde und auch heute noch bei der Vöslauer Bevölkerung kaum bekannt ist.

   Die Farbe der Winterknospen ermöglicht eine eindeutige Unterscheidung der beiden Eschenarten: Während die Endknospen von Fraxinus excelsior mehrheitlich rußschwarz, selten auch braun sind, haben jene der Blumen-Esche spätestens ab Herbst eine bräunlich-silbrige Färbung. Bei feuchter Witterung schwindet aber die für die Blumen-Esche typische Färbung, so dass die Knospenschuppen im nassen Zustand schwarz erscheinen und von jenen der Edel-Esche kaum zu unterscheiden sind.

Bild 04: Überwinterungsknospen der beiden Eschenarten (25. Dezember 2010, alle aus dem Gradental):
rechts zwei Knospen von der Blumen-Esche / Fraxinus ornus mit bräunlichsilbrig-samtiger Behaarung,
links die typischen russchwarzen Knospen der Edel-Esche / Fraxinus excelsior, daneben von dieser Art eine braune Knospe. Diese Form findet man selten.

Bildtext 04: Überwinterungsknospen der beiden Eschenarten (25. Dezember 2010, alle aus dem Gradental): rechts zwei Knospen von der Blumen-Esche / Fraxinus ornus mit bräunlichsilbrig-samtiger Behaarung., links die typischen russchwarzen Knospen der Edel-Esche / Fraxinus excelsior, daneben von dieser Art eine braune Knospe. Diese Form findet man selten.


Bild 05: Die Gestalt der Knospen der Blumen-Esche kann stark variieren. Bei endständigen Winterknospen der Blumen-Esche liegen die äußeren Knospenschuppen oft nicht dicht den inneren an und ihre Spitzen sind bisweilen nach außen gebogen, wodurch die Knospen oft ein schlankes, mützenartiges Aussehen erhalten. Bei der Edel-Esche hingegen liegen die äußeren Knospenschuppen meist dicht an und neigen ihre Spitzen zusammen. Dies ist meist so, kann aber bisweilen auch umgekehrt sein .

 

Bildtext 05: Die Gestalt der Knospen der Blumen-Esche kann stark variieren. Bei endständigen Winterknospen der Blumen-Esche liegen die äußeren Knospenschuppen oft nicht dicht den inneren an und ihre Spitzen sind bisweilen nach außen gebogen, wodurch die Knospen oft ein schlankes, mützenartiges Aussehen erhalten. Bei der Edel-Esche hingegen liegen die äußeren Knospenschuppen meist dicht an und neigen ihre Spitzen zusammen. Dies ist meist so, kann aber bisweilen auch umgekehrt sein .

 

Im Frühjahr und im Sommer sind die frischen Knospen der beiden Eschenarten  einander sehr ähnlich, nämlich schwarz. Dennoch ist eine Unterscheidung meist möglich, weil schlafende Knospen aus dem Vorjahr die typische Färbung zeigen: schwarz bei der Edel-Esche, bräunlich-silbrig bei der Blumen-Esche.


Bild 06: Fraxinus ornus_Knospen im Frühsommer_13. Mai 2012:
schwarz die jungen Knospen an der Triebspitze, bräunlich-silbrig die schlafenden Knospen am Holz des Vorjahres

Bildtext 06: Fraxinus ornus_Knospen im Frühsommer_13. Mai 2012

 

Beide Arten haben unpaarig gefiederte Blätter (d.h. dass an der Spitze der Blattspindel eines jeden Blattes ein einzelnes Blättchen sitzt), die bei der Blumen-Esche 3-6 Paare 2-6 mm lang gestielter, bei der Edel-Esche 4-7 Paare  (fast) sitzender Blättchen haben.


Bild 07: Fraxinus excelsior (li) & Fraxinus ornus (re)_Gradental_ 24.Mai 2012

Bildtext 07: Fraxinus excelsior (li) & F. ornus (re)_Gradental_ 24.Mai 2012

Bild 08: Fraxinus ornus (li) und Fraxinus excelsior (re)
Die Sägezähne am Rande der Seitenfiedern sind bei der Blumen-Esche (li) meist zur Blättchenspitze hin orientiert während sie bei der Edel-Esche (re) mehr oder weniger unter einem spitzen Winkel vom Rand abstehen. Bei der Blumen-Esche sind "halbgestielte" Blättchen häufig: An einer Seite des Blättchens reicht die Spreite (die „Blattfläche") bis an den Ansatzpunkt der Blattspindel, während sie sich an der anderen (der Spitze des Blattes zugewandten) Seite die Spreite erst in einiger Entfernung von der Spindel ausbreitet (li unten).

Bildtext 08: Die Sägezähne am Rande der Seitenfiedern sind bei der Blumen-Esche (li) meist zur Blättchenspitze hin orientiert während sie bei der Edel-Esche (re) mehr oder weniger unter einem spitzen Winkel vom Rand abstehen. Bei der Blumen-Esche sind "halbgestielte" Blättchen häufig: An einer Seite des Blättchens reicht die Spreite (die „Blattfläche") bis an den Ansatzpunkt der Blattspindel, während sie sich an der anderen (der Spitze des Blattes zugewandten) Seite die Spreite erst in einiger Entfernung von der Spindel ausbreitet (li unten).

Bild 09: Fraxinus ornus (oben) und Fraxinus excelsior (unten), beide im Gradental am 22. April 2007
Die Blattnerven sind bei der Edel-Esche wesentlich stärker eingesenkt, wodurch das Blattrelief deutlicher strukturiert ist als bei der Blumen-Esche (Bild 07).
Die jungen Laubblätter der Blumen-Esche zeigen einen speckigen Glanz, der die gesamte Blattoberseite bedeckt. Bei der Gewöhnlichen Esche sind die Laubblätter entweder von Anfang an matt oder sie haben im Jugendzustand glänzende Blattspitzen.

Bildtext 09: Die Blatterven sind bei der Edel-Esche wesentlich stärker eingesenkt, wodurch das Blattrelief deutlicher strukturiert ist als bei der Blumen-Esche. Die jungen Laubblätter der Blumen-Esche zeigen einen speckigen Glanz, der die gesamte Blattoberseite bedeckt. Bei Fraxinus ornus sind die Laubblätter entweder von Anfang an matt oder sie haben im Jugendzustand glänzende Blattspitzen.

 

Bild 10: Fraxinus ornus_Blätter von 4 verschiedenen Individuen mittlerer Größe (2-4m Höhe) auf der Fläche 96 (siehe Bild 13) am 29. Oktober 2006:
Die Herbstfärbung kann bei den einzelnen Blumen-Eschen verschieden sein: von unauffälligem Hellbraun über Gelb bis zu leuchtendem Rot. Das Laub der Edel-Esche verfärbt sich in wenigen Fällen gelb, fällt aber meist grün ab.

Bildtext 10:m Fraxinus ornus-Herbstverfärbungen_29.10.2006-01.jpg Die Herbstfärbung kann bei den einzelnen Blumen-Eschen verschieden sein: von unauffälligem Hellbraun über Gelb bis zu leuchtendem Rot. Das Laub der Edel-Esche verfärbt sich in wenigen Fällen gelb, fällt aber meist grün ab. Blätter von 4 verschiedenen Individuen mittlerer Größe (2-4m Höhe) auf der Fläche W96 am 29. Oktober 2006: Die meisten Blumen-Eschen des gesamten Gebietes und auch dieser Fläche sind 1* etwas gegen gelb verfärbt (wohl über 80%), 2* etwa 5% braun verfärbt, aber nicht dürretrocken, 3* bei wenigen sind die Blätter durch die Dürre etwas eingerollt (aber meist viel weniger als bei F. excelsior) und 4* etwa 5% noch grün (fast) wie im Sommer, 5* ganz wenige Individuen rot 6* ein kleiner Teil schon kahl.

Ende Oktober 2006 konnten  auf dem Mariazeller Zwickel folgende Verfärbungen beobachtet werden:
1* etwas gegen gelb verfärbt (wohl über 80%),
2* zu etwa 5% braun verfärbt, aber nicht dürretrocken,
3* bei wenigen sind die Blätter durch die Dürre etwas eingerollt (aber meist viel weniger als bei F. excelsior),
4* zu etwa 5% noch grün (fast) wie im Sommer;
5* ganz wenige Individuen sind rot und
6* ein kleiner Teil schon (Ende Oktober 2006) kahl.

Bild 11: Verfärbung des Blumeneschenlaubes am 29.und 30 Oktober 2006 auf dem Mariazeller-Zwickel

lBildtext 11: Verfärbung ds Blumeneschenlaubes am 29.und 30 Oktober 2006 auf dem Mariazeller-Zwickel

Bild 12: Herbstlich verfärbte Blumen-Eschen auf dem Mariazeller-Zwickel (in der Waldfläche 96) am 30. Oktober 2006

Bildtext 12: Herbstlich verfärbte Blumen-Eschen auf dem Mariazeller-Zwickel (in der Waldfläche W 96) am 30. Oktober 2006

Bild 13: In der benachbarten Waldfläche (94) hatten am Tag zuvor (29.10.2006) alle Bäume, bis auf einen, schon alle Blätter abgeworfen. In der Fläche 94 bilden die Blumen-Eschen die höchste Baumschicht (B1), die in der Fläche 96 aus Schwarz-Föhren besteht, in die nur einige alte Blumen-Eschen hineinragen. Der größte Teil der Blumen-Eschen steht aber im Schutze der Föhrenkronen und konnte so das Laub länger behalten.

Bildtext 13: Fraxinus o W94&96karte.jpg = Ausschnitt aus der Karte Fraxinus or & ex .jpg = Bild ## In der benachbarten Waldfläche (W94)hatten am Tag zuvor (29.10.2006) alle Bäume, bis auf einen, schon alle Blätter abgeworfen. In der W94 bilden die Blumen-Eschen die höchste Baumschicht (B1), die in der W 96 aus Schwarz-Föhren besteht, in die nur einige alte Blumen-Eschen hineinragen. Der größte Teil der Blumen-Eschen steht aber im Schutze der Föhrenkronen und konnte so das Laub länger behalten.

 

Bild 14li: Mariazeller Zwickel_20.04.2006_Mitte: 16.05.2006_Mondscheinkogel_re: 29. 10. 2006_Mariazeller Zwickel
Unterschiede gibt es auch in der Wuchsform junger Eschen: Die Blumen-Esche / Fraxinus ornus bildet im (schwachen) Schatten der Schwarz-Föhren fast immer einen geraden, aufrechten Stamm mit schlanker, tief ansetzender Krone aus, bei der ...

Bildtext 14: Unterschiede gibt es auch in der Wuchsform junger Eschen: Die Blumen-Esche bildet im (schwachen) Schatten der Schwarz-Föhren fast immer einen geraden, aufrechten Stamm mit schlanker, tief ansetzender Krone aus, ...

 

Bild15: Fraxinus excelsior_li: im Gradental_22.März 2006 im Gradental_re:am Waldrand bei Sooss_25. Mai 2012
... bei der Edel-Esche / Fraxinus excelsior ist hingegen unter diesen Bedingungen das Höhenwachstum meist gestört. Frei stehende junge Edel-Eschen entwickeln hingegen einen geraden, gleichmäßig beasteten Stamm

Bildtext 15 .... bei der Edel-Esche ist unter diesen Bedingungen das Höhenwachstum meist gestört.( Frei stehende junge Edel-Eschen entwickeln einen geraden, gleichmäßig beasteten Stamm ) ─ re: 25. Mai 2012 ─ Waldrand bei Sooss)

Bild 16: Fraxinus ornus und F. excelsior_Mondscheinkogel_16.04.2006-01.jpg
Zwei gleich starke junge Eschen unter den Kronen von Schwarz-Föhren: Die Blumen-Esche strebt gerade und unverzweigt aufwärts, bei der Edel-Esche ist das Höhenwachstum gestört, die obersten Äste wachsen mehrfach verkrümmt zur Seite und bilden in geringer Höhe die Krone.

Bildtext 16: Frax. ornus und excelsior_Habitus_16.04.2006-01.jpg  Zwei gleich starke Eschen unter den Kronen von Scharzföhren: Die Blumen-Esche strebt gerade und unverzweigt aufwärts, bei der Edel-Esche ist das Höhenwachstum gestört, die obersten Äste wachsen mehrfach verkrümmt zur Seite und bilden in geringer Höhe die Krone.



Bild 17: Fraxinus ornus_Mondscheinkogel_15. April 2006
Zwei ältere Blumen-Eschen mit „Achselhöhlen: Ältere Stämme von Blumen-Eschen zeigen bisweilen unterhalb der Ansatzstellen der Äste eigentümliche Einbuchtungen. Diese bizarre morphologische Eigenart haben selbst ganz alte Edel-Eschen nie.

Bildtext 17: Zwei ältere Blumen-Eschen mit „Achselhöhlen"_Mondscheinkogel_15. April 2006  Ältere Stämme von Blumen-Eschen zeigen bisweilen unterhalb der Ansatzstellen der Äste eigentümliche Einbuchtungen. Diese bizarre morphologische Eigenart zeigen selbst ganz alte Edel-Eschen nie.

Bei älteren Bäumen ist die Ausformung der Rinde ein sicheres Unterscheidungsmerkmal:
Die Edel-Esche hat anfangs eine glatte Rinde, die aber schon bei jungen Bäumen durch
Risse gefeldert ist, und bildet ab dem 15. bis 40. Lebensjahr eine Netzborke aus.
Bei der Blumen-Esche bleibt die Rinde bis ins hohe Alter glatt.

Bild 18: Diese beiden Bäume stehen nur wenige Meter voneinander entfernt im hinteren Gradental und sind vermutlich etwa gleich alt. 115 ist eine  Edel-Esche / Fraxinus excelsior ( 21 cm BHD = Brusthöhendurchmesser. d.i. der Durchmesser in 1,3m Höhe) mit rissiger Borke, 114 ist eine  Blumen-Esche / F. ornus (26 cm BHD) mit völlig glatter Rinde (21. März 2006)

Bildtext 18: Diese beiden Bäume stehen nur wenige meter voneinander entfernt im hinteren Gradental und sind vermutlich etwa gleich alt. 115: Edel-esche / Fraxinus excelsior ( 21 cm BHD = Brusthöhendurchmesser - Durchmesser in 1,3m Höhe) mit rissiger Borge, 114: Blumen-Esche / F. ornus (26 cm BHD) mit völlig glatter Rinde (21. März 2006)

 


 Die meisten Merkmale sind mit ausreichender Deutlichkeit nur kurze Zeit während des Jahresablaufes oder nur unter bestimmten Bedingungen zu erkennen. So ist es nicht besonders verwunderlich, dass die Anwesenheit der Blumen-Esche im Gradental weder Förstern noch Botanikern lange Zeit bewusst wurde. Erst 1957 erkannte Alfred Neumann, dass das Gradental eine botanische Besonderheit zu bieten hat.

Das natürliche Verbreitungsareal der Blumen-Esche umfasst das mittlere und östliche Südeuropa und das westliche Kleinasien. Hauptverbreitungsgebiet ist Italien (inklusive Sardinien und Sizilien) und die Balkanländer. In Mitteleuropa gibt es natürliche Vorkommen, außer in Österreich, nur im südlichen Tessin, in der südlichen Slowakei und in Ungarn.

Bild 19: Blumen-Eschen besiedeln gemeinsam mit Zürgelbäumen / Celtis orientalis und Steinweichselsträuchern / Prunus mahaleb die Felswände in der Paklenica-Schlucht bei Starigrad in Kroatien. (29. April 2012)

Bildtext 19: Blumen-Eschen besiedeln gemeinsam mit Zürgelbäumen / Celtis orientalis und Steinweichselsträuchern / Prunus mahaleb die Felswände in der Paklenica-Schlucht bei Starigrad in Kroatien. (29. April 2012)

Ihr natürliches  Areal reicht nach Norden bis in die südlichen Landesteile von Kärnten und Osttirol, zwei kleine, isolierte Vorkommen gibt es am Hangfuß des Karwendelgebirges bei Innsbruck. Im Burgenland gibt es forstliche Anpflanzungen. Für die Steiermark werden nur zwei winzige Populationen an der Südgrenze des Landes angegeben.

Bild 20: Ein Niederwald aus Blumen-Eschen am W-Abhang des Leithagebirges bei Hornstein im Burgenand, 20 km von Bad Vöslau entfernt.(15. August 2006)

Bildtext 20: Ein Niederwald aus Blumen-Eschen am W-Abhang des Leithagebirges bei Hornsteinim Burgenand, 20 km von Bad Vöslau entfernt.

In der Flora Niederösterreichs war diese Art bis 1957 gänzlich unbekannt. 1959 wird erstmals von der Auffindung dieser Art im Gradental bei Bad Vöslau berichtet: „in beschränktem Umkreis zahlreiche, meist junge Bäume". [1]
Diese Lokalität wurde in der Folge von einigen Botanikern besucht, bald jedoch erlahmte das Interesse an dieser forstlich hier nicht relevanten Art, und es kam zu keinen weiteren Untersuchungen des Bestandes. Nur eine Aufzeichnung von einer Exkursion im Jahre 1965 [2] gibt die Lage als nördlich der heutigen Pecherhütte an. Darüber hinaus liegen keine Aufzeichnungen vor, an welchen Stellen und in welcher Menge Fraxinus ornus späterhin angetroffen wurde und welche Rolle sie im dortigen Ökosystem spielt.
Neumann hielt es für möglich, dass dieses Vorkommen im Gradental natürlich sein könnte, da der niederösterreichische Alpenostrand und insbesondere die Gegend um Bad Vöslau klimatisch deutlich submediterran getönt sind und auch einige weitere submediterrane Arten - A. Neumann erwähnt Piptatherum virescens (= Oryzopsis virescens) in der Nähe des Blumeneschen-Fundorts - in diesem Bereich vorkommen. [3] Als prominente Arten mit submediterranem Arealschwerpunkt kommen im und am Rande des Gradentales vor: die Schwarz-Föhre / Pinus nigra, der Perückenstrauch / Cotinus coggygria, der Speierling / Sorbus domestica, die Steinweichsel / Prunus mahaleb, , das Steintäschel /Aethionema saxatilis und etliche weitere Arten.

[1] JANCHEN E. (1956-1960):565        [2] NIKLFELD & NEUMANN ( 1965) — In: WALLMANN & STINGL (2011): 207         [3] JELEM H. (1961): 31, 58

Bild 21:Piptatherum viresces (oben) _ Gradental_10. Juni 2005__ Aethionema saxatile (unten)_Feinschutt am Fuße einer steilen Böschung am Sandberg_6. Mai 2003

Die Grannenhirse / Piptatherum viresens (Familie Süßgräser) wächst im Gradental vor allem im Talgrund des Gradentales westlich der Pecherhütte, das Felsen-Steintäschel / Aethionema saxatile (Familie Kreuzblütler) blüht an wenigen Stellen auf dem Gemeindegebiet von Bad Vöslau, unter anderem auf dem Kaiserstein.

Bildtext 21: Die Grannenhirse / Piptatherum viresens (Familie Süßgräser) wächst im Gradental vor allem am Talgrund des Gradentales westlich der Pecherhütte, das Felsen-Steintäschel / Aethionema saxatile (Familie Kreuzblütler) blüht an wenigen Stellen auf dem Gemeindegebiet von Bad Vöslau, unter anderem auf dem Kaiserstein

 

Die Untersuchung, über die hier berichtet wird, versuchte zu klären, ob die Blumen-Esche im Gradental tatsächlich als autochthon anzusehen sein könnte. Dazu war es erforderlich, Ausdehnung, Altersstruktur und Dichte des Blumeneschenbestandes und der Begleitpflanzenarten zu erfassen und diese Sachverhalte in Karten und Tabellen darzustellen.

Das Gebiet, in dem die Blumen-Esche auftritt, erstreckt sich über eine Fläche von etwa 1,6 km², die wir in unterscheidbare Teilflächen gegliedet haben. Jede Fläche war relativ homogen und unterschied sich in der Struktur des Bestandes (Höhe und Deckung der Baum- und Strauchschichten, Artenzusammensetzung ...) von den benachbarten Flächen. So kam es zu einer Einteilung des Untersuchungsgebiets in 150 Teilflächen. Für jede dieser Teilflächen notierten wir die Gehölzarten und schätzten die Deckungswerte (Tabelle 6, S 236-271 im PDF  und Bild 22, 23 und 24).

 


 

Bild 22: Diese Karte zeigt die Verbreitung der beiden Eschenarten im Gradental und den angrenzenden Wäldern (Stand 2007 mit einigen Korrekturen 2011). Rosa eingefärbt sind jene Waldflächen, in denen die Edel-Esche / Fraxinus excelsior gemeinsam mit der Blumen-Esche / Fraxinus ornus vorkommt, blau jene, die nur von der Edel-Esche, rot jene, die nur von der Blumen-Esche besiedelt waren. Blaue und rote Punkte zeigen an, dass in diesen Waldflächen die entsprechenden Eschenarten nur vereinzelt auftreten. In den gelben Flächen fehlen beide Eschenarten. ─ Zur leichteren Orientierung sind vier Punkte durch grüne Ringe markiert: das Schelmenloch im Brunntal, die Pecherhütte und die Waldandacht im Gradental und die Jubiläumswarte auf dem Harzberg.

Diese Karte zeigt die Verbreitung der beiden Eschenarten im Gradental und den angrenzenden Wäldern (Stand 2007 mit einigen Korrekturen 2011). Rosa eingefärbt sind jene Waldflächen, in denen die Edel-Esche / Fraxinus excelsior gemeinsam mit der Blumen-Esche / Fraxinus ornus vorkommt, blau jene, die nur von der Edel-Esche, rot jene, die nur von der Blumen-Esche besiedelt waren. Blaue und rote Punkte zeigen an, dass in diesen Waldflächen die entsprechenden Eschenarten nur vereinzelt auftreten. In den gelben Flächen fehlen beide Eschenarten. ─ Zur leichteren Orientierung sind vier Punkte durch grüne Ringe markiert: das Schelmenloch im Brunntal, die Pecherhütte und die Waldandacht im Gradental und die Jubiläumswarte auf dem Harzberg.

 


Bild 23: Diese Karte zeigt, wie dicht die Blumen-Eschen in den 150 Waldflächen in der Baumschicht 2 (B2) stehen. Die B2 umfasst alle Bäume, die höher als 3m und deutlich niederwüchsiger als die Bäume des alten Bestandes (=B1) sind. Je dunkler die Flächen eingefärbt sind, desto dichter stehen dort die Blumen-Eschen. (Genaue Werte nach Braun-Blanquet > siehe Tabellenkopf zu Tab. 6 , S 236 im PDF ). Wenn die Nummer der Waldfläche in einem rosa Quadrat steht, bedeutet das, dass in dieser Waldfläche einzelne Blumen-Eschen bis in die Kronenhöhe der höchsten Bäume des Altbestandes (B1) reichen. Steht die Waldflächennummer in einem blaugrünen Quadrat, sind damit Schlagflächen oder auf ehemaligen Schlagflächen heranwachsende Jungwaldflächen bezeichent, in denen die Blumen-Eschen allein oder gemeinsam mit anderen Baumarten die höchste Baumschicht bilden.

Diese Karte zeigt, wie dicht die Blumen-Eschen in den 150 Waldflächen in der Baumschicht 2 (B2) stehen. Die B2 umfasst alle Bäume, die höher als 3m und deutlich niederwüchsiger als die Bäume des alten Bestandes (=B1) sind. Je dunkler die Flächen eingefärbt sind, desto dichter stehen dort die Blumen-Eschen. (Genaue Werte nach Braun-Blanquet > siehe Tabellenkopf zu Tab. 6 , S 236 im PDF ). Wenn die Nummer der Waldfläche in einem rosa Quadrat steht, bedeutet das, dass in dieser Waldfläche einzelne Blumen-Eschen bis in die Kronenhöhe der höchsten Bäume des Altbestandes (B1) reichen. Steht die Waldflächennummer in einem blaugrünen Quadrat, sind damit Schlagflächen oder auf ehemaligen Schlagflächen heranwachsende Jungwaldflächen bezeichent, in denen die Blumen-Eschen allein oder gemeinsam mit anderen Baumarten die höchste Baumschicht bilden.

 

Bild 24: Dichte der Blumen-Esche in den 150 Waldflächen in der Strauchschicht. Diese Schicht umfasst alle Gehölze, Sträucher und junge Bäume, die 3m noch nicht erreicht haben (H<3m).

 Dichte der Blumen-Esche in den 150 Waldflächen in der Strauchschicht. Diese Schicht umfasst alle Gehölze, Sträucher und junge Bäume, die 3m noch nicht erreicht haben (H<3m) .

Aus der kartografischen Darstellung der räumlichen Anordnung des Bestandes, der eine eindeutige Konzentration auf dem östlichen Mariazeller Zwickel und dem Mondscheinkogel aufweist, und aus der Altersstruktur der Population lässt sich die Hypothese ableiten, dass hier ein Ausbreitungsprozess der Blumen-Esche in vollem Gange ist. Als Ausgangspunkt dieser Migration kommen die genannten Waldgebiete in Frage, da dort  der dichteste und reinste Blumeneschenbestand stockt und in diesen Flächen die meisten der älteren und die ältesten Exemplare zu finden sind. Die Richtung dieser Bewegung scheint mit der der vorherrschenden Windrichtung übereinzustimmen.

Wenn die Blumen-Esche in unserem Gebiet seit altersher ursprünglich gewesen wäre, müsste die Verteilung viel gleichmäßiger sein und sie müsste deutlicher bestimmten Standorten oder Waldgesellschaften zugeordnet werden können. Dies ist aber nicht der Fall: Sie tritt massiv in Schwarzföhrenwäldern am Mariazeller-Zwickel, am Mondscheinkogel und am hinteren Kaiserstein auf, ist aber ebenso in manchen Laubwaldbeständen des Gradentales vertreten. Die Eichenwälder des Kaisersteins sind noch kaum von ihr besiedelt, wohl weil sie noch relativ weit vom angenommenen Ausbreitungszentrum entfernt sind.

 


 

Auch die Nachforschungen in den alten Forstoperaten helfen nicht bei der Beantwortung der Frage nach dem Status der Blumen-Esche, ob sie natürlich ursprünglich oder eventuell als Forstbaum in das Gradental gebracht wurde. Sie ist seit mindestens 100 Jahren im Gebiet ansässig. Denkbar ist, dass die Blumen-Esche in früheren Zeiten in unserem Gebiet angepflanzt wurde und sich seither weiter ausgebreitet hat. Das älteste vorhandene Operat wurde 1924 angelegt und gibt darüber keine Auskunft.

Bild 25: Basiskarte für das Operat aus dem Jahr 1924 mit Waldortbezeichnungen (Stadtarchiv Bad Vöslau).
Operate sind forstliche Aufzeichnungen, die Eigenheiten von durch Revierkarten definierten Waldflächen dokumentieren, u. a. die Baumartenzusammensetzung, Alter der Bestände und geplante und durchgeführte forstliche Eingriffe. Die Waldorte sind nummeriert und in mit Kleinbuchstaben bezeichnete Unterabteilungen gegliedert.[1]
Braune Linien ziehen Gräben nach. Mit E sind jene Bereiche (Unterabteilungen) markiert, für die im Operat Eschen genannt sind. Diese Eschen standen fast ausschließlich in Unterabteilungen, die an Gräben grenzten, also auf frischeren Böden, wie sie von der Edel-Esche  erfolgreich besiedelt werden. Nur drei Eintragungen beziehen sich auf Stellen auf dem Plateau des Harzberges: In 15a tritt heute nur die Blumen-Esche  auf, allerdings mit sehr geringer Deckung. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die im Jahr 1924 notierten „Eschen" Blumen-Eschen waren. In den beiden Unterabteilungen 24a und 24b ist heute die Edel-Esche am Bestandesaufbau eichen- und lindenreicher Wälder beteiligt, die Blumen-Esche fehlt hier vollständig.[1]
[1] Gut Vöslau, Wirtschaftsplan 1924 – 1934, Archiv der Österreichischen Bundesforste, Purkersdorf

Bildtext 25:  Basiskarte für das Operat aus dem Jahr 1924 mit Waldortbezeichnungen (Stadtarchiv Bad Vöslau). Operate sind forstliche Aufzeichnungen, die Eigenheiten von durch Revierkarten definierten Waldflächen dokumentieren, u. a. die Baumartenzusammensetzung, Alter der Bestände und geplante und durchgeführte forstliche Eingriffe. Die Waldorte sind nummeriert und in mit Kleinbuchstaben bezeichnete Unterabteilungen gegliedert. Braune Linien ziehen Gräben nach.  Mit E sind jene Bereiche (Unterabteilungen) markiert, für die im Operat Eschen genannt sind. Diese Eschen standen fast ausschließlich in Bereichen, die an Gräben grenzten, also auf frischeren Böden, wie sie von der Edel-Esche /Fraxinus excelsior erfolgreich besiedelt werden. Nur drei Eintragungen beziehen sich auf Stellen auf dem Plateau des Harzberges: In 15a tritt heute nur die Blumen-Esche / Fraxinus ornus auf, allerdings mit sehr geringer Deckung. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die im Jahr 1924 notierten „Eschen" Blumen-Eschen waren. In den beiden Unterabteilungen 24a und 24b ist heute die Edel-Esche am Bestandesaufbau eichen- und lindenreicher Wälder beteiligt, die Blumen-Esche fehlt hier vollständig.

Auch der Wirtschaftsplan 1954-1958 wurde ausgewertet [1]. Die Flächen mit den aktuell höchsten Blumeneschendichten (Bild 23 & 24; gekennzeichnet mit 2011 und Zahlen im Fettdruck) wurden mit jenen von 1924 und von 1954 annähernd zur Deckung gebracht. Die Angaben aus dem Operat von 1954 zeigen in allen diesen Flächen keine oder nur einzelne Eschen, wobei hier wohl ausschließlich Edel-Eschen gemeint gewesen sein werden:
1. Mondscheinkogel: 9h&10a (1924) ≈ 89e (1954)≈73 (2011); Bestandesalter 75 Jahre, Bestandesbchreibung:10 Ski,  eiz Ei Es Ski Sträuch; Lbh-Jgwuchs
2. Mondscheinkogel: 9f (1924) ≈ 89d ≈ 68 (2011); Bestandesalter 60 Jahre; Bestandesbchreibung: 3 Ei 7 Ski, ei Lä Ah Es LI, unterdr.Fi .
3. Mariazeller Zwickel: 14d (1924) ≈ 89i (1954) ≈ Teil von 96 (2911):  Bestandesalter 95 Jahre, Bestandesbchreibung: 10 Ski, Lbh, Strcher, eiz Bu Ei. 
4. Gradental: 14c (1924) ≈ 89h (1954) ≈ 79 & 80 (2011) Bestandesalter  35 Jahre, Bestandesbchreibung: 10 Ski, eiz Mlb, ei alte Ski 

[1]Operat Vöslauerwald  1954


 

Die Auswertung von Jahrringmustern an lebenden und gefällten Blumen-Eschen könnte Anhaltspunkte für den Zeitpunkt des ersten Auftretens der Blumen-Esche in unserem Gebiet liefern. Dr. Michael Grabner (Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Holzforschung) entnahm im Juni 2006 von fünf Bäumen Bohrkerne und wertete sie nach den Methoden der Dendrochronologie aus.

Bild 26: Dr. Grabner entnimmmt einen Bohrkern. Bei der stärksten Blumen-Esche im Gebiet (mit 29 cm Durchmesser) wurden 89 Jahrringe gezählt. (Zwei weitere Bäume mit nur geringfügig kleineren Durchmessern waren 34 und - der hier abgebildete Baum - 52 Jahre alt).

Bild 26: Dr. M. Grabner entnimmmt einen Bohrkern. Bei der stärksten Blumen-Esche im Gebiet (mit 29 cm Durchmesser) wurden 89 Jahrringe gezählt. (Zwei weitere Bäume mit nur geringfügig kleineren Durchmessern waren 34 und 52 Jahre alt).

Zusätzlich konnten das Alter einer im Zuge forstlicher Arbeiten gefällten Blumen-Esche mit 100 Jahren ermittelt werden - somit die bislang älteste Blumen-Esche in unserem Gebiet. Im Vergleich zur Edel-Esche, die ein Alter von bis zu 300 Jahren erreicht, muten diese Altersangaben sehr gering an. Dies liegt daran, dass Blumen-Eschen schon im Alter von 50 bis 60 Jahren von der Markfäule befallen werden und daher selten über 100 Jahre alt wird.

Bild 27: Diese 18m hohe Blumen-Esche wurde im November 2010 vom Sturm umgeworfen.

Bildtext 27 : Dieser 18m hohe Baum wurde im November 2010 vom Sturm umgeworfen

Bild 28 : Stock einer kernfaulen Blumen-Esche: Etwa 45 Jahre waren noch zu zählen, dazu kommen wohl 10 bis 20 durch den Pilz zerstörte Jahrringe.

Bildtext 28 : Stock einer kernfaulen Blumen-Esche: Etwa 45 Jahre waren noch zu zählen, dazu kommen wohl 10 bis 20 durch den Pilz zerstörte Jahrringe.


Bild 29 : Die Borke der ältesten noch lebenden Blumen-Esche:  Im Jahr 2006 war die Borke des ganzen Stammes noch völlig intakt,  im November 2010 löste sie sich die Borke papierartig ab und war in einigen Bereichen schon flächig abgestorben. Im Frühjahr 2012 lebte der Baum noch.

Bildtext 29: Borke der ältesten noch lebenden Blumen-Esche (F 94):  im Jahr 2006 war die Borke des ganzen Stammes noch völlig intakt.b1: im November 2010 löste sich die Borke papierartig ab; - b2: in anderen Bereichen desselben Stammes war die Borke zur selben Zeit schon flächig abgestorben.

Bild 30: Fraxinus ornus. Oben:  Ein infolge von Kernfäule abgestorbener Baum mit Stockausschlag. - Unten: zwischen zahlreichen sehr jungen Individuen, die sich aus Samen entwickelt haben, finden sich auch Stockausschläge. Ob diese auf Durchforstungsarbeiten oder als Reaktion auf den natürlichen Tod der Vorgängerbäume (wie oben) zurückzuführen sind, ist aus den forstlichen Aufzeichnungen [1] nicht zu erschließen.(Beide Aufnahmen 24. November 2010 am  vorderen Mariazeller-Zwickel)
[1]Operat Vöslauerwald  1954

Bildtext 30: : Fraxinus ornus. Oben:  Ein infolge von Kernfäule abgestorbener Baum mit Stockausschlag. - Unten: zwischen zahlreichen sehr jungen Individuen, die sich aus Samen entwickelt haben, finden sich auch Stockausschläge. Ob diese auf Durchforstungsarbeiten oder als Reaktion auf den natürlichen Tod der Vorgängerbäume (wie in a) zurückzuführen sind, ist aus den forstlichen Aufzeichnungen nicht zu erschließen.(Beide Aufnahmen 24. November 2010 am  vorderen Mariazeller Zickel)

Da die Bäume relativ jung bereits wieder absterben, kann es in unserem Gebiet schon früher Blumen-Eschen gegeben haben, die nur die Zeit bis heute nicht überdauert haben. Es ist also durchaus denkbar, dass die ältesten Bäume bereits einer zweiten oder gar weiteren Generation von Blumen-Eschen in Bad Vöslau angehören. Damit wäre das Problem um den autochthonen Standort aber nur zeitlich weiter zurück verschoben und noch keinesfalls gelöst.

Alle Indizien weisen eher darauf hin, dass sich die Blumen-Esche in den letzten Jahrzehnten von einem Punkt, der nahe der Pecherhütte liegen muss, ausbreitet hat. Wann diese Expansion begonnen und auf welche Weise die ersten Blumen-Eschen in das Gradental gekommen sind, ob durch zufällige oder beachsichtigte Ansamung, bleibt weiterhin ein Rätsel, die erste Hälfte des 20. jahrhunderts wäre recht plausibel. 

 


 

Die erfolgreiche Besiedelung neuer Flächen wird durch einige Eigenschaften der Blumen-Esche gefördert: In manchen Jahren kann sie zahlreiche Früchte erzeugen, die Stöcke abgestorbener oder gefällter Bäume können sehr kräftig ausschlagen, die jungen Bäume werden vom Wild kaum verbissen und die große Dürreresistenz bietet der Blumen-Esche auf trockenen Böden einen Standortvorteil gegenüber anderen Gehölzarten.

Bild 31: Fraxinus ornus_Gradental, eta 250 m nordwestlich der Pecherhütte_17. Mai 2008
Die Samen der Blumen-Esche werden vom Wind selten über größere Entfernungen transportiert. Aber im Nahbereich fruchtender Einzelbäume können Sämlingsscharen der Beginn einer sehr dichten Besiedelung sein.

Bildtext 31: Die Samen der Blumen-Esche werden vom Wind selten über größere Entfernungen transportiert. Aber im Nahbereich fruchtender Einzelbäume können Sämlingsscharen der Beginn einer sehr dichten Besiedelung sein.(17. Mai 2008)

Bild 32: Fraxinus excelsior_Gradental (W 92) 15.März 2006
Junge Edel-Eschen werden vom Wild starkverbissen. Die jungen Blumen-Eschen munden dem Äser des Wildes offensichtlich nicht: Wenn sich beide Arten  gemischt verjüngen, sind die Edel-Eschen stets, die Blumen-Eschen fast nie verbissen. Aber auch in reinen Blumeneschenverjüngungen kommt es kaum zum Verbiss.

Junge Edel-Eschen werden stark vom Wild verbissen. Die jungen Blumen-Eschen munden dem Äser des Wildes offensichtlich nicht: Wenn beide Arten sich gemischt verjüngen, sind die Edel-Eschen stets, die Blumen-Eschen fast nie verbissen. Aber auch in reinen Blumeneschenverjüngungen kommt es kaum zum Verbiss.

Bild 33: Fraxinus ornus Gradental (W92)_10.Juni 2007
In Schlagflächen können sich, wenn Früchte produzierende Bäume beider Eschenarten nahe stehen, die Blumen-Eschen weitaus erfolgreicher vermehren. In dieser Schlagfläche, an deren Rand auch hohe Edel-Eschen fruchten, besteht der Vorwald überwiegend aus Blumen-Eschen. 

In Schlagflächen können sich, wenn Früchte produzierende Bäume beider Eschenarten nahe stehen, die Blumen-Eschen weitaus erfolgreicher vermehren. In dieser Schlagfläche, an deren Rand auch hohe Edel-Eschen fruchten, betseht der Vorwald fast ausschließlich aus Blumen-Eschen.

Bild 34: Fraxinus ornus_Gradental (W 73)_16. Jänner 2011
Bei den jungen Bäumen unter den alten Schwarz-Föhren handelt es sich ausschließlich um Blumen-Eschen.

Fraxinus ornus_Gradental_16. Jänner 2011  -  Bei den jungen Bäumen unter den alten Scharz-Föhren handelt es sich ausschließlich um Blumen-Eschen

Bild 35: Fraxinus ornus_Östlich der „Grauen Sandgrube" am hinteren Kaiserstein_16.Mai 2006
Dichtester Jungwuchs aus Blumen-Eschen füllt den Raum zwischen den Stämmen im Schwarzföhrenwald. Einzelne junge Bäume blühen schon.

Dichtester Jungwuchs aus Blumen-Eschen füllt den Raum zwischen den Stämmen im Schwarzföhrenwald. Einzelne junge Bäume blühen schon (Aufnahme 2006 Östlich der „Grauen Sandgrube" am hinteren Kaiserstein)

 


 

Die Altersstruktur des Bestandes von Fraxinus ornus weist ein deutliches Übergewicht der jungen, meist noch nicht mannbaren Individuen auf, was vermuten lässt, dass ein Ausbreitungsprozess erst seit einigen Jahrzehnten im Gange ist. Es ist zu erwarten, dass sich das Bild unserer Wälder in einigen Bereichen durch die Invasion der Blumen-Esche in den nächsten Jahrzehnten stark verändern wird. Die Baumschicht 2 und die Strauchschicht werden in Teilen des Untersuchungsgebietes beinahe ausschließlich von sehr dicht stehenden Blumen-Eschen gebildet. Die Verjüngung anderer Gehölzartenwird dadurch weitgehend verhindert.

Um zu klären, mit welcher Geschwindigkeit der Expansionsprozess abläuft, ist es wünschenswert, ein mehrere Jahre andauerndes Monitoring einzurichten, das nicht nur die Vegetationsaufnahmeflächen, sondern auch das gesamte Teilareal regelmäßigen Kontrollen unterzieht.


Die Tabellen und Vegetationsaufnahmen auf festgelegten Flächen sollten die Beobachtung allfälliger Veränderungen erleichtern:
Vegetationsaufnahmen [Tabellen 8, S 272-285 und Karten 1 (S 288), 3 (S 290), 4 (S 291) und 5 (S 292)] und  Waldflächen [Karten 2 (S 289),  6 (S 293)und 7 (S 294) und Tabelle 6 (236-273)  im PDF

Bild 36: Fraxinus ornus_Vegetionsaufnahmefläche 04_27. März 2011
Auf 31 Flächen von je etwa 200m2 wurde die Vegetation erhoben. Die Flächen sind durch Karten (Karten 1, 3, 4 und 5 im PDF ) und Koordinaten (Tabelle 8, S 272-286 im PDF ) festgelegt. Im Jahre 2011 wurden die Eckpunkte der Aufnahmeflächen (meist Bäume) mit gelber Farbe gekennzeichnet und jeweils ein Eckpunkt durch einen weiß gestrichenen Pflock aus Robinienholz, der in schwarzer Schrift die Nummer der Aufnahmefläche anzeigt, markiert. (Zusätzlich wurde die Nummer mit römischen Zahlzeichen eingeschnitten)Auf 31 Flächen von je etwa 200m2 wurde die Vegetation erhoben. Die Flächen sind durch Karten (siehe Karten 1, 3, 4 und 5 im PDF), Koordinaten(siehe Tabelle 8 im PDF, Seite 272 - 285) und durch  Markierungen in Gelände festgelegt. Dazu wurden im Jahre 2011 Geländepunkte, meist Bäume, mit Farbe gekennzeichnet und ein Eckpunkt jeder Aufnahmefläche durch einen weiß gestrichenen Pflock aus Robinienholz mit der Nummer der Aufnahmefläche markiert.  ( Die Nummern sind mit schwarzer Farbe aufgemalt und zusätzlich als römische Zahlzeichen eingeschnitten.)

 

 


Bild  37:  Fraxinus ornus_Graue Grube im Gradental am Westabhang des Kaisersteins, 9. Mai 2006

Fraxinus ornus_Graue Grube im Gradental am Westabhang des Kaisersteins, 9. Mai 2006