Mai 2017

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Mandelblatt-Wolfsmilch / Euphorbia amygdaloides

Bild 01: Euphorbia amaygdaloides_20. April 2008_nahe dem Roten Kreuz
Die Mandelblatt-Wolfsmilch Euphoprbia amygdaloides ist eine sehr häufige Wolfsmilchart in Buchenwäldern (Hier an einer jungen Schlagfläche nach einem Buchenwald an der Forststraße vom Roten Kreuz zum Himmel).
Der Wolf im Namen weist die Pflanzen als unbrauchbar und ungenießbar aus. ( > Text bei Bild 18 )
Mandelwolfsmilch, Blick zum Schneeberg

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Bild 2: Euphorbia amygdaloides
li oben: 25.April 2010_an der Forststraße von Hofstätten zum Roten Kreuz
li unten 01. Mai 2010_an der alten Straße Hofstätten-Rohrbach
re unten: 07. April 2012_Schwabengraben
re oben: oben Blätter von vier verschiedenen Pflanzen, unten 4 Blätter von einem Mandelbaum /Prunus dulcis an der Weinbergstraße
Die Blätter der Mandelblatt-Wolfsmilch / Euphorbia amygdaloides haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den Blättern von Mandelbäumen / Prunus dulcis: Die Blätter der Mandel-Wolfsmilch sind aber stets in der oberen Hälfte am breitesten, die der Mandelbäume meist in der Mitte. Die Mandelblätter haben einen deutlich abgesetzten Stiel, bei den Blättern der Mandel-Wolfsmilch sind die Spreiten allmählich zum Ansatzpunkt stiellos oder zu einem kurzen Stiel verjüngt.
Manelw-Wolfsmilch: Pflanzen, Blätter

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Bild 03: Euphorbia amaygdaloides_02. Mai 2017
Was hier wie eine Blüte aussieht, ist ein spezieller, für die Gattung Euphorbia eigener Blütenstand: In einem becherartigen Gebilde, dem Hüllbecher, sitzt zentral eine weibliche Blüte, die nur aus einem gestielten Fruchtknoten mit drei gegabelten Narben besteht (weiße Pfeile). Um diese weibliche Blüte sind fünf Gruppen von Staubblüten (auch diese ohne Kronblätter) angeordnet, die man aber oft nicht alle gleichzeitig sehen kann (rote Pfeile). Am Rande des Hüllbechers sitzen vier (oder fünf) Nektardrüsen, die bei der Mandelblatt-Wolfsmilch jeweils in zwei Hörnern enden (blaue Pfeile). Gestützt wird dieser Teilblütenstand [1] von zwei Tragblättern, den Hüllchenblättern, die bei der Mandel-Wolfsmilch (bei anderen Wolfsmilcharten nicht) miteinander verwachsen sind.
[1] Der Fachausdruck für diesen seltsamen Teilblütenstand heißt Cyathium, von griech. Kyathos > lat. Cyathus = der Becher
Blütenverhältnisse bei der Mandel-Wolfsmilch

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Bild 04: Euphorbia amygdaloides_21. Mai 2017_Hanifland
Es wird noch komplizierter: An der Basis des Hüllbechers entspringen zwei Stiele, die jeweils ein weiteres Cyathium mit gleichem Aufbau tragen.
Ausschnitt aus dem Blütenstand der Mandel-Wolfsmilch

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Bild 05: Euphorbia amygdaloides_21. Mai 2017_Hanifland
Dieses Muster kann sich nochmals wiederholen:  Von den Cyathien 1. Ordnung sind nur mehr die Hüllchenblätter erhalten, aus dem Grunde von den Cyathien 2. Ordnung erheben sich jeweils zwei Cyathien 3. Ordnung. Die Stiele von 5 bis 9 Cyathien 1. Ordnung (Doldenstrahlen) sitzen an der Spitze des Stängels, sind an ihrem Grund von Hüllblättern umgeben und bilden eine „Wipfeldolde“. (Siehe das folgende Bild!)
Blütenstand der Mandel-Wolfsmilch

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Bild 06: Euphorbia amygdaloides_21. Mai 2017_Hanifland
Zusätzlich zur Wipfeldolde (blau umrahmt) mit ihren Hüllblättern (in gleicher Zahl wie die Doldenstrahlen =blaue Pfeile) können einige bis zahlreiche seitenständige Blütenäste (gelbe Pfeile) unterhalb des doldenartigen Wipfelblütenstandes angeordnet sein. Diese entspringen den Achseln von Tragblättern (sw Kreise).
    „ In Anlehnung an den äußerlich grob ähnlichen Blüstd der Doppeldolden-Doldenblütler (Apioideen) werden die TragB der „Scheindoldenstrahlen“ als HüllB, die TragB der weiteren Verzweigungen als HüllchenB bezeichnet.“ [Xflora 2008: 457]    (Siehe auch: Juni 2015, Bild 02 )Struktur des Blütenstandes bei der Mandelblatt-Wolfsmilch

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Bild 07: Euphorbia amygdaloides_21. Mai 2017_Grottenfeld
Die nicht Äste tragenden Stängelblätter sind meist am Grunde der Stängel dicht gedrängt angeordnet (rechte Pflanze). Bisweilen können sie ebenso wie die Äste mit ihren Tragblättern stark reduziert sein (wie bei der linken Pflanze).
Zwei Stängel der Mandelblatt-Wolfsmilch

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Bild 08: Euphorbia amygdaloides_25. April 2007_Rohrbachtal, N-Hang
Ältere Pflanzen können aus mehrköpfigen, verholzten Rhizomen vielstängelige Horste bilden.
MandelWolfsmilch mit Neunblatt-Zahnwurz

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Zypressen-Wolfsmilch / Euphorbia cyparissias
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Bild 09: Euphorbia cyparissias_06. April 2011_Sonnenweg
Die Zypressen-Wolfsmilch besiedelt oft in großer Zahl Trockenrasen und trockene Magerwiesen, also Standorte mit geringem Stickstoffgehalt des Bodens und voller Sonnenbestrahlung, wächst aber auch regelmäßig, wenn auch in geringerer Dichte, in lichten Föhren- und Flaumeichenwälder ( >> "Arten in Schwarzföhrenwäldern")
Zypressen-Wolfsmilch im Trockenrasen

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Bild 10: Euphorbia cyparissias_23. Mai 2017_Sonnenweg
Die Zypressen-Wolfsmilch tritt meist in Büscheln, Gruppen oder Herden auf, weil aus den Knospen des holzigen, schräg liegenden Erdstocks zahlreiche und aus Wurzelknospen einzelne Stängel sprießen. [1]
[1] HEGI V 1:167 ; DÜLL & KUTZELNIGG: 196f;  (siehe auch Bild 12)
Wurzelstock der Zypressen-Wolfsmilch

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Bild 11: Euphorbia cyparissias_Harzberg_29. Mai 2014
Die meisten Triebe haben Blüten und Früchte, dazwischen gibt es aber auch blütenlose Stängel, deren Blätter aber ebenso schmal und lang sind wie die der blütentragenden.
Blühtriebe und vegetative Sprosse der Zypressen-Wolfsmilch

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Bild 12: Euphorbia cyparissias_Harzberg_25. Mai 2017
Die Wurzeln streichen weit aus und tragen Wurzelknospen, aus denen Wurzelsposse entspringen können.
Rhizome uind Wurzeln der Zypressen-Wolfsmilch

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Bild 13: Euphorbia cyparissias & Uromyces pisi _Sonnenweg_23.05.2017
Hin und wieder trifft man neben „normalen“ Pflanzen der Zypressen-Wolfsmilch auf blütenlose Triebe, deren Blätter deutlich kürzer und weiter voneinander am Stängel angeordnet sind. Diese Missbildungen sind von einem Pilz, dem Erbsen-Rostpilz / Uromyces pisi verursacht. An der Unterseite der Blätter sind Sporengruppen als dunkle Punkte erkennbar. Der Pilz veranlasst die von ihm befallenen Triebe zur Absonderung von Nektar, den Insekten aufnehmen und dabei eine „wesentliche Rolle bei der Befruchtung des (heterothallischen) Pilzes“ spielen.[1]
[ Eine komplizierte Geschichte: [1] Wiki/Erbsenrost  und  dazu > wiki/Heterothallie  & wiki/Spermogonie  &  PFUNDER M.& Roy  B. A. (2000)]
Vom Rostpilz befallene Triebe der Zypressen-Wolfsmilch

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Bild 14: Euphorbia cyparissias_Sandbergstraße_18. Mai 2008
Cupressus sempervirens_Insel Solta, HR_08. November 2007
Die 1,5 bis 3 mm breiten Blätter (die den kaum 1mm dicken Zweigen der Mittelmeerzypresse / Cupressus sempervirens ähnlich sind) reichen an den vollsonnigen Standorten für die Fotosynthese und helfen Wasserverluste zu vermeiden.
Habitus der Zypressen-Wolfsmilch
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Bild 15: Euphorbia cyparissias_26. April 2003_Wegrand im Schwarzföhrenwald oberhalb des  Waldtennisplatzes
Diese Ameise ist, wie auch zahlreiche andere Insektenarten, am Nektar, der von den Honigdrüsen abgesondert wird, interessiert. Zur Zeit der Reife wird die Zypressen-Wolfsmilch nochmals für die Ameisen attraktiv: Die Samen besitzen nährstoffreiche Anhängsel, sogenannte Elaiosomen („Ölkörper“), die bei Ameisen begehrt sind, wodurch die Verbreitung der Samen gefördert wird. [1]
[1] wiki/Elaiosom & MAYER Tragdienste der Ameisen
Ameise im Blütenstand einer Zypressen-Wolfsmilch

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Bild 16: Euphorbia cyparissias_18. Mai 2008_an der_Sandbergstraße
Unter der Wipfeldolde aus etwa 15 Strahlen setzen meist wenige blütentragende Äste und oft mehrere Äste ohne Blüten an.
Die Kapselfrüchte sind kahl und durch kurze Warzen fein runzelig.
Zypressen-Wolfsmilch: Habitus und Kapsel

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Bild 17: Euphorbia cyparissias_oben: 06. Mai 2003_Böschung an der Sandbergstraße_unten: 31. Mai 2009_Strauß-Sandgrube 
Die Hüllchenblätter beginnen sich im Mai oft rot zu verfärben, wodurch möglicherweise Ameisen wirkungsvoller angelockt werden könnten [1]. Manchmal verändern auch die anderen Pflanzenteile die Farbe von grün zu rot.
[1] DÜLL & KUTZELNIGG: 198
Teile der Zypressen-Wolfsmilch können sich rot verfärben

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Bild 18: Euphorbia cyparissias_Harzberg_23.Mai 2017
Aus (fast [1]) allen Teilen der Pflanze tritt, wenn man sie verletzt, Milchsaft aus.
Alle Wolfsmilcharten sind mehr oder weniger giftig, der Milchsaft kann Hautreizungen, besonders an den Augen, verursachen. Es wird berichtet, dass sich bei Kindern, die Teile der Wolfsmilchpflanzen gegessen oder daran gesogen hatten, u.a. Magenschmerzen, Herzrhythmusstörungen , Bewußtseinsstörungen und Tobsuchtsanfälle eingestellt hatten. [2]
Die frischen Pflanzen werden von Tieren [3] wegen des scharfen Geruchs und Geschmacks weitgehend gemieden, nicht jedoch im Heu. Die Giftigkeit bleibt  auch nach der Trocknung erhalten: Bei Rindern können Vergiftungen durch Heu vorkommen, wenn die Pflanzen in größeren Mengen darin enthalten sind.[4]

[1] Nach Schnitten durch Kapseln und Samen konnte ich daraus keinen Milchfluss erkennen, aber sonst bei allen Pflanzenteilen vom Wurzelstock bis zu den obersten Hüllchenblättern. Andere haben festgestellt: „Auch die Samen der Wolfsmilch wirken abführend und giftig. [heilkräuter.de] Weiters: Die toxischen Stoffe sind vor allem im Milchsaft und in den Samen enthalten. [BRIEMLE: 16]
[2] [ROTH , DAUNDERER & KORMANN :339] Erste Hilfe: http://www.gizbonn.de/240.0.html
[3] Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, Hunde , Katzen, Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster Vögel.
botanikus.de
[4] ROTH , DAUNDERER & KORMANN :339]
Aus dem gebrochenen Stängel tritt Milchsaft aus

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Bunt-Wolfsmilch, Vielfarben-W. / Euphorbia polychroma

Bild 19: Euphorbia polychroma_Hofstätten_01. Mai 2010
Nicht nur uns, auch bestäubenden Insekten fällt die Vielfarben-Wolfsmilch (Bunte W.) / Euphorbia polychroma zur Blütezeit durch die leuchtend gelbe Färbung der Hüll- und Hüllchenblätter auf.
Blühemder Stock der Vielfarben-Wolfsmilch mit zahlreicen Stängeln

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Bild 20: Euphorbia polychroma_Steinkamperlweg_25. April 2004
Die Bunte Wolfsmilch kommt nur in unseren Flaumeichenwäldern (und den auf Eichenstandorten aufgeforsteten Schwarzföhrenwäldern) und in deren Säumen vor.
[ WILLNER & GRABHERR 1: 97, 102; 2: 81 und 2: 81]
Bunt-Wolfsmilch im Flaumeichenwald

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Bild 21: Euphorbia polychroma_Im Flaumeichenwald mit Schwarzföhren am Ost-Rand der Grauen Grube im Gradental_22. April 2007
Die Vielfarben-Wolfsmilch mit einer jungen Flaumhaar-Eiche / Quercus pubescens und einem Färber-Maier / Asperula tinctoria
Bunt-Wolfsmilch mit Flaumhaar-Eiche

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Bild 22: Euphorbia polychroma_an der Sandbergstraße_18. Mai 2008
Die Kapselfrüchte sind dicht mit wurmartigen Warzen besetzt
JUnger Fruchtstand der Bund-Wolfsmilch

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Bild 23Euphorbia polychroma_vergraste Böschung der Forsttsraße, im Brunntal, nahe der Brunenbuche
_10. Mai 2007
Die Wurm-Warzen auf den Kapseln sind anfangs gelbgrün , …
JUnger Fruchtstand der Bunt-Wolfsmilch

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Bild 24: Euphorbia polychroma_Harzberg_10. Mai 2014
… mit fortschreitender Reife verfärben sie sich rot.
Die Warzen an den Kapseln verfärben sich rot

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Warzen-Wolfsmilch / Euphorbia verrucosa

Bild 25: Euphorbia verrucosa_Grossau_27. April 2014
Auf einer Böschung am Rauhenbigl in Grossau blühen etliche Pflanzen, die man beim ersten Anblick für Bunt-Wolfsmilch / Euphorbia polychroma halten könnte.
Reich blühender Stock der Warzen-Wolfsmilch

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Bild 26:  Euphorbia verrucosa: Grossau, Rauhenbigl_08. Mai 2008
Die Blütenstände sind allerdings etwas kleiner, die Stängel sind kahl,  und die Warzen auf den Kapseln sind zwar auch wurmförmig, aber „kurze und dicke Würmer“ („kurzwalzlich“ in der Xflora 2008: 40): Hier wächst die Warzen-Wolfsmilch / Euphorbia verrucosa. (Mit Aufrecht-Waldrebe / Clematis recta)
Kapselwarzen der Euphorbia verrucosa

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Bild 27: Euphorbia verrucosa_Böschung Rauhenbigl_28. Mai 2017
Auch die Warzenwolfsmilch / Euphorbia verrucosa zeigt zur Blütezeit die gleiche starke Gelbfärbung der Hüllchen- und Hüllblätter wie die Bunt-Wolfsmilch / Euphorbia polychroma. Dadurch entsteht bei beiden Arten ein deutliches Signal für interessierte Insekten. Nach der Befruchtung schwindet die gelbe Farbe allmählich: Das Blattgrün überwiegt und stellt Aufbaustoffe für die Früchte zur Verfügung.
Leuchtend gelbe Hüllchenblätter der Euphorbia verrucosa

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Bild 28: Euphorbia verrucosa_Böschung Rauhenbigl_28. Mai 2017
Warzen-Wolfsmilch mit kurzwalzlichen Warzen auf den Kapseln [Xflora 2008: 460] und grünen Hüllchen- und Hüllblättern.
Kapseln der Warzen-Wolfsmilch nach der Blüte

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Bild 29: Euphorbia verrucosa_Böschung Rauhenbigl_29. Mai 2008
Auch bei der Warzen-Wolfsmilch / Euphorbia verrucosa können sich die Warzen mit zunehmender Reifung der Früchte rot verfärben.
Verfärbung der Warzen der warzen-Wolfsmilch

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Bild 30:
re: Euphorbia verrucosa_Böschung Rauhenbigl_28.05.2017
li: Euphorbia polychroma_Eichenwald am Steinkamperl_25. April2004-01
Die Stängel der Bunt-Wolfsmilch / Euphorbia polychroma sind dicht waagrecht abstehend behaart, die der Warzen-Wolfsmilch / Euphorbia verrucosa kahl oder weichhaarig [1]. Ich habe nur Pflanzen der Warzen-Wolfsmilch mit kahlen Stängeln gefunden.
[1] HEGI V1: 157
Behaarungsunterschiede bei Euphorbia verrucosa und Eu. polychroma

Weitere Arten der Wolfsmilch folgen  im  Juni 2017.