Mai 2019

Kressen-Schaumkraut [1]  /  Cardamine amara


Bild 01: Cardamine amara_Remise, Zulauf_21. April 2008
Nur an wenigen Stellen an den Rändern des Rohr- und des Hörmbaches (Remisebaches) finden wir die Bachkresse [1]. Sie hat gefiederte Blätter, die einst gerne als Salat verwendet wurden..
[1] Kressen-Schaumkraut, Falsche Brunnenkresse, Wildkresse, Bitter-Schaumkraut [Xflora:638];
Bitteres Schaumkraut am Bach
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Bild 02: Cardamine amara_wie Bild 01
Die Bachkresse ist eine Staude: Kriechende bewurzelte Triebe [1] überdauern und bilden jedes Jahr neue aufsteigende Stängel [2], die zahlreiche wechselständige Blätter mit meist 3 oder 4 Fiederpaaren und einem Endblättchen tragen.
Der Stängel schließt mit einer Blütentraube ab, weitere Trauben entspringen aus den Achseln der oberen Stängelblätter.
[1] Die Triebe sind weitaus zarter als die Rhizome der beiden Zahnwurzarten Cardamine (Dentaria) enneaphyllos und Cardamine (Dentaria) bulbosus (April 2019, Bild 3 & 13). Es gibt weitere Zahnwurzarten, die aber auf dem Gemeindegebiet nicht auftreten.
[zu 2] “Primärwurzel frühzeitig durch eine waagrecht kriechende, beblätterte Ausläufer treibende Grundachse ersetzt. Stengel am Grund niederliegend, aufsteigend oder aufrecht.“ [HEGI IV-1:201]
[zu 2] wiki/Bitteres_Schaumkraut [23.05.2019]; Legtriebstaude (?) KÄSTNER A. & KARRER G. (1995): 29

Bitteres schaumkraut Herbar

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Bild 03: Cardamine amara_wie Bild 01 & 02
Die Antheren der Bachkresse (= der Falschen Brunnenkresse) / Cardamine amara sind meist purpurrot im Unterschied zu der im Habitus und im Gebrauch als Salatpflanze ähnlichen Echten Brunnenkresse / Nasturtium officinale [1].
[1] Siehe Bild 7,8,9

Bitteres schaumkraut mit purpurnen Staubgefäßen

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Bild 04: Cardamine amara_wie Bild 01  & 02 & 03
Neben den vielfach beschriebenen purpur–violetten Antheren [1] bis [7] konnten in der Bad Vöslauer Flora auch davon abweichende Staubgefäße beobachtet und dokumentiert werden: blaue Antheren …
[1] „Staubkölbchen purpurn, zuletzt schwärzlich“ NEILREICH: 718 ; „Durch die purpurnen Antheren von allen Arten dieser Gattung und dem ähnlichen Nasturtium officinale […] zu unterscheiden“ [NEILREICH: 718]    [2] „Antheren purpurn“ BECK: NOE: 453    [3] Staubbeutel bis 1 mm lang, purpur-violett HEGI IV 1.:201     [4] „Staubblätter violett (vgl. Nasturtium) OBERDIORFER: 446     [5] Staubbeutel violettt, Stg markig“ ROTHMALER    [6] „Antheren violett“ Xflora2008 : 638   [7] Staubbeutel violett . NÖFlora 1: 160 
Biteres Schaumkraut mit blauen Antheren

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Bild 05: Cardamine amara_wie Bild 01 bis 04 
.. und gelbe Antheren: Folgt man den Bestimmungsschlüsseln [8] gelangt man zum Wiesen-Schaumkraut / Cardamine pratensis, das es auf dem Boden der Gemeinde Bad Vöslau nicht gibt [9]. Im Bestimmungsschlüssel zur Flora der Schweiz wird für Cardamine amara angeben: „Staubbeutel purpurn (selten hellgelb)“ [10]
 [8] z.B Xflora 2008: 638, Pkt. 16; OBERDORFER 1979: 446; ROTHMALER 1976: 213f     [9] und auch in der Traiskirchner Flora nicht: SAUBERER & TILL (23.05.2019)     [10] HESS & al 2010: 222
Bitteres Schaumkraut mit gelben Staubgefäßen

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Bild 06: Cardamine amara_Rohrbach_28. April 2019
Manchmal kann der Eindruck von gelben Staubbeuteln dadurch entstehen, dass diese schon kurz nach dem Öffnen vom austretenden Pollen gelb sind und sich stark auswärts biegen, wodurch ihre Außenseiten nur schwer zu sehen sind (Pfeile). Es ist aber bei einigen Pflanzen zu erkennen, dass die Staubbeutel nicht nur purpurn, sondern auch gelb bis fast weiß gefärbt sein können. Bisweilen sind purpurne oder violette und gelblichweiße Staubbeutel in derselben Blüte zu sehen (gelbe Pfeile).
einzelne Staubgefäße vom Bitteren Schaumkraut

Weitere Cardaminearten ab Bild 10

Echt-Brunnenkresse /  Nasturtium officinale


Bild 07: Nasturtium officinale_neues Hörmbachbett_31. Mai 2012
Ähnlich im Erscheinungsbild ist die Echt-Brunnenkresse / Nasturtium officinale. In allen vorher genannten Bestimmungsschlüsseln [1] wird die Farbe der Staubbeutel als Unterscheidungsmerkmal angegeben: violett – purpurne Antheren für die Bachkresse (Falsche Brunnenkresse) / Cardamine amara, gelbe für die Echte Brunnkresse / Nasturtium officinale. Wie zu sehen ist, kann man beim Bestimmen in Schwierigkeiten geraten, wenn man (wohl nur selten) auf eine Cardamine amara mit gelben Antheren stößt.
    [1] Siehe Fußnoten zu Bild 04Brunnenkresse

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Bild 08: li : Cardamine amara_Remise_06. Mai 2015__re ob: Nasturtium officinale _Hörmbach_ob: 17. Oktober 2011_unt: 31. Mai 2012
Als Unterscheidungsmerkmale können auch die Abzweigwinkel der Fruchtstiele dienen: bei der Bachkresse etwa 20 bis 45°, bei der Brunnenkresse mindestens 60°. Die Schoten sind bei der Bachkresse flach und zusammengedrückt, bei der Brunnenkresse durch gewölbte Fruchtklappen im Querschnitt ± rund.
[Xflora: 624, Pkt. 6]
Brunnenkresse und Bitteres Schaumkraut, Vergleich Blüten- und Fruchtstand

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Bild 09: oben: Nasturtium_Hörmbach_Cardamine amara_Rohrbach_ unten_re: Nasturtium_Hörmbach_22. April 2016_li:Viertelgraben_03.06.2003
Ein weiteres ± verlässliches Differentialmerkmal ist die Beschaffenheit der Stängel; die der Echten Brunnenkresse /Nasturtium sind meist hohl, die der Falschen B. / Cardamine amara mit Mark gefüllt.
Einzelne Triebe können von diesem Muster abweichen: Man findet auch (junge) Stängel der Brunnenkresse ohne zentralen Hohlraum. Manchmal ist ein kleines Loch im Querschnitt von einzelnen Stängeln des Bitter-Schaumkrautes / Cardamine amara erkennbar (das aber nur etwa ein Zehntel des Durchmessers des Stängels misst, während bei der Brunnenkresse meist etwa ein Drittel des Durchmessers markfrei ist).
Brunnenkresse und Bitteres schaumkraut, Vergleich der Triebquerschnitte

Garten-Schaumkraut  /  Cardamine hirsuta

Bild 10: Cardamine hirsuta_Garten_17. April 2003
Aus der Gattung Schaumkraut / Cardamine kommen auf Vöslauer Boden drei ein- bis zweijährige Arten vor.
Das Garten-Schaumkraut [1] Cardamine / hirsuta finden wir auf feuchten Böden in Gärten und in Friedhöfen auf frischen Ruderalflächen, manchmal auch an Böschungen von Forststraßen [2] . Die Art ist konkurrenzschwach, d.h. dass sie von konkurrenzstärkeren Arten, vor allem von Gräsern, verdrängt wird.
[1] Schaumkraut wegen des Schaums, den die Larven der Wiesenschaumzikade [Wikipedia : Schaumzikaden; 30.05.2019], an den Stängeln des Wiesen_Schaumkrautes / Cardamine pratensis (das auf dem Gemeindegebiet nicht vorkommt) absondern. “Der Schaum schützt die darin sitzende Larve auch vor Feinden, erhält aber in erster Linie die für die Weiterentwicklung nötige Feuchtigkeit und Temperatur.“ [WIKI Pedia: Kuckucksspeichel; 30.05.2019]
[2] Veitinger Gebirge über Totenkopf und Hanifland zum Roten Kreuz und zum Himmel: kalkarme Böden. Die Art ist kalkmeidend.

Garten-Schaumkraut

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Bild 11: Cardamine hirsuta_Garten_29. März 2008
Merkmale gegenüber dem ähnlichen Wald-Schaumkraut / Cardamine flexuosa sind die geringe Zahl der Blätter auf den kahlen oder zerstreut [1] behaarten Stängeln
[1] Stufen der Behaarungsdichte: spärlich – zerstreut – locker – dicht – sehr dicht [Xflora2008: 71]
Garten-Schaumkraut

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Bild 12: Cardamine hirsuta_wie Bild 10
Die jungen Früchte überragen die Blütenknospen deutlich. Die Kelchblätter der Blüten sind (meist?) rötlich [1] und etwa halb so lang wie die weißen Kronblätter.
[1] WIKIPEDIA: „Behaartes Schaumkraut“ 28.05.2019.
Garten-Schaumkraut, Blüten

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Wald-Schaumkraut  /  Cardamine flexuosa

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Bild 13: Cardamine flexuosa_Totenkopf_27. April 2011
An den etwas hin und her gebogenen (= flexuosus) Stängeln des Wald-Schaumkrautes / Cardamine flexuosa sitzen je 4 bis 10 gefiederte Blätter.
Wald-Schaumkraut

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Bild 14:  Cardamine flexuosa_wie Bild 14
Die Kelchblätter sind beim Wald-Schaumkraut stets grün (mit weißem Rand).
Wald-Schaumkraut Blütenstand, Kelhblätter

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Bild 15:  Cardamine flexuosa_ca. 800m etwa südlich von Hofstätten_01. Mai 2013
Auf einem Holzweg durch einen jungen Buchenwald tritt das Wald-Schaumkraut in großer Zahl auf.
Wald-Schaumkraut

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Bild 16: Cardamine flexuosa_wie Bild 16
Neben der größeren Zahl (4-10) von Blättern je Stängel ist die reichliche Behaarung im unteren Teil des Stängels ein entscheidendes Merkmal des Wald-Schaumkrautes.
Wald-Schaumkraut, ganze Pflanze, Stängelbehaarung

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Bild 17  Cardamine flexuosa_Haidlhoferwald_22. April 2014
Die Blüten werden nicht oder kaum von den unterhalb positionierten jungen Früchte überragt.
Wald-Schaumkraut

Bild 18: Cardamine flexuosa_nasser Waldweg nahe beim Roten Kreuz_09. Mai 2013
Wald-Schaumkraut, am Standort, Herbar

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Bild 19: Cardamine flexuosa_1,6 km etwa westlich vom ehemaligen Forstgarten Hanifland_21. Mai 2017
In einer Fahrschneise durch einen jungen Buchenwald wachsen nebeneinander auf sehr nassem Boden das Wald-Schaumkraut / Cardamine flexuosa und die Bach-Sternmiere / Stellaria alsine. Die Stiele der Schoten stehen beim Wald-Schaumkraut stärker ausgewinkelt als beim Garten-Schaumkraut und überragen daher die Blüten kaum. (vgl Bild 12, 13!)
Wald-Schaumkraut auf nassem Standort

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Bild 20: Cardamine hirsuta_Garten_8. April 2009
In manchen Beschreibungen und Bestimmungsschlüsseln fehlen Angaben zu der Farbe der Kelchblätter [1] HEGI gibt für beide grünlich-violett an [2], Wikipedia  für Cardamine hirsuta „ grünlich violetter Färbung“, für C. flexuosa „grünlich gefärbt“ [3]. Diese Aussage bestätigt meine  eigenen Beobachtungen: Pflanzen mit kahlen und schwach beblätterten Stängeln an sonnigen und halbschattigen [4] Standorten haben meist eine deutlich rötlich—violette Färbung mit weißen Rändern (manchmal erst, wie in diese Pflanze, während oder nach der Anthese ?), Pflanzen mit dichter beblätterten und ± dicht behaarten Stängeln in frisch-feuchten Wäldern haben von Anfang an bis zum Abfallen hellgrüne, weiß berandete Kelchblätter.[Siehe  Bild 14 bis 19].
[1] NEILREICH, BECK, Xflora2008; HESS & al]      [2] HEGI-IV-1-207 & 208    [3] wiki: Behaartes Sch., Wwiki Wald-Sch. (28.05.2019]  [4] Halbschattig  [

Garten-Schaumkraut, Blütenstand

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Bild 21: Cardamine hirsuta_nahe dem Waldrand am östlichen Ende einer frischen Wiese, etwa 500m SSW von der Rotte Hofstätten_01. Mai 2013
Bisweilen dürfte der Standort Auswirkung auf die Ausprägung der Merkmale haben. Die meisten Merkmale sprechen bei dieser Pflanze für Cardamine hirsuta: fast kahle Stängel tragen je zwei Blätter, die Schoten überragen auf aufrechten Stielen geringfügig die Blüten; aber die Kelchblätter sind weiß berandet und grün.
NEILREICH sieht Cardamine flexuosa im Sinne der Xflora 2008 als Varietät β silvatica von der Art Cardamine hirsuta an; bei ihm ist die Varietät α campestris die C. hirsuta i. S. d. Xflora 2008. Er stellt fest, dass an sonnigen Waldrändern Übergangsformen der beiden Varietäten zu finden sind [1] . Vielleicht ist das ein derartiges Individuum. (Wenn die Farben der Kelchblätter tatsächlich so eindeutige Artmerkmale sind wie bei Bild 20 beschrieben.)
[1[ NEILREICH: 71
Garten-Schaumkraut in einer Wiese


Spring-Schaumkraut / Cardamine impatiens

Bild 22: Cardamine impatiens_oberer Kalkgraben_22. Mai 2016
Das Spring-Schaumkraut ist eine ein- oder zweijährige Halbrosettenpflanze: Im untersten Stängelabschnitt sitzen die Grundblätter ganz dicht übereinander und bilden so eine Rosette, aus deren Zentrum sich ein beblätterter Stängel erhebt [1].  Die Blätter der Rosette sind in der zweiten Vegetationsperiode meist abgestorben [2]. In den Achseln der oberen Stängelblätter entspringen Zweige, die jeweils mit einer Traube aus zahlreichen Blüten abschließen.
[1] Xflora 2008: 1295]      [2] HEGI-IV-1: 203
Spring-Schaumkraut

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Bild 23: Cardamine impatiens_zwischen Hofstätten und Trenkerkreuz_11. Juli 2004
Die Stängelblätter haben am Grund pfeilförmige Öhrchen.
Spring-Schaumkraut, Blattöhrchen

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Bild 24:  Cardamine impatiens_ob: Von der Hofstättenwiese zum Roten Kreuz_22. Mai 2008_unt: 24. April 2010
Die Blüten sind von Größe und Farbe her unscheinbar, 2 - 3 mm lang und bleich bis blass grünlichgelb; oft können die Kronblätter fehlen.
Sprin-Schaumkraut, Blütenstände

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Bild 25: Cardamine impatiens_unterer Kalkgraben_22. Mai 2016
Die Stängelblätter tragen 6 bis 9 Fiederpaare, die Fiederchen sind 4- 8 mal so lang wie breit, (je weiter oben umso schmäler, lanzettlich bis schmallanzettlich) und verleihen der Pflanze einen grazilen Habitus.
Sprin-Schaumkraut

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Bild 26 : Cardamine impatiens _Kalkgraben_28. Juni 2015
Das Artepitheton (der Artbeiname [1]) impatiens bedeutet „nicht ertragend, nämlich die Berührung der reifen Früchte, die dann aufspringen“[2]: Zwischen den Samen und der Fruchtklappenwand liegen mehrere Schichten von mit Wasser gefüllten Zellen, die gegen die [4] Klappenwand drücken. Wenn die Früchte reif sind, reißen die Klappen plötzlich vom [5] Rahmen der Schote ab und rollen sich aufwärts auf [3]
[1] Xflora 2008: 46    [2] HEGI IV-1: 203    [3] [HEGI IV-1: 205,  Tafel 125, Fug. 36   [4] grüne Pfeile, Klappen  [5] blaue Pfeile Rahmen der schoten
Spring-Schaumkraut, Schoten

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Bild 27: Cardamine impatiens_Grenzgraben_28. Juni 2015

Die Samen werden nun wenige Meter weit weggeschleudert [1] . Daher sind in den folgenden Jahren meist mehrere bis zahlreiche Pflanzen auf engem Raum vorzufinden. Da die Samen frisch etwas klebrig sind, werden sie über diesen durch die „Saftschleudertechnik“ begrenzten Raum hinaus über weite Strecken von Tieren und Menschen vertragen. Daher finden wir die Pflanzen meist entlang von Wegen.
[1] HEGI IV-1: 205
Dichter bestand vom Spring-Schaumkraut

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Bild 28: Cardamine impatiens_Forststraße zwischen Hofstätten und Trenkerkreuz_11. Juni 2004
Das Spring-Schaumkraut kann auf dem Rücken des „Triestingschotters“ [1] vom Vogelsang bis zum Himmel, im Rohrbachtal und in den großen Gräben des Hohen Lindkogels, z.B. im Kalkgraben, als Halschattenpflanzen in kleineren und größeren Lichtungen und in Waldrandsituationen einzeln, in Gruppen oder Herden auftreten.
[1] BRIX & PLÖCHINGER, Geologische  Karte 76
Blühendes Spring-Schaumkraut

Ende Mai 2019