November 2005

 

Lampionblume oder Judenkirsche / Physalis alkekengi

Die Lampionblume oder Judenkirsche  finden wir im Gemeindegebiet nur an einigen Stellen, dort aber stets in größeren Herden.

Bild 01: Physalis alkekengi_Kalkgraben_07. November 2004
Die Judenkirsche ist eine anspruchsvolle Pflanze. Ihr Wärmebedarf ist groß: So kommt sie im Mittelmeerraum vor, in Mitteleuropa nur in den klimabegünstigten Regionen, vor allem in Weinbaugebieten, in Österreich sind ihre Fundorte in der Pannonischen Klimazone zerstreut, sonst selten. Der Boden muss humus-, nährstoff- und lehmreich sein, soll gut feucht sein, d.h. heißt, er darf nicht nass- und dadurch luftarm- sein, aber auch nicht austrocknen. Offensichtlich wird die Kombination all dieser Ansprüche nur an wenigen Plätzen befriedigt; dort aber kann die Judenkirsche mit Hilfe ihrer Ausläufer dichte Bestände bilden. Das kann in Muldenlagen in Laubwäldern sein ...

Physalis alkekengi-Kalkgraben_November07.2004

Bild 02: Physalis alkekengi_Gainfarn-Weichselberger Oktober06.2005
... oder, wie zwischen den Weingärten der Gainfarner Riede Weichselberger, auf einem langgezogenen Hügel aus Schotter und Lehmerde, wo die Judenkirsche mit Brennnesseln (Urtica dioica), Waldreben (Clematis vitalba) und üppig wucherndem Hopfen (Humulus lupulus) konkurrieren kann.
Physalis alkekengi_Gainfarn-Weichselberger OKtober06.2005

     Die Herkunft des seltsam klingenden botanischen Artbeinamens alkekengi wird schon in den "Kräuterbüchern" des 16. Jahrhunderts erläutert :
" die Apotecker und eins theils der Arabischen ärzt geben im ein gebrochenen namen/ von dem alten Griechischen wort Halicacabi entsprungen/ und neennens alkekengi." [1]
     Den Namen Judenkirsche hat die Pflanze von der auffallenden Fruchthülle: diese hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Kopfbedeckung, durch die auf Abbildungen des frühen Mittelalters Juden charakterisiert wurden.[2]
     Ein weiterer Name für
Physalis alkekengi ist Blasenkirsche. Diese Benennung stammt nicht, wie man annehmen könnte, von der lampionartigen Blase, die die Beere umgibt, sondern von ihrer früheren Verwendung als Heilmittel für Blasenleiden:      ".../dann es hat wunderbarlichte krafft und tugend/ alle verhindernuss des harns zu benemmen/ der ursach halb wirt es auch/ wie obgesagt/ inn Latin Vesicaria genennet/ dann die Blaß heißt inn Lateinischer spraach Vesica. ..." [3]
      Als Heilpflanze wurde die Blasenkirsche früher wohl auch häufiger in Gärten kultiviert. Schon vor etwa 5000 Jahren haben, auch in Niederösterreich, die Menschen die Beeren von Physalis alkekengi gesammelt und genutzt. [4]
[1] RYFF I. 193 r  [2] MARZELL 3: 708 und   Judenhut    [3] ] RYFF I. 193 v  [4] KRENN-LEEB

Blasenkirsche

Giftigkeit und Essbarkeit der Pflanze werden in den verschiedenen Quellen unterschiedlich dargestellt. Alle Teile, mit Ausnahme der essbaren Beere, werden als giftig beschrieben. Manche Autoren bezweifeln aber, ob die Beeren immer ungiftig sind. [1] Es sind wohl eher Inhaltsstoffe im Kelch und im Fruchtansatz, die beim Pflücken an den Fingern haften und zu unangenehmen Nebenerscheinungen führen können, wie schon 1573 jedes Kind wusste:
"...sie vor bitterkeit nit essen/ solches wissen auch die KInder/ dann wann sie die Schlutenbeer essen wöllen/ brechen sie das bläßlin sittiglich auff/ und beissens also ab von den stilchen ohn alle berürung. ..." [2]
[1] ROTH & al.:560f    [2] RYFF: 193 v


Bild 03: Physalis alkekengi_Blüte_09. Juni 2005
Die Blüten sind unscheinbar. Die grünlich-weißen Blumenkronblätter werden am Grunde (im BIld oben) von einem grünen Kelch umgeben, der in 5 kleinen Zipfeln endet.
Physalis alkekengi-Blüte Juni 09 2005

Bild 04: Physalis alkekengi_Frucht_ 06. Oktober 2005
Aus dem Fruchtknoten wird nach der Befruchtung die Frucht, die zu der roten Beere heranreift, die zarten Kelchblätter entwickeln sich durch einen ungewöhnlich starken Wachstumsschub zur lampionartigen Fruchthülle.

Physalis alkekengi-Frucht_ Oktober06.2005.jpg