November 2012

Hirsen und "Hirsen" und deren Doppelgänger:
Sorghum, Digitaria, Cynodon, Bothriochloa, Echinchloa, Milium, Piptatherum

Kultur-Rispenhirse / Panicum miliaceum subsp. miliaceum

Bild 01: Panicum miliaceum_Am Rande eines Maisfeldes_15. August 2009
Die Kultur-Rispenhirse wurde in Österreich seit der Kupferzeit kultiviert [1] und war im Mittelalter als Hirsebrei Hauptnahrungsmittel,  vor allem für die ärmere Bevölkerung. In der frühen Neuzeit verdrängten Kartoffel und Mais die Hirse immer mehr vom Speiseplan. [2]. NEILREICH schrieb 1858: „Wird vorzugsweise als Vogelfutter (Brein) auf Feldern im Grossen gebaut, kömmt aber auch überall auf wüsten Plätzen und bebautem Lande verwildert vor."[3]

[1] http://ufg2.univie.ac.at/alexandra-krenn-leeb/forschungsprojekte/meidling/
[2] Wikipedia: Hirse
[3]NEILREICH 1858: Flora von NÖ

Panicum miliaceum _In einem Maisfeld östlich des Wasserleitungsdammes_15. August 2009

 

Bild 02: Panicum miliaceum: Zwei unterschiedlich weit entwickelte Pflanzen aus der in Bild 01 gezeigten Gruppe
[vgl: http://www.hirsemuehle.de/hirse_htmls/hirse_botanik.htm > Klassifikation]
Die in Vöslau gefundene Unterart der Rispenhirse, die Bauern-Rispenhirse / Panicum miliaceum subsp. agricola unterscheidet sich von der Kulturrasse dadurch, dass die Spelzfrüchte (eigentlich die die Frucht fest umschließenden Deck- und Vorspelzen) olivgrün bis schwarz sind (bei der subsp. miliaceum gelb oder rötlich) und zur Reifezeit leicht aus den weiterhin anhaftenden Hüllspelzen ausfallen, während bei der Kulturrasse  / P.m.subsp. miliaceum die Früchte nicht ausfallen [4] und erst beim Dreschen gewonnen werden (wurden). Bei der Bauern-Rispenhirse handelt es sich möglicherweise um einen Abkömmling der Kultur-Rispenhirse, der erst neu entstanden ist [5 ].

(Aufzulösen ist noch der Widerspruch zur Beschreibung in Meyers Konversations-Lexikon aus dem Jahre 1888: „...wird in mehreren Varietäten mit weiß, gelb, rotgrau und schwarz beschalten Körnern kultiviert. ... Zur Ernte schneidet man die Rispen, sobald sich in den Spitzen derselben reife Körner zeigen, und bringt sie zur Nachreife unter Dach ... [6]. Es gab also auch Sorten der Kultur-Hirse mit dunklen Spelzen. Und grundsätzlich musste die Hirse rechtzeitig geerntet werden, weil sonst die Früchte schon auf dem Acker ausgefallen wären.)

[4 & 5] Exkursionsflora, S 1206 http://www.xflora.info/
[6]http://www.peter-hug.ch/lexikon/hirse oder eLexikon > Meyers > Band 8 > Seite 8.570 > Hirse
[*] Umfangreiche Informationen zur Kulturgeschichte der Hirse: http://www.hirsemuehle.de/hirse_htmls/hirse_kulturgeschichte.htm

Zwei unterschiedlich weit entwickelte Pflanzen aus der in Bild 01 gezeigten Gruppe

 

 

Bild 03: Panicum miliaceum_ In einem Maisfeld nördlich von Grossau („Hageln") _12.August 2012

Panicum miliaceum_ In einem Maisfeld nördlich von Grossau

 

 


Sorgumhirse / Sorghum bicolor

Bild 04: Sorghum bicolor_15. August 2009
Ein Feld mit Sorgumhirse auf den Riegeläckern: Zum Teil blühen die Pflanzen noch, zum Teil hat die Fruchtreife schon begonnen. Die Sorgumhirse / Sorghum bicolor ist ein alte Kulturpflanze Afrikas. („Mohrenhirse" und „Kaffernhirse" sind vom kolonialen Verständnis geprägte Namen für diese Art.) Selten wird sie auf unseren Feldern kultiviert.

Ein Feld mit Sorgumhirse auf den Riegeläckern: zum Teil blühen die Pflanzen noch, zum Teil hat die Fruchtreife schon begonnen.

 


Aleppohirse (Wild-Sorgumhirse) / Sorghum halepense

Bild 05 : Sorghum halepense_Bahnhof Bad Vöslau_ 07. August 2005
Nur vorübergehend konnte sich die Aleppohirse  in der grasbewachsenen Böschung im Bahnhof halten. Nach Beendigung der Arbeiten für die Errichtung der Schallschutzwände wurde sie an diesem Fundort nicht mehr gesehen.

Nur vorübergehend konnte sich die Aleppohirse (Wild-Sorgumhirse) / Sorghum halepense in der grasbewachsenen Böschung im Bahnhof halten.

 

Bild 06: Sorghum halepense_Oberkirchen-Weingärten_21.August.2012

Sorghum halapense_Oberkirchen-Weingärten_21.August.2012

 

Bild 07: Shorgum halepense_Oberkirchen_22. August 2012
Die Knoten der Halme (gelber Pfeil) sind kurz und dicht behaart, die Blatthäutchen der 2-3cm breiten Blätter sind am oberen Rand in etwa 1mm lange Borsten aufgelöst (rote Pfeile), das verzweigte Rhizom ist kräftig mit etwa 1cm starken Ästen (unten).

Die Knoten der Halme (gelber Pfeil) sind kurz und dicht behaart, die Blatthäutchen der 2-3cm breiten Blätter sind am oberen Rand in etwa 1mm lange Borsten aufgelöst (rote Pfeile), das verzweigte Rhizom ist kräftig mit etwa 1cm starken Ästen (unten).

Bild 08: Sorghum halepense_Bahnhof Bad Vöslau_7. August 2005
Die Ährchen sind am Ende der Rispenzeige zu dritt, sonst zu zweit angeordnet. Neben der Basis eines auf dem Rispenzweig sitzenden Ährchens mit Zwitterblüte (mit 2 bürstenartigen Narben und drei Staubbeuteln) entspringen 1 oder 2 Stiele, die Ährchen mit jeweils einer Staubblüte tragen. (Beim oberen sind die Staubblätter schon abgefallen, beim unteren zwei entleerte Antheren noch erhalten.)

Die Ährchen sind am Ende der Rispenzeige zu dritt, sonst zu zweit angeordnet. Neben der Basis eines auf dem Rispenzeig sitzenden Ährchens mit Zwitterblüte (mit 2 bürstenartige Narben und drei Staubbeuteln) entspringen 1 oder 2 Stiele, die Ährchen mit jeweils einer Staubblüte tragen (beim oberen sind die Staubblätter schon abgefallen, beim unteren zwei entleerte noch erhalten)

 

 


 Hühnerhirse / Echinochloa crus-galli

Bild 09: Echinochloa crus-galli_Grossau_29. September 2012
Spelzenfrüchte der Hühnerhirse: Die Früchte sind von einer Vor- und einer Deckspelze (nicht sichtbar) und von drei Hüllspelzen eingeschlossen, von denen zwei etwa so lang wie die Frucht sind, die dritte hat etwa 1/3 der Länge der Frucht. Eine der beiden längeren Hüllspelzen kann in eine 0,5mm bis 25 mm lange Granne ausgezogen sein. Rechts unten: Eine Hüllspelze ist entfernt, dadurch wird die Deckspelze sichtbar.

Spelzenfrüchte der Hühnerhirse / Echinochloa crus-galli: Die Früchte sind von einer Vor- und einer Deckspelze (nicht sichtbar) und von drei Hülspelzen eingeschlossen, von denen zwei etwa so lang wie die Frucht sind, die dritte hat etwa 1/3 der Länge der Frucht. Eine der beiden längeren Hüllspelzen kann in eine Granne 0.5mm bis 25 mm lange ausgezogen sein. Rechts unten: eine Hüllspelze ist entfernt, dadurch wird die Deckspelze sichtbar.

 

Bild 10: Echinochloa crus-galli & Setaria pumila_in einer Bearbeitungslücke in einem Getreidefeld_18. Juli 2012
Die Früchte der Hühnerhirse / Echinochloa crus-galli wurden seit alters her in Europa als Nahrungsmittel genutzt. Die Paläobotanik hat dies für die Latené-Zeit in Niederösterreich nachgewiesen. [7]. Heute ist sie ein konkurrenzstarkes Unkraut in nassen und feuchten Äckern.

[7] http://www.erbsenzaehler.at/download/papers/Kohler-Schneider%20M,%20Heiss%20AG%202010.pdf Paläobotanik

Echinochloa crus-galli & Setaria pumila_in einer Bearbeitungslücke in einem Getreidefeld_18. Juli 2012

 

 

Bild 11: Echinochloa crus-galli_ am Rande eines Maisfeldes nördlich von Grossau („Hageln") _12.August 2012

Echinochloa crus-galli_ am Rande eines Maisfeldes nördlich von Grossau

 

 

Bild 12: Echinochloa crus-galli_am Rande eines Sonnenblumenfeldes nördlich von Grossau („Hageln") _12.August 2012

Echinochloa crus-galli_am Rande eines Sonnenblumenfeldes nördlich von Grossau

 


Bild 13: Echinochloa crus-galli_oben: im Hofstättenwald_9. September 2012; unten: im Haidlhoferwald_14. August 2005
Die Hühnerhirse wächst auch auf feuchten Erdhaufen, in Gräben und an Rändern nasser Waldwege.

Die Hühnerhirse wächst auch auf feuchten Erdhaufen, in Gräben und an Rändern nasser Waldwege

 

Bild 14: Echinochloa crus-galli_15.09.2012 & 14.08.2005
Die Hüllspelzen können lange Grannen tragen oder grannenlos und nur zugespitzt sein.

Die Deckspelzen können lange Grannen tragen oder grannelos und nur zugespitzt sein.

Bild 15: Echinochloa crus-galli: oben bei Haidlhof-15.09.2012_li Mitte: bei Hofstätten-09.09.2012_li unten: Oberkirchen-04.07.2003_re unten: Reichhaltäcker-12.08.2012
Der Name Hühnerhirse soll auf die Ähnlichkeit der Ährenrispe mit dem Lauf eines Hahnes verweisen.

Der Name Hühnerhirse soll auf die Ähnlichkeit der Ährenrispe mit dem Lauf eines Hahnes verweisen.

 

 

Bild 16: Echinochloa crus-galli_29.September 2012
Grannenlose und langgrannige Pflanzen können gemischt nebeneinander stehen, wie in diesem Weingarten östlich von Grossau (`Mandler´)

Grannenlose und langgrannige Pflanzen können gemischt nebeneinander stehen, wie in diesem Weingarten östlich von Grossau

 

 

Bild 17: Echinochloa crus-galli_25. September 2012_Grossau (´Viertelacker´)
Zwischen langgrannigen Pflanzen (var. crus-galli) und grannenlosen oder sehr kurzgrannigen (var. submutica) gibt es auch Pflanzen, bei denen ein Teil der Ährchen lange, ein anderer Teil kurze oder keine Grannen trägt.

Zwischen langgrannigen Pflanzen (var. crus-galli) und grannenlosen oder sehr kurzgrannigen (var. submutica) gibt es auch Pflanzen, bei denen ein Teil der Ährchen lange, ein anderer Teil kurze oder keine Grannen trägt

 

 


Fingerhirse / Digitaria sanguinalis

Bild 18: Digitaria sanguinalis_18.07.2012_Millöckergasse-07
Bei der Fingerhirse  entspringen an jedem Halm mehrere Ähren, wodurch der gesamte Blüten- bzw. Fruchtstand den ausgespreizten Fingern einer Hand ähnelt. Für diese Grasart ist auch der Name Bluthirse gebräuchlich. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass Dioscurides (im 1. Jh. nach Chr. ) schrieb: „Ihre Wurzel, fein gestossen, als Umschlag verklebt Wunden ." [9] Samuel Hahnemann bezweifelte die heilende Wirkung der Bluthirse: „Die länglichten, süßlichten Samen (sem. graminis sanguinarii, ischaemi) hielten die Alten von trocknender zusammenziehender Natur, und verordneten sie (ohne hinreichende Gründe) in Bauch- und Blutflüssen." [10]
Die Früchte der Bluthirse waren als Nahrungsmittel von Bedeutung. „Die Bluthirse (Digitaria sanguinalis), auch Himmeltau oder Manna genannt, war Unkraut und Kulturpflanze zugleich. Sie wurde in kleinen Streifen und Beeten angebaut und nach der Samenreife gedroschen. Ihr Stroh verwendete man als Viehfutter; die Körner enthülste man in Stampfen und wurden dann mit Milch zu Brei gekocht, gesüßt und nach dem Erkalten gegessen." In gleicher Weise wurde auch die Kolbenhirse /Setaria italica verwendet. [11] In der Steiermark wurde die Bluthirse noch nach dem II. Weltkrieg kultiviert. [12]

[9] http://www.pharmawiki.ch/materiamedica/index.php?page=Buch_IV 30. Agrostis.].
[10] http://buecher.heilpflanzen-welt.de/Hahnemann-Apothekerlexikon/b/bluthirse.htm
[11] http://www.landespflege-freiburg.de/ressourcen/culterra/culterra_31.pdf
[12] Elise Hofmann, Heinrich Ludwig Werneck-Willingrain Sammelfrüchte und Getreidebau aus der Bronzezeit zu Traun bei Linz 7- 11 = http://www.zobodat.at/pdf/NKJB_2_0007-0011.pdf

Bei der Fingerhirse / Digitaria sanguinalis entspringen an jedem Halm mehrere Ähren, wodurch der gesamte Blüten- bzw. Fruchtstand den ausgespreizten Fingern einer Hand ähnelt

 

 

Bild 19: Digitaria sanguinalis_22. August 2012
In jedem Ährchen sind zwei Blüten angelegt, nur eine entwickelt sich und bildet eine Frucht aus. Es sind daher folgende Elemente am Aufbau eines Ährchens beteiligt (in der Reihenfolge 1 bis 6):
1 die obere Hüllspelze (oHSp), die etwa halb so lang wie die nun folgende
2 Deckspelze der fertilen Blüte (DSp) ist,
3 der Fruchtknoten / die Frucht /das Korn (F),
4 die Vorspelze der fertilen Blüte (VSp), die hinter der
5 Deckspelze der verkümmerten (sterilen) Blüte ("3. HSp")verborgen ist,
6 die winzige untere HüllSpelze (uHSp) (im Schema unterhalb der Schnittlinie)
[Xflora 1139 Pkt 10;  HEGI I: 261]

 Aufbau eines Ährchens von der Blut-FIngerhirse

 

 

Bild 20: Digitaria sanguinalis_oben li: Millöckergasse-18.07.2012_unten: Oberkirchen-22.08.2012_re oben: Garten Oberkirchengasse-08.08.2002
Oben: Blattscheiden (BSch = der untere Teil des Blattes, der den Halm umschließt) und Blattspreiten (BSp = der freie, abstehende, obere Blattteil) sind locker mit langen Haaren besetzt. Oben rechts: Vom Halm abgezogenes Blatt: Das Blatthäutchen ist 1-2mm lang. Die Scheidenränder überlappen einander, lassen aber meist einen v-förmigen Kragen offen. - Unten: Blatt in natürlicher Position, rechts ist die Scheide weggebogen, das Blatthäutchen wird dadurch besser sichtbar.

Oben: Blattscheiden (BSch = der untere Teil des Blattes, der den Halm umschließt) und Blattspreiten (BSp = der freie, abstehende, obere Blattteil) sind locker mit langen Haaren besetzt. Oben rechts: Vom Halm abgezogenes Blatt: Das Blatthäutchen ist 1-2mm lang. Die Scheidenränder überlappen, lassen aber meist einen v-förmigen Kragen offen. Unten: Blatt in natürlicher Position, rechts ist die Scheide weggebogen, das Blatthäutchen wird dadurch besser sichtbar.

 


Faden-Fingerhirse / Digitaria ischaemum

Bild 21: Digitaria ischaemum_Oberkirchengasse_18. September 2012
Sehr ähnlich im Erscheinungsbild ist die Kahle Fingerhirse oder Faden-Fingerhirse . Sie ist aber auf dem Vöslauer Gemeindegebiet weitaus seltener als die Bluthirse / D. sanguinalis. Bisher ist sie erst an einer Stelle in einem Garten gefunden worden. Hierher wurden ihre Samen wohl verschleppt. Diese Art verträgt kalkhältigen Boden nicht, wird daher in Gärten und auf Feldern in und um Grossau und im Bereich der Riegeläcker wohl noch zu finden sein.

Sehr ähnlich im Erscheinungsbild ist die Kahle Fingerhirse oder Faden-Fingerhirse / Digitaria ischaemum.

Bild 22: Digitaria ischaemum_Garten Oberkirchengasse_18. September 2012
Die Unterschiede zur Bluthirse liegen im Detail und sind nur mit der Lupe eindeutig zu erkennen:

Beide Hüllspelzen sind etwa gleich lang und so lang wie das Ährchen und sind mit kopfigen Haaren besetzt. (Diese Verdickungen am Ende der Haare sind erst mit starker Vergrößerung zu erkennen; Haare an den Spelzen der Bluthirse / D. sanguinalis laufen in einer schmalen Spitze aus.)

Die Unterschiede zur Bluthirse liegen im Detail und sind nur mit der Lupe eindeutig zu erkennen: Beide Hüllspelzen sind etwa gleich lang und so lang wie das Ährchen und sind mit kopfigen Haaren besetzt.

 

Bild 23: Digitaria ischaemum_Oberkichengasse_18. September 2012
Halme und Blätter der Fadenhirse / Digitaria ischaemum sind meist völlig kahl (1,2,3,4) ( daher der Name Kahle Fingerhirse). Faden-Fingerhirse oder Fadenhirse heißt diese Grasart wegen der langen , beinahe fadenförmigen Teilblütenstände. Die lateinische Artbezeichnung ischaemum bezieht sich wie bei der Bluthirse / D. sanguinalis auf die im Altertum angenommene blutstillende Wirkung ( Griechisch ischo = zurückhalten und haima = Blut (MARZELL), lat. sanguis = Blut, sanguinalis = auf das Blut beziehend) .

Selten hat die Fadenhirse an den Rändern der Blattscheiden einige wenige Haare (rote Pfeile), an den unteren Stängelblättern etwas längere [6], an den oberen sehr kurze, die oft nur mehr mit der Lupe gesehen werden können [5].
Das Blatthäutchen ist meist über die ganze Breite 1-2 mm lang und bildet, da die Ränder der Blattscheiden oft bis zum Ansatz der Blattscheiden überlappen, in diesen Fällen ein geschlossenes „Blatthäutchenrohr"[3].

Halme und Blätter der Fadenhirse / Digitaria ischaemum sind meist völlig kahl

 

 


Hundszahngras / Cynodon dactylon

Bild 24: Cynodon dactylon_Bahnhof Bad Vöslau_23. Juli 2005
Die Fingerhirsen können leicht mit dem Hundszahngras verwechselt werden.
(Das Hundszahngras wird nicht zur Unterfamilie der Hirseähnlichen / Panicoideae , sondern zu einer anderen Unterfamilie der Süßgräser, den Fingergrasähnlichen / Chloridoidea, gestellt [13])
Dieses Gras hat seine ursprüngliche Heimat in Afrika, ist aber heute in allen warmen und niederschlagsarmen Gebieten der Erde anzutreffen. In Österreich kommt es außer in Vorarlberg in allen Bundesländern vor, häufiger nur im pannonischen Raum. Fundorte in Vöslau sind z.B. Parkrasen im Kurpark und am Kirchenplatz, am Bahnhof (nach dem Umbau auch noch?) und in den Oberkirchen-Weingärten.

[13] Xflora 2008: S 36 & 1137

Die Fingerhirsen können leicht mit dem Hundszahngras / Cynodon dactylon verwechselt werden

 

 

Bild 25: Cynodon dactylon_Weingärten Oberkirchen_22. August 2012
Bei guter Nährstoffversorgung und fehlender Trittbelastung kann das Hundszahngras bis zu 60 cm hoch werden.

Bei guter Nährstoffversorgung und fehlender Trittbelastung kann das Hundszahngras bis zu 60 cm hoch werden.

 

 

Bild 26: Cynodon dactylon_ Bahnhof_23. Juli 2005
Meist wird das Hundszahngras durch Betritt oder durch das Mähen des Rasens nur wenige Zentimeter hoch.

Meist wird es durch Betritt oder durch das Mähen des Rasens nur wenige Zentimeter hoch.

 


Bild 27: Cynodon dactylon_oben: Bahnhof-23.07.2005_unten: Kurpark-02.09.2012
Das Hundszahngras / Cynodon dactylon ist im Gegensatz zu den Fingergrasarten / Digitaria spp. mehrjährig und kann sich nicht nur über Samen, sondern auch durch kräftige Kriechtriebe ausbreiten.

Das Hundszahngras / Cynodon dactylon ist im Gegensatz zu den Fingergrasarten / Digitaria spp. mehrjährig und kann sich nicht nur über Samen sondern auch durch kräftige Kriechtriebe ausbreiten.

 

Bild 28: Cynodon dactylon & Digitaria sanguinalis_22.08. & 10.09.2012
Oben: Ds = Fingerhirse / Digitaria sanguinalis, Cd = Hundszahngras / Cynodon dactylon

Unten: Mitte: = Fingerhirse / Digitaria sanguinalis; rundherum: Hundszahngras / Cynodon dactylon
Die Blut-Fingerhirse ist einjährig, das Hundszahngras mehrjährig mit langen Ausläufern

Oben: Ds = Fingerhirse / Digitaria sanguinalis, Cd = Hundszahngras / Cynodon dactylon Unten: Mitte: = Fingerhirse / Digitaria sanguinalis; rundherum: Hundszahngras / Cynodon dactylon

 


Bartgras /Bothriochloa isachaemum

Bild 29: Bothriochloa ischaemum_Sonnenweg_05. Oktober 2012
Auch beim Bartgras  (das in die Unterfamilie der Hirseähnlichen / Panicoideae gestellt wird) sind die Ähren fingerförmig angeordnet. Dieses Fingerährengras wächst auf mageren und trockenen Plätzen, zahlreich am Sonnenweg von der Helenenhöhe bis zum Oissner Berg, wo es von Juli bis September, manchmal auch noch im Oktober, blüht. Im Hintergund die Goldschopfaster / Galatella (Aster) linosyris.

Dieses Fingerährengras wächst auf mageren und trockenen Plätzen, zahlreich am Sonnenweg von der Helenehöhe bis zum Oissner Berg, wo es von Juli bis September, manchmal auch noch im Oktober, blüht.


Bild 30:  Botriochloa ischaemum _Sonnenweg_16.07.2002 (kleines Bild) & 13. 10.2012 (großes Bild)
Das Bartgras blüht spät im Jahr: Narben und Staubgefäße der Zwitterblüten sind voll entwickelt. Die (meist sehr kleinen) Vorspelzen sind verdeckt, ebenso die sehr schmalen Deckspelzen, von denen aber jeweils eine lange Granne aus dem Ährchen herausragt.

Das Bartgras blüht spät im Jahr: Narben und Staubgefäße der Zwitterblüten sind voll entwickelt. Die (meist sehr kleinen) Vorspelzen sind verdeckt, ebenso die sehr schmale Deckspelzen, von denen aber jeweils eine lange Granne aus dem Ährchen herausragt.

 

 

Bild 31: Botriochloa ischaemum_Sonnenweg_16. Oktober 2012
Die Ährchen setzen jeweils paarweise an der Ährenachse (A) an: Ohne Stiel ein Ährchen mit einer Zwitterblüte mit einer langen Deckspelzengranne (z), mit einem kurzen Stiel etwas höher gestellt ein Ährchen mit einer männlichen Blüte ohne Deckspelzengranne (m), deren Staubgefäße später reifen als Narben und Antheren der Zwitterblüte.

Die Haare an der Ährenachse (und die borstenartigen Grannen der Deckspelzen) waren Anlass für die Namensgebung: Bartgras oder Männerbart. (Für das rechte Bild wurden die beiden unteren Ährchenpaare etwas von der Ährenachse weggebogen, die beiden oberen Ährchenpaare sind in der natürlichen Anordnung geblieben.)

Die Ährchen setzen jeweils paarweise an der Ährenachse (A) an: Ohne Stiel ein Ährchen mit einer Zwitterblüte mit einer langen Deckspelzengranne (z), mit einem kurzen Stiel etwas höher gestellt eine Ährchen mit einer männlichen Blüte ohne Deckspelzengranne (m), deren Staubgefäße später reifen als Narben und Antheren der Zwitterblüte. Die Haare an der Ähenachse (und die borstenartigen Grannen der Deckspelzen) waren Anlass für die Namensgebung : Bartgras oder Männerbart.

 



Bild 32 : Oben: Bartgras / Bothriochloa ischaemum_Mitte: Hundszahngras / Cynodon dactylon_Unten: Blut-Fingerhirse / Digitaria sanguinalis
   Sowohl beim Hundszahngras / Cynodon dactylon als auch beim Bartgras/ Botryochloa ischaemum ist das Blatthäutchen durch einen Kranz von höchstens 1/3 mm langen Borstenhaaren ersetzt (rote Pfeile) oder es fehlt vollständig. Bei Digitaria sanguinalis sind die Blatthäutchen ½ bis 2mm lang und haben einen glatten bis etwas wellig oder zackig geschnittenen Rand (gelbe Pfeile; vgl auch Bild 20).
   Blatthäutchen bzw. Borstenkranz sind oft nicht gut erkennbar. Man biege die Spreite vom Halm weg oder löse das Blatt vom Halm. Der Zahnkranz beim Hundszahngars und beim Bartgras ist dann mit der Lupe gut zu erkennen, wenn man über die Biegekante zwischen Blattspreite und Blattscheide blickt (Rechts; die Durchmesser der Kreise messen etwa 6mm).
   Die Spreiten haben am Grunde ½ bis 2 ½ mm lange Haare. Diese Behaarung kann sich sehr spärlich bis mäßig dicht über die gesamte Spreite fortsetzen, kann aber auch auf den Grund der Blattspreiten beschränkt sein.

Oben: Bartgras / Bothriochloa ischaemum Mitte: Hundszahngras / Cynodon dactylon Unten: Blut-Fingerhirse / Digitaria sanguinalis

 

 


 

Das Gesamterscheinungsbild des Blüten- bzw. Fruchtstandes einiger Arten von Süßgräsern (aus der Unterfamilie der Bambusähnlichen / Bambusoideae) ähnelt stark jenem der Rispenhirse (die in die Unterfamilie der Hirseähnlichen / Panicoideae gestellt wird). ( Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol: [http://www.xflora.info/]: S 36 & 1137)
Die deutschen Volks- und Büchernamen bringen das zum Ausdruck:

 Waldhirse / Milium effusum

Bild 33: Milium effusum_bei Hofstätten_22. Mai 2011
Die Waldhirse  finden wir hie und da in schattigen und frischen Laubwäldern.

Die Waldhirse / Milium effusum finden wir hier und dort in schattigen und frischen Laubwäldern


Bild 34: Milium effusum_bei Hofstätten_22. Mai 2011
Die zarten einblütigen Ährchen an den langen, feinen Rispenästen erinnern an die Ährchen der Rispenhirse / Panicum miliaceum, sind aber weitaus lockerer angeordnet als bei dieser. An der Waldhirse fällt ein besonders langes Blatthäutchen auf.

 Die zarten einblütigen Ährchen an den langen, zarten Rispenästen erinnern an die Ährchen der Rispenhirse / Panicum miliaceum, sind aber weitaus lockerer angeordnet als bei dieser. An der Waldhirse fällt ein besonders langes Blatthäutchen auf.

 


 Grannenhirse / Piptatherum virescens


Bild 35: Piptatherum virsecens_Gradental_17. Juli 2005
Eine botanische Besonderheit ist die Grannenhirse  die in Österreich nur an wenigen Stellen im Bereich des pannonischen Klimas vorkommt. In Niederösterreich sind nur etwa ein halbes Dutzend Fundorte bekannt, einer davon liegt im Gradental.

Piptatherum virsecens_Gradental_17. Juli 2005

 

 

Bild 36: Piptatherum virescens_Gradental_oben: 10. Juni 2007_Mitte: 10.Juli 2005_unten: 01. August 2006
Jede Pflanze bildet mehrere lange Halme aus. An den obersten (meist) sieben Halmknoten setzen jeweils ein bis drei (selten mehr) Rispenäste an. Sie sind haardünn, meist etwas geschlängelt , von der Hälfte aufwärts locker verzweigt und tragen an den Enden der langen Zweige jeweils ein einblütiges Ährchen, dessen Deckspelze in einer langen, dünnen, leicht geschlängelten Granne endet. Frucht und begrannte Deckspelze fallen bei der Reife ab, die Hüllspelzen bleiben erhalten.

Jede Pflanze bildet mehrere lange Halme aus. An den obersten (meist) sieben Halmknoten setzen jeweils ein bis drei (selten mehr) Rispenäste an. Sie sind haardünn, meist etwas geschlängelt , von der Hälfte aufwärts locker verzweigt und tragen an den Enden der langen Zweige jeweils ein einblütiges Ährchen

 

 

Bild 37: Piptatherum virescens_Gradental_10. Juli 2005 (in der Mitte und links oben) & kultiviert im Garten_08. Oktober 2012 (die übrigen Bilder)

Die etwa 1cm breiten Grundblätter bilden einen lockeren Horst (1), sind auf beiden Seiten glatt (2), am Spreitenrand aber von spitzenwärts gerichteten winzigen Stachelchen rau. Oft sind sie knapp über dem Spreitengrund so verdreht, dass die am erhabenen Mittelnerv erkennbare Spreitenunterseite nach oben weist (3). Das Blatthäutchen ist sehr kurz (1/10 bis 1/5 mm lang)

(4).Die etwa 1cm breiten Grundblätter bilden einen lockeren Horst (1), sind auf beiden Seiten glatt (2), am Spreitenrand aber von spitzenwärts gerichteten winzigen Stachelchen rau. Oft sind sie knapp über dem Spreitengrund so verdreht, dass die am erhabenen Mittelnerv erkennbare Spreitenunterseite nach oben weist (3). Das Blatthäutchen ist sehr kurz (1/10 bis 1/5 mm lang) (4).

 

Bild 38: Piptatherum virescens_Gradental_10. Juli 2005
Die Halme können länger als ein Meter werden. Die Spelzen sind anfangs grün.

Die Halme können länger als ein Meter werden. Die Spelzen sind anfangs grün.

 

 


Echt-Steinsame („Meerhirse") / Lithospermum officinale

Bild 39:  Lithospermum officinale_Harzberg, beim Wilden Ofen_20. August 2006
Die „Meerhirse" / Lithospermum officinale, kein Mitglied der Familie Süßgräser / Poaceae, wie alle hier und  im Oktober 2012 präsentierten Arten, sondern eine Art aus der Familie der Raublattgewächse / Boraginacea, wurde schon im Februar 2012  vorgestellt. MARZELL [14] nennt noch einige weitere Namen, die auf die Hirse anspielen: Meerhirse („Die Pflanze hat zum Meer keine Beziehungen. Vielleicht sollten die hirseähnlichen Samen, um ihnen ein größeres Ansehen zu verleihen, als ´über das Meer zu uns gekommen´ gekennzeichnet werden."), Steinhirse, Silberhirse, Waldhirse, Perlenhirse

[14] MARZELL. 2: 1344-1347

Die „Meerhirse" / Lithospermum officinale , kein Mitglied der Familie Sußgräser / Poaceae, wie alle hier dargestellten Arten, sondern eine Art aus der Familie der Raublattgewächse / Boraginacea, wurde schon im Februar 2012 vorgestellt.