Oktober 2016

Disteln aus den Gattungen Bisamdistel / Jurinea, Kugeldistel / Echinops, Eseldistel / Onopordum, Gold- und Silberdistel / Carlina, Kardendistel / Dipsacus und Donardistel / Eryngium_3. Teil (1. Teil > August 2016,  2. Teil September 2016)

Bild 01: Disteln
1. Zeile von li. nach re.:
Carduus acanthoides (Wegdistel),  Cirsium eriophorum (Wollkopfdistel), Jurinea mollis (Bisamdistel)
2. Zeile von li. nach re.:
Onopordum acanthium (Eseldistel), Carlina vulgaris (Golddistel) , Echinops sphaerocephalus (Kugeldistel)
3. Zeile von li. nach re.:
Sonchus asper (Gänsedistel), Dipsacus fullonum (Weber-Karde), Eryngium campestre (Feld-Mannstreu)

9 verschiedene Distelarten aus 9 Gattungen

Disteln sind im allgemeinen Sprachgebrauch krautige Pflanzen, die stechen und korbartige Blütenstände haben. Es sind dies vor allem Arten aus der Familie der Korbblütler / Asteraceae, aber auch stechende Pflanzen aus anderen Familien.
Im August und September 2016  wurden die Korbblütler aus den Gattungen Haarschopfdistel („Ringdistel“) / Carduus und Federschopfdistel („Kratzdistel“) Cirsium gezeigt [1]. Diese beiden Gattungen werden dem Untertribus Carduinae im Tribus Cardueae zugeordnet [2].

In diesem Beitrag werden weitere Arten aus der Tribus Cardueae vorgestellt: aus der Untertribus Carduinae [2], zwei Arten, die Bisamdistel / Jurinea mollis[Bild 02 bis 12] und die Eseldistel / Onopordum acanthium [Bild 13 bis 20] , aus dem Untertribus Echinopsidinae die Kugeldistel / Echinops sphaerocephalus [Bild 33 bis 45], aus dem Untertribus Carlininae die Gold- und Silberdistel / Carlina vulgaris und C. acaulis (Bild 21 bis 32]. Erinnert wird an die im Oktober 2008 & November 2008 behandelten Arten der Gänsedisteln / Sonchus spp. (Bild 46) (aus der Tribus Cichorieae)
Erinnert wird auch an die Donardistel / Eryngium campestre (Bild 53) (September 2015 Bild 38 bis 45) und an die Karden / Dipsacus (Bild 47 bis 52) (Juli 2005) aus den Familien Doldenblütler / Apiaceae und Kardengewächse /Dipsacaceae,)

[1] vergleiche August 2016 , Bild 18 bis Text nach Bild 22
[2] Tribus und Subtribus (Untertribus) sind taxonomische Ramgstufen zwischen Familie bzw. Unterfamilie und Gattung. [Xflora 36, 1303; 869f] Es gibt dafür keine deutsche Benennung. Der Begriff ist abgeleitet von tribus, womit im antiken Rom Abteilungen der Bürgerschaft gemeint waren. In diesem Sinne werden Gattungen aufgrund von Übereinstimmungen zu Triben, diese zu Familien, zusammengefasst


Bisamdistel (Weiche Silberscharte) / Jurinea mollis


Bild 02: Jurinea mollis_nahe der helenenhöhe_14. Mai 2011
Die Silberscharte / Jurinea mollis ähnelt in ihrer Gesamterscheinung manchen Distelarten, es fehlen aber dornige Strukturen an Blatträndern und Stängeln, auch die spitzen Hüllblätter stechen nicht. Die Pflanzen verströmen einen zarten Bisamgeruch [1], weshalb sie auch den Büchernamen [2] Bisamdistel tragen.
[1] Bisam (Geruchsstoff) : https://de.wikipedia.org/wiki/Bisam_(Geruchsstoff)
[2] Für Niederösterreich sind keine Volksnamen überliefert [MARZELL 2: 1100; HÖFER & KRONFELD: 190]

eine einzelne Bisamdistel

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Bild 03: Jurinea mollis_Hintergrund: Hauerberg_13. Juli 2013__kleine Bilder: Sonnenweg_30. September 2009
Im Herbst sieht man von den Pflanzen nur Rosetten aus tief fiederschnittigen Blättern, die auf der Oberseite verkahlt sind, an der Unterseite aber meist noch dicht weißwollig behaart sind. Diese Berhaarung ist ein wirksamer Schutz vor zu großem Wasserverlust durch Verdunstung.

Rosetten und Blattunterseite von der Bisamdistel

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Bild 04: Jurinea mollis_Sonnenweg, nahe der Helenenhöhe_5. Juni 2005
Die Pflanzen sind ausdauernd, gelegentlich kann man ohne Ausgraben (das man bei diesen seltenen Pflanzen jedenfalls unterlassen sollte) den dicken Wurzelstock erkennen.
Rosette und Rhizom der Bisamdistel

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Bild 05: Jurinea mollis_Sonnenweg_30. September 2016 (oben: Fundsituation)
Ganz selten findet man im Herbst noch Reste des Stängels mit anhaftenden vertrockneten Blättern und mit m. o. w. gut erhaltenen Blütenkörben.
Bisamdisteln im Herbst
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Bild 06: Jurinea mollis_Sonnenweg_23. Mai 2003
Die Bisamdistel blüht von Ende April bis Anfang ausschließlich in Trockenrasen. Ihre Fundorte im Gemeindegebiet sind einige Bereiche nahe der Helenenhöhe, oberhalb des alten Steinbruchs und in den Auflichtungen des Schwarzföhrenwaldes auf dem Hauerberg, jeweils Flächen mit geringem Ausmaß. Dort können sie auch in größerer Zahl blühen, sollten aber unbedingt geschont werden.
zahlreiche Bisamdisteln in Blüte

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Bild 07: Jurinea mollis_Sonnenweg_15. Mai 2005
Die Hüllblätter der Körbe sind umgebogen und enden in einer nicht stechenden Spitze. Zur Blütezeit sind sie von spinnwebartigen Haaren umhüllt.
Blütenkorb der Bisamdistel in voller Blüte


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Bild 08: Jurinea mollis_Sonnenweg_23. Mai 2003
Nach kurzer Blütezeit fallen die vertrocknenden Kronröhren ab, die Bedeckung des Korbbodens mit dichten Spreublättern, an deren Grund jeweils eine Blüte und nun die sich entwickelnde Frucht sitzt, wird sichtbar.
Ein Korb einer Bisamdistel zu Ende der Blütezeit
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Bild 09: Jurinea mollis_Sonnenweg_03. Juni 2005
Schon in den ersten Juniwochen sind die meisten Silberscharten verblüht, bleiben aber durch den dichten Besatz mit hellen Spreublättern weiterhin attraktive Pflanzengestalten unserer Trockenrasen.
Eine Gruppe voin Bisamdisteln gegen Ende der Blütezeit
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Bild 10 : Jurinea mollis_unten: Hauerberg_10. Dezember 2006__oben:Sonnenweg?_03. Juli 2003
Im Herbst sind die meisten Früchte schon ausgestreut oder verweht, sehr selten bleiben Blütenstandsreste bis in den Winter erhalten.
Blütenkörbe der Bisamdistel nach der Blüte
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Bild 11: Jurinea mollis_Sonnenweg_30. September 2016
Die Früchte der Silberscharte sind 3 bis 4 mm lang und haben warzige Oberflächen.
Frucht der Bisamdistel
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Bild 12: Jurinea mollis_Sonnenweg_14. Mai 2012
„Jurinea mollis zeichnet sich durch zuckerabscheidende Hüllblätter aus. […] Der Nektar wird aus Spaltöffnungen […] ausgeschieden und lockt zahlreiche Ameisen […] an. Die Ausscheidung erfolgt aber nur im Knospenzustand und hört auf, sobald sich die Blüten der Köpfe öffnen [1]. Der stets reiche Ameisenbesuch scheint die Köpfe fast ganz vor räuberischen Insekten zu schützen. Zum mindesten haben Versuche ergeben, dass von 47 von Ameisen besuchten Blütenköpfen nur 2 Schädigungen aufwiesen, während von 46 anderen, von denen die Ameisen ferngehalten wurden, 17 starke Frassspuren (meist von Käfern) zeigten.“ [HEGI VI-2:844]
[1] Offensichtlich hält bei dieser Pflanze der Ameisenbesuch auch weiterhin an
Ameisen am Blütenkorb einer Bisamdistel

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Eseldistel / Onopordum acanthium


Bild 13: Onopordum acanthium_Riegeläcker_29. September 2016
Auch die abgestorbenen Eselsdisteln sind noch beeindruckende Pflanzengestalten.
vertrocknete Eseldistel
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Bild 14: Onopordum acanthium_östlich der Bahn_03. Oktober 2006
In Jahren mit niederschlagsreicheren Sommern [1] sind auch noch im Oktober stattliche und vitale Pflanzen zu sehen.
[1] Der Vergleich der Werte von 2006 und 2016 zeigt, dass es scheinbar auf die Niederschlagsmengen im August ankommt. Die Angaben der ZAMG zeigen aber nicht die punktuellen Werte für Bad Vöslau, sondern beschreiben die Niederschlagswerte großräumig. 2006 war der August überaus niederschlagsreich, der September unterdurchschnittlich nass. Heuer wiesen sowohl der August wie der September beträchtliche Niederschlagsdefizite auf.
2006_Jahresrückblick: Die Niederschlagsmengen lagen vom Bodensee bis zum Neusiedlersee mit 90 bis 110 % des langjährigen Mittels im normalen Bereich.  ZAMG jahresrueckblick 2006
2006_August Niederschläge: Eisenstadt 150 mm, Wien ca. 200 mmm
2006_ August Niederschläge relativ: Der Osten Oberösterreichs, Niederösterreich, Wien und das nördliche Burgenland weisen dagegen relative Niederschlagsmengen von 175 bis 360 % des Erwartungswertes auf. ZAMG monatsrueckblick 08 2006
2006_August_Unwetter: Die seit dem 4. August anhaltenden Regenfälle verlagern sich schwerpunktmäßig von Salzburg über Oberösterreich nach Niederösterreich, wo es ab dem Abend des 6. zu besonders schweren Hochwasserschäden kommt.ZAMG-unwetterbericht 08 2006
2006_September Niederschläge: Im Norden und Osten Niederösterreichs fielen in den grenznahen Landstrichen sogar weniger als 25 %.
ZAMG monatsrueckblick 09 2006
2016_August_ Niederschlagsmenge: im August 2016 österreichweit gesehen nur leicht überdurchschnittlich aus und lag ein Prozent über dem vieljährigen Mittel. Die regionale Auswertung zeigt relativ trockene Gebiete stellenweise im Norden und Osten Österreichs sowie in der südlichen Steiermark (25 bis 75 Prozent trockener als im Mittel)  ZAMG  08 2016 
2016_August_ Niederschlagsdefizit: Entlang der Donau und nördlich davon sowie im Nordburgenland und in der Südsteiermark lagen mit Defiziten von 25 bis 50 Prozent die relativ trockensten Gebiete des Landes.  ZAMG monatsrueckblick-08 2016    
2016_September_Niederschlagsdefizit 2: Die trockensten Regionen, die ein Niederschlagsdefizit von 50 bis 75 Prozent aufweisen, liegen im Gebiet von von Osttirol über die Südsteiermark weiter über das Nordburgenland bis in das Wein- und Waldviertel ZAMG monatsrueckblick 09 2016    
eine stattliche Eseldistel
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Bild 15: Onopordium acanthium_oben: Ackerrand an der Fasangasse_22. Juni 2004_unten li: Sandhaufen beim Lagerhaus_16. Juni 2011_unten re: Riegeläcker_29. September 2016
Hauptspross und Äste sind bis zur Spitze mit sehr breiten und mit starken Dornen besetzten Flügeln ausgestattet.
dornig beflügelte Sprosse der eseldistel
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Bild 16: Onopordium acanthium_an der Gemeindegrenze gegen Baden, nahe der Kompostieranlage_13 März 2008
Die Eseldistel lebt zwei Jahre: Im ersten Jahr entwickelt sich aus dem Samen eine kräftige Blattrosette, aus der im zweiten Jahr der Blühspross entspringt.
Rosette der Eseldistel
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Bild 17: Onoüpordum acanthoides_beim Lagerhaus_16. Juni 2011
Die Eseldistel ist eine durchaus attraktive Pflanze, die für weiträumige Gärten auch als Zierpflanze im Hintergrund empfohlen wird. Für einige Jahre war die Fläche zwischen Lagerhaus und Spar ein Bereich, in dem sich eine Reihe von Ruderalpflanzen auf angehäuftem Sand und Schotter frei entwickeln konnten. Allerdings war es eine zeitlich begrenzte Pracht: Mit dem Aufkommen von Gräsern verschwanden die meisten Disteln und Königskerzen schon nach wenigen Jahren.
Eseldistel in einer ruderalen Hochstaudenflur
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Bild 18: Onopordum acanthium_Riegeläcker_29. September 2016
Selten trifft man auch auf Kümmerformen der Eseldistel mit kaum 70 cm Wuchshöhe.kleinwüchsige Eseldistel

Bild 19: Onopordum acanthium_Riegeläcker_29. September 2016
Aber meist erreicht sie mit einem kräftigen Stängel Wuchshöhen von etwa zwei Metern.
abgestorbene hochwüchsige Eseldisteln
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Bild 20: Onopordum acanthium_östlich von Druckhaus Grasl_03. Oktober 2006
Das Verhältnis von Eseln zu Disteln wird auch von K.H. Waggerl [1] im „Heiteren Herbarium“ thematisiert. Weder Schönheit noch abwehrende Dornen nützen der Distel, sie wird gefressen. (Allerdings stellt Waggerl seinen Versen das Bild einer Kohldistel gegenüber, die wohl nicht zur härtesten Eselkost zählen wird.)
Warum Eseldistel: Die Esel sollen tatsächlich diese Pflanze gerne fressen, beim Verdauen der Distel soll es aber zu Blähungen kommen, die sich in Winden entladen. Der schon bei Dioskorides bezeugte Name Onopordum kann also als „Eselfurz“ gedeutet werden [2].
[1] Waggerl K.H., 1950: Heiteres Herbarium. Blumen und Verse. ─ Otto Müller verlag: Salzburg [p34f]
[2] onos = Esel, porde = Blähung, Wind aus den Gedärmen[GENAUST: 436]
Eseldistel in voller Blüte


Silberdistel [1], Eberwurz [2], Wetterdistel [3], Jägerbrot [4] / Carlina acaulis

[1] Die inneren Hüllblätter schimmern silbrig.
[2] MARZELL hat mehre volkstümliche Erklärungen notiert: „Die Wurzel ist ein Mittel gegen den Husten der Schweine […] Die Pfl. wird angeblich gern von Schweinen ausgewühlt und gefressen […] soll von den durch Bilsenkraut gelähmten Ebern aufgesucht werden."[MARZELL 1: 844]
[3] Die Hüllblätter breiten sich nur bei sonnigem Wetter mit geringer Luftfeuchtigkeit aus, an trüben Tagen mit hoher Feuchte neigen sie sich über die Blüten zusammen.
[4] Der Korbboden ist genießbar. Die Pflanze ist aber geschützt!
Der schon vor Linné gebräuchliche Gattungsname Carlina dürfte mit cardulina (= kleine , niedrige ) Distel im Zusammenhang stehen. Die Anlehnung an den Namen Karls des Großen („weil die Pflanze in dessen Heer als Mittel gegen die Pest eingesetzt wurde“ [DÜLL&KUTZELNIGG: 123] „ist sekundär und hat zu etymologischen Legenden Anlass gegeben“[GENAUST: 129]

Bild 21: Carlina acaulis_Hochrain(?)_29. August 2012
offener Blütenkorb einer Silberdistel
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Bild 22: Carlina acaulis_Hochrain(?)_29. August 2012
Der Stängel der Silberdistel kann sehr kurz sein, so dass der Blütenkorb scheinbar am Boden aufliegt. Es kann aber (entgegen dem  wissenschaftlichen Namen [1]) ein gestreckter Stängel den Blütenkorb bis zu etwa 20 cm über den Boden heben (wie die hier gezeigte Pflanze).
[1] acaulis = ohne Stängel
Silberdistel mit ausgeprägtem Stängel
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Bild 23: Carlina acaulis_Hochrain(?)_29. August 2012
Die äußeren Hüllblätter (1) ähneln den Laubblättern, die mittleren sind braun und dornig gezähnt (2), die innersten linealisch und zugespitzt und an der Innenfläche silbrig glänzend (3).
halb geschlossener Blütenbkorb einer Silberdistel
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Golddistel / Carlina vulgaris

Bild 24: Carlina vulgaris_Riegeläcker, Brache_29.  September 2016
Für Carlina vulgaris ist kein Volksname überliefert [1], obwohl MARZELL zahlreichen Namen aus dem deutschen Sprachraum anführt [2]. Die innersten Hüllblätter sind strohgelb, manchmal kann man einen goldgelben Schimmer wahrnehmen, worauf sich der Büchername Golddistel bezieht.
[1] HÖFER & KRONFELD: 66f      [2] MARZELL 1: 847-851
einige abgeblühte Golddisteln
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Bild 25: Carlina vulgaris_oben li: Schotterkörper der Bahntrasse_17. Juni 2003_oben re: ebenda_14. Juli 2005_Mitte: Halbtrockenrasen am Ostrand der Remise_27. August 2005_unten: Oberkirchen, Weingartenbrache _25. Oktober 2006
Diese inneren Hüllblätter können aber auch, besonders nach der Blüte, einen silbrigen Schimmer haben oder hellgrau erscheinen.
Blütenkörbe von Golddisteln in verschiedenen Entwicklungsphasen


Bild 26: Carlina vulgaris_Riegeläcker_09. August 2016 (re unten: Garten_3. Oktober 2016)
Die äußeren Hüllblätter gleichen den Stängelblättern, die mittleren sind aber noch stärker mit Dornen besetzt, die am Grunde oft in zwei oder drei sparrig abstehende Spitzen geteilt sind.
dornige Laub- und Hüllblätter der Golddistel

Bild 27: Carlina vulgaris_Riegeläcker_29. September 2016
Der Korbboden ist dicht mit Spreublättern, zwischen denen die Früchte heranreifen, besetzt. Die Früchte sind reif, zum Teil schon vom Wind verblasen, zum Teil abflugbereit.
Fruchtreife der Golddistel
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Bild 28: Carlina vulgaris_oben li & re: Riegeläcker_29. September 2016_unten:  Garten_3. Oktober 2016
Die Früchte sind dicht mit anliegenden Haaren bekleidet (anders als die Arten aus den Gattungen Carduus und Cirsium, die völlig glatt sind). Diese Behaarung erkennt man erst durch Betrachtung mit Hilfe einer guten Lupe. Die Pappushaare sind federartig ausgebildet.
Früchte der Golddistel im Detail
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Bild 29: Carlina vulgaris_Oberkirchen, Weingartenbrache_19. Juli 2013
Die Blütezeit der Golddistel erstreckt sich vom Juli bis zum September. Bei dieser Pflanze steht der Beginn der Blüte noch bevor. Junge Stängel sind oft rötlich bis violett überlaufen. Junge Blätter sind an der Unterseite meist von spinnwebartigen Haaren weiß bis hellgrau.
Golddistel vor Entfaltung des Blütenkorbes
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Bild 30: Carlina vulgaris_Schotterkörper der Bahntrasse, Bahnzeile_14. Juli 2005
Die Hüllblätter der Körbe beginnen sich zu strecken und abzuspreizen.
Golddisteln vor Beginn der Blüte

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Bild 31: Carlina vulgaris_Riegeläcker_12. Oktober 2003
Auf dieser Brache hat sich eine individuenreiche Population der Golddistel entwickelt. Aktuell (2016) ist sie durch Verbuschung schon stark reduziert und weiterhin gefährdet.
zahlreiche Golddisteln in einer Brache
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Bild 32:  Carlina vulgaris_Weingartenbrache, Oberkirchen_15. Jänner 2003
Die abgestorbenen Stängel und Korbhüllen können oft auch den Winter überstehen.
Stängel der Golddistel im Winter
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Kugeldistel / Echinops sphaerocephalus

Bild 33: Echinops sphaerocephalus_ehemaliges militär. Übungsgelände östl. von W. Neustädter Kanal_9. Juli 2011
Die Bienen[1]-Kugeldistel / Echinops sphaerocephalus [2] kommt zerstreut auf dem Gemeindegebiet vor, meist einzeln oder in kleinen Gruppen. Oft kann sie an einem Fundort mehrere Jahre beobachtet werden, dann ist sie verschwunden, taucht aber an anderen Stellen auf.
[1] „Von Imkern so genannt“. Die Art wird als Bienenweide angepflanzt [MARZELL 2: 182].
[2] echinos = gr. Igel, -opsis = griech. „Anblick , Erscheinung, also ein Blütenstand, der wie ein Igel ausssieht; sphaira = griech. Kugel, kephale = Kopf; [GENAUST : 439 und SCHUBERT & WAGNER : 139, 479] > „kugelkopfige Igeldistel“
stattliche Kigeldistel in einem Trespenrasen
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Bild 34: Echinops sphaerocephalus_Böschung am Rohrbach bei Hofstätten_14. Juli 2015
Sie scheint sich von den östlichen Bereichen des Gemeindegebietes nach Westen auszubreiten, tritt aber auch hier meist nur vereinzelt oder in geringer Zahl auf. Der floristische Status wird diskutiert: In der Verbreitungskarte von MEUSEL [1] ist sie für unser Gebiet als ureinheimisch  eingetragen, in anderen Publikationen wird sie (für Deutschland, Polen, Tschechien) als invasive Art bewertet [3] [4] .
[ 1 ] MEUSEL K III 504]
[3] Das natürliche Areal von E. sphaerocephalus reicht von Nordost-Spanien bis nach Südwest-Asien. Seine Nordgrenze ist umstritten. Auch in den angrenzenden Ländern (Polen, Tschechien) ist der Status unsicher. [...] In Teilen Europas, vor allem in Tschechien, verhält sich Echinops sphaerocephalus invasiv.[ebenda: 104]. Aber: "Die Bestände sind sehr licht, deshalb ist die Verdrängungswirkung auf andere Arten schwach. Bisher keine konkreten Einflüsse auf das ganze Ökosystem bekannt." (ebenda: 105). [...]
" Der Status der Art ist  [für Deutschland] umstritten. Während Meusel & Jäger (1992) sowie Rothmaler (2005) die Art für die Umgebung des Harzes als Archäophyt angeben, führen alle deutschen Bundeslandfloren sie als Neophyt. Sie war bereits Mitte des 16. Jahrhunderts im Gebiet eine beliebte Gartenzierpflanze. Noch im 18. Jahrhundert wird sie nur als Gartenpflanze geführt. Der erste Nachweis einer Verwilderung aus Thüringen stammt aus dem Jahr 1832. Alle Vorkommen in Deutschland gehen ursprünglich wohl auf Verwilderungen aus Gärten bzw. auf gezielte Anpflanzungen durch Imker zurück."  KORSCH H. (2003) : Echinops sphaerocephalus in: Neobiota.de, Bundesamt für Naturschutz  = https://neobiota.bfn.de/12649.html   Siehe auch:  EchinopsGraueListe         

[4] In einer Diplomarbeit [LECHNER 2010: 66-67] wird Echinops sphaerocephalus für Österreich nicht in eine Liste von 75 invasiven Neophyten (AS= alien species“ = invasive Neophyten) aufgenommen. In Österreich wird diese Kugeldistelart wohl ureinheimisch sein. (In der Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol [: 938] kein Hinweis auf invasives Verhalten;   Jacquin N.J. (1762) [: 147]  "in siccis sylvaticis" = in trockenen Wäldern; NEILREICH 1858 [:374] ”An trockennen buschigen Stellen, an Wegen, Rainen, zwischen Gebüsch, am Rande der Weingärten niedriger und hügeliger Gegenden, sehr zerstreut.")
Kugeldisteln in dichtem Saumgebüsch
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Bild 35: Echinops sphaerocephalus_nahe beim ehemlaigen Forsthaus Merkenstein_14. Juli 2014
Die Blätter sind mit stark stechenden Dornen an den Rändern der Spreiten bewehrt.
Blätter der Kugeldistel mit Randdornen
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Bild 36: Echinops sphaerocephalus_nahe beim ehemlaigen Forsthaus Merkenstein_14. Juli 2014
Die Blätter sind mit einfachen Haaren und Drüsenhaaren besetzt. Diese Eigenschaft hat der Art einen weiteren Büchernamen verschafft: Drüsige Kugeldistel
Drüsen auf den Blättern der kugeldistel
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Bild 37: Echinops sphaerocephalus_an der Flugfeldstraße_02. September 2002
Die Stängel und Äste sind anliegend seidig und abstehend drüsig behaart.
Drüsen auf den Blättern der Kugeldistel
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Bild 38: Echinops sphaerocephalus_an der Flugfeldstraße_02. September 2002
Der kugelförmige Blütenstand ist aus zahlreichen Körben, die jeweils nur eine Blüte enthalten, zusammengesetzt. Hier ist ein einblütiger Blütenkorb abgebildet. Die inneren Hüllblätter (etwa ein Dutzend) sind flächig ausgebildet und gefranst, die äußeren in Borsten, die etwa halb so lang wie die inneren sind, zerschlitzt.[BECK: 1224]
Der Pappus (Kelch), der bei bekannten Korbblütlern (wie etwa dem Löwenzahn / Taraxacum ) zu Flugapparaten ausgeformt wird, besteht bei den Blüten wie bei den reifen Früchten der Kugeldistel aus winzigen Schuppen. Die Staubgefäße sind wie bei allen Korbblütlern, zu einer Röhre verwachsen (Antheremnröhre) und auffällig blau gefärbt.
einblütige Hülle aus dem Blütenstand einer Kugeldistel
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Bild 39: Echinops sphaerocephalus_Brache an der Fasangasse_20. Juli 2002
Zwei Teilblütenstände der Bienen-Kugeldistel: beim rechten Körbe mit Blüten vor, zu Beginn und in voller Blüte, links verblühend und abgeblüht.
zwei Teilblütenstände einer Kugeldistel

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Bild 40: Echinops sphaerocephalus_Kurpark/Josefsplatz_02. Oktober 2016
1: Wenn die Früchte reif sind, fallen die einzelnen Körbe mit Hüllblättern und Früchten ab, die Kugel zerfällt . 2: Zerfallender Blütenstand von oben: die einzelnen Körbe sitzen mit kurzen Stielchen auf dem gemeinsamen kugeligen Köpfchenboden [1]. 3 Ein einzelner Korb (mit einer einzelnen Frucht > folgendes Bild) ist mit Millimeterpapier unterlegt.
[1] "Allgemeines Lager der Köpfchen kugelig, nackt" [NEILREICH: 373]; "Gemeinsamer Köpfchenboden gewölbt, nackt "[BECK: 1224]
bei der Reife zerfallende Teilblütenstände der Kugeldistel
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Bild 41: Echinops sphaerocephalus_an der Flugfeldstraße_02. September 2002
Ein einzelner Korb zur Fruchtreife: 1: geschlossen   2:  Einige Hüllblätter wurden entfernt   3:  ein einzelnes Hüllblatt   2&4&5: Die Frucht ist anliegend behaart, der Pappus kronenförmig.
"Hülle der Köpfchen aus zahlreichen trockenhäutigen Schuppengebildet, äußere Schuppen borstenförmig, mittlere spatelförmig, innere lineallanzettlich, länger …Pappus kronenförmig" [HALSCY: 284]
Früchte der Kugeldistel
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Bild 42:  Echinops sphaerocephalus: 1: Ackerbrache an der Fasangasse_20. Juli 2002__2: Rain neben der Straße zum ehemaligen Forsthaus Merkenstein_14. Juli 2014__3: wie 2__4: Rain zwische zwei Wiesen bei Gainfarn (Weichselberger)_31. August 2008__5: Böschung an der Flugfeldstraße_23. Juli 2005
Kugeldisteln
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Bild 43: Echinops sphaerocephalus_an der Wiener Straße_13. Juli 2015
Kugeldisteln am Straßenrand
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Bild 44: Echinops sphaerocephalus_Böschung am Mühlbach westlich vom "Ganslplatz" (Breitegasse)_15. August 2009
Kugeldisteln auf frischerem Standort mit Kletten

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Bild 45: Echinops sphaerocephalus & Artemisia pontica_Josepsplatz / Kurpark_02.Oktober 2016
Kugeldisteln auf trockenerem Standort
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Gänsedistel / Sonchus

Bild 46: Sonchus asper_Riegeläcker_29.September 2016
Von den drei in Vöslau heimischen Arten der Gänsedistel hat nur die Raue Gänsedistel Blätter, die beim Anfassen stechen. (vgl Oktober 2008!). Für Gänsedisteln gibt es zahlreiche deutsche Volksnamen (wobei oft nicht die Arten unterschieden werden, meist ist Sonchus oleraceus, die Gewöhnliche Gänsedistel gemeint), u.a. neben Gänsedistel auch Hasendistel und Saudistel, weil diese Tiere sie gerne fressen, Milchdistel wegen des Milchsaftes, der austritt, wenn man Teile der Pflanze abreißt. Der Büchername Gemüse-Gänsedistel schließt an den Volksnamen "Moßdistel" (und andere ähnliche) an: Es „wirdt dieses Kraut/wann es noch jung ist/ zu den Müsern und Saläten gebrauchet / es wird auch nützlich bey Fleisch/Hühnern und jungen Hänen gesotten[1]
[1] TABERNAEMONTANUS 1613: 519, Hinweis in MARZELL 4: 399
dicht beblätterte Rau-Gänsedistel
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Karden / Dipsacus spp.

Bild 47: Dipsacus laciniatus_Straußgrube am Sandberg_09. August 2016
Die Karden werden im täglichen Sprachgebrauch auch Kardendistel oder nur Disteln genannt [1]. Die Benennung Kardätschendistel war einst für die kultivierte Weber-Karde gebräuchlich (vgl. Juli 2005). Die spitzen Spreublätter der beiden wild wachsenden Kardenarten sind, vor allem bei trockenen Köpfen, starr und stechen, und auch die Stängel, Äste und Blütenstiele sind durch ihre Stachelbewehrung unangenehm anzufassen, was den Wortteil "distel" nahelegt (obwohl unsere Karden zu den Kardengewächsen und nicht zu den Korbblütlern gezählt werden).
Die Hüllblätter stehen bei der Schlitzblatt-Karde / Dipsacus laciniatus m. o. w. waagrecht ab und sind meist kürzer als die Blütenstandslänge.
[1] MARZELL (2:151) hat für die Karden einige „Distelnamen“ notiert
blühende Schlitzblatt-Karde in der Sandgrube

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Bild 48:  Dipsacus fullonum_Ruderalfläche, Riegeläcker_29, September 2016
Bei der Wild-Karde / Dipsacus fullonum sind die Hüllblätter zumindest zum Teil nach oben gebogen und erreichen meist die Spitze des Blütenstandes oder überragen sie sogar.
trockene Stängel der Wilden Karde
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Bild 49:  Dipsacus fullonum_Ruderalfläche, Riegeläcker_29, September 2016
Unterhalb der abgestorbenen und dürren Stängel gab es ein größere Zahl von Blattrosetten. Die Karden sind zweijährige Pflanzen, die im ersten Jahr Rosetten ausbilden.
Rosetten der Wild-Karde
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Bild 50: Dipsacus fullonum_Brache, untere Fasangasse_15.06.2009
Im zweiten Jahr schieben sie Blühstängel, die nach der Fruchtreife absterben, ...
grüne Karden knapp vor der Blüte
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Bild 51: Dipsacus fullonumVerbascum sp._Gmöslweg_21. November 201
aber noch lange erhalten bleiben,
trockene Stängel der Karden
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Bild 52:  Dipsacus cf. laciniatus_Bahngelände_08. Jänner 2013
sehr oft auch den Winter überstehen.
Reste des Blütenstandes einer Karde im Schnee
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Donardistel (Feld-Mannstreu, Winddistel, Edeldistel) / Eryngium campestre
siehe auch September 2015 Bild 38 bis 45

Bild 53: Eryngium campestre_Oben: Oberkirchen_23.07.2010_li: Sonnenweg_15.09.2015_re: Oberkirchen_19. Juli 2013
Auch die Feld-Mannstreu wird in der Alltagssprache meist einfach Distel genannt [1], obwohl sie kein Korbblütler sondern ein distelartiger Doldenblütler ist.  Sowohl die Blätter nicht blühender Pflanzen als die auch die Laubblätter und die Tragblätter der Blüten an den Blühsprossen machen sich für Mensch und Weidevieh unangenehm bemerkbar und rechtfertigen „Distelnamen“ (Edeldistel, Donardistel [2] viele weitere  [1] . (Zum Namen Mannstreu siehe September 2015 bei Bild 38).
[1] MARZELL  (2:-307 – 316) hat aus dem deutschsprachigen Raum zahlreiche Distelnamen für Eryngium campestre notiert.
[2] Xflora:  836
Blätter und Blühspross einer Donardistel
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