September 2010
Wachtelweizen / Melamyrum
Im August 2010 wurden Acker-, Bart- und Kamm-Wachtelweizen (Melampyrum arvense, M. barbatum, M. cristatum) vorgestellt.
Gewöhnlich-, Hain- und Alpenostrand-Wachtelweizen /
Meampyrum pratense, M. nemorosum, M. subalpinum
Die Wachtelweizenarten blühen in Bad Vöslau in folgenden Monaten:
M. arvense 5 6 7 . 9 10
M. barbatum 5 . 7
M. cristatum 6 7 8 9
M. nemorosum 7 8
M. pratense 6 7 8 9
M. subalpinum 7 8 9 10
Gewöhnlich- Wachtelweizen ("Wiesen"-Wachtelweizen) / Melampyrum pratense
Bild 1: Melampyrum pratense_Hauerberg_09. August 2008
Die häufigste Wachtelweizenart ist der Gewöhnlich-Wachtelweizen, dessen lateinischer Artbeiname mit „Wiesen-Wachtelweizen" zu übersetzen wäre. Diese Zuordnung ist aber nur bedingt zutreffend: Der Gewöhnlich-Wachtelweizen wächst auf Vöslauer Gemeindeboden zerstreut in Wäldern, vor allem in lichten Föhrenwäldern, und an einigen Stellen im Saum von Wäldern, wo diese an Wiesen grenzen, niemals aber in Wiesen.
Bild 02: Melampyrum pratense_Himmel_11.August 2010
Im Waldsaum, der an die große Himmelwiese grenzt, bilden die Wachtelweizenpflanzen zahlreiche und dicht beblätterte Zweige aus, viel dichter als Pflanzen, die im lichten Schatten der Föhrenwälder wachsen (vergleiche mit Bild 4 & Bild 5).
In Wäldern, deren Kronendach den Boden stark beschattet, finden wir diese Art nicht, ebenso fehlt sie in Wäldern, deren höchste Bäume zwar sehr locker stehen, die aber mit einer dichten Strauchschicht nur wenig Licht bis zum Boden durchlassen. Aber auch an geeigneten Stellen kann bei uns der Gewöhnlich-Wachtelweizen über weite Wegstrecken fehlen. Dieses zerstreute Vorkommen der in anderen Regionen Österreichs häufigen Art ist vermutlich mit seiner Kalkempfindlichkeit zu erklären. Im Bereich unserer Dolomitberge finden wir ihn nur in Föhrenwäldern, wo die Humusschicht aus verrotteter Nadelstreu ausreichend dick ist, so dass der Einfluss des Gesteinsuntergrundes für diese einjährige Art mit schwach entwickelten Wurzeln gering ist. Wie alle anderen Wachterlweizenarten zapft auch Melampyrum pratense mit eigenen Saugwurzeln den Wasserstrom anderen Pflanzen an. Der „Wiesen-Wachtelweizen" benützt als Wirtspflanze Waldbäume [1], was auch sein Verbreitungsmuster erklärt.
[1] HEGI VI 4-1: 72
Bild 03: Melampyrum pratense_Schutzhausstraße_15. August 2008
Im Jahr 2008 blühten im Schwarzföhrenwald südlich der Straße zur Vöslauerhütte zwischen „Kreuzerlföhre" und „Zweiföhren" zahlreiche Pflanzen vom Gewöhnlich-Wachtelweizen. 2010 waren auf dieser Fläche nur wenige Pflanzen dieser Art zu sehen. Bei einjährigen Arten ist dieser Wechsel in der Dichte des Vorkommens nicht ungewöhnlich.
Auf dem „Triestingschotter", der den Höhenzug vom Lindenberg bis zum Himmel aufbaut, wären die Bodenverhältnisse günstiger (Schotter, vorwiegend aus Sandstein, und Lehm); die über weite Flächen starke Beschattung des Bodens hat aber zur Folge, dass die Fundorte in diesem Bereich auch sehr zerstreut liegen, vorwiegend an Rändern von Forststraßen und in kleinen Lichtungen der schattigen Wälder.
Bild 04: Melampyrum pratense_Haidlhoferwald_03. August 2009
Nur in Lichtungen des dichten Waldes aus Buchen, Tannen und Fichten in der Nähe von Haidlhof treten Gruppen von Gewöhnlich-Wachtelweizen, hier mit lockerem Sprossaufbau, auf.
Bei Melampyrum arvense, M. barbatum und M. cristatum stehen die Blüten in vier Richtungen ab, bei den hier (im September 2010) vorgestellten Wachtelweizenarten sind sie mehr oder weniger nur nach einer Seite ausgerichtet.
Bild 05: Melampyrum pratense: oben 05. September 2005_Mitte: 19. Juni 2005_ unten: 8. August 2010
Oben Pflanzen im Waldsaum am Rand der Himmelwiese mit kompaktem, unten im Krainerwald mit lockerem Sprossaufbau. MItte: Detail einer Pflanze vom Geissberg bei Merkenstein. Bei allen drei Pflanzen ist die Orientierung der Blüten nach einer Seite gut zu erkennen.
Von diesen Arten mit ± einseitswenigen Blütenständen hat der Gewöhnlich-Wachtelweizen stets grüne Deckblätter, bei den beiden folgenden Arten, dem Hain-Wachtelweizen (Melampyrum nemorosum) und dem Voralpen-Wachtelweizen (Melampyrum subalpinum), sind die Deckblätter zumindest ein wenig blau gefärbt.
Hain-Wachtelweizen, ("Blauer W.") / Melampyrum nemorosum
Bild 06: Melampyrum nemorosum_Hanifland, Saum eines Eichenmischwaldes_02.August 2005
Der Hain-Wachtelweizen (Melampyrum nemorosum) kommt zerstreut nur im Bereich der lehmreichen Waldböden südlich des Au- bzw. Rohrbaches vor, wo wir ihn ausschließlich an Waldrändern, besonders an Forststraßen, antreffen können.
Bild 07: Melampyrum nemorosum_(Mitte&unten)Hanifland_01.08.2008 & (oben)an der Buchwiese_12.08.2004
Die Deckblätter sind meist kräftig blau gefärbt, die Stängelblätter relativ breit (15 bis 35mm und 1½ bis 3 mal so lang wie breit). Die Blütenkelche sind von 1-2mm langen Haaren dicht zottelig, wobei die Haare von den Kanten der Kelche und auch von den Flächen dazwischen abstehen.
Alpenostrand-Wachtelweizen (Melampyrum subalpinum)
Der Alpenostrand-Wachtelweizen zeigt bisweilen nur einen schwachen Hauch von blauer Färbung an den obersten Deckblättern, kommt ausschließlich auf Kalk- bzw. Dolomit vor. Er überschreitet die Rohrbachlinie nur bei Hofstätten, wo ein kleiner Kalk-Dolomitsporn des Lindkogelmassivs in den Bereich des Triestingschotters hineinragt, bzw. nicht (mehr) von diesem überdeckt wird.
Bild 08: Melampyrum subalpinum_oben: 16. Juli 2006_ Manhartstal bei GV 11 /MItte: 19. September 2010_Weißer Weg / unten: 10. August 2008_Sooss
Die Intensität der Färbung und die Form der Deckblätter sind beim Alpenostrand-Wachtelweizen sehr variabel. Die Deckblätter können intensiv blau gefärbt oder nur an der Basis kaum erkennbar leicht blau angehaucht sein, mit allen Absrufungen dazwischen. Ihre Spreiten können von sehr schmal, glatt und beinahe linealisch bis breit eiförmig mit deutlichen Zähnen an den Rändern ausgeformt sein.
Bild 09: Melampyrum subalpinum_Hirschengstemm_18.August 2002
Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem Hain-Wachtelweizen ist die Behaarung des Kelchs: Hier sind nur die Kanten des Kelches von etwa 2 mm langen Haaren besetzt, bisweilen nur am oberen Teil des Kelches. Die Flächen zwischen den Kanten sind kahl oder mit winzigen, unter 1/10 mm langen Borstenhaaren, kristallartigen Blasenhaaren oder selten von einzelnen bandartigen Haaren (die bei Lupenbetrachtung den Kantenhaaren ähnlich, aber deutlich kürzer sind) bedeckt.
Vom Alpenostrand-Wachtelweizen gibt es zwei Varietäten, die sich in der Breite der Stängelblätter (und zwar jener zwischen dem obersten Astpaar und dem untersten Blütenpaar) und dem Verhältnis der Spreitenlänge zur -breite dieser Blätter unterscheiden:
den Schmalblättrigen Alpenostrand-Wachtelweizen / Melampyrum subalpinum var. subalpinum und
den Breitblättrigen Alpenostrand-Wachtelweizen / Melampyrum subalpinum var. thermale
Bild 10 : Melampyrum subalpinum var. subalpinum_Krainerwald_04. September 2005
Eine prachtvolle Gruppe des Schmalblättrigen Alpenostrand-Wachtelweizens(Melampyrum subalpinum var. subalpinum) am nördlichen Rand des Krainerwaldes. Bei dieser Varietät sind diese Blätter höchstens 8 mm breit, meist deutlich schmäler, und mindestens 6 mal so lang wie breit, bisweilen bis 20 mal so lang wie breit.
Bild 11: Melampyrum subalpinum var.thermale_Hofstätten_ 05.September 2005
Beim Breitblättrigen Alpenostrand-Wachtelweizen (Melampyrum subalpinum var. thermale) sind diese Stängelblätter mindestens 10 mm breit und höchstens 7 mal so lang wie breit.
Bei einzelnen Individuen können diese Werte auch etwas unter- bzw. überschritten werden. Man findet immer wieder Individuen, deren Messwerte so zwischen diesen Angaben liegen, dass eine klare Zuordnung zu einer der beiden Varietäten problematisch wird. (Dazu: STECH: 221ff)
Den Schmalblättrigen Alpenostrand-Wachtelweizen (M. subalpinum var. subalpinum) findet man auf dem Harzberg, Manhartsberg, Sooser und Hohen Lindkogel, im Graden-, Manharts- und Brunntal, bei Merkenstein und oberhalb des Krainerwaldes, insgesamt an kaum mehr als 100 verschiedenen Fundorten. Der Breitblättrige Alpenostrand-Wachtelweizen (Melampyrum subalpinum var. thermale) ist noch viel seltener, sein Vorkommen scheint auf einen schmalen Streifen von der Umgebung der Waldandacht bis nach Sooss unterhalb der 340m-Höhenlinie und auf ein kleines Vorkommen bei Hofstätten (ca. 420 m Seehöhe) beschränkt zu sein.
Bild 12: Melampyrum subalpinum_Manhartsberg_26. August 2008
Bildtext 12: Im Saum eines jungen Schwarzföhrenwaldes am Rande des Weges zum Eisernen Tor wächst der Schmalblättrige Alpenostrand-Wachtelweizen gemeinsam mit der Felsen-Wolfsmilch (Euphorbia saxatilis)
Im August 2010 wurden Acker-, Bart- und Kamm-Wachtelweizen (Melampyrum arvense, M. barbatum, M. cristatum) vorgestellt.