September 2016

Disteln aus den Gattungen Ringdistel (Haarschopfdistel) / Carduus und Kratzdistel (Federschopfdistel) / Cirsium_2. Teil   (1. Teil > August 2016)

Sumpfdistel (Sumpf-"Kratzdistel") / Cirsium palustre

Bild 01: Cirsium palustre_Haidlhoferwald_11. Juli 2010
Eine Gruppe von Sumpfdisteln am Rand des Waldweges von Haidlhof nach Grossau

Eine Gruppe von Sumpfdisteln am Rand des Waldweges

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Bild 02:  Cirsium palustre_Haidlhoferwald_14. August 2005 & Carduus acanthoides_Harzberg_13. Juli 2014
Die Sumpfdistel kann der Wegdistel recht ähnlich sehen: Auf dünnen, bis oben dornig geflügelten Stängeln und Ästen sitzen etwa 2 cm hohe Blütenkörbe mit purpurnen Blüten.

Habitus von Sumpfdistel und Wegdistel


Die Standorte sind allerdings recht unterschiedlich:
Die Wegdistel / Carduus acanthoides wächst auf (mäßig) trockenen Böden. Sie ist eine Licht und Sommerwärme liebende Pionierpflanze, die wir an Wegrändern, auf Ruderalstandorten [1] und in Schlagfluren antreffen können.
Die Sumpfdistel / Cirsium palustre besiedelt nasse und wechselfeuchte Standorte auf Lehmböden. Sie braucht nicht unbedingt volles Sonnenlicht, es sagt ihr auch Halbschatten zu, sie wächst daher im Gemeindegebiet von Bad Vöslau in feuchten bis nassen Waldschlägen und an ebensolchen Waldwegen.
[1]> wikipedia: Ruderalfläche

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Bild 03: oben_Cirsium palustre_Haidlhoferwald_21.06.2010  & unten_Carduus acanthoides_Harzberg_14. Juli 2013
Die Äste der Sumpfdistel sind weniger verzweigt als jene der Wegdistel und tragen am Ende einen Knäuel aus zahlreichen Blütenkörben, während die Äste der Wegdistel meist nur mit einem, selten mit zwei oder drei beieinander sitzenden Körben abschließen.

Blütenstände von Sumpfdistel und  Wegdistel

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Bild 04: Cirsium palustre_oben: Waldschlag bei Haidlhof_14. August 2005__unten: an einer Forsstraße am Himmel_07. August 2016
Vergleiche mit Bild 18 (= Carduus acanthoides) im August 2016
Die Sumpfdistel ist eine Art aus der Gattung Cirsium, obwohl die Pappushaare zu einem Ring verwoben sind und die Früchte oben mit einem ringförmigen Wulst abschließen. Sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen beiden Distelgattungen ist der Pappus, dessen Haare bei Cirsium federförmig ausgeformt sind (daher Federschopfdistel), und der bei Carduus aus einfachen Haaren besteht (Haarschopfdistel) .
(Vgl dazu: August 2016, Bild 18 bis Text nach Bild 21)

Früchte von der Sumpfdistel

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Bild 05: Cirsium palustre_nahe dem Roten Kreuz_li: 22.Mai 2008_re: 23.Mai 2010_unten: 06. April 2014
Eine Eigenheit der Sumpfdistel gegenüber der Wegdistel ist, dass Teile der Pflanze oft ( zarter oder kräftiger, flächig oder nur randlich ) rötlich überlaufen sein können.

Blattrosetten der Sumpfdistel

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Bild 06: Cirsium palustre_Grottenfeld_02.Juni 2012
Oft sind die Sumpfdisteln unverzweigt oder entwickeln Äste erst zur Vollblüte (was bei den Wegdisteln nicht zu beobachten ist).

unverzweigte Sumpfdisteln

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Bild 07: Cirsium palustre_Himmel_07.August 2016
Die Blätter sind, vor allem an der Unterseite, mit - im Laufe der Vegetationsperiode schwindenden - Spinnwebhaaren bedeckt und tief gespalten, die zwei- bis dreiteiligen Abschnitte sind durch weite Buchten getrennt.
Vgl mit Bild 11 in August 2016

Blattform und-behaarung der Sumpfdistel

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Wegdistel / Carduus acanthoides: „LB im Umriss länglich-lanzettlich, fiederspaltig bis fiederlappig, mit eiförmigen, dornig-gelappten oder dornig gezähnten und –gewimperten, rhombischen oder dreieckigen Abschnitten […] kahl oder auf der Unterseite kraushaarig“ [HEGI VI-2:858]. Der Pappus ist aus einfachen Haaren zusammengesetzt.
Sumpfdistel / Cirsium palustris: "LB in der Jugend etwas spinnwebig-wollig, oberseits verkahlend und ± dunkelgrün, unterseits an den Nerven etwas kraushaarig und weißlichgrün […] lanzettlich, buchtig-fiederspaltig, mit oft 2- bis 3spaltigen, 3-eckig –dornig gezähnten, häufig spreizenden Abschnitten und gelben Dornen, die obersten lanzettlich bis lineal, fast ungeteilt". [HEGI VI-2:878]. Der Pappus ist aus gefiederten Haaren zusammengesetzt.

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Bild 08: Cirsium palustre_Himmel_07.August 2016
Die Köpfe sitzen gedrängt an den Enden der Äste. Jedes Hüllblatt ist mit einer Ölstrieme (→) ausgestattet (Arten aus der Gattung Haarschopfdistel / Carduus, also auch die Wegdistel / Carduus acanthoides, haben nie Öl- oder Harzstriemen ) [1]
Von den in Bad Vöslau vorkommenden Arten der Federschopfdisteln haben außer der Sumpfdistel / Cirsium palustre nur die folgenden Harz- oder Ölstriemen auf den Hüllblättern: die Ungarndistel / Cirsium pannonicum [2], die Graue Distel / Cirsium canum [3], die Ufer-Distel / Cirsium rivulare [4] und die Acker-Distel / Cirsium arvense [5].
[1]HEGI VI-2: 845]    [2] siehe Bild 34 im August 2016; HEGI VI-2: 882     [3]siehe Bild 46 im August 2016; HEGI VI-2: 883]   [4] HEGI VI-2: 891 ( "zarte Harzstriemen" )   [5] HEGI VI-2: 904 ("schwärzlicher Harzstriemen"]

Detail aus dem Blütenstand einer Sumpfdistel

Bild 09: Cirsium palustre_Schlaglichtung bei Haidlhof_14. August 2005

blühende Sumpfdistel

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Krause Distel (Kraus-Haarschopfdistel, "Kraus-Ringdistel") / Carduus crispus

Bild 10: Carduus crispus_Gegenüber dem Eingang zum Schloss Merkenstein_03.August 2008
Die Krause Distel / Carduus crispus ist eine Pflanze, die der Wegdistel / Carduus acanthoides oder der Sumpfdistel / Cirsium palustre ähnlich ist, sich aber von beiden durch breitere, weichere und an der Unterseite deutlich spinnwebig behaarte Blätter unterscheidet.

Krause Disteln am Rand eines Waldweges

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Bild 11: Carduus crispus _an der Straße nach Schwarzensee_28. Juni 2010
Sie ist wie diese beiden anderen Arten meist entlang des Stängels und der Äste bis oben mit Leisten dorniger Flügel besetzt. Allerdings sind alle Dornen, auch die an den Blatträndern, kurz und weich, so dass man die Pflanze angreifen kann, ohne dass sie sticht.

dornig geflügelter Stängel einer Krausen Distel

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Bild 12: Carduus crispus_Gradental, westlich der Pecherhütte_10. Juli 2005
Der Blütenstand dieser Art erinnert  an die Wegdistel / Carduus acanthoides, die weichen Blätter mit den Spinnwebhaaren an der Unterseite weisen die Pflanze aber als Krause Distel / Carduus crispus aus.

Blütenstand und Blattbehaarung der Krausen Distel

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Bild 13: Carduus crispus_hinteres Gradental, ca 400 m.s.m._15. August 2016
Die Angaben zu den oberen Blättern mag manchmal Probleme bei der Bestimmung verursachen, da sie als tief gespalten [1] oder fiederteilig [2] beschrieben werden. Ich habe hin und wieder Krause Disteln gefunden, deren obere Blätter höchstens etwas gezähnte Ränder hatten. Dazu passt auch die Beschreibung, die wir bei NEILREICH [3]  finden: „ C. crispus […] Blätter … eiförmig, elliptisch oder länglich, die obersten lanzettlich, mit verschmälerter Basis sitzend, bald ungetheilt, spitz, geschweift oder ausgebissen- bis buchtig gezähnt, bald leierförmig-fiederlappig oder fiederspaltig mit winkeligen oder ungleich-eingeschnittenen Zipfeln.“ Auch HEGI [4] stellt fest: „ Laubblätter […] die oberen eilanzettlich bis lanzettlich, schwach buchtig gezähnt bis gelappt, alle am Rand mit feinen, weichen Dornen.“ Und weiter: „ Carduus crispus ist eine ziemlich veränderliche Pflanze, die […] bisweilen Formen aufweist, deren Zuweisung zur einen oder anderen Art [x] Schwierigkeiten bereitet.“[5]

[1]Öko Flora NÖ 1:272    [2]Xflora: 942   [3] NEILREICH: 384   [4]HEGI VI-2: 860   [5] HEGI VI-2: 861  [x] zu C. personata, die JANCHEN[:539] für unser Gebiet nicht angibt, zu Hybriden(?) (JANCHEN[: 540] nennt für Baden Carduus crispus x C. acanthoides)

Variable Blattform bei der Krausen Distel

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Bild 14: Carduus crispus_1: gegenüber dem Tor zum Schloss Merkenstein_01. Juli 2012_2: Kalkgraben, Forstraßenrand-Graben_16. Juli 2006_3: wie 1_21. Juni 2009_4: Saum des Ufergehölzes am Rohrbach_28. Juni 2010
Meist sind Stängelblätter der Krausen Distel fiederspaltig oder fiederlappig (Abschnitte eiförmig, 2- bis 3-lappig, die Endlappen am grössten [HEGI VI-2: 860]

Variable Blattform bei der Krausen Distel

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Bild 15: Carduus crispus: unten li: Gradetal_17. Juli 2005_oben: Merkenstein_08. August 2016__unten re: Cirsium palustre_Forststraße südlich der Hofstättenwiese_07.August 2016
Der Pappus der Krausen Distel / Carduus crispus besteht aus einfachen Haaren, an denen winzige Borsten sitzen. Zum Vergleich: Die Sumpfdistel / Cirsium palustre hat einen Pappus aus gefiederten Haaren.

Pappushaare von Sumpfdistel  und Krauser Distel

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Bild 16: Carduus crispus_Waldsaum nahe dem Schwarzen Kreuz_29. Juli 2012
Waldsaum nahe dem Schwarzen Kreuz

Krausen Disteln im Waldsaum

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Bachdistel (Bach-Federschopfdistel, "Bach-Kratzdistel") / Cirsium rivulare

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Bild 17: Cirsium rivulare_Feuchtwiese an der Fasangasse_30. Mai 1982
Diesen Bestand an Bachdisteln dürfte es nicht mehr geben. Ob die Bachdistel auf Bad Vöslauer Gemeindeboden überhaupt noch zu finden ist, ist ungewiss. Die letzten Beobachtungen liegen schon viele Jahre zurück (2004): ein Fundort lag in einer artenreichen Wiesenmulde auf dem Rauhenbigl, der zweite (genau genommen schon etwa 10 m außerhalb unseres Gemeindegebietes) in der Buchwiese.

Feuchtwiese mit Bachdisteln

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Bild 18: Cirsium rivulare_Buchwiese_18. Mai 2004
Die Bachdistel blüht von Mai bis Juli. Der Stängel ist nicht geflügelt, er ist auch ohne Dornen, und zumindest in der oberen Hälfte, ohne Blätter. Diese Pflanze ist noch nicht auf dem Höhepunkt der Blüte: Dann sind von den meist drei Blütenkörben, die am Ende des Stängels dicht beisammen sitzen, einer aufgerichtet und die beiden seitlichen stehen waagrecht ab.

Blütenstand einer Bachdistel

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Bild 19: Cirsium rivulare_18.05.2013
(Aufnahme nicht aus Bad Vöslau, sondern von einer Nasswiese in Brunn a.d. Schneebergbahn)
Die beiden seitlichen Körbe stehen waagrecht ab. Manchmal kann einer der beiden auch fehlen.

typische Anordnung der Blütenkörbe: zqwei stehen waagrecht ab

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Bild 20: Cirsium rivulare_li:  Buchwiese_18.Mai 2004__re: _Rauhenbigl_19.Mai 2004
Die Blätter sind zwar meist fiederspaltig bis fiederschnittig [1]. Es gibt aber auch Individuen, bei denen, zumindest bei einem Teil der Blätter, die Ränder nur gezähnt sind. NEILREICH stellt dazu fest: „Blätter eiförmig oder länglich, ungleich dornig bewimpert, spitz, gleichfarbig, beiderseits grasgrün, zerstreut behaart, bald ungetheilt und ausgebissen- oder buchtig gezähnt, bald fiederspaltig oder fiedertheilig mit ganzrandigen oder gezähnten Zipfeln […].“ [2]
[1] Die Einschnitte also mindestens so tief wie ein Drittel der Spreitenhälfte [Xflora 79, 81, 946]    [2] NEILREICH: 290

Blattformen bei der Bachdisteö

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Ackerdistel (Acker-Federschopfdistel, "Acker-Kratzdistel") / Cirsium arvense

Bild 21: Cirsium arvense_verlängerte Fasangasse_11. Juli 2009
Die tiefliegenden und weit streichenden Wurzelausläufer, aus deren Knospen Sprosse entspringen, befähigen die Ackerdistel zur Bildung raumergreifender Herden von Pflanzenstängeln. Die mechanische Bekämpfung in Kulturen ist schwierig, weil die Wurzelausläufer teilweise sehr tief, bis einige Meter, liegen können. Durch mehrmaliges Vernichten der oberirdischen Triebe können die Pflanzen zum Wiederaustreiben und damit zum Verbrauch ihrer Reservestoffe gezwungen werden; der Erfolg der mechanischen Bekämpfung hängt aber von der Bodenfruchtbarkeit ab [1]. Auch können erfolgreiche Maßnahmen zur Bekämpfung der Ackerdistel nicht unbedingt verallgemeinert werden, da diese Art über eine hohe genetische Vielfalt verfügt: „Cirsium arvense umfasst sicher hunderte, wenn nicht mehr Rassen, die sich nicht nur in ihrem Aussehen, sondern auch in ihren physiologischen und ökologischen Eigenschaften unterscheiden“ [2]. „Chemisch ist die Acker-Distel durch eine Reihe systemisch wirkender Herbizide gut bekämpfbar.“ [3].
[1] HOLZNER & GLAUNINGER (2005): 102, 103; dazu auch: LUKASHYK & al.: 284 Schlussfolgerungen
[2] HOLZNER & GLAUNINGER (2005): 103
[3] HOLZNER & GLAUNINGER (2005): 104; dazu auch: In Ö zugelassene Pflanzenschutzmittel (2016): TritosulfuronFlorasulam    FluroxypyrFlorasulamClopyralid

Bestand von Ackerdisteln mit zahlreichen Flughaaren

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Bild 22: Cirsium arvense_Brache an der Grazerstraße_24. Juni 2014
In dieser Brache, in der die Ackerdistel vorher nur in geringerer Zahl vorhanden war, ist durch Beackern ein Bestand mit großer Deckung entstanden. „Auf Ackerbrachen vermehrt sich die Ackerdistel massenhaft, wenn sie im vorhergehenden Acker schon stärker vorhanden war. Diese Massenbestände auf Ackerbrachen brechen aber zum Teil (nicht immer!) nach wenigen Jahren zusammen. Der Grund für dieses seltsame Verhalten der unter Ackerbedingungen sehr langlebigen Pflanzen ist nicht bekannt. [a] Möglicherweise ist […] die Acker-Distel [..] eher kurzlebig. Wird sie aber durch Ackern, Abmähen oder Häckseln daran gehindert, ihren Lebenszyklus zu vollenden, so wird sie ausdauernd. Das Entfernen der oberirdischen Teile wirkt also als eine Art ´Verjüngungsschnitt´. Da das Vermögen, sich mit Samen in Äckern auszubreiten, begrenzt ist [b] siehe Texte zu Bild 27 und 28]  können Disteln auf Langzeit-Ackerbrachen ebenso wie auf anderen Standorten [außer Äckern] ohne weiteres geduldet werden.“ [1]
[ 1] HOLZNER & GLAUNINGER 2005: 104 (Wuchsorte außerhalb der Äcker);    [a] HOLZNER vermutete dazu 1981 [:149], dass die Pflanze nach der Blüte so erschöpft ist, dass sie abstirbt, also nur einen zweijährigen Entwicklungszyklus durchläuft.   [b] siehe Texte zu Bild 27 und 28

dichter blühender bestand der Ackerdistel in einer jüngeren Brache

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Bild 23: Cirsium arvense_bei Haidlhof_24.Juni 2007
Die Ackerdistel ist meist zweihäusig. Es gibt also Pflanzen bzw. Klone bei denen nur die Staubblätter, und solche bei denen nur die Fruchtknoten und Stempel entwickelt sind. Das andere Geschlecht ist zwar ausgebildet, aber meist nicht funktionsfähig [1]. Neben den rein männlichen  und rein weiblichen Pflanzen gibt es auch solche mit zwittrigen Blüten [2].
[1] HOLZNER 1981    [2] DURKA: 140 Fußnote &
Ackerdisteln mit abfliegendem Insekt

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Bild 24: Cirsium arvense_Feldrain Rosskopfwiese_05. Juli 2004
In jedem der zahlreichen Körbe einer Pflanze können bis zu 100 Einzelblüten zusammengefasst sein.   Der Nektar steigt in der dünnen Kronröhre jeder Blüte bis zu deren Eingang empor [1], wodurch er nicht nur für Insekten mit langem Saugrüssel, wie Tagfalter, sondern auch für kurzzrüsselige Insekten wie Zweiflügler, Biene, Hummeln und Wespen verfügbar wird.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Acker-Kratzdistel.

Zweiflügler saugen aus Blüten der ackerdistel Nektar

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Bild 25: Cirsium arvense_Aufforstungsfläche nahe dem Roten Kreuz_07. August 2016
Die Acker-Distel / Cirsium arvense ist eine einheimische Art, die vor allem in ackerbaulich genutzen Flächen und in deren Rändern wächst, wo sie durch den Menschen günstige Bedingungen vorfindet. Auch Lichtungen, deren Boden durch grobe forstliche Eingriffe bei der Räumung geöffnet wird, bieten günstige Bedingungen für die massenhafte Ausbreitung. In den folgenden Jahren wird die Beschattung durch die jungen Gehölze den Bestand der Distelpopulation allmählich beenden [1].
[1] Das sicherste Gegenmittel gegen die „Unverwüstlichen“, zu denen die Ackerdistel zählt, ist die Pflanzung von Gehölzen. [HOLZNER 1991: 136f]

Ackerdisteln auf einer Aufforstungsfläche

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Bild 26: Cirsium arvense_Waldweg im Hofstättenwald_07. August 2016
Auch an Wegrändern in Wäldern treffen wir auf die Ackerdistel, meist aber nur als einzelne Pflanze, selten in größerer Zahl. Primäre, ursprüngliche, nicht durch Menschen geschaffene Standorte, sind alle Standorte mit regelmäßigen Vegetationszerstörungen und Bodenanrissen (Ufer, Steilhänge, Tierbauten, Läger und Tränken, ...).
Die Pflanzen [aus der Gruppe der"Unverwüstlichen", zu denen HOLZNER die Ackerdistel zählt] auf Primär- und Sekundärstandorten werden zwar zur gleichen Art gezählt. Bei genauerer und experimenteller Untersuchung stellt sich aber heraus, daß sie verschieden sind, oder mit anderen Worten, daß sich im Laufe der Ackerbaugeschichte ,,Acker-Typen" entwickelt haben. [HOLZNER 1991: 137]
einzelne Ackerdistel am Rande eines Waldweges

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Bild 27: Cirsium arvense_Rand der Forststraße östlich vom ehemaligen Pflanzgarten Hanifland_01. August 2005
Üppige Ausbildung von Federschöpfen muss nicht unbedingt auch reichliche Samenbildung bedeuten. „Um Befruchtung zu gewährleisten, dürfen männliche und weibliche Pflanzen nicht weit voneinander entfernt sein (optimal 20m, maximal 100m). Die Anzahl der Samen hängt davon ganz wesentlich ab. Durchschnittlich 50 Samen / Köpfchen. […] Viele werden jedoch von Insektenlarven, die in den Köpfen schmarotzen, zerstört. Trotzdem kann ein Stängel unter günstigen Umständen viele tausend Samen hervorbringen, (unter ungünstigen Umständen aber keinen einzigen). …Windverbreitung durch Haarkelch, dieser bricht jedoch leicht ab und fliegt allein weg. . Flugapparate mit den schweren Samen fallen in unmittelbarer Nähe der Mutterpflanze zu Boden.“ [1]
Aus einer Untersuchung in Australien [2]: „ Wenn weibliche und männliche Pflanzen bis zu 390 m voneinander entfernt waren, wurden noch einige Samen gebildet. In etwa einem Drittel der untersuchten Bezirke wurden jedoch keine Samen gefunden.“[3]
[1] HOLZNER 1981: 149]   [2] Die Ackerdistel ist „ heimisch in Eurasien, z.B. in Zentraleuropa und in der Mongolei, ursprünglich in Flußauen, aber in Island, Faröer, Nordskandinavien und Kamtschatka nur synanthrop. Mit dem Getreideanbau weit verschleppt: Nordamerika […] Australien […]Südamerika […] nur in den winterkalten, relativ sommerfeuchten Getreideanbaugebieten.“ [MEUSEL III / T: 292]
[3] AMOR & HARRIS: Zusammenfassung

Ackerdisteln mit reichlicher Ausbildung von Flughaaren

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Bild 28: Cirsium arvense_Aufforstungsfläche nahe dem Roten Kreuz_07. August 2016
Wenn die Früchte mit ihren Haarkelchen aus gefiederten Haaren zum Abflug bereit sind, kann man immer wieder Flugapparate sehen, die sich von ihren Früchten getrennt haben (→ ).

Früchte und Flughaare vonm der Ackerdistel

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Bild 29: Cirsium arvense_Sukzessionsgfläche nach dem Bau des Wasserreservoirs auf dem Harzberg_19. Juni 2003
Die Wehrhaftigkeit kann unterschiedlich ausgeprägt sein, von Blättern, die man unbeschadet angreifen kann, bis zu stark bedornten, die sehr unangenehm stechen können. Stängel und Äste der Pflanzen sind jedenfalls über ihre gesamte Länge ohne Flügel und ohne Dornen.

Blütenstand einer Ackerdistel

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Bild 30: Cirsium arvense_re oben: Rand der Forststraße östlich vom Pflanzgarten Hanifland_1. August 2005_li & re unten: _Riegeläcker_22. August 2016
Sind es die Ölstriemen [→], die das Interesse der Ameisen erregen?

einzelne Blütenkörbe der Ackerdistel

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Kohldistel (Kohl-Federschopfdistel, "Kohl-Ringdistel") / Cirsium oleraceum


Bild 31: Cirsium oleraceum_Schneise entlang der Forststraße aus dem Rohrbachtal zum Roten Kreuz_11. August 2010
Die Kohldistel ist auf nasse Standorte angewiesen. Wir finden sie daher, meist in Trupps oder Herden, selten als einzelne Pflanze, u.a. im Rohrbachtal, wo sie entlang des Baches am Rande der Ufergehölze und auf einigen Wiesen anzutreffen ist, in kleinen Bereichen mit Schwarz-Erlen im Waldort Grottenfeld, an feuchten Forststraßenrändern nahe Haidlhof und beim Roten Kreuz, an der Hofstättenwiese, am Buchbach.

dichter Bestand an Kohldisteln in einer Waldschneise

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Bild 32: Cirsium oleraceum_li: Rohrbachtal, nahe dem Schwarzen Kreuz_29. Juli 2012_re unten: Rohrbachtal_17. Juni 2008_re oben: Grottenfeld_07. Juni 2012
Die Blätter können in der Form recht unterschiedlich sein: Bei eiförmigem bis elliptischem Umriss können sie ganzrandig bis tief fiederspaltig sein, die unteren zum Grund hin verschmälert, die oberen und mittleren umfassen mit herzförmigem Grund den Stängel. Die Spreiten sind weich, ebenso die Dornen, die wie Wimpern am Rand sitzen. Daher stechen die Pflanzen nicht, wenn man sie anfasst.

Variable Blattformen bei der Kohldistel

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Bild 33: Cirsium oleraceum_oben: Rohrbachtal_ 27. Juli 2008_unten: bei Hofstätten_24. August 2016
Die Blütenkronzipfel der einzelnen Blüten sind blassgelb und wenig auffällig. Ihre Lockwirkung auf Insekten wird durch ihre große Zahl in den einzelnen Körben, die hellen Griffel mit den Narben und die farblich kontrastierenden Staubbeutelringe unterstützt.

Insekten besuchen dei Blütenkörbe der Kohldistel

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Bild 34:  Cirsium oleraceum_nahe Hofstätten_24. August 2016
Details der Blütenentwicklung: BKZ = Blütenkronzipfel; BKR = Blütenkronröhre, SR = Staubbeutelring; G = Griffel, N = Narbe;
Alle Blüten aus einem Korb, von links nach rechts = von innen nach außen, … 

einzelne Blüten aus einem Korb einer Kohldistel

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Bild 35:  Cirsium oleraceum_nahe Hofstätten_24. August 2016
die am weitesten entwickelten Blüten sitzen außen, die jüngsten innen. Die Staubbeutelröhre ist anfangs blauviolett, nach Entleerung der Pollen hellbraun.

Schnitt durch den Blütenkorb einer Kohldistel

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Bild 36: Cirsium oleraceum_westlich von Haidlhof_10. August 2008
Die Blüten sitzen meist zu mehreren in Knäueln beisammen und sind von (gelb)grünen Hochblättern umhüllt. Der Hohlraum zwischen den Hochblättern und dem Blütenkopf dient bei schlechtem Wetter oder über Nacht häufig als Zufluchtsort für Hummeln und Ohrwürmer. [HEGI VI-2: 901]

Zwei unterschiedlich weit entwickelte Blütenstände von Kohldisteln

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Bild 37: Cirsium oleraceum_Hochstaudenflur nahe dem Schwarzen Kreuz im Rohrbachtal_29.07.2012
Die Kohldistel kann dichte und ausgedehnte Bestände bilden.

dichter Bestand an Kohldisteln

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Nickdistel, Nickende Distel (Nickende Haarschopfdistel, "N. Ringdistel") / Carduus nutans

Bild 38: Carduus nutans_Harzberg, Schlaglichtung_25. Juni 2014
JANCHEN [1] nannte vor vier Jahrzehnten die Nickdistel noch als sehr häufige Art im Ödland, an Wegrändern, auf Magerwiesen, Hutweiden und Holzschlägen. Einst war sie auf Hutweiden [2] häufig, weil das Vieh sie gemieden hat und sich daher konkurrenzlos massenhafte Bestände bilden konnten. Heute sind ihre Vorkommen recht selten, mit abnehmender Tendenz. (Heuer konnte ich sie auf Vöslauer Boden überhaupt nicht sehen.) Auch die Exkursionsflora vermerkt für 2008, dass sie nur mehr zerstreut vorkommt.
[1] JANCHEN 1977: 540     [2] Hutweiden = Weideflächen, über die das Vieh von einem Hüter geführt wurde

Nickdistel mit zahlreichen Blütenkörben

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Bild 39: Carduus nutans_Harzberg, Schlaglichtung_13. Juli 2014
Mögliche Fundorte sind Störstellen an Wegrändern und in Holzschlägen, nährstoffreiche trockene Ruderalplätze und Brachen. „Geilstellen in Trockenweiderasen“ [1] gibt es nicht mehr allzu viele, aber selbst an scheinbar geeigneten Standorten ist die Nickdistel selten geworden. „Auf Ackerbrachen können Weg-, Speer- und Nickende Distel ab dem zweiten Jahr in großer Zahl blühen,  sterben aber auf älteren Brachen meist wieder gänzlich aus. [2]
[1] Xflora 2008: 941; "Geilstelle: überdüngte  Stelle, z.B. in Weiderasen infolge lokaler Anhäufung tierischer Exkremente." [Xflora 2008: 1273]    [2] HOLZNER & GLAUNINGER: 106

Nickdistel mit zahlreichen Blütenkörben.jpg =

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Bild 40: Carduus nutans_Brunntalstraße_09. Juli 2006
Massenhaft habe ich die Nickende Distel in Vöslau noch nie gesehen, meist nur einzelne Pflanzen oder kleine Trupps, beinahe ausschließlich auf gestörten Standorten an Weg- und Straßenrändern. Wenn diese zweijährige Art vor der Samenreife gemäht wird, (was nicht nur an den Rändern stark befahrener Straßen sondern vielfach auch an Güter- und Forstwegen geschieht), wird ihre Entwicklung ohne Nachkommen abgebrochen [a↓]; was bei dieser seltenen und sehr attraktiven Pflanze schade ist.

einzelne Nickdistel mit drei Blütenkörben

[a] Die meisten Disteln sind zwei- (2) bis mehrjährig (m) und sterben nach der einzigen Blüte in ihrem Leben ab.
au = ausdauernde Stauden, blühen durch mehrere Jahre hindurch immer wieder
(nach Xflora & NÖflora kombiniert)
Ackerdistel / Cirsium arvense: au
Bachdistel / Cirsium rivulare : au
Bergdistel  / Carduus defloratus subsp. glaucus :  au
Graudistel / Cirsium canum  : au
Kohldistel / Cirsium oleraceum:  au
Krause Distel / Carduus crispus  : 2 - m
Nickdistel / Carduus nutans:  1 – 2- m
Speerdistel / Cirsium vulgare: 2
Sumpfdistel / Cirsium  palustre : 2 - m
Ungarndistel / Cirsium pannonicum: au
Wegdistel / Carduus acanthoides :  2 - m
Wollkopfdistel / Cirsium eriophorum : 2

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Bild 41: Carduus nutans_Rohrbachtal(?)_16. August 2011
Die Art ist an den großen ( bis 5cm im Durchmesser ) Körben, die stets nicken, leicht zu erkennen. Im Habitus ähnelt sie einer besonders kräftigen Wegdistel / Carduus acanthoides: Die Adern der Grund- und Stängelblätter stehen mit harten dornigen Enden über die Lappen der Blattränder hinaus, der Stängel ist dornig geflügelt.

einzelner Blütenkorb der Nickdistel

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Bild 42: Carduus nutans_Brunntalstraße_09. Juli 2006
Nur knapp unterhalb des Blütenkorbes ist ein (oft sehr) kurzes Stück des Stängels ohne Dornen, wo ein risikoloses Anfassen der Pflanze möglich ist.

Die Stängel blühender Nickdisteln sind unterhalb der Körbe ohne Dornen

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Bild 43: Carduus nutans_Hochstaudenflur auf den Erdhaufen neben der Baustelle für das neue Wasserreservoir auf dem Harzberg_20. Juli 2005
Auch vor und nach der Blütezeit sind die Nickenden Disteln an der Größe der Körbe (bis 6 cm Durchmesser) und den besonders sparrig abstehenden Hüllblättern leicht erkennbar.
Körbe von Nickdisteln vor undn nach der Anthese

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Bild 44: Carduus nutans_wie Bild 43
Die Hüllblätter der Körbe sind sehr starr und laufen in eine höchst unangenehm stechende Spitze aus.

Schnitt durch den Blütenkorb einer Nickdistel und einzelnes Hüllblatt

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Bild 45:Carduus nutans_An der Schutzhausstraße nahe der Kreuzerlföhre_22. Juni 2008
Wie alle Disteln werden auch die Nickenden Disteln gerne von Insekten besucht.

reger Insektenbesuch an Nickdisteln

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Bild 46: Carduus nutans_Straußgrube, trockene Wiese_10. Juli 2005
Pflanzen mit aufrechten Köpfen sind wahrscheinlich Hybriden mit anderen Distelarten [FloraNÖ 1: 271]

vermutlich eine Hybride der Nickdistel mit großen aber aufrechten Körben

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Bild 47: Carduus nutans_Störfläche am Lusthausbodenweg_15. Juni 2008

einzelne Nickdistel am Rande eines Waldweges an einer Schlaglichtung

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Wollkopfdistel (Woll-Haarschopfdistel, Wollkopf-H., Spinnweben-H., "Woll-Kratzdistel", "Wollkopf-K.", "Spinnweben-K.") / Cirsium eriophorum

Bild 48: Cirsium eriophorum_nahe beim ehemaligen Forsthaus Merkenstein_15. Auigust 2010
Die Wollkopfdistel fällt durch ihre sehr großen [1], mit dichter Wollbehaarung ausgestatteter Körbe auf. Sie ist  auf Vöslauer Gemeindeboden wohl die seltenste Distelart.
[1] mit bis zu 7 cm die größten der heimischen Distelarten

Wollkopfdisteln werden von Insekten besucht

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Bild 49: Cirsium eriophorum_Waldrand an der Wiese beim Trenkerkreuz_6. Oktober 2013
Die Wollkopfdistel blüht vom August bis in den Oktober. An kühlen und regnerischen Tagen warten Wildbienen an den wolligen Blütenkörben auf bessere Verhältnisse.

Wildbienen auf regennassen Blütenkörben der Wollkopfdistel

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Bild 50: Cirsium eriophorum_Rand der Forststraße durch den Langen Graben, nahe dem (einstigen) Überstieg über den (heute nicht mehr existierenden) Zaun um den „Tiergarten“_27. Juli 2008
Körbe vor der Anthese

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Bild 51: Cirsium eriophorum_nahe beim Roten Kreuz_11. August 2010
Die Blattränder laufen nicht am Stängel herab, dadurch ist der Stängel der Wollkopfdistel nicht dornig geflügelt (wie dies etwa bei der Lanzendistel / Cirsium vulgare der Fall ist).

Der Stängel der Wollkopfdistel nicht dornig geflügelt.

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Bild 52: Cirsium eriophorum_Lichtung im jungen Schwarzföhrenwald; Haselweg, zwischen Schneebergblick und Großvaterbaum_27. Juli  2003Die Körbe an einer Pflanze blühen nicht gleichzeitig auf.

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Bild 53: Cirsium eriophorum_Gebüschsaum, Wegrand, am Eingang des Kalkgrabens, 360 müdM_3. August .2003eine hohe Wollkopfdistel mit zahlreichen Blütenkörben

Weitere Disteln > August 2016 : Carduus acanthoides, C. defloratus; Cirsium vulgare, C. canum, C. pannonicum

September 2016