September 2018

Bild 01: Odontites luteus_Sonnenweg_28. August 2016
Im September kann der Gelbe Zahntrost das Erscheinungsbild der Trockenrasen entlang des Sonnenweges, auf dem Hüterriegel und auf der Leopoldshöhe prägen. (Dazwischen der rosa blühende Berg-Lauch / Allium lusitanicum und die Gelbe Scabiose /Scabiosa ochroleuca)
reiche Blüte des gelben Zahntrostes

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Bild 02: Odontites luteus_OissnerBerg_12. September 2018
Heuer waren die Bedingungen nicht so optimal wie vor zwei Jahren: Nur wenige Pflanzen des Gelben Zahntrostes kamen zur Blüte.
Einzelne Pflanze vom Gelben Zahntrost

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Bild 03: Odontites luteus_Helenenhöhe_27. August 2002
Die Arten des Zahntrostes sind Halbparasiten, d.h. dass sie Wasser nicht mit eigenen Wurzeln aufnehmen, sondern mit Hilfe von Kontaktorganen (Haustorien) [1] ihren Wirtspflanzen entziehen. Wirtspflanzen können Individuen verschiedener Arten aus unterschiedlichen Pflanzenfamilien sein, die in ihrer Nähe wachsen, besonders häufig zapfen aber die Zahntroste Gräser an [2].
Die Samen des Zahntrostes keimen im Frühjahr. Die Keimlinge wachsen anfangs sehr langsam, bekommen aber einen kräftigen Wachstumsschub, wenn ihre Haustorien den Anschluss ihrer wasserfördernden Leitungen an die der Wirtspflanze hergestelltt haben. Wenn im Experiment Zahntrostkeimlinge ohne Wirtspflanzen kultiviert wurden, konnten sich nur wenige Blüten und Früchte ausbilden. Manche Pflanzenarten erwiesen sich im Experiment absolut resistent gegen parasitische Angriffe (wie z. B. der Spitz-Wegerich [3]), andere hingegen (wie z.B. der Strand-Wegerich [3]) als sehr anfällig und dadurch als gute Zahntrost-Wirte (Überlebensraten von Odontites 73 bis 100%)[4]
[1] YOSHIDA & al. [648, fig. 2 d,e & 649 fig.3]:  Darstellung der Haustorienbildung durch Mikrofotos und Schema, nicht bei Odontites, sondern bei tropischen Arten aus der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchiacea). Odontites gehört heute zu den Sommerwurzgewächsen im weiteren Sinne (einst Rachenblütler / Scrophulariaceae). [Xflora8:759 &732].     [2] BOLLINGER : 43      [3]Siehe JULI 2016      [4] BOLLINGER: 44
Heideschnecken auf Gelbem Zahntrost
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Bild 04:  Odontites vulgaris_Schweizerwiesen_19. August 2012
Der rotblühende Herbst-Zahntrost / Odontites vulgaris benötigt gut durchfeuchtete Böden und verträgt (benötigt?) wechselnde Feuchteverhältnisse. An diesem Standort in einer Geländemulde sammelt sich im Frühjahr Niederschlagswasser an und bildet in manchen Jahren einen Tümpel [1], der im Sommer vollständig austrocknet
[1] –in den letzten Jahren seltener-allgemeine Austrocknungstendenzen?
Dichter Bewuchs mit Herbst-Zahntrost

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Bild 05: Odontites vulgaris_Wiese an der Paitzriegelgasse_11. September 2013
Auch auf dieser Wiese an der Paitzriegelgasse, eine der schönsten Mähwiesen in Bad Vöslau, ändern sich vom Frühjahr bis in den Herbst die Feuchtigkeitszustände des Bodens.
Einzelpflanze vom Herbst-Zahntrost

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Bild 06:  Odontites vulgaris_bei Haidlhof_14. Aiugust 2005
Standort: Wegrand mit  „Hochstaudenflur“: Althaea officinalis, Agrostis gigantea, Artemisia vulgaris, Calystegia sepium, Carex hirta, Cirsium canum, Deschampsia caespitosa, Humulus lupulus, Lathyrus pratensis, Mentha longifolia, Mentha verticillata, Ononis spinosa, Phleum pratense, Potentilla recta, Stachys palustris, ...
Diese Pflanze kann nicht eindeutig einer der beiden rotblühenden Zahntrostarten [1] zugeordnet werden. Die Tragblätter der Blüten sind 10 bis 15 mm lang und überragen die Blüten, ein Merkmal für Odontites vernus, zwischen dem obersten Ast und dem Teilblütenstand an der Spitze des Stängels sitzen zwei Paar Laubblätter (Interkalarblätter, ohne Blüten in den Achseln), ein Merkmal, das für O. vulgaris angegeben wird. Die Abzweigungswinkel der Äste betragen 50 − 60°, entsprechen also eher dem O. vulgaris, ebenso die aufrecht abstehenden Äste, wobei nur etwa das unterste Fünftel astfrei ist, und die Wuchshöhe von 54 cm [2].
[1] Xflora 2008: 763: Herbst-Zahntrost / Odontites vulgaris und Frühlings-Z. / O. vernus.    [2] Vgl mit Xflora2008: 763 !
Detail Herbst-Zahntrost

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Bild 07: Odontites vulgaris_ Bahnhofsgelände östlich der Gleisanlagen [*] _6. August 2009
[*] Standort: Brache (Lagerplatz) über Lehm (nach Regen lang anhaltende Pfützen), östlich der Gleisanlagen, heute zum größten Teil asphaltierter Parkplatz
Der Frühlings-Zahntrost ist eine Art der Getreideäcker (also aufgelockerter Böden), der Herbst-Zahntrost wächst auf stärker vedichteten und lehmigen Böden [Xflora2008].
Auch hier zeigen sich wieder (wie bei der Pflanze in Bild 06) Widersprüche. Es wurden der Population 8 Pflanzen entnommen und untersucht: 1._ Die relative und absolute Länge der Deckblätter, 2. _ Interkalarblätter, d.s. Laubblattpaare zwischen den obersten Zweigen und dem Blütenstand, am Stängel bzw, wenn dieser nicht mehr vollständig erhalten war, an den Ästen, soweit sie Äste 2. Ordnung hatten. [1] 3._ Ansatz der untersten Äste, ihre Länge in Relation zur Gesamtlänge und ihre Abzweigungswinkel
Das Ergebnis:
1._ Bei fast allen Pflanzen waren die Deckblätter länger als 10 mm und überragten die Blüten (→ = O. vernus) [2], aber
2._ gleichzeitig saßen auf denselben Pflanzen am Stängel und den gut entwickelten Ästen jeweils zwischen den Blütenständen und den obersten abzweigenden Ästen 1 bis 6 Paare von Interkalarblättern (→ = O. vulgaris.).
3._ Bei vier Pflanzen zweigten die untersten Äste im untersten Drittel der Gesamthöhe (11 bis 23 % der H) ab, bei drei Pflanzen etwa bei der Grenze zwischen unterstem und zweiten Drittel, bei einer etwa bei der Hälfte der Wuchshöhe [3]. Die Pflanzen aus Vöslau haben fast immer kräftige und lange Äste ausgebildet (20 bis 25 cm lang, oft auch länger, ganz selten nur 10 – 15 cm). Bei O. vernus sollen die Äste meist nicht über 8 cm  (selten 15 cm) lang sein [4]. Für O. vulgaris gibt der Autor keine Längen an [5].
__Es überwogen die Merkmale für den Herbst-Zahntrost / Odontites vulgaris.

[1] interkalar : lat. Intercalarius = zwischengeschaltet, calare = schalten [SCHUBERT & WAGNER]
[2] BOLLINGER [: 106, 107] verwendet im Schlüssel, der O. vulgaris von O. vernus trennt, das Merkmal der relativen Länge der Deckblätter zur Länge der Blüten nicht.
[3] Die Information „von Grund auf“ oder „nur oben“ verzweigt ist nicht immer hilfreich: Sind 17% der H „vom Grund auf“? Beginnt „oben“ oberhalb der Mitte? Kräftige Äste beginnen bei O. vernus erst oberhalb des unteren Drittels der Höhe [BOLLINGER: 108, Abb 30] „Von unten weg“ müsste demnach bedeuten, dass die untersten Äste schon etwa im untersten Drittel der H abzweigen.
[4] BOLLINGER: 107     [5] BOLLINGER:  111, 112


Ganze Pflane und details von Pflanzen des Herbst-Zahntrostes

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Bild 08: li= Odontites vulgaris_ re: Odontites luteus
Der Gelbe Zahntrost ist von den rotblühenden Zahntrostarten leicht zu unterscheiden.
Herbst- und Gelb-Zahntrost

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Bild 09:  Odontites vulgaris_zwischen Haidlhof und Hanifland_13. August 2005
Die Unterscheidung von Herbst- und Frühlings-Zahntrost bereitet aber vielfach Probleme (wie die folgenden Ziate zeigen):
„Die [Odontites vernus-] Gruppe ist taxonomisch vor allem deshalb schwierig zu gliedern, weil die sippenspezifischen Merkmale sehr variabel sind und ihre Ausprägung teilweise stark von den Umweltbedingungen abhängt."  So konnte gezeigt werden, dass „die Zahl der Astpaare, die Wuchshöhe und die Länge der Infloreszenzen auch vom Wirt [siehe Halbparasit ob. Bild 03!] beeinflusst werden. […] In der Praxis ist vor allem die Unterscheidung von O. vulgaris und O. vernus schwierig, Einzelexemplare können oft nicht zuverlässig bestimmt werden […]" In europäischen Herbarien liegen Tausende von Belegen aus der Odontites vernus-Gruppe, der größte Teil davon gehört zu O. vulgaris subsp. vulgaris, der sich schwer „von der sympatrischen [= im selben, gemeinsamen Areal lebenden] O. vernus abgrenzen lässt.“ [BOLLINGER: 105 f]

Wipfelblütenstand vom Herbst-Zahntrost


Die Merkmale Wuchshöhe, Länge der Äste, Interkalarblätter, Blütezeit und Standort der rotblühenden Zahntroste auf Vöslauer Boden sprechen für den Herbst-Zahntrost / Odontites vulgaris.

Bild 10:  Odontites vulgaris_Krautsaum an einer Forststraße, Buchbachtal-Totenkopf_22. August 2010
Auch diese Pflanze kann wegen des Standortes (ein  Krautsaum an einer Forststraße), der vorhandenen Interkalarblätter und der schon ganz unten abzweigenden Äste dem Herbst-Zahntrost zugeordnet werden. (Trotz der die Blüten überragenden Deckblätter →vgl. Xflora2008: 763]
Gepreste Pflanzen und Foto bon einzelner Blüte vom Herbst-Zahntrost

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Bild 11:  Odontites vulgaris_Oissner Berg [1]_10. September 2005
[1] Auch am Fuße des Oissner Berges wird es im Sommer recht trocken, trotzdem wuchs 2005 an diesem Ort der frische Böden liebende Herbst-Zahntrost, allerdings nur in diesem einen Jahr!]
Tröstet die Pflanze den von Zahnweh geplagten Menschen? Vermutlich nicht . „Taber[aemontanus] [1613: 575] hielt die Pflanze für die odontitis des Plinius […], deren weinige Abkochung im Mund gehalten das Zahnweh stillen sollte." [1]  Leonhard FUCHS  nennt 1543 , ebenso wie seriösen Heilpflanzenbücher unserer Zeit [2], den Zahntrost nicht.
[1] MARZELL 3: 367] [2] PAHLOW 1993
Wipfel des Blütenstandes vom Herbst-Zahntrost
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Bild 12: Odontites luteus_Insel Solta  bei Split, Kroatien_ groß: 6. November 2007_klein:11. November 2010
Auch im Mittelmeerraum sind die Gelb-Zahntroste im November schon abgestorben, nur selten findet man noch ein blühendes Individuum.
Der Gelb-Zahntrost / Odontites luteus  besiedelt große Teile Europas nach O bis etwa zum 45 Längengrad,  nach N bis etwa zum 50. Breitegrad:  W und SW Europa (nordwärts bis Pariser Becken, südwärts bis NE-Spanien) Trockengebiete Mitteleuropas, S-Europa (südwärts bis Sardinien, Sizilien, Albanien), SOEuropa, nordwärst bis zu Wolgaplatte und südostwärts zerstreut bis zum Kakuasus, auf der Krim sowie im östlichen  Taurus.[1]
Der Herbst-Zahntrost / Odontites. vulgaris  hat eurasiatische Verbreitung und nimmt beinahe das gesamte Gebiet der  Artengruppe (d. i. fast ganz Europa bis zum 60. Breitengrad und in einem breiten Streifen weiter bis Ostasien [2]) ein.
[1] [BOLLINGER: 100; MEUSEL II: Karte 407a]     [2] BOLLINGER: 114, Abb 32

trockene Reste von gelb-Zahntrost und blühende Pflanze