Naturschutz mit Schere, Säge und Krampen

Erfolgreiche Trockenrasen-Pflegetage in Bad Vöslau

Ausgerüstet mit Astscheren, Sägen und Krampen machten sich dieser Tage zahlreiche Schulklassen und Freiwillige auf, um unter fachlicher Anleitung der Biolog*innen des Landschaftspflegevereins die herausragende biologische Vielfalt der Trockenrasen entlang des Sonnenwegs und im Harzbergsteinbruch zu erhalten.

Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten
Die Spätsommersonne taucht die Landschaft in goldenes Licht und die Luft ist kühler geworden. Kurz gesagt: der Herbst hat auch in Bad Vöslau Einzug gehalten. Dennoch herrscht reges Treiben auf den Trockenrasen: ein Scheckenfalter flattert munter umher und saugt Nektar an den gelben Blütenköpfen der Goldschopf-Aster. Es raschelt im Unterholz: junge Smaragdeidechsen sind auf der Suche nach Insekten und Spinnen. Eine Schlingnatter sonnt sich auf einem Stein. In den Büschen sitzen Steppen-Sattelschrecken, sie zirpen mit lauten und scharfen Tönen. Man muss kein Biologe sein, um zu erahnen welche herausragenden Naturschätze die Trockenrasen in Bad Vöslau beherbergen. Tatsächlich zählen die Trockenrasen entlang der Thermenlinie zu den arten- und insektenreichsten Offenland-Lebensräumen Mitteleuropas. In Bad Vöslau findet man sie entlang des Sonnenwegs und im Harzbergsteinbruch. Doch diese Vielfalt ist bedroht: Trockenrasen sind in Österreich heute aufgrund ihrer Kargheit unattraktiv für die Landwirtschaft, verbuschen und verwalden durch Nutzungsaufgabe zunehmend.

Freiwillige als Landschaftspfleger
Genau dies soll durch die jährlichen Pflegemaßnahmen, fachlich betreut vom Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken, verhindert werden. Dafür waren auch heuer wieder insgesamt 225 Schüler*innen der Volksschulen Gainfarn (Klassen 1a, 1b, 2a, 2b, 3a, 3b, 4a und 4b) und Bad Vöslau (Klassen 3a, 4b und 4c), sowie 28 ehrenamtliche Helfer*innen aus Bad Vöslau und Umgebung zwischen 29. September und 3. Oktober im Einsatz. Am Reisacherberg, am Oisnerberg, bei der Marienkapelle, beim Trockenrasen Oberkirchen, bei der Helenenhöhe und entlang des Sonnenwegs wurden zahlreiche Gebüsche wie Liguster, Flieder und Blutroter Hartriegel geschnitten und ausgehackt. Auch die Wiesenflächen im Harzbergsteinbruch wurden gepflegt. Dort wurden die als Blumenwiese eingesäte Rampe und die angrenzende Wiesenfläche zwei Tage zuvor gemulcht und nun das trockene Schnittgut zusammengerecht und auf Haufen am Rand deponiert. Mit ihrem tollen Pflegeeinsatz leisteten alle Beteiligten einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der artenreichen Trockenrasenflächen in Bad Vöslau. Nur durch die Hilfe vieler Menschen können die Flächen - im Gegensatz zu maschineller Arbeit mit Motorgeräten - sehr schonend, kleinräumig selektiv und gezielt entbuscht werden. Das Ergebnis ist ein Mosaik aus Trockenrasen mit kleinen und größeren Einzelbüschen, welches besonders für viele Insekten von großer Bedeutung ist.

Ein Netzwerk für die Natur
Die Stadtgemeinde, die Volksschulen in Bad Vöslau sowie die zahlreichen freiwilligen Helfer*innen sind Teil der Netzwerk Natur Region Thermenlinie-Wiener Becken. Unter diesem Namen baut der Landschaftspflegeverein seit 2017 ein Netzwerk an Menschen auf, die gemeinsam ein Netzwerk an hochwertigen Naturflächen in ihrer Region erhalten. Beteiligen kann sich jede und jeder. Nähere Infos unter: www.landschaftspflegeverein.at

 


Nur durch die Hilfe der Freiwilligen können die wertvollen Trockenrasen in Bad Vöslau erhalten bleiben. © Drozdowski/LPV


Der Liguster bildet teilweise sehr lange Ausläufer. Sie alle zu erwischen ist gar nicht einfach. Umso größer die Freude, wenn es doch klappt. © Drozdowski/LPV


Die Kinder entdecken die Besonderheiten der Trockenrasen: hier linsenförmigen Gallen der Eichenlinsengallwespe. © Girsch/LPV


Teamwork bei der 2b der Volksschule Gainfarn - alle helfen zusammen. © Weisz-Emesz/LPV


Im Harzbergsteinbruch wurde das Schnittgut zusammen gerecht. © Drozdowski/LPV


Die ungiftige Schlingnatter fühlt sich wohl auf den Trockenrasen. © Drozdowski/LPV


Steppen-Sattelschrecke – der große Legestachel dient dem Weibchen zur Eiablage. © Drozdowski/LPV


Teamarbeit © Drozdowski/LPV