April 2022

Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Bad Vöslau, Gainfarn und Großau!

Ukraine-Flüchtlinge in Bad Vöslau
Gerade in einer Zeit in der Corona und der militärische Überfall auf die Ukraine täglich die Medien dominieren bin ich dankbar in einem sicheren Land wie Österreich leben zu dürfen. Mittlerweile haben rd. 85 Menschen aus der Ukraine in Bad Vöslau Zuflucht gefunden. Sie sind in Appartements, Hotels und auch in privaten Wohnungen bei Familienangehörigen sowie Gastfamilien untergebracht. Seitens der Gemeinde versuchen wir mit wunderbarer Unterstützung von Freiwilligen Anlaufstelle, Behördenwegweiser und Helfer bei größeren und kleineren Problemen zu sein. Wir haben ein Notfallteam installiert um bei unvorhergesehenen Ereignissen rasch und unbürokratisch helfen zu können. Darüber hinaus wurde ein Fonds für die Flüchtlinge der Ukraine in Bad Vöslau gegründet, der rasch bei finanziellen Engpässen helfen kann. Derzeit sind wir damit beschäftigt, Themen des alltäglichen Lebens, wie Deutschkurse, Kinderbetreuung, Schule und ähnliches zu organisieren und zu vermitteln.

Beratung und Infos zum Thema Energie
Über das Mitgefühl für die in Not geratenen Menschen und den Wunsch den Flüchtenden zu helfen hinaus, wirft der Krieg in Europa auch andere Themen auf. Das Rathaus erreichen derzeit viele Anfragen zum Thema Energieversorgung, Heizung, Wärmedämmung, die mit auf die Krise in der Ukraine zurückzuführen sind.

Die Energieagentur und Umweltagentur des Landes Niederösterreich (eNu) ist die erste Anlaufstelle für Fragen zu diesem Thema. Sie bietet nicht nur ein umfangreiches Service auf der Homepage https://www.enu.at, sondern auch Onlineseminare, Energieberatungen (derzeit leider sehr ausgebucht), Infos zu Förderungen und ähnliches an. Fragen zum Thema Gas, Strom und Fernwärme kann man am Besten mit dem jeweiligen Energieversorger besprechen.

Die Stadtgemeinde hat in den letzten Jahren immer wieder „Energiestammtische“ durchgeführt, bei denen Experten Themen wie Wärmepumpen, Heizsysteme, Dämmungsmaßnahmen oder ähnliches näher erläutert haben. Wir werden gemeinsam mit Fachleuten aktuelle Informationen zusammenstellen und Sie in Folge wieder zur Informationsveranstaltungen einladen.

Energiebuchhaltung der Stadtgemeinde
Bad Vöslau führt seit 2014 eine Energiebuchhaltung und ist seit 2019 Energievorbildgemeinde. Im Eigentum der Stadtgemeinde stehen inkl. den Friedhöfen in Summe 32 Liegenschaften deren Verbräuche genau erfasst werden. Alle Verbräuche dieser Gebäude und Anlagen werden in eine Software eingegeben, laufend kontrolliert und jährlich im Energiebericht ausgewertet. Der Bericht zeigt die für den Klimaschutz bereits umgesetzten Maßnahmen und bildet die Grundlage für den Fahrplan zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.


(Foto: Otto Kühnel)

Zahlen und Fakten zur Stadtgemeinde
Ich möchte im Folgenden einige aktuelle Themen näher beleuchten:

  • Der Strom für alle Gemeindeobjekte kommt bereits jetzt zu 100% aus erneuerbarer Erzeugung.
  • Auch das sharetoo-Leihfahrzeug am Badplatz wird mit erneuerbarem Strom betankt.
  • Beim Wärmeverbrauch gibt es 11 Gebäude, die mit Biomasse-Fernwärme aus dem Vöslauer Heizwerk in der Energiestraße versorgt werden.
  • Der erneuerbare Anteil am Gesamtwärmeverbrauch aller Gemeindeobjekte liegt derzeit bei 64%, das sind rund 2 Millionen Kilowattstunden.
  • Nach der Umsetzung der laufenden Sanierungen des Kindergartens Brunngasse und der Musikschule (Schloss Gainfarn) wird der Anteil der erneuerbaren Wärmeenergie auf rund 85% steigen.
  • Im Kindergarten Brunngasse wird ein Hackgutkessel zukünftig die benötigte Wärme bereitstellen. In der Musikschule ist eine Kombination aus Luft-Wasser-Wärmepumpe und Hackgutkessel in Planung.
  • Durch die Installation einer Hybrid-Wärmepumpenanlage und der Modernisierung der Heizungsregelung konnte der Wärmeverbrauch im Kindergarten Gerichtsweg um 67% reduziert werden.
  • Der Holzvergaserkessel des Schutzhauses am Harzberg wurde durch einen modernen Holzvergaserkessel mit geringstmöglicher Feinstaubbelastung ersetzt.
  • Ölkessel sind in den Gemeindegebäuden nicht mehr vorhanden. Bei den fossilen Heizkesseln handelt es sich ausschließlich um Gaskessel, von denen die meisten mit der hocheffizienten Brennwerttechnik ausgestattet sind.
  • Der Betrieb der Straßenbeleuchtung schlägt jährlich mit rund € 75.000,- zu Buche. Auch der dafür bereitgestellte Strom kommt aus erneuerbaren Energiequellen.
  • Die Gemeindefahrzeuge unserer Stadt benötigen im Jahr rund 65.000 Liter Diesel und 800 Liter Benzin.
  • Gemeinsam mit den Nachbargemeinden Kottingbrunn und Sooß werden die Pläne für eine Betriebstankstelle finalisiert. Diese soll sowohl im laufenden Betrieb; vor allem aber im Blackout- und Krisenfall die Gemeindeinfrastruktur (Fahrzeuge, Notstromaggregate, Feuerwehren, Kläranlage, etc.) versorgen.

Laufende Schwerpunkte im Energiebereich
Es gibt aber noch viel zu tun – auch hier einige Beispiele:

  • Weitere Umstellung der fossilen Heizkessel auf erneuerbare Energieträger und Wärmepumpen. Dabei wird auch Hackgut aus dem Gemeindewald zum Einsatz kommen, so z. B. beim Kindergarten Brunngasse. Bei der nun anlaufenden Sanierung des Schlosses Gainfarn wird ein Hackgutkessel und eine Wärmepumpenanlage berücksichtigt.
  • Reduktion des Wärmebedarfes der Gebäude durch entsprechende Maßnahmen wie z. B. Dämmung der obersten Geschoßdecken (heuer: Bücherei, Kindergarten Gerichtsweg, Kreatives Lernzentrum) und Fenstererneuerung (Ortszentrum Großau/Feuerwehr).
  • Alle drei Feuerwehren wurden mit starken Notstromaggregaten ausgerüstet – bei Neu- und Umbauten (derzeit Volkschule Gainfarn) wird diese Blackout-Versorgung mitberücksichtigt.
  • Erzeugung von Photovoltaik-Strom auf den Dächern der Gemeindegebäude. Eine große Anlage wird im Zuge der Sanierung des Schlosses Gainfarn auf dem neuen Konzertsaal entstehen.
  • Umstellung des Fuhrparkes auf weitere Elektrofahrzeuge. Derzeit sind 3 Fahrzeuge erfolgreich im Einsatz.
  • Der Austausch von Heizungsregelungen auf vernetzte Regler mit Fernwartungsfunktion. Die einzelnen Heizungsanlagen können dann von Gemeindemitarbeitern über den PC kontrolliert und nachjustiert werden.
  • Die Fortsetzung der kontinuierlichen Umstellung der Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik. Demnächst werden die Schlossgasse und die Guttmannstraße getauscht.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen wieder einen kleinen Einblick in ein wichtiges Zukunftsthema und die laufende Arbeit in unserer Stadt geben.

Ihr
Christoph Prinz
Bürgermeister