Zeitzeugen erzählen - Franz Mannsberger

"5.000 im Schlumberger-Keller – Unfall mit Handgranate"

Mannsberger (Jahrgang 1935) ist während des Krieges eher durch Zufall als fünfjähriger Bub nach Bad Vöslau gekommen und weiß viel über die letzten Kriegsmonate und die anschließende Besatzungszeit zu erzählen. Nachdem sein Vater 1941 im Krieg gefallen ist, kämpfte seine Mutter mit drei Kindern ums Überleben. Ihr Zuhause war u. a. ein fensterloser Lagerraum ohne Licht und Wasser in der ehemaligen Hansy-Bäckerei in der Bahnstraße (heute steht dort der BILLA).

In guter Erinnerung ist Mannsberger die Bombardierung des Fliegerhorstes in der zweiten April-Hälfte 1944. Damals flüchteten Tausende in den zu einem Luftschutzkeller umfunktionierten Schlumberger-Weinkeller im Maital. Außerdem mussten Juden, meist Frauen, im Maital unter dem Kirchenberg händisch einen Bunker graben, der nur SS-Angehörigen und Postbeamten vorbehalten war. Dieser Bunker wurde nach dem Krieg zugemauert, heute ist davon nichts mehr zu sehen. Mannsberger weiß auch zu berichten, dass in der damaligen Haupt- und Volksschule statt Schülern deutsche Soldaten untergebracht waren und Flugzeugteile im angrenzenden Turnsaal deponiert wurden. Auf der Schulwiese daneben lagerten berittene Kosaken.

Mannsberger und seine Freunde „besuchten“ auch russische Gefangene auf der sogenannten Schaumann-Wiese in der Wr. Neustädterstraße, wo sie ihr karges Schulbrot an die Russen gegen selbst gebasteltes Spielzeug eingetauscht haben. Was heute wahrscheinlich niemand mehr weiß ist die Tatsache, dass im Vöslauer Schloss während des Krieges ein Lazarett für SS-Soldaten untergebracht war.

Ein prägendes Erlebnis ist für Franz Mannsberger am 7. Juli 1945 passiert. Sie stöberten hinter der Post in alten Paketen, manchmal war nämlich auch Essbares dabei. Aber auch gefährliche Gegenstände waren zu finden. Nämlich eine russische Handgranate. Durch unvorsichtiges Hantieren eines Freundes explodierte sie direkt vor ihm und einem Fünfjährigen. Das Kind starb an den schweren Verletzungen, Mannsberger verlor ein Auge.

Das und noch mehr erzählte Franz Mannsberger in einem Gespräch mit Werner Feltrini, „Stadtfilmer“ Werner Predota hat das einstündige Gespräch in knapp 15 Minuten zusammengefasst.

Video und Text: Werner Predota
15. Februar 2016