Juli 2014
In Vöslau wachsen alle drei in Österreich vorkommenden Arten der Gattung
Braunelle / Prunella.
Gewöhnliche oder Klein-Braunelle / Prunella vulgaris
Bild 01:Prunella vulgaris_Forstsstraße im Krainerwald_28. Juli 2009
Die Klein-Braunelle finden wir an und auf feuchten Waldwegen, wo der Boden durch Betreten und Befahren verdichtet ist. Auf dem Gemeindegebiet von Bad Vöslau sind das Bankette und Mittelstreifen von Forststraßen und Wegen in den Wäldern vom Lindenberg bis zum Himmel und im Krainerwald, aber auch in den Laubwäldern auf dem Südabhang des Lindkogelmassivs.
Bild 02: Prunella vulgaris_Tiergartenwiese_13. Juli 2014
Auch in hochgrasigen und spät gemähten Wiesen finden wir die Klein-Braunelle, häufiger nur bei lockerem Grasbestand [1]: Hier mit Weiß-Labkraut / Galium album (re) und Filz-Segge / Carex tomentosa ( Mitte unten)
[1] DIETL & JORQUERA: 542
Bild 03: Prunella vulgaris_Paitzriegelwiese_17. Juli 2014
Die Klein-Braunelle / Prunella vulgaris auf einer der letzten noch (fast) ungestört-intakten, seit vielen Jahren gemähten wechselfeuchten Wiese mit (oben) Vielblüten-Backenklee / Dorycnium herbaceum und Hauhechel /Ononis spinosa, (Mitte) Feuchtwiesen-Pracht-Nelke / Dianthus superbus subsp. superbus und (unten) Weiden-Alant / Inula salicina.
Bild 04: Prunella vulgaris_Josefsplatz_10. Juli 2014
Zahlreicher wächst die Klein-Braunelle in oft gemähten Rasenflächen ...
Bild 05: Prunella vulgaris_Bachgasse_17. Juli 2014
Die Klein-Braunelle / Prunella vulgaris mit Gewöhnlichem Leuenzahn / Leontodon hispidus in der Wiesenböschung des Mühlbaches.
Bild 06: Prunella vulgaris & Bellis perennis_Garten Lielacher_15. Juli 2014
Gerne säumt die Klein-Braunelle trittbelastete Bereiche, wie diese Wegspur durch einen Obstgarten in Gainfarn.
Bild 07: Prunella vulgaris & Stellaria graminea & Centaurium erythraea_"Hofstättenwald"_20. Juli 2014
Die Klein-Braunelle / Prunella vulgaris an drei nahe beieinander liegenden Standorten an den Rändern von Forststraßen im Waldort „Hofstättenwald", oben mit der Gras-Sternmiere / Stellaria graminea, in der Mitte und unten mit dem Echt-Guldenkraut / Centaurium erythraea.
Bild 08: Prunella vulgaris_oben: Totenkopf_24.06.2004_li unten: Grenzgraben_26.07.2002_re unten: Haidlhoferwald_19.06.2005
Für die Herkunft des Namens der Gewöhnlichen oder Klein-Braunelle / Prunella vulgaris werden u.a. zwei Deutungen angeführt [1]. Die eine bezieht sich darauf, dass die Blütenkelche bei dieser Art schön braun gefärbt sein können. „Auch auf die violetten Blüten könnte sich der Name beziehen, wenn braun (ahd. prun, mhd. brun von lat. prunum) im Sinne von ´pflaumenfarbig, violett´ vorliegt." [2] Im Sinne der Signaturenlehre [3] wurde die braune Farbe als Hinweis auf die Heilkraft gegen Diphtherie, deren Symptome Hals- und Rachenbräune sind, angesehen. In zahlreichen Heilkräuterseiten im world wide web werden der Braunelle Heilwirkungen zugeschrieben, im Österreichischen Phytocodex [4] scheint sie als Heilpflanze aber nicht auf [5].
Nicht immer färben sich die Kelche und Teile der Knäuel-Tragblätter rotbraun, es gibt auch anthocyanfreie [6] Individuen.
[1]MARZELL 3: 1086 & 1088
[2]MARZELL 3:: 1086
[3-1] signaturenlehre
[3-2]http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/signaturenlehre/61530
[3-3] https://www.uni-muenster.de/Leibniz/meieroeser/Signatur.pdf
[4]http://www.kup.at/db/phytokodex/latein.html
[5] Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Kleine_Braunelle
[6] http://www.liberherbarum.com/minor/de/In0606.HTM
Großblüten-Braunelle / Prunella grandiflora:
Bild 09: Prunella grandiflora_oben: Hauerberg_13. Juli 2013_unten: oberhalb der Helenenhöhe_29. Juni 2013
An Rändern von Wegen, die durch Föhrenwälder führen, blüht hie und da die Großblüten-Braunelle : Ihre Blüten sind deutlich größer und meist dunkel-violett gefärbt.
Schlitzblatt- oder Weiß-Braunelle / Prunella laciniata
Bild 10: Prunella laciniata_oben: Lusthausboden_9. JUli 2006_unten: östlich vom Schwabengraben_2. Juli 2014
Nur an drei Stellen konnte die Schlitzblatt-Braunelle auf dem Vöslauer Gemeindegebiet beobachtet werden: an einem grasigen Holzweg auf dem Plateau des Harzberges (dort konnte sie in den letzten Jahren nicht mehr gefunden werden - dafür 2015 auf einem stark begangenen Weg unweit davon), an den Rändern und im grasigen Mittelstreifen des Weges von den Nebellöchern zum Schwabengraben und auf einem grasigen Weg auf den Scheiterboden.
Merkmale zu Unterscheidung der drei Prunella-Arten
Bild 11: Prunella spp._Blütenmerkmale
v = Prunella vulgaris, g = P. grandiflora, l = P. laciniata
1) Blütenlänge [Nach Xflora: 793 und HEGI V-4: 2378, 2380, 2382]:
bei P. vulgaris (8) 10-13 (16) mm, bei P. grandiflora 20 -25 mm, bei P. laciniata 15-18 mm
2) Die beiden längeren Staubfäden haben bei P. vulgaris und bei P. laciniata einen deutlich ausgeprägten spitzen Zahn (gelbe Pfeile). Die beiden längeren Staubfäden von P. grandiflora sind zahnlos oder sie tragen nur einen kurzen, stumpfen Fortsatz. (N ist die auf einigen Fotos sichtbare Narbe, nicht ein Teil eines Staubfadens.)
Bild 12: Prunella vulgaris (oben) , P. grandiflora (Mitte), P. laciniata (unten): Blattmerkmale 1
1 = unterstes Knäuel-Tragblatt ; 2 = oberstes Stängelblatt(vgl Xflora: 793]; 3 = Stängelblatt unter dem obersten StgB
Als Merkmale zur Unterscheidung der drei Braunellen-Arten sind neben den Blütenmerkmalen auch die der Blätter von Bedeutung. Zwei Typen von Blättern können unterschieden werden:
Im Bereich des Blütenstandes setzen die Knäuel-Tragblätter (1) an je zwei gegenüberliegenden Seiten des Stängels an, in ihren Achseln sitzen je drei Blüten, sechs Blüten bilden einen Quirl. Die Tragblätter sind innerhalb des gedrängten Blütenstandes von einer Etage zur nächsten jeweils um 90° versetzt.
Die Tragblätter (1) unterscheiden sich deutlich von den nach unten folgenden Stängelblättern (2): Sie sind zumindest so breit wie lang, ihre Spitzen sind markant zugespitzt. Die grünen (manchmal auch violetten) Nerven treten deutlich hervor, die Flächen zwischen den Nerven sind auffallend heller.
Die Stängelblätter (2,3 usw.) sind bei P. vulgaris und P. grandiflora elliptisch-oval und gestielt, die obersten (2) oft mit keilförmigem Grund sitzend und lanzettlich in eine lange Spitze ausgezogen, jedenfalls deutlich länger als breit, oft nicht flach ausgebreitet sondern m. o. w. v-förmig gefaltet. Diese ungestielte und gefaltete Blattausbildung scheint bei P. grandiflora die Regel zu sein. Während bei P. vulgaris und P. grandiflora die Stängelblätter ganzrandig sind, sind sie bei P. laciniata meist m. o. w. durch unregelmäßige Einschnitte in verschieden breite Abschnitte geteilt (= laziniat).
Bild 13: Prunella grandiflora (g) und P. vulgaris (v)._Blattmerkmale 2
Bei Prunella grandiflora ist der Blütenstand deutlich gestielt, weil zwischen dem obersten Stängelblatt und dem untersten Knäuel-Tragblatt ein Abstand von mindestens 5 mm eingehalten wird [1]. Bei den beiden anderen Arten sind die obersten Stängelblätter fast ganz an die untersten Knäuel-Tragblätter herangerückt, der Abstand beträgt höchstens 2 mm [2].
[1] Xflora:793 "oberstes StgBPaar vom GesamtBlüstd entfernt > P. grandiflora; oberstes StgBPaar (nicht Knäuel-TragB!) den GesamtBlüstd umgebend > P. vulgaris & P. laciniata"_Bei Hegi (V-4: 2382) wird der Abstand mit m. o. w. 1 bis 5, selten bis 9 cm angegeben_An den Vöslauer Pflanzen konnte ich selten längere Stängelinternodien als 1 cm, oft aber zwischen 5 und 10 mm, beobachten. [2] Beobachtungen an den Vöslauer Pflanzen
Bild 15: Haare an Stängeln und Unterseiten der Stängelblätter von Prunella vulgaris, P. laciniata und P. grandiflora.
Die runden Bildausschnitte haben jeweils einen Durchmesser von 1 mm.
Die Sprosse der Klein-Braunelle / Prunella vulgaris sind „spärlich behaart"[1], die der Großblüten-Brunelle / Prunella grandiflora „locker mit weißen Gliederhaaren besetzt"[2] (bei diesen beiden Arten oft noch weniger als auf diesen Fotos), die der Schlitzblatt-Braunelle / Prunella laciniata „meist ziemlich dicht mit weißen, etwas krausen Gliederhaaren" [3]
[1] HEGI V-4: 2380 [2] HEGI V-4: 2382 [3] HEGI V-4: 2378
Hybriden zwischen den Braunellenarten
Immer wieder sind Braunellen zu beobachten, bei denen das eine oder andere Merkmal nicht mit den übrigen übereinstimmt: Hybriden sind nicht selten. [1] Xflora:793; BECK: 1007-1008; HEGI V-4: 2384
Bild 14: Prunella laciniata x vulgaris_östlich vom Schwabengraben (Fundort wie bei Bild 10)
Die Beschreibung passt recht gut: „Von P. laciniata besonders durch die meist schwächere Behaarung und die m. o. w. blauvioletten Blüten, von P. vulgaris durch die stärkere Behaarung und die meist m. o. w. fiederspaltigen oberen Laubblätter [...] verschieden." [1]
[1] HEGI V-4:2384
Bild 16: Prunella laciniata x grandiflora cf!_Harzberg_10. Juli 2013-08.jpg
Merkmale der Weiß-Braunelle sind die zerschlitzten Blätter, die Kronenlänge von etwa 15 mm und der spitze Zahn an den längeren Staubfäden, Merkmale der Großblüten-Braunelle sind der 9 mm lange Stiel des Blütenstandes und die blaue Farbe der Kronen (und die geringe Länge des Zahns auf dem Staubfaden?). In unmittelbarer Nähe wuchsen Großblüten-Braunellen, nicht aber Weiß-Braunellen. Bastarde kommen aber auch vor, wenn eine Elternart, meist die Weiß-Brunelle, fehlt (oder übersehen wurde) [1] HEGI V-4:2384
Bild 17: Prunella grandiflora x laciniata cf._Hüterriegel_30. Juni 2002
Selten soll es auch weiß blühende Individuen von der Großblüten-Braunelle geben [1]. Hier sprechen aber die spitzen Zähne an den längeren Staubfäden (Pfeile) in Kombination mit der weißen Blütenfarbe und den nur 18 mm langen Blüten eher für eine Hybride mit der Weiß-Braunelle / Prunella laciniata.
[1] HEGI V-4_ 2382f
Bild 18: Prunella grandiflora x laciniata cf._Weg von der Sandbergstraße zur Roverhütte_14. Juni 2005
Auch hier dürfte es sich um einen Bastard aus Großblüten- mit Schlitzblatt-Braunelle handeln.
(am 14. 06. hatte ich noch erwartet, in wenigen Tagen eine Schlitzblatt-Braunelle fotografieren zu können.)
Von der Weiß-Braunelle haben diese Pflanzen die Weißfärbung der Kronenunterlippe und die Form der Stängelblätter, von der Großblüten-Braunelle die violette Kronenoberlippe, den Stiel des Blütenstandes und die kurzen, runden Höcker auf den langen Staubfäden.
Bild 19:
Oben 1x Weiß-Braunelle / Prunella laciniata, unten 2x Klein-Braunelle / Prunella vulgaris
und 1x Großblüten-Braunelle / Prunella grandiflora_ 11. Juli 2014
Bild 20: Prunella vulgaris_Melkerwald im Manhartstal_26. Juli 2014
Zahlreiche dem Rhizom entspringende Sprosse liegen ein gutes Stück dem Boden auf und bewurzeln sich in diesem Bereich. Mit diesen Legetrieben können die Braunellen ihren Wuchsort flächig und vollständig bedecken.
Bild 20: Prunella grandiflora_oberhalb vom Wilden Ofen, Wegrand in jungem Schwarzföhrenwald_20. Juli 2008