März 2005
Groß-Kuhschelle oder Pannonische Kuhschelle /Pulsatilla grandis
Bild 01: Pulsatilla grandis_Sonnenweg_24. Februar 2002
Die Große Kuhschelle / Pulsatilla grandis ist eine Steppenpflanze. So ist sie gegen sommerliche Trockenheit gerüstet, kommt also mit wenig Wasser aus, braucht aber viel Licht. Eine weitere Bedingung für ihr Wohlergehen ist die Armut an Stickstoffdünger im Boden. Diese Voraussetzungen sind in den Halbtrockenrasen erfüllt. Daher finden wir sie in offenen Rasenplätzen, z.B. am Sonnenweg, bei der Hüterhütte und auf der Leopoldshöhe; im lichten Schatten des Schwarzföhrenwaldsaumes überlebt sie gerade noch.
Die Kuhschellen stehen unter Naturschutz. Das weiß heute jedes Kind; daher ist ihr Bestand kaum durch unerlaubtes Pflücken gefährdet. Vielmehr ist ihre Existenz in unserem Gemeindegebiet durch das Zuwachsen ihrer Standorte bedroht. Während bis vor einigen Jahrzehnten viele Flächen durch Weidevieh, vor allem durch Ziegen, offen gehalten wurden, haben sich nun von den Waldrändern her die Schwarzföhren ausgebreitet und den Lebensraum der lichtbedürftigen Pflanzen immer mehr eingeengt. Will man Volllichtpflanzen wie die Große Küchenschelle erhalten, so muss man aktiv werden. Naturschutz heißt in diesem Fall nicht "nichts tun". Artenschutz bedeutet Biotoppflege: Durch gezielte Entnahme jener Bäume, die den Standort der Kuhschellen und ihrer Begleiter beschatten, werden diese Biotope offen gehalten und damit vor dem Untergang bewahrt. Nicht jede Schlägerung ist also ein "Baummord", sondern in unserem Falle aus Gründen des Artenschutzes unbedingt notwendig.
Bild 02: Pulsatilla grandis_Lichtung im Föhrenwald, MariaZellerZwickel_30.März 2003
Die Blüte der Großen Kuhschelle weist mit ihrer Öffnung nach oben und präsentiert uns und den bestäubenden Bienen die leuchtend gelben Staubgefäße. Ein Teil der Staubbeutel ist schon geplatzt, der Pollen liegt bereit. In der Mitte werden die Staubgefäße überragt von einem Büschel aus lila, fadenförmigen Narben, von denen jede am unteren Ende einem Fruchtknoten aufsitzt. Daraus entwickeln sich viele kleine, harte Früchte, die langen Narben bleiben nach der Blüte erhalten, verlängern sich und sind mit hygroskopischen Haaren besetzt; d.h., dass sie sich bei Trockenheit von der Narbe abspreizen und dadurch für den Wind eine größere Angriffsfläche bieten. Als "Federschweifflieger" können die Früchte so vertragen werden, aber auch dadurch, dass sie wie zarte Kletten an vorbeistreifenden Tieren oder Menschen haften bleiben. Bis die Früchte reif sind, dauert es aber noch 3 bis 4 Monate.
Alte Kuhschellenstöcke können zahlreiche Blütenstiele ausbilden. Die Kronblätter der ältesten Blüten verwelken schon, während die letzten Blüten sich gerade erst aus den Knospen entfalten. Gut erkennbar sind die Hochblätter. Von den neuen Grundblättern ist noch nichts, von jenen des Vorjahres sind vertrocknete Reste zu sehen. Dieser Kuhschellenbiotop wird von den älteren Föhren am Rande und jungen Bäumen inmitten dieser Fläche zusehends beschattet. Die Gefahr für die Vitalität der Kuhschellen und der übrigen Pflanzen dieser Rasenfläche wird durch die folgende Aufnahme deutlich.
Vor etwa 10 Jahren existierte auf dem Bereich, der heute von den Föhren beschattet wird, ein bunter Trockenrasen. Heute ist diese Fläche mit einer monotonen Nadelstreulage bedeckt, die Trockenrasenarten sind am Lichtmangel zu Grunde gegangen. Die Kettensäge sollte dafür sorgen, dass in einigen Jahren nicht der gesamte Trockenrasen dieses Schicksal erleidet, sondern dass vielmehr diese Fläche allmählich wieder von lichtbedürftigen Arten besiedelt werden kann.
Ergänzung am 25. März 2005:
Bild 05: Pulsatilla grandis_Sonnenweg_25. März 2005
Heuer sind die Kuhschellen als Folge des lang anhaltenden Winters spät dran. (vgl. mit dem ersten Bild)
Bild 06: Pulsatilla grandis_Sonnenweg_25. März 2005
Einige Bäume, die den Trockenrasen am Sonnenweg schon stark beschattet hatten, sind in den letzten Tagen entfernt worden. Weitere werden folgen, wenn die durch die drohende Borkenkäfergefahr dringend notwendig gewordenen Arbeiten abgeschlossen sein werden. Zuerst müssen Stämme und stärkeres Astholz gefällter Schwarzföhren aufgearbeitet werden, um eine Käferkalamität zu vermeiden. Dann werden sich die Forstarbeiter der Gemeinde auch wieder der Fortführung der geplanten Auslichtungen im Bereich der Trockenrasen widmen können. Diesen fleißigen Männern soll hier für diese Arbeit besonders gedankt werden! Möglich wurden diese gezielten Auflichtungen durch das große Verständnis für das Anliegen der Biotoppflege, das die für den Wald verantwortlichen Herren der Gemeinde aufgebracht haben. Verantwortliche und Durchführende: Bitte vor den Vorhang!