Mai 2007

Österreichisches Glatt-Brillenschötchen /
Biscutella laevigata subsp. austriaca

Bild 01: Biscutella laevigata subsp. austriaca_Soosser Lindkogel_29. April 2007
Der Name des Brillenschötchens wird erst nach der Blüte verständlich: Die Mitglieder dieser Gattung sind Kreuzblütler, deren Früchte als brillenförmige Schötchen ausgebildet werden. Von Carl LInné, dem Begründer der wissenschaftlichen Namensgebung, erhielt die Gattung den Namen Biscutella[1]. Die Gattung umfasst mehrere Arten und zahlreiche Unterarten, in Österreich ist nur die Art Biscutilla laevigata [2], Glattfrüchtiges Brillenschötchen, diese aber in drei Unterarten (subspecies) vertreten[3].
[1] bi = zweifach und scutella = flache Trinkschale (Nicht wie irrtümlich als Verkleinerungsform von scutum = Schild verstanden: Das Scutum der römischen Legionäre war ein rechteckiger Ganzkörperschild und nicht ein Rundschild, dieser hieß bei den antiken Griechen Hoplon, bei den Römern Clupeus [Kleiner Stowasser: 443;  httpp://www.uni-leipzig.de/~geschalt/pag/schild.html ]. Auf ungenaue Übersetzungen bei Verfassern von Wörterbüchern im 18. Jahrhundert  macht MARZELL [1: 606 & 38(Planer) & 41(Reuß) & Nemnich(35f)] aufmerksam, GENAUST [: 100] leitet  es dennoch 1996 von scutum = kleiner Schild her.  [2] laevigatus = glatt, geglättet    [3] Xflora2005: 645

Bild 1: Biscutella laevigata subsp. austriaca_Soosser Lindkogel_April 29. 2007_08a

Bild 02: Biscutella laevigata subsp. austriaca_Soosser Lindkogel_29. April 2007
Die Unterart Österreichisches Glatt-Brillenschötschen (Biscutella laevigata subsp. austriaca) kommt nur östlich der Ennstaler Alpen vor und ist gekennzeichnet durch breit-lanzettliche Grundblätter, die höchstens viermal so lang wie breit sind. Dadurch unterscheidet es sich von einer weiteren Unterart, die längere und schmälere Grundblätter hat und deren Areal westlch anschließt.
In Europa gibt es eine Reihe weiterer Unterarten.

Bild 2: Biscutella laevigata subsp. austriaca_Soosser Lindkogel_April 29.2007-4a

Bild 03: Biscutella laevigata_Riesleiten_Mai 01.2005
Unser Brillenschötchen ist konkurrenzschwach, sein Vorkommen daher auf trockene Dolomitböden beschränkt. Wir finden es deshalb in den Kalkalpen nur in den alpinen Magerrasen und Schutthalden, im Vöslauer Gemeindegebiet nur in den aufgelichteten Schwarzföhrenwäldern und an deren Rändern. Die gemeinsame Ursache für das Vorkommen auf diesen extremen Standorten und für die Aufsplitterung der Brillenschötchen in zahlreiche Unterarten liegt in der Vegetationsentwicklung wahrend der und nach den Eiszeiten. Während der letzten Eiszeit besiedelte die Ur-Sippe der Brillenschötchen die gesamte tundrenartige Landschaft im Vorfeld der Gletscher. Als es wärmer wurde, schmolzen die Gletscher, und die Baumarten, die im südlichen Europa die kalten Zeiten überlebt hatten, wanderten allmählich in unseren Raum ein. Dadurch wurde der Lebensraum der Brillenschötchen immer mehr eingeengt und zerteilt. Nur auf Standorten, die für die Waldarten unzureichend waren, im Gebirge zu kalt, bei uns zu trocken, ermöglichten das Überleben. [3] In den Jahrtausenden seit dieser Trennung haben sich in den einzelnen voneinander getrennten Sippen einzelne Merkmale, wie z.B. die Form der Grundblätter, in unterschiedlicher Weise herausgebildet.
[3] Dazu: http://www.biozac.de/biozac/schule/Biscutel.htm
Bild 3: Biscutella laevigata_Riesleiten_Mai 01.2005-09

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Bild 04: Biscutella laevigata_Riesleiten_ 01. Mai 2005Bild 4: Biscutella laevigata_Riesleiten_Mai 01.2005_15

Bild 05: Biscutella_Schoetchen
Schon in den Fruchtknoten der kleinen (etwa 8mm langen) Kreuzblüten ist die Form der Schötchen angelegt. (Die "Brillen" sind etwa 7mm hoch und 14mm breit.)

Bild 5: Biscutella_Schoetchen