Video und Bericht: Zeitzeugen erinnern sich

Vom Projekt „Audit familienfreundliche Gemeinde" wurde eine Aktion gestartet, mit der ältere Zeitzeugen eingeladen werden, über die Geschichte von Bad Vöslau - vor allem in den Nachkriegsjahren - zu erzählen. Das erste Gespräch wurde von Bgm. DI Christoph Prinz und Werner Feltrini mit Johanna Sebestik, Jahrgang 1921, geführt. Die Interviews werden auch von „Stadtfilmer" Werner Predota mit der Kamera aufgenommen und in geraffter Form auf der Internetseite von Bad Vöslau zu sehen und zu hören sein.

Johanna Sebestik hat, gemeinsam mit ihrem Mann, jahrzehntelang das bekannte Gasthaus „Franzl-Wirt" in der Bahnstraße geführt und hat vor allem auch die Geschichte der Kammgarnfabrik hautnah miterlebt. Für die Arbeiter „der Kammgarn" war der Franzl-Wirt ein Stammlokal, wie Johanna Sebestik zu erzählen weiß.

Die Fabrik, so Sebestik, war die wirtschaftliche Seele der Stadt. Die vielen Geschäfte (z. B. Olbrich, Paulsen, Drogerie Gratzer, usw.) haben von den Arbeiterinnen und Arbeitern gut gelebt. Auch der Franzl-Wirt war unmittelbar betroffen Schon vor 6 Uhr, also vor der Frühschicht, wurde das Wirtshaus frequentiert. Auch der Sparverein hat zu der Belebung beigetragen, ebenso wie die Kartenrunden. Allerdings, so Sebestik, beim Franzl-Wirt durfte nur ohne Geld gespielt werden. Und beim Stammtisch wurde oft sehr heftig diskutiert.

Die „Kammgarn" war aber auch ein sehr soziales Unternehmen, berichtet Johanna Sebestik. Es gab einen Betriebsarzt, die Familien durften auch die Bäder und Duschen benützen, denn früher hatte ja kaum jemand ein Badezimmer. Und mit den verschiedenen Sportsektionen hat die Fabrik auch viel für die Freizeit der Beschäftigten getan. An die Russenzeit hat Sebestik keine schlechten Erinnerungen: „Die Kommandantur hat sehr streng über die russischen Soldaten gewacht".

Ein interessantes Gespräch, das viel über die Nachkriegszeit der Stadt Bad Vöslau erzählt.

Interview mit Johanna Sebestik von Bgm. DI Prinz und Werner Feltrini, mit der Kamera festgehalten von Werner Predota.