FEBRUAR 2013

Arten in den Schwarzföhrenwäldern 1:

Erd-Segge / Carex humilis  Bilder: Bild 4 und März 2010

Schnee-Heide (Erika) / Erica carnea   Bilder: 1, 2, 6 bis 12

Buchs-Kreuzblume / Polygala chamaebuxus  Bilder:  1, 3, 13 bis 19

Kalk-Blaugras / Sesleria caerulea  (S. albicans, S. varia)      Bilder: Bild 5 und Februar 2010

 Link zur Tabelle "Arten in Schwarzföhrenwäldern"  und Link zu Quellenangaben


 Bild 1: Erica carnea & Polygala chamaebuxus_13. Jänner 2013_Mariazeller Zwickel
Durch die winterliche Schneedecke im Schwarzföhrenwald ragen oft die Triebe der Buchs-Kreuzblume /Polygala chamaebuxus und der Schneeheide (Erika) / Erica carnea.

Durch die winterliche Schneedecke im Schwarzföhrenwald ragen oft die Triebe der Buchs-Kreuzblume /Polygala chamaebuxus und der Schneeheide (Erika) / Erica carnea

 Diese beiden Zwergsträucher kommen gemeinsam mit dem Blaugras / Sesleria albicans und der Erd-Segge / Carex humilis in den meisten Föhrenwäldern vor, in den  Rotföhrenwäldern der Voralpen und Alpen ebenso wie in unseren Schwarzföhrenwäldern am Alpenostrand [1] . Diese vier Arten scheinen auch (außerhalb des Gemeindegebietes von Bad Vöslau) in einigen alpinen Rasengesellschaften auf.
[1] WILLNER & GRABHERR 1: 170. 174

Bild 2: Erica carnea_14.März 2004_am Nordhang des Hauerberges
Schneeheide dürfte in unserer Gegend nie ein allgemeinsprachlicher Name für diesen Zwergstrauch gewesen sein, jeder kennt diese Pflanze hier nur unter „die Erika". Schneeheide ist ein Büchername und wird als solcher auch in Pflanzenkatalogen verwendet.

Unverwechselbar und leicht zu erkennen: die kleinen Stämme und Zweige der Erika (Schneeheide) / Erica carnea mit ihren immergrünen nadelförmigen Blättern.

Bild 3 : Polygala chamaebuxus_13. Jänner 2013_Mariazeller Zwickel
Die ledrigen und immergrünen Blätter der Buchs-Kreuzblume / Polygala chamaebuxus waren wegen der Ähnlichkeit mit jenen des Buchsbaumes / Buxus sempervirens für den Büchernamen verantwortlich [1]. Gebräuchlich war und ist bei uns „Mirten", wegen der Ähnlichkeit mit den Blättern der mediterranen Echten Myrte / Myrtus communis.
[1] Der Name geht auf Conrad Gesner (1587) zurück : gr. chamai = auf der Erde, niedrig und lat. buxus „Buchs" (MARZELL)

Die ledrigen und immergrünen Blätter der Buchs-Kreuzblume / Polygala chamaebuxus waren wegen der Ähnlichkeit mit jenen des Buchsbaumes / Buxus sempervirens für den Büchernamen verantwortlich.

Bild 4: Carex humilis_07. April 2003_Sonnenweg
Der kranzförmige Wuchs alter Horste ist für die Erd-Segge / Carex humilis sehr typisch und auch im Winter an den Resten der abgestorbenen Vorjahresblätter gut zu erkennen. (Mehr zur Erd-Segge > März 2010)

Der kranzförmige Wuchs alter Horste ist für die Erd-Segge / Carex humilis sehr typisch und auch im Winter an den Resten der abgestorbenen Vorjahresblätter gut zu erkennen.

Bild 5: Sesleria albicans_07. April 2003_Harzberg, oberhalb der Marschgrube
Später Schneefall zur Blütezeit des Blaugrases / Sesleria caerulea.
(Mehr zum Kalk-Blaugras > April 2010)

Später Schneefall zur Blütezeit des Blaugrases

 


 Schneeheide (Erika) / Erica carnea

Bild 6: Erica carnea 06. März 2003_Am Rande der Forststraße durch den Murggengartengraben (=Merkensteinergraben).
Im unteren Bereich des Grabens, bald nach der Abzweigung der Forststraße, die in den eingezäunten Bereich führt, reicht der Schwarzföhrenwald bis an den Straßenrand heran.
In solchen Schwarzföhrenwäldern auf nach Westen und Norden abfallenden Hängen über Dolomitgestein kommt die Erika (Schneeheide) / Erica carnea mit hoher Regelmäßigkeit („Stetigkeit") vor.

Stetigkeit: ...Zuerst wird die Anzahl der Vegetationsaufnahmen, die zu einer Pflanzengesellschaft gehören, ausgezählt und dann wird die Häufigkeit der einzelnen Arten ausgezählt und schließlich der Anteil der Häufigkeit der einzelnen Arten an der Anzahl der Vegetationsaufnahmen errechnet und in einem Prozentwert ausgedrückt.(Wikipedia)  Beispiele im  Text zum folgenden Bild >

 Blühende Erika im schmelzenden Frühjahrsschnee

 

Bild 7: Erica carnea_24. März 2002_Zwischen Kreuzföhre und Zwei Föhren
Die Erika kann, wie hier, den Boden lückenlos und großflächig besiedeln. In anderen Schwarzföhrenwäldern westlich von Bad Vöslau bedeckt sie nur geringe Anteile bis zu einem Viertel der Fläche, in anderen, vor allem nach Süden orientierten Hängen, kann sie vollständig fehlen.

So scheint sie in den Vegetationsaufnahmen im Naturwaldreservat Merkenstein in etwa 80% der Schwarzföhrenwaldflächen mit geringer Artmächtigkeit (+ bis 2 > siehe den folgenden Absatz!) auf (ZUKRIGL), am Hauerberg in 100% aller nach N bis NW orientierten Probeflächen, in 57% der auf nach S bis SW abfallenden Hängen mit geringer bis hoher Deckung (1 bis 4) (KARRER). In 78% von 90 Aufnahmen in typischen Schwarzföhrenwäldern wurde das Vorklommen von Erica carnea protokolliert (WILLNER & GRABHERR 2: 195-197).
siehe auch >Tabelle "Arten in Schwarzföhrenwäldern"

Artmächtigkeit: Die Individuenzahl und/oder die Deckung werden abgeschätzt, in Gruppen geliedert, denen Symbole zugeordnet werden. Unter Deckung versteht man den Flächenanteil, den eine Art überdeckt. Es bedeutet: r = selten (1 Exemplar); + (sprich Kreuz) = 2 -5 Individuen, Deckung < 5%; 1 = 6 -50 Individuen, Deckung < 5%; 2 = über 50 Individuen, und / oder Deckung 5- 25 %; 3 = Individuenzahl beliebig, Deckung 25 - 50 % ; 4 = Individuenzahl beliebig, Deckung 51 - 75 % ; 5 = Individuenzahl beliebig, Deckung 76 - 100 % .

Die Erika kann, wie hier, den Boden lückenlos und großflächig besiedeln

Bild 8: Erica carnea_12. April 2009_Am Weg vom Soosser Lindkogel zum Hohen Lindkogel
Auch in Buchenwäldern, besonders in solchen mit lockerem Kronenschluss und auf steileren Hängen, kann die Erika auftreten.
So wurde Erica carnea in bodentrockenen Kalkbuchenwäldern im Naturwaldreservat Merkenstein Schöpfeben in 75% der Aufnahmeflächen mit Artmächtigkeitswerten von r bis 2 protokolliert ( ZUKRIGL Tabelle: D )

Auch in Buchenwäldern , besonders in solchen mit lockerem Kronenschluss und auf steileren Hängen,  kann die Erika auftreten.

 


 

Bild 9: Erica carnea_08. August 2010_Krainerwald
Die Schwarzföhrenwälder und die bodentrockenen Kalkbuchenwälder mit Erika haben Kalk oder -  auf Vöslauer Gemeindegebiet vor allem - Dolomit als Untergrundgestein.
Aber auch in Laubwäldern und Mischwäldern über karbonatarmem Untergrund, wie hier im Krainerwald unter Trauben-Eichen und den kalkempfindlichen Edelkastanien, kann Erika, selten und in geringen Mengen, gefunden werden.

Auch in Laubwäldern und Mischwäldern über kalkarmem Untergrund kann Erika selten und in geringen Mengen gefunden werden.

Bild10: Erica carnea_17. März 2008_Haidlhoferwald
Ungewöhnlich ist auch dieser Standort im Haidlhoferwald am Weg durch einen Mischwald aus Buchen, Tannen, Fichten, Lärchen, Trauben-Eichen, Rot-Föhren und einigen Schwarz-Föhren  von der Grossauer Höhe zur Beswaldföhre. Die Wegmulden sind zum Teil mit Dolomitsand aufgefüllt, ein Umstand, der wohl das Fortkommen der Erikapflanzen auf einer kleinen Fläche begünstigt.

Ungewöhnlich ist auch dieser Standort im Haidlhoferwald am Weg durch einen Mischwald aus Fichten, Lärchen, Rotföhren und einigen Schwarz-Föhren und Trauben-Eichen von der Grossauer Höhe zur Beswaldföhre

Bild 11: Erica carnea_18. August 2010:Haidlhoferwald
Noch ungewöhnlicher ist dieser Standort in einer kleinen Lichtung im Mischwald aus Tanne, Fichte, Rot-Föhre, Trauben-Eiche und Kastanie auf Lehmboden mit einer dichten Moosschicht, mit Wurmfarn / Dryopteris filix-mas und Jungpflanzen von der Tanne / Abies alba und der kalkempfindlichen Edelkastanie / Castanaea sativa.

Noch ungewöhnlicher ist dieser Standort in einer kleinen Lichtung im Mischwald aus Tanne, Fichte, Rot-Föhre, Eiche und Kastanie auf Lehmboden

 


 

Bild 12: Erica carnea_27.Jänner 2013_Riesleiten, nahe der Vöslauerhütte
Nach diesen Mitteilungen über außergewöhnliche Standorte soll betont werden, dass Erica carnea für die lichten Wäldern über Dolomitgestein, vor allem für die Schwarzföhrenwälder, charakteristisch ist.

Erika im Schwarzföhrenwald nahe der Vöslauerhütte

 


 Buchs-Kreuzblume ("Myrtn") / Polygala chamaebuxus

 Bild 13: Polygala chamaebuxus_28. Jäner 2007_am Grenzweg von Hinteren Soosser Lindkogel zum Brennersteig
Die Buchs-Kreuzblume ist charakteristisch für die reinen Schwarzföhrenwälder, aber auch in manchen Mischwäldern, in denen zur Schwarzföhre Buchen (Fagus sylvatica) oder Eichen (Quercus petraea & vor allem mit Quercus pubescens ) treten, kommt sie  mit hoher Stetigkeit vor. 

*Naturwaldreservat Merkenstein Schöpfeben: In allen 35 Aufnahmen von Schwarzföhrenwäldern ist Polygala chamaebuxus mit Artmächtigkeitswerten von + bis 3, zum allergrößten Teil (26x) mit dem Deckungswert 2, notiert, im bodentrockenen Kalkbuchenwald in allen Aufnahmeflächen mit Werten von + bis 3, überwiegend mit 2 (9 von 12 Aufnahmen)
[ZUKRIGL, Tabelle A-C und D]
*Hauerberg: In 18 von 19 Aufnahmeflächen von Schwarzföhrenwäldern wurde Polygala chamaebuxus mit Artmächtigkeitswerten von + bis 3, überwiegend 1 und 2 protokolliert.
 [KARRER]
*In 90% der 196 Aufnahmen von Schwarzföhrenwäldern kommt Polygala chamaebuxus (mit mittlerer Artmächtigkeit 1) vor. [WILLNER & GRABHERR: Seslerio-Pinetum nigrae: 1: 174; 2: 182-185]
*Vom Alpenostrand-Flaumeichenbuschwald wurden 23 Aufnahmen ausgewertet: Quercus petraea (in 39% der 23 Flächen), Qu. pubescens (87%)
DA: Pinus nigra (70%), Acer pseudoplatanus ( nur juv. 57%), Fagus sylvatica (9&, juv. 52%); Daphne laureola, Buphthalmum salicifolium, Carex alba, Fragaria vesca, Hepatica nobilis, Melica nutans, Polygala chamaebuxus  (83%), Serratula tinctoria, Veratrum nigrum
[WILLNER & GRABHERR: Geranio sanguinii-Quercetum pubescentis - polygaletosum chamaebuxi.  1: 101; 2: 74-77]

[> siehe auch >Tabelle "Arten in Schwarzföhrenwäldern"]

Die Buchs-Kreuzblume ist charakteristisch für die reinen Schwarzföhrenwälder, aber auch in manchen Mischwäldern, in denen zur Schwarzföhre die Buche  tritt, kommt sie vor .

Bild 14: Polygala chamaebuxus_11. April 2010_Hinterer Soosser Lindkogel:
Eine freie Fläche nach abgebranntem Schwarzföhrenwald, nun wieder Schwarzföhrenverjüngung:
An solchen Stellen entwickelt die Buchs-Kreuzblume dichten Teppichwuchs.

Auf freien Flächen entwickelt die Buchs-Kreuzblume dichten Teppichwuchs.

 

Bild 15: Polygala chamaebuxus 01. Mai 2005_Föhrenwald Riesleiten
Die Blüte setzt sich aus drei Kron- und fünf Kelchblättern zusammen. Die Kronblätter sind am Grunde miteinander verwachsen, das unterste bildet ein „Schiffchen", eine bootsartige Wölbung, die mit vier oder fünf lappigen Anhängseln endet. Von den fünf Kelchblättern sind drei klein und unauffällig, zwei bilden kronblattartige aufwärts gebogene Flügel und erhöhen dadurch die anlockende Signalwirkung der Blüte. Die Kronblätter sind in der unteren Hälfte meist weiß, an der Spitze gelb, bei älteren Blüten verändert sich das Gelb zu einem gedämpften Orange. Die Kelchflügel sind so gefärbt wie die untere Hälfte der Kronblätter, in diesem Fall weiß.

Blühende Buchs-Kreuzblume mit gelb-weißer Blütenfarbe


Bild 16: Polygala chamaebuxus:
Selten, aber doch immer wieder, trifft man Farbvarianten an.

Oben: Die häufigste Variante (Blüten von oben: man erkennt die lappigen Anhängsel an dem untersten Kronblatt_27. April 2002_Mariazeller Zwickel).
Rechts: Die Spitze der Kronblätter ist kräftig dunkelrot, der untere Teil in dieser Farbe zart überhaucht (1. Mai 2005_Riesleiten).
Links und unten: Die Kronblätter sind an der Spitze gelb, sonst wie die Kelchflügel hell- oder dunkelpurpurrot gefärbt (li: 8. April 2008_oberhalb der Helenenhöhe; unten: 1. Mai 2004_Scheiterboden).

Farbvarianten bei der Buchs-Kreuzblume

 


 

Bild 17: Polygala chamaebuxus_20. April 2008_an der Forststraße vom östlichen Ende der Hofstättenwiese zum Roten Kreuz.
Es überrascht etwas, dass die Buchs-Kreuzblume auch südlich des Rohrbachs am Rande eines Mischwaldes mit geforsteten Fichten wächst. Die geologische Karte zeigt, dass in diesem Bereich der Hauptdolomit über den Rohrbach in den kalkarmen Triestingschotter hineinragt.

Buchs-Kreuzblume in einem Fichtenforst


Bild 18: Polygala chamaebuxus_18. April 2010 _am Grenzweg vom Rottekreuz zur Grenzföhre im Buchbachtal
Dieser Fundort auf dem Rücken des vor etwa 11 Millionen Jahren abgelagerten Triestingschotters (Geol.Karte: Nr. 18) überrascht noch mehr, weil hier auf einem lehmigen Boden mit größeren und kleineren Flyschgeröll dem Augenschein nach die Kalkkomponente völlig fehlt. Möglicherweise ist, oberflächlich nicht erkennbar, an dieser Stelle des Vogelsangwaldes der Boden doch etwas kalkreicher. Auch ein kleiner Bestand von Blaugras / Sesleria coerulea existiert in unmittelbarer Nähe dieser Stelle.

Buchs-Kreuzblume auf lehmigem Boden


 

Bild 19: Polygala chamaebuxus_15.04.2007_Fundort  wie Bild 14
Dieser Fund (Bild 18) ist eine Ausnahme. Denn die Buchs-Kreuzblume / Polygala chamaebuxus ist bei uns eine charakteristische Art der lichten, trockene Wälder über Dolomitgestein, mit Schwerpunkt in den Schwarzföhrenwäldern, in deren Säumen und in deren Lichtungen, die durch natürliche Waldentwicklung, Brand oder Holzeinschlag entstanden sind.

Buchs-Kreuzblume auf steinigem Boden


 

In den nächsten Monaten werden hier weitere Arten vorgestellt, die  in den Schwarzföhrenwäldern wachsen.