Oktober 2018


Bild 01: Portulacea oleracea_Straßenrand Gainfarn_9. September 2005
Der Portulak fällt durch niederliegende, flachausgebreitete, oft rot gefärbte Sprossachsen und fleischige (sukkkulente) Blätter auf. Die Seitenäste sind am Ende leicht aufgebogen und können bis zu 60 cm lang werden.
Der Portulak ist sehr wärmebedürftig. In Österreich kommt Portulaca oleracea in allen Bundesländern vor, allerdings nur in niederen Lagen auf sonnigen Standorten [1]. Die Keimlinge sind äußerst kälteempfindlich, sie sterben bereits bei + 10° Celsius ab. [2]
Seine ursprüngliche Heimat ist das östliche Mittelmeergebiet, das subtropische Asien und Nordafrika. (Auch in Amerika war es schon vor der Entdeckung durch Kolumbus verbreitet. [3] )
[1] Portulaca oleracea ist eine starklicht- und wärmeliebende Art, bei 50% Beschattung sinkt die Trockenmasse-Produktion auf 25%. [KAESTNER & al. 2001: 182]
[2] ] KÖRBER-GROHNE: 297
[3] KAESTNER & al. 2001: 181; WALTER J. 2006: 239
Eine Pflanze des gemüse-Portulaks von oben

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Bild 02: Portulaca oleracea_Rathausgasse_11. September 2010
Er wurzelt in mäßig bis sehr trockenen, nährstoffreichen Ruderalfluren, in Weingärten, in Sand- und Feinschotterböden, in Fugen von Pflasterflächen , Randsteinen und Mauerfüßen , in dünnen Moosauflagen über betonierten oder aphaltierten, gering trittbeienträchtigten Flächen.
auffallend rote Triebe des Gemüse-Portulaks

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Bild 03: Portulaca oleracea_Badplatz_28. September 2012
GemüsePortulak in einer Betonfuge

Bild 04: Portulaca oleracea_ehemaliges militärisches Übungsgelände_09. Juli 2011
Portulak in einer dünnen Moosschicht auf beton

Bild 05: Portulaca oleracea_Rabatte in der Hochstraße_29. Juli 2006
Gemüse-Portulak auf nackter Erde

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Bild 06: Portulaca oleracea_Gainfarn, Friedhof_30. August 2017
Portulak auf frischer Erde pohne Blüten

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Bild 07: Portulaca oleracea & Berteroa incana_Florastraße_31. August 2015
In einem schnmalen Grünstreifen neben dem Gehsteig  blühen trotz des regelmäßigen Rasenmähens die Graukresse (weil sie sich gut regenerieren kann) und der Gemüse-Portulak (weil er wegen seiner niederliegenden Sprosse vom Messer des Rasenmähers nicht erfasst wird).
Portulak und Graukresse

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Bild 08:  Portulaca oleracea_oben: Florastraße, (gedüngte?) Rabatte_07. September 2012-03.jpg__unten: Parkplatz Bahngasse, Rabatte_beide 7. September 2012
Laubblatt und Blütengröße hängen von Standortverhältnissen ab. „Da besonders an ruderalen Standorten häufig Mikrohabitate ausgebildet sind, können Individuen derselben Population unterschiedlich gestaltet sein. Stickstoff und vermutlich Phosphor können zu sehr üppigen, stark sukkulenten Mastexemplaren führen. Umgekehrt werden etwa in sandigen Pflastersteinritzen, die der Sonne voll ausgesetzt und z.T. trittbeeinträchtigt sind, Hungerexemplare ausgebildet .“ [WALTER J.2006: 138]
üppig wachsende und kümmernde Pfalnzen von gemüse-Portulak

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Der Portulak ist eine Art, die schon seit sehr langer Zeit als Gemüse genutzt wird. Noch heute wird er in (halb)trockene Gebieten kultiviert und auf Märkten feilgeboten [1].  Die älteste Nachricht über seine Verwendung sind auf einer Tontafel aus dem 8. Jahrhundert vor Ch. aus Babylonien überliefert: Unter den aufgelisteten Arten im königlichen Heilpflanzengartens ist auch der Portulak [2]. Nach Mitteleuropa kam der Portulak durch die Römer [3],  Samenfunde gibt es vom Mittelalter an. Schriftliche Quellen sind von Theophrastus (371-287 v. Chr) bis in die Neuzeit überliefert. „Im Kräuterbuch von Leonhard FUCHS (1543) wird sowohl der kultivierte als auch der wilde Portulak unter der Bezeichnung Burtzel (lateinisch portulaca) abgebildet und beschrieben, seine Verwendung als Salat- und Heilpflanze genannt."[4]
[1] WALTER J.: 235
[2] wikipedia: Marduk-apla-iddina_II Marduk https://de.wikipedia.org/wiki/Marduk-apla-iddina_II.
[3] ENIGL & KOLLER: 14
[4] KÖRBER-GROHNE: 298, FUCHS: http://www.waimann.de/capitel/inhalt.html

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Bild 09: Portulaca oleracea_Pflanztrog_11. September 2010
Vom wild wachsenden Portulak werden in Europa ein Dutzend Unterarten unterschieden, von denen in Österreich (neben der selten verwilderten Kultursippe [1]) fünf nachgewiesen sind [2]. Die Unterarten sind nur an den Oberflächenstrukturen reifer Samen [3] [4] zu unterscheiden.
[1]Der Garten-Portulak / Portulaca oleracea subsp. sativa hat größere Blätter, aufsteigenden bis aufrechten Wuchs und größere Samen [Xflora 2008: 370]
[2] WALTER J: 236f;  Xflora 2008: 370.
[3] Bei 40facher Vergrößerung und optimaler Beleuchtung: Lichtreflexionen lassen die feinen Skulpturen der Samenoberflächen, die zudem noch sehr variabel sein können, nicht klar erkennen.
[4] Siehe Abbildungen in Flora of Israel
Samen vom Gemüse-Portulak

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Bild 10: Portulaca oleracea_Hochstraße, Rabatte_29. Juli 2006
Die Blüten sitzen einzeln, selten zu zweit oder zu dritt, in den Achseln der oberen Laubblätter. Sie haben Durchmesser von etwa 1 cm und öffnen sich bei Sonnenschein vormittags nur einmalig für etwa 5 Stunden. Die Narben einer Blüte sind zum selben Zeitpunkt empfängnisbereit, zu dem die Staubgefäße den Pollen freisetzen. Dadurch kommt es oft zur Selbstbestäubung (Autogamie). Bei trübem Wetter bleiben sie geschlossen und es kann zur Selbstbestäubung innerhalb der geschlossenen Blüte (Kleistogamie) kommen [1]. Kronblätter sucht man oft vergeblich. Sie können oft verkümmert sein ( temperaturabhängig?) oder „nach der Blütezeit gallertig werden.“[2]
[1] DÜLL & DÜLL (2007): 278     [2] BECK NOE 384.
Blüte vom Gemüse-Portulak

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Bild 11: Portulaca oleracea: Fotos vom 24. September 2018_Rabattte, Florastraße
Reife Samen werden freigesetzt, wenn sich der Kapseldeckel an einer vorgeformten Trennlinie samt den Kelchblättern vom unteren Teil der Kapselfrucht löst. [BECK NOE 384].
[1] Zeichnung aus BECK NOE 384: Nur eines der beiden Kelchblätter (KeB) ist dargestellt. KaD = Kapseldeckel, KaU = unterer Teil der Kapsel , Sa = Samen
[2] Foto des abgetrennten Kapseldeckels (dieser aufgeschnitten), eines der beiden Kelchblätter ist entfernt
[3] Zwei Kapseln mit reifen Samen, deren Deckel sich abgelöst haben und eine von zwei Hochblättern („Kelchblättern“) umschlossene Blüte (Siehe auch das folgende Bild.)
Details zum Blütenbau bei Gemüse-Portulak

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Bild 12: Portulaca oleracea_Florastraße, Rabatte_ 24. September 2018
[1] Die beiden ungleich langen Kelchblätter (KeB1 & KeB2) wurden mit einer Pinzette weggezogen. Sie lösten sich dadurch entlang der Trennlinie (T) vom unteren Teil der Kapsel.   [2] Der darunter liegende Kapseldeckel (KaD) wurde z.T. geöffnet, die reifenden Samen wurden sichtbar. An der Wand des Deckels (zwischen diesem und den Innenseiten der Kelchblätter) wurden die Reste der gallertig veränderten Kronblätter (KroB) sichtbar.   [3] Aufnahme der Kronblätter durch das Mikroskop. (Reste von Staubgefäßen waren nicht mehr erkennen)
weitere Details zum Blütenbau vom Gemüse-Portulak

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Bild 13: Portulaca oleracea_Pflanztrog_11. September 2010
Alle Unterarten von Portulaca oleracea wachsen auf warmen, durch Bodenbearbeitung vorübergehend konkurrenzfreien Flächen oder in Fugenhabitaten, wo sie dank der großen Zahl und der lang anhaltenden Keimfähigleit der Samen [1] schnell individuenreiche Populationen aufbauen können. In diesem Pflanztrog sind einige Samen mit der Pflanzerde eingebracht worden, ein Aussetzen von Gartenpflanzen wurde verabsäumt. Dadurch konnte sich der Portulak ohne Konkurrenz kräftig entwickeln.
[1] Anzahl der Samen: Samen pro Kapsel ca. 70 (variiert von 2 bis 150, pro Pflanze bis 10 000, max 193000, Keimfähigkeit z.T. bis 40 jahre [KAESTNER&al 2001: 181 ]
Betontrog mit Gemüse-Portulak

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Bild 15: Portulaca grandiflora_Gainfarner Ökogarten_26. September 2018
Weitaus bunter präsentiert sich das ebenso einjährige Portulakröschen / Portulaca grandiflora mit Blüten von 3 – 5 cm Durchmesser in mehreren Farben. Die Blätter sind schmal linealisch und im Querschnitt rund. Die Art stammt aus Brasilien und kann bei uns nur als Zierpflanze in menschlicher Obhut, wie hier im Ökogarten in Gainfarn, überleben. (Selten können Pflanzen vom Portulakröschen verwildern [1], was aber in Bad Vöslau noch nicht beobachtet werden konnte.)
[1] Xflora2008: 370
kräftige farben der Blüten vom Portulakröschen