August 2014

Von der Gattung Klettenkerbel (Borstendolde) / Torilis kommen im Gebiet zwei Arten vor:
die
Wald-Borstendolde / Torilis japonica
und die
Acker-Borstendolde / Torilis arvensis.


Wald-Borstendolde / Torilis japonica

Bild 01: Torilis japonica_Waldrand im Grenzgraben_27. Juli 2008

Wald-Klettenkerbel am waldrand

 

Bild 02Chaerophyllum temulum_Waldrand nördlich von Haidlhof_12. Juni 2005 (Früchte: Merkenstein_6. August 2014)
Der Wald-Klettenkerbel ähnelt im Erscheinungsbild (Wuchsform, Blattschnitt, Standorte, Wuchshöhe) dem Taumel-Kälberkropf /Chaerophyllum temulum.

Taumel-Kälberkropf am Waldrand

 

Bild 03: Torilis japonica & Chaerophyllum temulum
links: Torilis japonica: Hanifland
rechts: Chaerophyllum temulum_o: Waldrand bei Merkenstein_u: Garten Oberkirchengasse
(Beide Arten können sich in schattigen Gärten gut entwickeln, wenn man sie nicht als Unkraut betrachtet.)

Torilis japonica: Borsten an den Früchten, Stängelhaare abwärts anliegend, Hüllchenblätter nicht bewimpert, H = 30-100 cm;
Chaerophyllum temulum: glatte Früchte, Stg unten mit abwärtsweisenden Haaren borstig-zottig, oben angedrückt-flaumig-borstig, Hüllchenblätter bewimpert, H = 30-100 cm;

Vergleich von Wald-Klettenkerbel mit Taumel-Kälberkropf

 

 

Bild 04: Torilis japonica_Buchbachtal, Lichtung in einem jungen Buchenwald_28. Juli 2010
Der Wald-Klettenkerbel kommt kaum im Inneren von Laubwäldern, meist an den Rändern von Gebüschen und Wäldern vor.

Wald-Klettenkerbel in einer Lichtung

 

Bild 05: Torilis japonica: Buchen-Tannen-Wald nahe dem Roten Kreuz_18. Juli 2004
Meist sind die Kronblätter des Wald-Borstenkerbels weiß, hin und wieder trifft man auch auf rosa gefärbte Pflanzen.

Wald-Klettenkerbel mit weißen und rosa Kornblättern

 

 

Bild 06: Torilis japonica
li o:Feldrand neben Schmeckendem Bach_29. September 2008
re o: Grabenböschung am Schmeckenden Bach_18. Juli 2012
unten: Grabenböschung am Schmeckenden Bach_28.Juli 2005
Selten treffen wir die Wald-Borstendolde auch auf vollsonnigen Standorten in der Feldflur an.

Wald-Klettenkerbel in der offenen Feldflur

 

 

Bild 07: Torilis japonica
Von oben nach unten: (1)  26.07.2014  (2)16.08.2014  (3) 26.07.2014   (4)23.09.2005

Spitzen der Stacheln an den Früchten vom Wald-Klettenkerbel

 

Bild 08: Torilis japonica Hüllblätter
An der Basis der Dolden des Wald-Klettenkerbels sitzen 4 bis 6 - manchmal auch bis 12 - Hüllblätter. Sie sind auf den ersten Blick oft nicht zu erkennen, weil sie sich eng an die Doldenstrahlen anlehnen können (gelbe Pfeile).

Hüllblätter an den Dolden vom Wald-Klettenkerbel

 

 

 


 Acker-Klettenkerbel / Torilis arvensis

Bild 09: Torilis arvensis
Oben: Weingarten Oberkirchen_20.Mai 2003
Unten: Weingarten Obere Granern_27.Juli 2003

eine kompaktere und einen  langstängelige Pflanze vom Acker-Klettenkerbel

 

Der Acker-Klettenkerbel hat einen dem Wald-Klettenkerbel ähnlichen Habitus, unterscheidet sich aber deutlich in zwei Merkmalen: ...

 Bild 10: Torilis arvensis_Hüllblätter
... Die Hüllblätter der Dolden fehlen meist völlig oder es sind höchstens zwei vorhanden (Pfeile). ...

Hüllblattsituation beim Acker-Klettenkerbel

 

 

Bild 11: Torilis arvensis_Weingarten Oberkirchen_20. Juni 2011
... Die Fruchtstacheln des Acker-Borstenkerbels enden an der Spitze mit winzigen Widerhäkchen.

Widerhakensptzen an den Fruchtstacheln vom Acker-Klettenkerbel

 

Bild 12: Torilis arvensis subsp. cf. neglecta_Weingärten Oberkirchen_20. Juni 2011
  Vom Acker-Borstenkerbel gibt es in Österreich zwei Unterarten,
den Gewöhnlichen Acker-Borstenkerbel / T. a. subsp. arvensis mit höchstens 30 cm Wuchshöhe und 3 bis 5 Doldenstrahlen und
den Verkannten Acker-Borstenkerbel / T. a. subsp. neglecta mit etwa doppelter Wuchshöhe und 6 - 12 (selten bis 20) Doldenstrahlen [1].
    Die Randblüten von T. a. subsp. neglecta strahlen deutlich, d.h. sie sind auffallend größer als die zum Zentrum der Döldchen gerichteten Kronblätter und mindestens 2mm lang, bei T. a. subsp. arvensis strahlen die höchstens 1,5 mm langen Randblüten nur schwach. Beim Verkannten Acker-Klettenkerbel soll der Griffel 3 bis 6 mal so lang wie der Griffelpolster (dicker blauer Doppelpfeil) sein, beim Gewöhnlichen Acker-Klettenkerbel soll er nur die 2 bis 3-fache Polsterhöhe erreichen [2].
   Die Unterscheidung der Unterarten ist schwierig ( z.B. dann, wenn die strahlenden Kronblätter zwischen 1,5 und 2 mm lang sind). Die Unterarten werden in der Exkursionsflora [3] als „taxonomisch kritische" d.h. noch unzureichend erforschte Sippen bewertet: "schwere Kost auch für Fortgeschrittene. Der Bestimmungsschlüssel gibt eher die Probleme als deren Bewältigung an."
[1]Xflora :840; Die in Vöslau wachsenden Acker-Borstendolden, die von mir als subsp. neglecta bestimmt wurden, haben zum Teil auch 5-strahlige Dolden   [2] Xflora: 840   [3] Xflora: 32, 840.

 Gesamterscheinung und Detail vom Verkannten Acker-Klettenkerbel

Die Unterart Gewöhnlicher Acker-Borstenkerbel / Torilis arvensis subsp. arvensis konnte bisher auf dem Gemeindegebiet nicht gefunden ( oder nicht erkannt?) werden.

Bild 13: Torilis arvensis_Obere Granern
  Großes Bild und links: 06. Jänner 2003 :
Links ein dichter Bestand aus trockenen Stängeln von Torilis arvensis subsp. neglecta. Die Teilfrüchte lösen sich zum Teil erst im Winter von ihren Fruchthaltern.
  rechts: 29. September 2002:
Eine Teilfrucht hängt noch am Y-förmigen Fruchthalter, der rechte Ast ist nach Abfall der zweiten Teilfrucht schon leer.)

Weingartenrand mit Trockenstängeln vom Acker-Klettenkerbel


Der Acker-Klettenkerbel gilt als sehr seltene und stark gefährdete Art, in Österreich kommt er nur in Wien, Niederösterreich und Burgenland im pannonischen Gebiet und an dessen Rändern vor, ehemalige Vorkommen in Oberösterreich und der Steiermark sind erloschen [1]. Auch auf unserem Gemeindegebiet sind nur mehr ganz wenige Fundorte erhalten geblieben. Ein sehr schöner Bestand, der in einem brachfallenden Weingarten in der Riede Obere Granern entlang einer Hecke bis etwa 2004 existiert hat (Bild 13), ist nach Rodung des Weingartens und der Hecke verschwunden.
[1] JANCHEN: 350, Xflora : 840

 

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